Geld - das unerkannte Wesen

Geld ist etwas Wunderbares - wenn man richtig damit umzugehen weiß. Hier erfahren Sie, wie der richtige Umgang damit aussieht.

Vom Gelde ist zu sagen, was von Caligula gesagt wurde: Es hätte nie einen so guten Sklaven und nie einen so bösen Herrn gegeben wie ihn.

Montaigne

Das Wesen des Geldes

Wessen Gedanken ständig ums liebe Geld kreisen, der hat nichts von seiner wahren Essenz begriffen (Werbeplakat eines Kleinkredit-Unternehmens).

Haben Sie, lieber Leser, schon einmal von einem Lottogewinn geträumt? Haben Sie gedacht – ‚ach, hätte ich doch nur diese Million – oder gar den Jackpot mit 26 Millionen, dann wären die meisten meiner Probleme vom Tisch, und ich könnte endlich ein mir angemessenes Leben führen'?

Erstens, lieber Leser, war das ein höchst unsittlicher Traum. Zweitens hätten Sie mit Ihrem Gewinn vielleicht ihre alten Probleme gelöst – aber mit großer Wahrscheinlichkeit viele, viele neue Probleme geschaffen. Ach, schnöden Sie nun. Schon wieder jemand, der mir weismachen will, Geld sei böse und verwerflich. Keineswegs! Weit gefehlt! Geld ist etwas Wunderbares – wenn man richtig damit umzugehen weiß. Und weil es heute nur wenige Menschen gibt, die zum Geld ein wirklich unverkrampftes Verhältnis haben – Sie glauben uns nicht? Machen Sie den Test: Würden Sie Ihrem Nachbarn ohne weiteres sagen, wieviel Sie verdienen? Na also! Weil also die meisten Menschen Geld benützen, um Mauern um sich zu bauen, um Ängste zu hegen, um zu scheinen, was sie nicht sind, werde ich mir erlauben, Sie in der Essenz Ihres Seins anzusprechen. Erlauben Sie, gnädige Leserin, gnädiger Leser, daß ich Sie in diesem Artikel duze. Als Du kommen wir auf die Welt, als Du werden wir drüben wieder in Empfang genommen, und als nacktes, unschuldiges Du möchte ich dich in diesem Artikel ansprechen.

Was ist Geld? Ein Tauschmittel? Das Benzin, das den Motor der Wirtschaft am Laufen hält? Ein Versprechen? Sicherheit? Ein Mittel zur Versklavung der Menschheit?

Vielleicht. Sicher! Geld ist für dich genau das, was du aus ihm machst. Denke einmal ganz gut nach: Ist Geld für dich ein Feind? Wenn du Angst hast, es reiche dir irgendwann nicht mehr, ist es dein Feind. Wenn du es verachtest, ebenfalls. Geld ist aber auch dein Feind, wenn du besessen vom Wunsche bist, immer mehr von ihm zu bekommen.

Geld ist dein Feind, wenn du jeden Pfennig zweimal umdrehst, bevor du ihn ausgibst. Geld ist selbst dann dein Feind, wenn du nur ruhig schlafen kannst im Wissen, daß du einen ordentlichen Sparbatzen auf der hohen Kante hast.

Denn bei jeder dieser Verhaltensweisen ist entweder die Angst deine Motivation, oder die Gier. Und beides sind keine göttlichen Eigenschaften – darin sind wir uns bestimmt einig. Da Geld aber eine göttliche Energie ist, behandelst du es sehr schlecht, wenn dein Umgang mit Geld von Angst oder Gier geprägt ist.

Wie – Geld eine göttliche Energie? Nun, irgendwann in der Menschheitsgeschichte fand man heraus, daß es nützlich wäre, über ein Tauschmittel zu verfügen, das nicht fault, nicht vertrocknet und keinen großen Lagerraum benötigt. Also erfand man erst Münzen und sehr, sehr viel später das Papiergeld. Der Zweck war doch ursprünglich, daß die Menschen über dieses Tauschmittel einander ihre Gaben geben konnten. Und heute ist es noch immer so, daß jemand, der dir ein Geschenk machen will – und wenn dies nicht in seiner Arbeitskraft besteht oder in etwas selbst Fabriziertem – er Geld benötigt, um dir etwas schenken zu können. Auch, wenn der Schenkende Gott ist.

Im Grunde ist Geld das Mittel, durch das die Schöpfung – oder der Schöpfer – dir heute all das zufließen lassen kann, was dir zusteht. Und Gott ist großzügig, nicht knauserig! Knauserig sind nur die Menschen, und sie sind es aus Gier oder aus Angst. Da gibt es die Mär vom damals reichsten Mann der Welt, Paul Getty, Multimilliardär, der in seinen Palästen alle möglichen Dienste mit Münzautomaten versehen haben soll (Telefon, Handtücher, Fön etc.), damit die Gäste nicht auf seinem Portemonnaie lagen. Ein wirklich armer Mensch. Oder man denke an all die Helmut Newtons, Claudia Schiffers und Michael Schuhmachers – und ihre noch viel reicheren Freunde – die freiwillig in öden, sterilen Wohnsilos hausen, statt in schönen Häusern im Park. Und alles nur, weil sie keine Steuern zahlen wollen und in Monaco nur noch hoch in der Luft Wohnraum zu schaffen ist. Als ob es sich in einem schönen Haus mit Park nicht auch mit ‚nur' noch fünf Millionen im Jahr gut leben ließe!

Obwohl sich die Frage stellt, ob es sich überhaupt gut leben läßt, wenn man zehn Millionen Mark im Jahr einzig dafür erhält, daß man in einem schnellen Auto schnell im Kreis herumfährt, oder den eigenen Körper für Lippenstift, Lagerfeld-Klamotten und Versace-Fummel verkauft. Gut, Herr Schuhmacher und Fräulein Schiffer helfen Arbeitsplätze erhalten, indem sie ihre wertsteigernden Namen und Körper in den Dienst der Produktewelt stellen. Doch in Anbetracht dessen, daß Geld letztlich göttliche Energie ist, dann erhalten beide eine solche Menge davon, daß sie ­eigentlich darin ertrinken müßten.

Keiner wünscht sich, seine Badewanne würde überlaufen, bis das ganze Haus unter Wasser steht. So viele wünschen sich, daß ihnen dasselbe aber mit Geld widerfährt. Es soll über sie regnen und fluten und hereinbrechen in ‚Wogen des Glücks'. Wer sich einmal genauer anschaut, wie die meisten Lottokönige endeten, wird mehr Schiffbrüchige und Gestrandete entdecken als glückliche Reiche. Das könnte auch kaum anders sein. Denn erstens will Geld immer, daß Du durch dein eigenes Geben eine Balance schaffst für seinen Wert. Und welcher Lottokönig hat dem Leben schon soviel gegeben, daß er dafür Millionen redlich verdiente? Zweitens gibt es gutes und schlechtes Geld. Und Lottogeld ist sehr schlechtes Geld. Es ist beladen mit der Gier und der Angst und der Spielsucht und dem Bangen und dem Neid der Millionen, die hoffen, dadurch, daß sie zwei Mark oder Franken oder zwanzig Schilling investieren, dann Millionen davon zu ergattern. Erinnere dich: Geld ist Energie, und die Art, wie du es verdienst, bestimmt, wie ‚gut' dein Geld ist. Ob es dir Glück bringt oder Verderben. Ob es gerne bei dir bleibt oder dich flüchtet. Eine Domina-Prostituierte erzählt im ‚Stern', ihr Geld sei dreckiges Geld, und so könne sie es auch nicht halten. Genauso schnell, wie es hereinkomme, sei es wieder weg, und eigentlich wisse sie gar nicht, wohin und wofür. Auch Geld mag es nicht, prostituiert zu werden.

Geld ist ein Ausdruck der Liebe Gottes. Es ist nicht die Liebe. Es ist ein Ausdruck davon – vorausgesetzt, du zerstörst ihn nicht auf die eine oder andere Weise. Und genau dies tun heutzutage fast alle Menschen. Und wenn du Geld mißbrauchst, dann ‚rächt' es sich an dir, indem es dich auf die eine oder andere Weise unglücklich macht. Sei es, daß du Mangel an ihm leidest, oder daß du ihm verfallen bist und du dich und dein Leben ans Geld verkaufst.

Du wirst zustimmen, daß der Mißbrauch von Liebe unglücklich macht. Wenn eine Frau einen Mann nur wegen seiner gesellschaftlichen Stellung oder seines Geldes heiratet, dann hast du kein Mitleid mit ihr, wenn sie dann als trauriger Vogel im Goldenen Käfig sitzt. Und wenn eine Prostituierte ihr vergeudetes Leben beweint, dann sagst du zu ihr – hör mal, du hast gewußt, was du tust.

Wenn jemand aber genau denselben Mißbrauch mit Geld betreibt, erwartet er, daß er ausgerechnet durch diesen Mißbrauch glücklich wird. Geld mißbrauchst du dann, wenn du es zu deinem Götzen machst.

Du mißbrauchst Geld, wenn es zu deinem Lebensziel und zweck machst. Geld ist der Diener, nicht der Herr. Geld ist – wenn schon – das Mittel zum Zweck, nicht der Zweck. ‚Der Zweck heiligt die Mittel' ist eine Super-Perversion dessen, was Geld ist. Wann immer dieses geflügelte Wort gebraucht wird, dann ist der Zweck letztlich Geld. Man schummelt irgend etwas, um zu mehr Geld oder Macht (= Geld) zu kommen. Und da der Zweck Geld ist, machen wir es zu unserem Götzen. Und dieser Götze ‚heiligt' dann alle krummen Touren, die wir drehen müssen, um zu Geld zu kommen.

Du läufst dann in die Geldfalle, wenn du es zu deinem ‚Herrn' machst. Es geht dir dann wie jenem Geschäftsmann, der mit einem ‚Tycoon' – also einem sehr reichen, sehr mächtigen Wirtschaftsmagnaten ins Geschäft kommen wollte. Er fuhr vor dessen herrschaftlicher Villa vor, ließ sich hineinführen und hob dann zu einer Lobeshymne auf den Mann im schönen Anzug an, der vor ihm stand. Aufs geschliffenste pries er dessen Vorzüge, seinen hervorragenden Ruf, und vergaß nicht, sich ebenso wortreich in ein vorteilhaftes Licht zu stellen, damit der andere, der ihn kühl musterte, anbeißen sollte. Als er mit seinem Balztanz zu Ende war, hörte er eine Stimme von der Balustrade herunter: "James, begleiten Sie den Herrn doch bitte zur Haustür."

Tja, er hatte den Fehler begangen, den Butler mit dem Herrn zu verwechseln, und Schadenfreude war ihm gewiß. Wie sollte unser ‚Tycoon' mit einem Geschäfte machen wollen, der nicht einmal soviel Unterscheidungsvermögen besaß, Diener und Herrn zu erkennen?

Lange galt es als ehrenvoll Geld zu machen – egal um welchen Preis. Selbst um den der Ehre. Heute ist dies ein riskantes Gewerbe geworden. Wir leben in einer Zeit des ‚Instant Karma' – will heißen, der Bumerang kehrt schneller und kräftiger zurück als je zuvor. Wenn du denn auf unlautere Art Geld verdienst – und es gibt mehr ­unlautere Arten, Geld zu verdienen, als unsere Gesetzbücher sagen – wenn du dir also auf unlautere Art Geld unter den Nagel reißt, dann brennt es dir so unter den Fingern, daß es sich so schnell wie möglich wieder davon machen wird. Und wenn es anders nicht geht, dann durch Bussen, Reparaturen Unfälle oder einen überhaupt nicht vorhersehbaren Bankrott.

Wenn du dein Geld ­hingegen in wirklichem Dienst am Leben verdienst, dann ist es viel mehr wert. Eine Hunderternote mag auf einmal dreihundert wert sein, eine Zwanziger fünfzig. Das Geld wird zu deinem Freund und Helfer, und es wird dich zu jenen unglaublichen ‚Gelegenheiten' führen, wo du für viel weniger Geld als normal genau das bekommst, was dir am besten gefällt. Ohne daß du verbissen danach suchtest, und ohne daß du mit dem Vorsatz in die Stadt oder den Computershop gingst, jetzt ein Schnäppchen zu machen. Siehst du, du hast Geld auf redliche, schöne Weise verdient, und das dankt es dir nun.

Und wenn du über diese Zeilen lächelst, dann beweist dies, daß du Geld noch nicht auf die richtige Weise verdienst. Alle anderen werden wissen, daß es wirklich so ist, wie ich schreibe.

Geld hat heutzutage nämlich nicht viel zu lachen. Die einen sperren es ein in Tresors oder Konten, die anderen zwingen es auf unlautere Wege, die dritten mißbrauchen es, Dinge zu unterstützen, die es niemals möchte, die vierten laufen ihm nach, so daß es sie wie einen lästigen, klebrigen Liebhaber abschütteln möchte (wie sollte es vor einem Sklaven schon Achtung haben?), die fünften verachten es als ihrer unwürdig und die sechsten geizen mit ihm.

Das Geld, das man besitzt, ist das Mittel zur Freiheit, dasjenige, dem man nachjagt, das Mittel zur Knechtschaft.

Rousseau

Apropos Geizen: Auch das Sprichwort ‚Wer den Rappen nicht ehrt, ist des Frankens nicht wert' wird heute ganz falsch verstanden. So nämlich, daß jeder Rappen dreimal umzudrehen sei, oder man einen Viertelkilometer durch die Stadt zu laufen habe, weil es dort die Butter zehn Rappen billiger gibt, oder dem Ober kein Trinkgeld zu geben sei, da es ja sowieso schon inbegriffen und Freundlichkeit seine Berufsaufgabe ist. Damit habe man dann dem Rappen Ehre getan.

Wirklich? Wenn Geld Energie ist, dann will es fließen. Dies ist die Natur jeglicher Energie. Dann ehre ich den Rappen, wenn ich ihn freudig weggebe – und im Zweifelsfalle lieber einen zuviel als einen zuwenig. Dies ist kein Widerspruch zu dem oben geschriebenen von den ‚günstigen Gelegenheiten'. Wenn dein Motiv Geiz ist, das dich in den Ausverkauf treibt, oder das dich zum Sklaven jedes Sonderangebots – von der Wurst bis zum Auto – macht, dann ehrst du den Rappen und das Geld nicht, und es wird nicht dein Freund sein.

Wenn du von Natur aus großzügig bist und ­danach trachtest, den Menschen und dem Leben Gutes zu tun, dann wird Geld sich freuen, dein Verbündeter zu sein und dich an günstige Gelegenheiten heranzuführen – sozusagen als Belohnung. Vorausgesetzt, du tust es aus Liebe und nicht, um dich als guter Mensch zu profilieren. Geld ist sehr sensibel. Es kann Selbstsucht sehr gut von Selbstlosigkeit unterscheiden. Und es hat es satt, noch immer als Schmiermittel der Selbstsucht mißbraucht zu werden, wo es doch der Lohn der Selbstlosen sein möchte – weil die es auch angstlos fließen lassen.

Geld bedeutet Verantwortung. Wenn ich sehr viel Geld bekomme, dann habe ich die Verantwortung, das beste mit diesem Geld zu machen – und zwar für das Leben, nicht dagegen. Denn dies ist die ganze Aufgabe, die Geld als Ausdruck göttlicher Energie innehat: Dem Leben zu dienen. Wenn ich mit dem Geld spekuliere, diene ich dem Leben mit Sicherheit nicht. Wenn ich es in Immobilien investiere, diene ich möglicherweise dem Leben: Dann nämlich, wenn ich zum Beispiel einen Wohnblock saniere und Bäume pflanzen lasse und vielen Menschen ein Wohnen in Würde zu einem fairen Preis ermögliche. Wenn ich in Immobilien investiere, bloß um sie kurz darauf mit Gewinn zu verkaufen, oder um mir den x-ten Herrensitz zu kredenzen, oder um überhöhte Mieten zu verlangen, dann diene ich dem Leben nicht. Wenn ich Geld zum Schaden des Lebens einsetze, schaffe ich mir ­dadurch Karma. Ich erzeuge in irgendeiner Form Zerstörung oder Mangel oder Entzug, die ich irgendwann wiedergutmachen muß.

Es ist also eine große Aufgabe, reich zu sein – und nicht etwas, das man sich leichtfertig nur zum eigenen Vergnügen wünschen sollte – es sei denn, man denke nicht über dieses Leben hinaus. Doch das nächste Leben kommt bestimmt!

Es ist wichtig, daß du anfängst, dein Feindbild vom Gelde abzubauen. Dazu gehört, daß du mit dem Klassendenken aufhörst. Kein Mensch sollte seines Geldes wegen bewundert oder verachtet werden. Betrachte es einfach ganz neutral: Diese Seele wünschte sich ein Leben in Reichtum, um so gewisse Lernerfahrungen zu machen, die sie vielleicht nur so machen konnte. Möglich auch, daß diese Seele in einem vergangenen Leben dem Leben soviel Gutes gab, daß sie es verdiente, in wohlhabenden Verhältnissen zu leben. Ebenfalls möglich, daß sie ein reiches Leben als schwere Prüfung wählte – denn für die noch nicht so weit entwickelte Seele ist es schwieriger, zum Geist zu finden, wenn sie von tausend schönen Dingen umgeben ist, als wenn sie ein einfaches Leben führen darf. Wenn du nur ein bißchen Lebenserfahrung hast, dann weißt du, daß weder Geld noch Dinge dir zu wahrem innerem Glück verhelfen können. Der Reiche hat sich also keine leichte Aufgabe gestellt, insbesondere, als das Ego da besonders gut wuchern kann, wo es von einer Dienerschar umscharwenzelt wird. Der reiche Hypochonder blickt dir aus manch einer Zeitschrift mißmutig entgegen. Kein Grund zu Mitleid oder Verachtung. Er hat es selbst gewählt; und arm zu sein bedeutet genausowenig, seine vom Leben gestellten Prüfungen automatisch zu bestehen. Es scheint allerdings, daß viele ‚Dinge' – vor allem, wenn sie sehr kostbar sind, sprich, mit sehr viel Geld und wenig Liebe erkauft wurden, dazu neigen, Menschen zu verhärten. Manchmal gibt es dann ‚Dissidenten', die aus jenen Kreisen ausscheren und von der eisigen Kälte in reichen Häusern berichten. Wie Donatella Flick, bald geschieden vom Milliardenerben Muck Flick, die in einem Interview verriet, daß man in jenen Kreisen nicht erwarten müsse, mit seinen Sorgen irgendwo ein offenes Ohr, geschweige denn Herz zu finden. Das ist dann die Armut des Reichtums, die nicht mit Geld behoben werden kann.

Doch sollte es kein Grund zur Schadenfreude sein. Bedenke, du hast die Lebensumstände selbst gewählt, in denen du lebst. Und wenn du Mangel leidest, dann hat es etwas damit zu tun, wie du gegenwärtig lebst. Es hat ziemlich sicher mit Ängsten zu tun, die du nährst. Angenommen, du hast ein Talent, aber du machst nichts daraus, weil du den ‚Kampf' scheust, dein Talent irgendwo zu verkaufen. Warum beklagst du dich dann über den Mangel, den du erlebst? Wie kannst du erwarten, daß Gott dir gibt, wenn du dem Leben deine Talente nicht gibst? Besiege deine Angst vor dem Leben (denn darum geht es letztlich), und du wirst keinen Mangel mehr leiden. Wie kannst du erwarten, daß das Leben dein Freund ist, wenn du es zu deinem Feind machst? Wie soll Geld zu dir fließen können, wenn du überall Mauern der Angst um dich errichtest?

Sehr viele Menschen stehen dem Leben mit Abneigung gegenüber, ohne sich dessen bewußt zu sein. Wann du immer zuerst ein ‚Nein' auf den Lippen hast, sobald eine neue Idee sich an die Mauern deines Selbstes heranwagt, dann ist das ­Leben dein Feind, weil du kein Vertrauen in es hast. Du bist nun einmal hier, um das Leben zu leben – und ‚Totsein' gibt es nicht einmal im Tod. Jede nicht wahrgenommene Gelegenheit, zu wachsen, etwas Gutes zu unternehmen und zu tun, ist ein Nein zum Leben und eine Zurückweisung all dessen, was es dir schenken möchte. Don't worry – be happy: Für einmal ein Schlagertext mit einer tiefen Wahrheit. Du bist hier, um freudig zu sein, nicht um die Welt mit deiner Verdrossenheit zu verschmutzen.

Selbst heute, wo es scheint, daß Geld immer mehr von wenigen gehortet wird, hält das Leben alles für dich bereit, was du benötigst, um ein wundervolles, glückliches Leben zu führen. Selbst, wenn dieses ‚Etwas' ein wenig mehr ist als der Durchschnitt. Kein Problem! Solange du dem Leben in Liebe Gutes tust, steht dir die Fülle der ganzen Welt zu.

Denn eines darfst du nicht vergessen: Wann immer du Geld weggibst, dann muß und wird es automatisch nachfließen. Die Thailänder geben uns ein schönes Beispiel darin, wie gut es ist, vertrauensvoll auszugeben, statt mißtrauisch festzuhalten. Vor der großen Regenzeit veranstalten sie überall im Lande große Feiern, bei denen sie die Götter um reiche künftige Ernte bitten und um reichlich Regenguß. Und zu ­Ehren dieser Götter verschwenden sie die allerletzten Wasservorräte, die sie noch besitzen – in schönen Wasserspielen. Sie geben den Göttern vertrauensvoll und voll der Dankbarkeit zurück, was sie von ihnen bekamen. Sie geben ihnen ihr letztes Kostbares, ohne sich zu sorgen, was danach kommt.

Und natürlich lassen es die Götter kräftig regnen auf ihr schönes Volk, das verstanden hat, daß man alles mit den Wassern des Lebens fließen lassen muß – am allermeisten sich selbst, und daß dann der Himmel zum Verbündeten wird. Mit ­allen Regenwolken der Welt.

Ramakrishna sagt dazu: "Wie Wasser ohne Aufenthalt unter einer Brücke hindurchfließt, so rinnt das Geld durch die Hände der Freien, ohne jemals von ihnen angehäuft zu werden."