Fast schon sorglos werden heute unzählige Medikamente verschrieben und eingenommen. Die allermeisten Pharmazeutika weisen jedoch Wirkungen im Körper auf, die am Ziel vorbeischießen und zum Teil gravierende Nebenwirkungen verursachen können.
Forscher haben herausgefunden, dass es so etwas wie „sichere Medikamente“ nicht gibt. Zu diesem Schluss kamen sie, nachdem sie bei vielen Pharmazeutika, die heute auf dem Markt sind, unzählige unerwartete Nebenwirkungen entdeckt haben.
Das Medikament Carbamazepine (Tegretol) gegen Epilepsie zum Beispiel verdoppelt das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen beinahe. Dies fand man erst heraus, als Forscher des Brigham and Women's Hospital in Boston Datenmodelle erstellten und so Nebenwirkungen von neunhundert Medikamenten entdeckten, die von der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) als sicher und wirksam zugelassen worden waren.
Die Modelle entlarven die Fehlerstelle dort, dass Medikamente im Hinblick auf eine einzige Krankheit und ein einziges Ziel entwickelt und eingesetzt werden. Doch alles ist anders, sobald das Medikament in unseren komplexen Körper, in dem alles miteinander verbunden ist, eingeführt wird.
Die meisten Medikamente binden sich an ein erkranktes Zielprotein. Sie können jedoch auch biologische Prozesse und nicht vorgesehene Ziele beeinträchtigen. „Die allermeisten Medikamente zeigen ihre Wirkung nicht nur an dem Ziel, für das sie entwickelt wurden. Sie haben viele Wirkungen, die am Ziel vorbeischießen. Einige davon sind nützlich, andere jedoch schädlich“, sagt Forschungsleiter Joseph Loscalzo.
Diese unerwarteten Nebenwirkungen würden erklären, weshalb neue Medikamente, die sich in Tierexperimenten als vielversprechend erweisen, beim Test an Menschen versagen, so die Forscher.
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Nature Communications, 2018; 9: 2691; doi: 10.1038/s41467-018-05116-5
Veröffentlicht in den Kategorien Gesundheit • Wissenschaft
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