25.09.2019

Beeinflusst der Zuckerkonsum das Verhalten von Kindern?

Kinder, die besonders viel zuckerhaltige Getränke und Süßigkeiten konsumieren, verhalten sich aggressiver, trinken mehr Alkohol und rauchen eher als andere. Das zeigt eine neue internationale Studie. Es besteht auch ein enger statistischer Zusammenhang mit Formen von sogenanntem Risikoverhalten. Dazu zählen Mobbing und körperliche Auseinandersetzungen unter Gleichaltrigen sowie der Konsum von Alkohol und Zigaretten.

Zu viel Zucker kann das Verhalten von Kindern verändern.

Zu viel Zucker kann das Verhalten von Kindern verändern.

Je höher der Zuckerkonsum, desto größer war der Prozentsatz an Kindern mit solchen Verhaltensmerkmalen, so lauten die Ergebnisse, die das Fachblatt „Social Science & Medicine“ präsentiert. Dabei spielten psychische Faktoren und die soziale Stellung der Familie keine entscheidende Rolle. Zurzeit fehlt noch eine plausible Erklärung für diesen Zusammenhang.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine ungesunde Ernährung in Form von starkem Zuckerkonsum ein Signal für verschiedene Arten riskanten Verhaltens sein könnte“, schreiben Sophie Walsh von der israelischen Bar Ilan University und Zlata Bruckauf vom UNICEF Office of Research Innocenti in Florenz. Die Daten für die Studie wurden in den Jahren 2013 und 2014 von 137‘284 Kindern im Alter von 11 bis 15 Jahren erhoben. Die Kinder stammen aus 25 europäischen Ländern und Kanada. Sie wurden befragt, wie oft sie Süßigkeiten und zuckerhaltige Softdrinks konsumierten. Als Messwert für den Zuckerkonsum diente eine Skala von 0 bis 14. Außerdem sagten die Kinder, wie oft sie in den vergangenen Monaten an Prügeleien und Mobbing beteiligt waren, ob sie rauchten und wie oft sie Alkohol getrunken hatten und schon mal betrunken waren. Bei der Befragung wurde auch das Einkommen und die soziale Stellung der Familie berücksichtigt sowie Selbstauskünfte zum psychischen Wohlbefinden.

In den Ergebnissen unterschieden sich die einzelnen Nationen zum Teil stark voneinander. Aber zusammengenommen ergab sich ein sehr enger Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und Risikoverhalten: Die Kinder mit dem größten Zuckerkonsum hatten eine um 78 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für mindestens zwei der fünf untersuchten Verhaltensmerkmale. Bei den Ländern war diese statistische Beziehung für die baltischen Staaten Polen und Portugal am stärksten. In Dänemark, den Niederlanden und Großbritannien unterschieden sich die Ergebnisse für Jungen und Mädchen kaum. Dagegen war in Litauen und Rumänien das Risikoverhalten bei Jungen doppelt so stark ausgeprägt wie bei den Mädchen. Der Anteil der Kinder mit dem höchsten Zuckerkonsum lag je nach Land zwischen 12 und 32 Prozent, für Deutschland waren es 31,6 Prozent. Im Vergleich zu den anderen lagen die knapp 6‘000 deutschen Kinder bezüglich ermittelte Häufigkeiten von Risikoverhalten im Mittelfeld.

Welcher Gesellschaftsschicht die Kinder angehörten, wirkte sich in den meisten Ländern auf den statistischen Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und Risikoverhalten nicht oder nur wenig aus. Auffallend war die Beziehung für süße Getränke – sie war enger als für Schokolade und andere Süßigkeiten. Die Forscherinnen vermuten, dass dies mit zusätzlichen Inhaltsstoffen der Getränke zusammenhängen könnte. Ein ursächlicher Zusammenhang – dass also der Zuckerkonsum das Verhalten beeinflusst – ist möglich, aber derzeit nicht nachgewiesen. Die Autorinnen plädieren jedenfalls dafür, den Zuckergehalt in Softdrinks zu verringern und den Verkauf von Süßigkeiten an Kinder zu reglementieren.

 

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Quellenangaben

Adolescents' multiple and individual risk behaviors: Examining the link with excessive sugar consumption across 26 industrialized countries; DOI: 10.1016/j.socscimed.2018.08.029

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