Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erfahren. So erging es unserem Vater bei seiner (Irr-)Fahrt durchs Reich der Kinderbücher: Gibt es einen Pfad, der zwischen Hexen, bösen Drachen, Kannibalismus und Totschlag zum Heil der Kinderseele führt? Hier erfahren Sie‘s! Kein Artikel nur für Eltern...
Es war einmal ein Vater, der zog aus, seinem jüngsten Sohn ein neues Bilderbuch zu kaufen. In der Hauptstadt seines Landes fand er alsbald die Gasse der Buchhändler und drang mutig in ihr Reich ein. Vorbei an Bildern von schrecklichen Dämonen und Hexen zog es ihn zu einem gar lieblichen Bild eines Fisches. „Dies könnte das rechte sein", dachte der Vater und schlug das Buch vom ‚Regenbogenfisch‘ auf:
Ein Fisch mit wunderschönen, schillernden Schuppen möchte seine Schuppen nicht abgeben, als diese von anderen Fischen begehrt werden. Daher meidet ihn das restliche Fischvolk. In seiner Verzweiflung und Einsamkeit bekommt er den Rat, seine Schuppen zu verteilen, so daß jeder Fisch etwas davon hat – und schon würde er wieder Freunde haben. Schließlich folgt er diesem Rat und wird tatsächlich damit wieder in die Gemeinschaft aufgenommen1.
Die Bilder waren wohlgeraten und dazu angetan, seinem Sohn zu gefallen. Doch halt! hörte der Vater da nicht eine Stimme sprechen: „Ist die Geschichte nicht vielmehr so zu erzählen: Ein wunderschöner Regenbogenfisch erfreute sich seines Lebens, als andere Fische ihn sahen und neidisch auf seine Schuppen wurden. Sie überlegten sich, wie sie diese dem Regenbogenfisch schlecht machen und ihm stehlen könnten. Sie schafften es, ihm ein schlechtes Gewissen einzureden und da er naiv war, bemerkte der Regenbogenfisch nicht ihre Boshaftigkeit und Arroganz.
Die Fische konnten seine Schönheit nicht ertragen, so verstießen sie ihn aus ihrer Gemeinschaft. Sie setzten ihn absichtlich größter Gefahr für Leib und Seele aus. Schließlich bestachen sie noch den Tintenfisch als ‚Ratgeber‘. Aber erst als sie mit dem Trick ‚armer kleiner Fisch‘ zu ihm kamen, fiel der Regenbogenfisch auf ihre Erpressung herein und begann seine silbernen Schuppen abzugeben, bis er nur noch eine hatte."
Der Vater erschrak und blickte verwundert auf das äußerlich so hübsche Buch. Weiter sprach die Stimme: „Nachdem der Regenbogenfisch sein physisches Leben beendet hatte, kam er vor den Weisen Rat der Fische: ‚Du hattest wundervolle, in vielen Inkarnationen erworbene Eigenschaften für diese letzte Verkörperung. Sie manifestierten sich in der vollkommenen Schönheit deiner Schuppen als Ausdruck deiner Göttlichen Individualität und der Fähigkeiten, die du in sieben Reichen erworben hattest. So solltest du ein Beispiel sein für die anderen Fische, damit sie ihre eigene Schönheit suchen und lieben lernen und in ihnen der Wunsch erwacht, ebenfalls all die Eigenschaften des Göttlichen in ihrem Leben zu verwirklichen.
Leider hast du dich durch ihren Egoismus in Form ihrer Habgier täuschen lassen. Wärest du noch einmal bereit, dein Licht zu ‚teilen‘, und zwar diesmal so, daß es auch in den anderen beginnt zu leuchten, ohne daß du meinst, deines mindern zu müssen?‘ Und freudig antwortet der Regenbogenfisch: ‚Ja!‘"
Da durchzuckte es den Vater und er erkannte: Die Aufgabe von Kinderbüchern sollte es sein, die Wirklichkeit des Himmels zu repräsentieren! „Woher hat der Regenbogenfisch denn seine Schuppen?", dachte er. „Hat er sie unrechtmäßig erworben? Nein, offensichtlich bekam er sie von Gott. Kann es dann Gottes Wille sein, daß er sie für den zweifelhaften Wert einer erkauften Freundschaft abgibt?"
Dem Vater fiel das kleine Mädchen ein, das seiner Mutter regelmäßig Geld stahl, um Süßigkeiten für seine ‚Freunde‘ zu kaufen.
„Bücher über den Himmel?", fragte die Bedienstete des Buchhändlers, „dort drüben in der Religionsecke." – „Nein, nein", widersprach der Vater, „der Himmel kommt doch dort nicht vor. Himmel ist, wenn jeder sein Bestes gibt!" Befremdet wandte er sich ab.
Ein Zwergengesichtchen gab ihm neue Hoffnung. Vielleicht gab es hier etwas Schönes und Reines. Ein Buch nach dem anderen ging durch des Vaters Hände und keines blieb lange darin. Sogar die Bücher über Elfen und Zwerge schienen nicht ohne Negativität auskommen zu können. Und nie wurde deutlich, daß die ,bösen' Elementarwesen durch menschliches Denken gefangene Elementarwesen sind. Die Wesen der Natur würden nicht mit diesen Problemen zu kämpfen haben, wenn wir nicht wären!
„Ach", seufzte der Vater, „was machen wir den Einhörnern das Leben schwer. Wir pflanzen die Unwahrheit in die kindlichen Seelen, wenn wir ihnen erzählen, die Elementarwesen seien natürlicherweise so ‚krachzerhaft‘2. Die Buchschreiber scheinen unfähig zu sein, die Geistigen Gesetze, die diese Welt unumstößlich bestimmen, in einer für die Kinder altersgerecht abgestuften Weise zu vermitteln. Erst rufen wir Neid und Angst, Gewalt und Unbarmherzigkeit in der Welt des Kindes hervor, um die Schwierigkeiten des Kindes, damit umzugehen, dann durch die entsprechende Literatur aufzuarbeiten. Genußvoll zelebrieren die Bücher die Darstellung von durch den Menschen hervorgebrachten negativen Gedankenformen, deren ‚Realität‘ noch durch die pädagogische Absicht gerechtfertigt erscheint. Können unsere Kinder denn etwas über den Himmel lernen, wenn menschliche Moral in den Büchern vorherrscht? Ist dies nicht wie mit den griechischen Göttern, die verzerrt und herabgezogen wurden in den Sumpf des kleinsten gemeinsamen Nenners, dem der menschlichen Persönlichkeit, ausgerichtet an der Angst?"
Kampfbereit schaute sich der Vater um: Wo waren die Dämonen der Angst? Die destruktiven Kräfte, die durch einige Menschen am ‚Leben‘ erhalten werden? Welche die Kinder so früh wie nur möglich an die menschlich-materielle Nahrung zu gewöhnen versuchen und sie der Geistigen Welt entfremden wollen. Die den Unterschied zwischen ‚He-Man‘ und Erzengel Michael verschwimmen lassen und die inneren Bilder, welche die Kinder aus dem Himmel mitbringen, verzerren.
Der Vater erinnerte sich an die Zeit, als man meinte, die Kinder möglichst früh mit der ‚Realität‘ konfrontieren zu müssen. Als man die Märchen veralberte...
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