Die Naturvölker signalisieren ihren Jugendlichen den Beginn der Erwachsenenzeit durch Einweihungsriten. Ein bayerischer Gymnasiallehrer hat ein Initiationsritual entwickelt, bei dem Jugendliche zwischen 15 und 18 Mut zeigen müssen und – vielleicht zum ersten Mal – den Schlüssel zu ihrer inneren Identität finden.
Koma-Saufen, gefährliche Autofahrten, verrückte Mutproben wie „S-Bahn-Surfen“, Vandalismus, zunehmende Gewaltexzesse, Drogen- und Computersucht, extremes Piercing und Tätowieren – die Reihe, die das Verhalten vieler junger Leute kennzeichnet, könnte fast beliebig fortgesetzt werden. Doch auch ein weiteres Phänomen ist bei den Heranwachsenden mehr und mehr zu beobachten: Viele kommen einfach nicht in die Puschen, hängen jahrelang orientierungslos herum, scheitern oftmals in der Schule, neigen zu Depression oder Magersucht, leiden an großer Sinnleere und finden einfach nicht in ihr eigenes Leben, auch wenn sie schon längst volljährig sind. Was ist mit unserer Jugend los?
Was bringt Jungen dazu, sich aggressiv und gewalttätig zu verhalten? Warum besaufen sich viele Jungen und Mädchen regelmäßig und glauben, keine Party ohne viel Alkohol bestreiten zu können? Warum sind so viele von ihnen orientierungslos und finden so lange nicht denDreh für ein selbstverantwortliches Leben? Fragen über Fragen. Sicher kann man eine Reihe von Argumenten dazu anführen: schlechtes soziales Milieu, fehlende Vorbilder, überforderte Eltern, unkontrollierter Computerkonsum. Aber keiner dieser Gründe allein wirkt für mich als Pädagoge wirklich überzeugend. Was aber sind die tieferen Ursachen für dieses Verhalten vieler unserer Jugendlichen? Und noch eine Frage: Warum spielt sich das Leben vieler Jugendlicher – besonders der Mädchen – in ihrer schulfreien Zeit nur noch mit dem Smartphone ab, das in immer kürzeren Abständen klingelt, piepst oder blinkt? Warum werden so viele Heranwachsende bereits unruhig, wenn sie auch nur eine Stunde lang auf das Kommunikations-Spielzeug „Smartphone“ verzichten müssen?
Betrachtet man die ganze Thematik jedoch aus der Perspektive des Initiations-Gedankens, so wird sofort vieles verständlicher: Vor allem Jungen brauchen geeignete Übergangsrituale − sogenannte „Rites of Passage“−, um kraftvoll durch die Phase der Pubertät hindurchzukommen und in den Lebensabschnitt des Erwachsenseins eintreten zu können. Doch in unserer Gesellschaft ist das Bewusstsein für Initiation und für Initiationsrituale weitgehend verlorengegangen. Dies ist fatal. Denn so gibt es für die meisten Jugendlichen keine adäquaten Zeremonien mehr, die den Übergang von der Adoleszenz ins Erwachsensein klar markieren könnten.
Dabei bedeutet Initiation (von lat. initiare = eintreten) den Eintritt in die neue Phase des Erwachsenenlebens. Besonders die Jungen brauchen solche Zeremonien, die einen bewussten Abschied von der Kindheit klar markieren und den eigenen Weg zum Erwachsensein aufzeigen können. Um eine Art von kontrollierter Mutprobe geht es also, durch die Mädchen und Jungen ihre Kraft, ihren Mut, ihre Entschiedenheit und manchmal auch ihre Wildheit zeigen können und dafür die Anerkennung von Erwachsenen erhalten.
Neben dem Fehlen solcher offizieller Übergangsrituale gibt es aber noch eine weitere grundsätzliche Schwierigkeit, die den Weg zum Erwachsensein versperrt: In unserer heutigen Leistungs- und Konsumgesellschaft wird beständig der Traum einer „ewigen Jugend“ beschworen. Danach soll man nie ganz erwachsen werden, sondern immer in diesem jugendlichen Zustand bleiben. Andererseits wird von der gleichen Gesellschaft ganz selbstverständlich erwartet, dass junge Menschen erwachsen und voll verantwortlich sind, sobald sie einen Beruf ergreifen. Das erscheint mir als bizarrer Widerspruch, der vielfältige Fragen aufwirft: Was bedeutet in unserer heutigen modernen Gesellschaft eigentlich „Erwachsensein“? Wie, auf welchen Wegen und mit welchen Ritualen und Zeremonien können Jungen und Mädchen den Lebensabschnitt der Jugend verlassen und in die neue Lebensphase des Erwachsenseins hinübergeleitet werden? Wohin, besser gesagt „wohinein“, also in welches moderne Weltbild und in welches Wertesystem, wollen wir als Gesellschaft unsere Heranwachsenden zu Beginn des dritten Jahrtausends eigentlich initiieren? Wer soll dies machen, das heißt, wer können die Initiations-Mentoren sein, die den Jugendlichen bei diesem so wichtigen und würdevollen Übergang mit Rat und Tat zur Seite stehen und sie dabei einfühlsam begleiten? Traditionelle Kulturen wussten über das Erwachsenwerden Bescheid.
Um brauchbare Antworten auf diese Fragen zu bekommen, musste ich außerhalb des herkömmlichen Bildungssystems suchen: bei Ethnologen. Denn viele indigene Völker schickten in früheren Zeiten besonders ihre Jungen unter der Anleitung von eigens dafür ausgesuchten Mentoren für einige Tage zu einer „Erwachsenenprüfung“ allein in die Wildnis. Durch solche Aktionen sollten die Heranwachsenden den Übergang von der Kindheit ins Erwachsensein besser vollziehen können. Es ging also um eine starke Herausforderung der Jugendlichen und um eine sehr bewusste Initiation.
Die beiden nordamerikanischen Ethnologen und Psychologen Steven Foster und Meredith Little, die sich als Sozialarbeiter jahrelang mit Indianerstämmen beschäftigten, haben mir die Augen geöffnet: Denn sie erkannten schon vor über fünfunddreißig Jahren die Bedeutung und die Wichtigkeit von Initiationsritualen. Sie übernahmen von den Indianern den Grundgedanken und entwickelten daraus in ihrer School of Lost Borders für unseren heutigen westlichen Kulturkreis die sogenannte Jugend-Visionssuche. Dieses elftägige Ritual zum Erwachsenwerden, das von erfahrenen Initiations-Mentoren geleitet wird, hat drei Abschnitte:
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