Körpertemperatur: Kalt an Leib und Seele

Immer mehr Menschen leiden an chronischer Untertemperatur zwischen 34,5 und 36 Grad. Nur mit einer Körpertemperatur von 37 Grad können sich jedoch optimale Gesundheit und Lebenskraft entfalten. Lesen Sie, was die gravierenden Folgen der Körperkälte sind und wie Sie wieder zur idealen Temperatur zurückfinden können.

Frieren Sie öfter, haben Sie kalte Hände oder Füße? Dann leiden Sie vermutlich an chronischer Untertemperatur – was nicht nur eine Unpässlichkeit ist.

Frieren Sie öfter, haben Sie kalte Hände oder Füße? Dann leiden Sie vermutlich an chronischer Untertemperatur – was nicht nur eine Unpässlichkeit ist.

Kennen Sie Ihre genaue Körpertemperatur? „Na, ich habe ja kein Fieber, also wird es wohl etwa 37 Grad sein!“, werden Sie jetzt denken. Nun, es ist gut möglich, dass Sie mit dieser Annahme falschliegen und Ihre tatsächliche Körpertemperatur weniger beträgt. Vielleicht nur etwa rund 36 Grad. Ein Mensch mit einer solch tiefen Körpertemperatur mag sich zwar nicht unbedingt krank fühlen. Diverse Körperfunktionen erfolgen bei dieser Temperatur jedoch nicht mehr so, wie sie es eigentlich sollten. Darüber berichtet der Heilpraktiker Uwe Karstädt in seinem Buch 37° – das Geheimnis der idealen Körpertemperatur für optimale Gesundheit. Wenn Sie also öfter frieren, Sie immer wieder mal kalte Hände oder Füße und ein Gefühl von „mir ist kalt“ haben, dann sollten Sie diesen Zustand nicht einfach als eine Unpässlichkeit abtun. Genauso, wie Sie wissen, dass Sie mit einer Körpertemperatur von gut 38 Grad Fieber haben und krank sind, so werden Sie im Folgenden herausfinden, dass eine Untertemperatur (Fachausdruck: „Hypothermie“) gar der ernstere Zustand ist. Denn Fieber – solange es nicht übermäßig ist und aus dem Ruder läuft – kann man als aktiven Ausdruck eines gut funktionierenden Immunsystems sehen. Fieber ist eine kurzzeitige, sehr effektive Heilreaktion des Körpers. Durch Fieber – die Hitze im Körper – werden Krankheitserreger abgetötet, die Last schädlicher Mikroorganismen im Körper gesenkt. Bei 38,3 Grad können die meisten Bakterien nicht überleben, bei 38,9 Grad können sich Viren nicht mehr vermehren und im Körper verbreiten. Gefährlich wird es erst, wenn die Temperatur über 40 Grad steigt.

Fieber ist normalerweise selbstbegrenzend und von kurzer Dauer. Im Gegensatz dazu steht die Untertemperatur: Temperaturen im Bereich von 34,5 bis 36 Grad stehen für Heilpraktiker Uwe Karstädt für ein unfähiges, ja gar kollabiertes Immunsystem. Und dies hat weitreichende Konsequenzen für unsere Gesundheit. Natürlich kann eine Untertemperatur auch kurzzeitig durch eine starke Kälteeinwirkung, etwa beim Baden in einem kalten See, entstehen. Doch davon ist hier nicht die Rede. Uwe Karstädt führt bei seinen (meist chronisch kranken) Patienten systematisch Messungen der Körpertemperatur durch. So zeigten sich bei zwanzig Messungen innerhalb von fünf Tagen, die Patienten an sich selbst mit einem guten Fieberthermometer ausführten, dass sich gut und gerne siebzig Prozent von ihnen eher in Bereichen von 35,5 bis 36,3 Grad bewegen. Unser Körper ist jedoch auf 37 Grad geeicht.

Bei Werten unter der optimalen Temperatur drosselt der Körper den Sauerstoffverbrauch und verschiedene Stoffwechselvorgänge. Bereits eine um lediglich ein Grad tiefere Körpertemperatur hat einen Verlust von rund fünfzig Prozent unserer Enzymtätigkeit zur Folge! Mehr dazu später.

Warum wir 37 Grad Celsius warm sein sollten

Unser Körper ist grundsätzlich in der Lage, eine Körpertemperatur von konstant rund 37 Grad zu halten, und das unabhängig von der Umgebungstemperatur. Egal, ob wir mit Schlittenhunden durch die Arktis flitzen oder gemütlich auf einem Kamel durch die Sahara reiten: Unser Körper wird immer alles daransetzen, uns möglichst auf gleichbleibenden 37 Grad Körpertemperatur zu halten. Dafür sind wir auch bestens ausgestattet. Im Hypothalamus (einer Gehirnregion) gibt es Wärmeregulationszentren. Daneben spielen die Schilddrüse, die den Stoffwechsel reguliert, und die Nebennieren eine wichtige Rolle. Durch Zittern oder Schwitzen, Öffnen oder Schließen der Hautporen sowie die Regulierung der Blutgefäße hält sich die Temperatur in einem schmalen Fenster von einem halben Grad, nämlich zwischen 36,7 bis 37,3 Grad – was einer optimalen Körpertemperatur entspricht. Im Gegensatz dazu passen sich wechselwarme Tiere wie Reptilien, Fische oder Kriechtiere – sogenannte Kaltblüter – mehr oder weniger der Umgebungstemperatur an.

Die Natur hat sie mit allem Notwendigen ausgestattet und kann den Stoffwechsel der abwechselnden Hitze oder Kälte anpassen. Bei uns Menschen und bei allen Warmblütern (Säugetiere und Vögel) hingegen darf die Körpertemperatur nie für längere Zeit um mehr als drei bis vier Grad von den 37 Grad abweichen. Erfrierungen sind ähnlich schädlich wie Verbrennungen, und längere Kälteperioden sind ebenso lebenszerstörend wie ausgedehntes Fieber. Bereits bei leichten Abweichungen von der optimalen Körpertemperatur fühlen wir uns unwohl, krank und energielos. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, sind unsere Fieberthermometer auf ein Zehntel Grad Celsius geeicht.

Unser Organismus braucht genügend Wärme, um optimal funktionieren zu können. Jeder Sportler weiß, wie wichtig es ist, sich aufzuwärmen, bevor er eine Höchstleistung erbringen kann. Hier können ein paar Zehntel Grad höhere Körpertemperatur über Sieg oder Niederlage entscheiden. Doch nicht nur die Muskel- und Schnellkraft sind von einer optimalen Betriebstemperatur und damit einer guten Durchblutung und Nährstoffversorgung abhängig, sondern auch die inneren Organe und unsere geistige Kraft. Nach den Erfahrungen von Uwe Karstädt ist Burn-out – das Ausgebranntsein – zwar nicht nur, aber sicherlich auch ein Problem der Körperwärme. Systematische Temperaturmessungen von Menschen, die vom Burnout-Syndrom oder von Depressionen betroffen sind, bestätigen ihm immer wieder, dass die Phasen der niedrigen Körpertemperaturen mit den subjektiv auch stärker ausgeprägten Phasen der depressiven Verstimmungen korrelieren. Menschen mit den niedrigsten Temperaturwerten bei Tagesbeginn berichteten von Stimmungstiefs am Morgen, die im Laufe des Tages leichter würden. Andere wiederum stehen leichter auf und haben ihr Stimmungstief am späteren Nachmittag oder abends. Die Messungen ergaben dementsprechend auch die niedrigsten Temperaturen in dieser Zeit.

Der Heilpraktiker fand Untertemperaturen nicht nur bei Stimmungstiefs, sondern bei fast allen chronischen Krankheiten. Zu den Kälteerkrankungen gehören Müdigkeit, Arthrose, Impotenz, Parkinson, MS, Demenz und viele weitere.

Hypothermie kann sich auch in einer ungleichmäßigen Verteilung der Körperwärme zeigen, bei der manche Körperbereiche als warm und schwitzig, andere dagegen als kühl oder kalt empfunden werden. Ebenso gehören ein plötzlicher Abfall der Körperwärme und damit eine kurzfristige Anfälligkeit gegen Kälte zum Symptomspektrum der Hypothermie. Manche Menschen sind erstaunt, dass die Messergebnisse mit einem Fieberthermometer Untertemperaturen aufzeigen, während sie sich selbst als zu heiß empfanden. Auch Frauen in den Wechseljahren stufen sich oft als zu heiß ein, da sie unter „aufsteigender Hitze“ leiden. Oft zeigen aber die Temperaturmessungen gerade das Gegenteil: eine chronische Untertemperatur.

In der Schulmedizin wird das symptomatische Auftreten einer niedrigen Körpertemperatur meistens als typischer Hinweis auf den chronischen Charakter einer Erkrankung gewertet. Besonders bei Patienten mit einer Schilddrüsenunterfunktion ist bekannt, dass ihre Körpertemperatur zu tief ist. Da überrascht es doch, dass es in der Regel bei dieser Feststellung bleibt, denn die Untertemperatur wird praktisch nie als ein zu behandelnder Aspekt angesehen, wie es beispielsweise mit der Übertemperatur, dem Fieber, gang und gäbe ist. Nach Uwe Karstädt ist dies eine gravierende und folgenschwere Fehleinschätzung.