Kann Silber wieder Geld werden?

Unser hochbegehrtes Geld ist in Wahrheit nicht mehr wert als ein Versprechen, bzw. das Papier, auf das es gedruckt ist. Buchautor Reinhard Deutsch plädiert dafür, Geld wieder einen realen Wert zu verleihen – indem man es beispielsweise „versilbert“.

Nur Gold und Silber können Ersparnisse vor der Enteignung durch Inflation schützen.

Alan Greenspan, ehemaliger Chef der US-Notenbank

Die meisten Menschen glauben, Silber sei heute nur noch ein Rohstoff – Silber könne nicht wieder zu Geld werden. Diese Überzeugung ist insofern überraschend, als Silber ja über 2’000 Jahre hervorragend als Geld gedient hat. Warum sollte Silber diese Funktion nicht auch heute wieder übernehmen können? So wie die Windkraft über Jahrtausende als Energiequelle genutzt wurde und heute zunehmend wieder zusätzlich zu anderen Energiequellen genutzt wird, könnten wir auch Silber sofort zusätzlich zu anderen Geldformen wieder als Geld nutzen.

Neben seinen sonstigen nützlichen Eigenschaften wie Leitfähigkeit, Reflexion, Lichtempfindlichkeit, Keimtötung etc. wird Silber auch die Eigenschaft, daß es als Geld hervorragend prädestiniert ist, nie verlieren. Silber wird, neben Gold, immer als Tauschmittel geeignet sein. Das hat es nun über Jahrtausende wahrlich bewiesen.

Warum gilt Silber nicht länger als Geld?

Ben Bernanke

US-Notenbankchef Ben Bernanke

Historisch hängt diese Frage natürlich damit zusammen, daß Silber gezielt und planvoll als Geld abgeschafft und so aus dem Bewußtsein verdrängt wurde, wie ich in meinem Buch Das Silberkomplott ausführlich beschreibe. Die langfristige Absicht war, zuerst Silber und dann auch Gold als Zahlungsmittel auszuschalten, um beide Metalle durch ein Geld zu ersetzen, das man in beliebiger Menge aus dem Nichts schöpfen kann, nämlich Papiergeld ohne Deckung (oder fiat money). Nun, der Plan ist gelungen, denn wir haben weltweit nur noch fiat money-Systeme. Silber und Gold als offizielle Zahlungsmittel, da lacht Otto Normalverbraucher nur noch drüber. Aber weshalb eigentlich? Und warum glaubt sogar der „Silberguru“ Ted Butler, Silber könne nicht wieder Geld werden?

Weil wir einer Täuschung aufgesessen sind, einer Verwechslung, die aus einem sprachlichen Zaubertrick hervorgegangen ist. Absurd, aber durchaus vergleichbar: Nehmen wir an, Sie haben fünf Pferde und wir nennen das Pferd nun Kuh, wie viel Kühe hätten Sie dann? Obwohl „fünf Kühe“ die erwartete Antwort ist, stimmt sie natürlich nicht, denn auch wenn ich ein Pferd Kuh nenne, wird es deshalb nicht zur Kuh.

Echtes Geld ist kein Kredit

Heute gibt es im Grunde überhaupt kein Geld mehr. Echtes Geld ist völlig verschwunden und an seine Stelle ist etwas ganz anderes getreten, das aber immer noch Geld genannt wird. Währungen wie Dollar, Euro, Franken etc. sind nämlich kein Geld, sondern Kredit. Jeder gedruckte Dollar- oder Euroschein ist in Wahrheit eine Krediturkunde, mit der eine Schuld, also ein Versprechen, weitergereicht wird.

Eine Bezahlung mit echtem Geld bedeutet hingegen das Liefern einer Ware/Leistung als Gegenleistung für eine erhaltene Ware/Leistung. Ich bezahle eine Ware, indem ich eine andere Ware dafür hergebe. Alles arbeitsteilige Wirtschaften ist nichts anderes als ein Austausch von Leistung und Gegenleistung. Weil dieser Tauschhandel nicht immer paßt – wer eine Leistung erbringt, kann nämlich manchmal nicht brauchen, was der Empfänger als Gegenleistung oder Tauschware anzubieten hat – wird üblicherweise eine neutrale „Ware“ dazwischen geschaltet, die von den meisten Menschen begehrt wird. Diese Zwischentauschware bezeichnete man früher als „Geld“. Nachdem man mit zahlreichen Zwischentauschwaren experimentiert hat, haben sich Silber und Gold im Markt als bestes Geld bewährt.

Neben Geld hat es immer auch Kredit gegeben, wenn die Gegenleistung nicht sofort erbracht, sondern für später versprochen wurde. Es wird dann nicht mit einer realen Ware, sondern bloß mit einem Versprechen auf Ware bezahlt. Üblicherweise wird dieses Versprechen mit einem Schuldschein dokumentiert, damit es nicht in Vergessenheit gerät. Wenn mit Geld bezahlt wird, ist das Geschäft abgeschlossen – Leistung und Gegenleistung sind ausgetauscht. Wenn nur mit einem Versprechen gezahlt wird, bleibt das Geschäft offen – die Gegenleistung steht noch aus.

US-Notenbank

US-Notenbank Federal Reserve

Nachdem man nun Silber und Gold als Geld ganz abgeschafft hat, besitzen wir heute lauter offene Versprechen – einen Haufen Zettel, die nur anzeigen, wie viel Versprechen noch offen sind. Wir bezeichnen diese Zettel als Geldschein und tun so, als ob eine Leistung bezahlt wäre, wenn man solche Schuldscheine übergibt. Je mehr dieser Zettel jedoch im Umlauf sind, um so mehr offene Versprechen gibt es – um so mehr Rechnungen stehen offen, weil die Gegenleistung noch nicht erbracht wurde.

Halten wir also fest, mit der Lieferung einer Ware ist das Geschäft abgeschlossen, mit der Lieferung eines Versprechens (Dollar, Euro) bleibt das Geschäft offen. Im ersten Fall wird mit Geld bezahlt, im zweiten Fall mit Kredit. Geld und Kredit sind zwei ganz verschiedene Dinge und sollten klar auseinander gehalten werden. 

Geld und Kredit existieren nebeneinander

Geld wurde jedoch abgeschafft und der Kredit an seine Stelle gesetzt. Sobald man diesen Trick durchschaut hat, können Silber und Gold wieder zu Geld werden. Wer nämlich realisiert, daß Dollar und Euro gar kein Geld sondern nur Kredit sind, erkennt sofort, daß man daneben auch Silber und Gold als echtes Geld benutzen kann. Man muß sich also gar nicht zwischen Währungen oder Edelmetall entscheiden; vielmehr kann man beides gleichzeitig benutzen. Genau das ist jedoch das Mißverständnis. Viele glauben, Silber und Gold könnten nicht wieder Geld werden, weil man dann den Euro und Dollar ersetzen müßte – und soviel Gold und Silber gebe es gar nicht. Dabei ist genau das Gegenteil richtig. Jahrhunderte lang gab existierten Geld und Kredit nebeneinander. Das im Umlauf befindliche Geld (also Gold und Silber) war eine fest vorhandene Menge, die sich nur schwer verändern ließ. Der Kredit hingegen war eine variable Größe, die sich der Wirtschaftsdynamik anpaßte. Kredit entsteht aus dem Nichts und verschwindet wieder zurück ins Nichts, entsprechend der Nachfrage.

Diese Einsicht spricht für Edelmetallinvestitionen. Silber und Gold gehen nicht „pleite“, sie verschwinden nicht und sie verlieren auch nicht über Nacht ihre Tauscheigenschaft oder ihren Wert.

Bezahlen mit Silber bedeutet schlicht ein Warentausch, wie wir gesehen haben. Ich tausche ein Huhn gegen eine Unze Silber. Das kann man immer machen und das ist auch nicht verboten. Noch haben wir Vertragsfreiheit und können unsere Leistungen tauschen wogegen wir wollen.

In der Praxis ist das aber nicht so leicht. Versuchen Sie mal, Ihre Pizza mit einer Unze Silber zu bezahlen. Der Kellner wird stutzen und fragen, ob das denn auch echtes Geld sei. Wir sind beim Geld so vom Staat abhängig, daß wir gar nicht mehr den Mut haben, selbst zu entscheiden, was uns etwas wert ist. Ob Silber oder Papiergeld, was spielt das schon für eine Rolle, mögen Sie sich fragen – Hauptsache, man kann damit kaufen, was man braucht. Der entscheidende Unterschied besteht darin, daß die Silberunze freiwillig angenommen wird, während der staatliche Kreditzettel Zwangsgeld ist. Der Kellner muß den Geldschein als Bezahlung für die Pizza nehmen. Das macht es so schwer, Silber und Gold als freiwilliges Privatgeld einzuführen: Es ist so viel einfacher ist, sich staatlichem Zwang zu unterwerfen.

Hier könnte die Globalisierung Wunder wirken. Der staatliche Zwang hört nämlich an der Grenze auf. Auf internationaler Ebene wird Geld freiwillig akzeptiert oder gar nicht. Wenn Sie mit Zimbabwe-Dollar in Saudi Arabien Öl kaufen wollen, werden Sie ein müdes Lächeln ernten – der Zettel wird nicht akzeptiert, trotz Annahmezwang in Zimbabwe. Mit dem US-Dollar funktioniert das zwar noch – aber wie lange? Die Leitwährung der Welt steht auf sehr tönernen Füßen, wie immer mehr Menschen erkennen.

Das Ausland hat es in der Hand, für seine Waren etwas anderes zu verlangen als Dollar. Die Amerikaner werden zwar versuchen, das zu verhindern, notfalls mit Krieg wie im Irak, als Saddam Hussein Euro statt Dollar für sein Öl verlangte. Aber auf Dauer können die USA nicht alle Welt zwingen, gegen Dollar zu liefern, wenn die Lieferanten lieber Silber und Gold haben wollen. Je mehr das Mißtrauen gegen den Dollar wächst und sich die Überzeugung durchsetzt, daß die USA ihre riesigen Dollarschulden nicht mit realen Leistungen honorieren werden, um so mehr werden die Dollarbesitzer versuchen, ihre leeren Versprechungen in Form von Dollaranleihen noch schnell in reale Werte zu transferieren. Silber und Gold eignen sich besonders gut, um reale Leistung zu speichern und aufzubewahren. So konnte das Deutsche Reich im Krieg nur gegen Gold und Silber wichtige Rohstoffe im Ausland kaufen.