Kinder-leicht Lernen dank Neuro-Linguistischem Programmieren

Kinder, die Probleme mit dem Lernen haben und damit, den Anforderungen der Schule gerecht zu werden, müssen nicht verzweifeln: Es gibt sehr effiziente Methoden, Lern­blockaden aufzulösen und sich gute Lernstrategien anzueignen. Katharina Hartmann-Kriech hilft solchen Kindern seit zehn Jahren höchst erfolgreich, gute Schüler zu werden.

Die Geburt der Intelligenz

Nicht nur Schicksal: Zur Intelligenz ihres Kindes können Eltern sehr viel beitragen.

Als Grundschullehrerin in den ersten Klassen der Unterstufe war Katharina Hartmann immer wieder erstaunt, wie einzelne Schüler plötzlich erfolgreich ­schreiben oder rechnen konnten und andere nicht, obwohl sie mit allen auf dieselbe Art und Weise gearbeitet hatte. Nachdem sie zehn Jahre unterrichtet hatte, bildete sie sich in Neuro-Linguistischer Programmierung weiter (NLP, siehe Kasten). Erst dank dieser Ausbildung erkannte sie, wie Menschen mit ihren Sinnen Informationen individuell aufnehmen und verarbeiten. Dieses Wissen hilft ihr seither, Lernblockaden von Kindern aufzulösen und ihnen bei Lernproblemen gezielt gute Rechtschreib- und Rechenstrategien zu vermitteln. Heute ist Katharina Hartmann verheiratet und Mutter von drei Kindern im Alter von vier, sieben und neun Jahren. Wir befragten sie zu ihrem Erfolgsrezept.

Frau Hartmann, bitte erzählen Sie uns von ihren ersten Erfolgen, Kindern mit Lernschwierigkeiten zu helfen.

Katharina Hartmann: Ich erinnere mich an einen Jungen in meiner damaligen zweiten Klasse, der Schwierigkeiten mit Mathematik hatte. Von seiner Mutter erfuhr ich, daß er große Mühe hatte, am Morgen aufzustehen und zur Schule zu kommen. Mit Hilfe eines Duplo-Bausteins erklärte ich dem Jungen, daß dies das Bett eines Mäuschens sei, welches am Morgen einfach nicht aufstehen und zur Schule gehen wolle. Auf diese Weise konnte der Junge seine eigene Geschichte auf das Tier übertragen. Er erklärte mir, daß dieses Mäuschen wahrscheinlich Angst vor dem Rechnen habe. Danach überlegten wir gemeinsam, was das Mäuschen wohl benötigen würde, damit es gerne zur Schule käme. Als Lösung wünschte er, daß seine Mutter am Morgen an sein Bett komme und einen Moment mit ihm verbringen würde. Damit konnte er sich besser von Zuhause lösen und gerne zur Schule kommen. Danach erst war es mir möglich, ihn im Rechnen zu fördern, obwohl ich damals noch wenig über die eigentlichen Lernstrategien fürs Rechnen wußte.

In der Folge machte ich immer wieder die Erfahrung, daß die meisten Lernschwierigkeiten mit emotionalen Blockaden gekoppelt waren. Diese entstanden zum Beispiel wegen schulischer Mißerfolge, wegen sozialen Problemen mit Schulkameraden oder in der Familie. Auch der Tod eines Haustiers oder ein schwerer Unfall eines Bruders oder einer Schwester kann ein Kind so durcheinanderbringen, daß es sich nicht mehr auf das ­Lernen konzentrieren kann. Die daraus resultierenden Lern­lücken können zu Legasthenie (Lese-Recht­­­schreib-Schwäche) oder Dyskalkulie (Rechenschwäche) und anderen Lernschwierigkeiten führen.

Seit zehn Jahren coache ich nun Kinder zusammen mit ihren Eltern, und es gelingt meistens, die Blockaden in wenigen Sitzungen zu lösen. Dabei setze ich nicht nur Techniken aus dem NLP ein, sondern auch andere Methoden. So verwende ich Elemente aus der Kinesiologie, dem Gedächtnistraining, aus dem Affolter-Modell der geführten Interaktion und von Robert Dilts, dem Entwickler der NLP Rechtschreib-Strategie.

Als wichtigste Grundlage für meine Arbeit betrachte ich meinen festen Glauben an das große Potential, das in jedem Menschen angelegt ist. Wie bei einer Eiche ist das ganze Potential für einen großen, wunderschönen Baum bereits vollständig in der Eichel angelegt. Unsere Aufgabe ist es, diese Vollkommenheit zu pflegen und zu fördern. Dabei spielen vor allem die Eltern eine wichtige Rolle als Vorbilder und Bezugspersonen.
Während einigen Jahren gaben mein Mann und ich unser Wissen in den Bereichen Legasthenie, Dyskalkulie und Lernblockaden in der Lehrerinnen- und Lehrerweiterbildung in verschiedenen Kantonen weiter. Obwohl das Interesse, besonders auch von Heilpädagogen sehr groß war, wurde dem NLP seitens Verantwortlicher der Lehrer­ausbildung mit großer Skepsis begegnet. Dies führte dazu, daß die Kurse aus dem ­Programm genommen wurden.

Und was unternahmen Sie daraufhin?

Ich orientierte mich dann ganz neu. Mittlerweile war ich selbst Mutter dreier Töchter geworden und nutzte mein Wissen bewußt bei ihnen. Das hatte zur Folge, daß meine Kinder heute sehr gute Schüler sind. Ich hatte dann die Idee, jenes Wissen statt in der Lehrerfortbildung den Eltern weiterzugeben. So halte ich heute Vorträge und Kurse für Eltern, in denen sie auf praktische Art und Weise lernen, wie sie ihre Kinder auf die Schule vorbereiten und in den verschiedenen Fächern unterstützen können. Ich biete neben den Coachings vor allem Kurse zu Deutsch, Mathematik und Logik und Ge­­dächtnis für die 1. bis 4. Klasse an.

Ziel meiner Arbeit ist, daß Eltern jenes ruhige, sichere Gefühl haben – so wie ich es auch habe – weil sie wissen, wie sie zum Schulerfolg ihrer Kinder beitragen können; damit sie lernen, nicht ihre eigenen Ängste, welche sie in der Schule hatten, auf die Kinder zu übertragen. Es geht darum, dieses Wissen ganz spielerisch in den Alltag einfließen zu lassen. Die Wirkung ist enorm groß.

Was beinhaltet denn „dieses Wissen“?

Im Spiel entspannen sich die Kinder und konzentrieren sich gleichzeitig ohne be­­wußte Anstrengung. So läßt sich auf einfache Weise feststellen, wie gut das Kind schon rechnen kann.

Ich bin der Überzeugung, daß alle gesunden Kinder in der Schule erfolgreich sein können. Es braucht dazu einiges Wissen über die Vorgänge beim Lernprozeß im Gehirn und ein wenig Phantasie für die gezielte Förderung im Alltag. Wir Menschen verfügen über fünf Sinne (visuell/Sehen, auditiv/Hören, kinästhe­tisch/Tasten und Fühlen, olfaktorisch/Riechen, gustatorisch/Schmecken) mit denen wir die Welt wahrnehmen. Die Eindrücke, welche wir dabei sammeln, werden im Gehirn verarbeitet und als Bilder, Töne, Gefühle, Gerüche und Geschmäcke abgespeichert. Dieser Prozeß entspricht dem Lernprozeß. Im Gegensatz zu den Erwachsenen nehmen kleine Kinder Eindrücke ungefiltert auf. Wir Erwachsenen verfügen über Filter, welche zum Beispiel aus Überzeugungen bestehen, aus Interessen, Werten, Erfahrungen. Und das ist auch gut so. Wenn ich zum Beispiel einen interessanten Artikel lese und draußen fährt ein Traktor vorbei, kann ich diese Geräusche rausfiltern und mich weiter auf meinen Artikel konzentrieren. Ein Kind, das fasziniert ist von großen Fahrzeugen, wird alles stehen und liegen lassen und zum Fenster laufen, um den Traktor zu bewundern....

Das ist mir oft bei Erstkläßlern passiert. Plötzlich klebte die halbe Klasse an den Fensterscheiben und konnte sich erst wieder auf die Schule konzentrieren, wenn das Objekt der Faszination außer Sicht- und Hörweite war. Auch wenn es im Winter zum ersten Mal schneite, war es fast nicht mehr möglich, den Schulunterricht weiterzuführen, weil die ­kleinen Schüler innerlich schon Schneeballschlachten und Schlittenfahrten erlebt haben.

Kinder entwickeln schon früh solche Filter, und bei Themen, für welche sie sich mehr interessieren, werden sie in der Schule besser sein als bei Themen, für welche sie sich nicht interessieren. Deshalb liegt es an uns Eltern und Lehrern, das Interesse der Kinder für bestimmte Themen zu wecken und zu erhalten. So wird das Kind automatisch stärker werden in jenem Thema, sei es nun Deutsch, Mathe­matik oder Mensch und Umwelt.

Wichtige Filter sind die Überzeugungen über unsere Fähigkeiten und von uns selbst. Diese können uns zu Höchstleistungen anspornen, wenn wir zum Beispiel davon überzeugt sind, daß uns alles ge­­lingt. Sind wir aber davon überzeugt, daß etwas für uns schwierig oder unmöglich ist, verhalten wir uns normalerweise so, daß sich unsere Erwartung bewahrheitet – man nennt dies eine sich Selbsterfüllende Prophe­zeiung. Wenn zum Beispiel eine Person davon über­­­zeugt ist, daß sie nicht gut rechnen kann, wird ihr Filter bei Zahlen auf Ab­­wehr schalten, um weiteren Mißerfolg zu vermeiden. Will man die Schwierigkeiten durch intensives Üben überwinden, erlebt man oft nur eine weitere Verstärkung der Blockade.

Wie helfen Sie Kindern mit Lernblockaden?

In den Coachings geht es zuerst darum, dem Kind wieder Selbstvertrauen und Sicherheit zu vermitteln. Dies erreiche ich durch einen geführten Prozeß, in welchem das Kind seine eigenen Stärken mit allen Sinnen wieder erleben und vertiefen kann. Oft führt bereits diese Übung dazu, daß sich die Situation entspannt und sich die Motivation des Kindes auch für schwierige Themen steigert. Dann versuche ich herauszufinden, ob das Kind eine Lernblockade hat. Diese löse ich mit Hilfe verschiedener Techniken aus dem NLP, wobei der Erfolg vor allem von der genauen Beobachtung des Kindes und meiner bewußten Kommunikation abhängt.

An einem Vortrag von Katharina Hartmann zum Thema Kindern den Schuleinstieg erleichtern, erzählte eine Mutter von ihren Erfahrungen, die sie mit ihrer achtjährigen Tochter beim Coaching bei Frau Hartmann machte: Das Mädchen hatte große schulische Schwierigkeiten, vor allem deshalb, weil es sich überhaupt nicht für den Schulstoff interessierte und sich nicht wohl fühlte in der Schule. Auch mit seinen Klassenkameraden gab es Probleme, sie wurde gemobbt und hatte keine Freunde. Die Lehrerin wußte nicht, wie sie dem Mädchen helfen sollte. Im Coaching fand Katharina Hartmann heraus, daß das Mädchen unter einem traumatischen Erlebnis litt: Der Hund der Familie war vor einiger Zeit vor den Augen des ­Mäd­­­chens überfahren worden. Das Schreien der Mutter neben ihr fuhr dem Mädchen durch Mark und Bein. Das Bild des toten Hundes blockierte das Kind seither völlig und beherrschte seine Gefühle. Mit Hilfe einer NLP-Technik wurden die negativen Gefühle und dieses Bild in der Erinnerung durch positive Gefühle und ein starkes Bild des gesunden, lebendigen Hundes ersetzt. Außerdem bekam die Familie einen neuen Hund. Die Mutter erzählte an jenem Abend erleichtert, daß das Interesse ihrer Tochter für das Lernen seither wieder da ist, sie wieder viel besseren Kontakt mit ihren Kameraden hat und sich in ihrer Freizeit auch wieder mit Schulkolleginnen verabreden will. Ihr ganzes Verhalten habe sich verändert, und das Mädchen gehe jetzt gern zur Schule.

Was ist NLP – Neuro-­Linguistisches ­Programmieren?

Im NLP steht „Neuro“ für unser Nervensy­stem, mit dem wir unsere Erfahrungen über die fünf Sinne (Sehen, Hören, Tasten/Fühlen, Riechen, Schmecken) verarbeiten und abspeichern. „Linguistisch“ bedeutet, daß wir diese sinnlichen Erinnerungen über die Sprache (verbal) und auch mit Gestik, Haltung und Mimik (non-verbal) wieder der Welt mitteilen. Das „Programmieren“ beinhaltet schlußendlich die Ausbildung von Verhaltensmustern aus unseren Erfahrungen, welche wir in ähnlichen Situationen in unserem Leben wieder abrufen.

NLP wurde in den 70er Jahren in den USA von Richard Bandler und John Grinder aus der Beobachtung von hervorragenden Therapeuten verschiedener Fachrichtungen entwickelt. Bandler und Grinder erkannten, daß der Erfolg dieser Therapeuten vor allem von ihren Kommunikationsfähigkeiten abhängig war und weniger von den Methoden, welche diese ­einsetzten.

Aus der Erkenntnis dieser grundlegenden und wirksamen Kommunikationsmuster entwik­­­kelten Richard Bandler und John Grinder Kurse, in denen sie diese Muster an interessierte Menschen weitergaben. Es zeigte sich, daß wirksame Kommunikation nicht einfach eine Frage von Begabung war, sondern mit einfachen Mitteln erlernt werden konnte. Dabei werden diese Kommunikationsmuster innerhalb kurzer Zeit zu einem natürlichen Element der eigenen Kommunikation und helfen einem, im Alltag und im Beruf andere Menschen und sich selbst besser zu verstehen und erfolgreich mit anderen zu kommunizieren.

Katharina Hartmann: Wenn die Blockade gelöst ist, geht es darum, mit guten Lernstrategien die schulischen Lücken aufzuarbeiten. Dabei hängt die passende Lernstrategie weniger vom immer wieder diskutierten Lerntyp des Kindes ab als vielmehr von der Lernaufgabe, die zu bewältigen ist.

In unserer westlichen Gesellschaft spielt der visuelle Sinn die bedeutendste Rolle für den Schulerfolg. So verwenden erfolgreiche Rechtschreiber und Rechner immer eine sogenannt visuell-kinästhetische Strategie. Sie erinnern sich an die Wörter und Rechnungen als Bilder in ihrer Vorstellung und kontrollieren über ihre Gefühle, ob diese Bilder stimmen. Bei schwachen Rechtschreibern oder sogenannten Legasthenikern finde ich meistens eine auditive oder sogar eine kinästhetische Rechtschreibstrategie. Sie schreiben dann jeweils, was sie zu hören glauben oder aus dem Bauch heraus einmal so und dann wieder anders. Schreiben Sie zum Beispiel einmal Philosophie nach dem, was sie hören. Es wird etwa aussehen wie „filosofi“.

Im Coaching suche ich mit den Kindern nach Gegenständen, von welchen sie bereits innere Bilder haben. Die Gegenstände dieser Bilder sollen für die Kinder mit positiven Gefühlen gekoppelt sein. Damit lernen die Kinder ihrer Fähigkeit, innere Bilder zu sehen, zu vertrauen. Im nächsten Schritt lasse ich die Kinder dann Wörter oder Rechnungen möglichst phantasievoll auf diese Gegenstände projizieren, um das sichere Gefühl für Bilder von Gegenständen auf die Zeichenstufe zu übertragen. Dank der Mitarbeit der Eltern, welche die verschiedenen Schritte im Coaching miterleben, können diese Zuhause mit den Kindern üben und die notwendige Sicherheit aufbauen.

Es ist offensichtlich, daß für das Sprechen und Verstehen von Sprachen der visuelle Sinn nicht die wichtigste Rolle spielt. Damit es mit der Aussprache klappt, benötigt das Kind hier einen gut ausgebildeten auditiven Sinn. Je genauer ein Kind die verschiedenen Laute wahrnehmen und selber artikulieren kann, um so besser wird seine Aussprache sein. Dies zeigt sich auch immer wieder bei Kindern, die in ihrem Umfeld nur wenige Worte oder undeutlich gesprochene Worte zu hören bekommen.

Ein weiterer Bestandteil ist die Kenntnis der drei Lernphasen...

Die da wären?

Die erste Phase bilden die Basisprozesse: Schon wenige Monate nach der Geburt beginnt ein Kind, nach Gegenständen zu greifen, sie zu bewegen und in den Mund zu nehmen. Auf diese Weise lernt es seine Umwelt kennen und be-greifen. Schnell nehmen seine Möglichkeiten zu und das Kind versucht sich zu drehen, auf dem Boden zu rollen, zu kriechen und schließlich zu laufen. Angetrieben wird es dabei ständig von seiner angeborenen Neugierde, die Welt zu erkunden. Das Kind erfährt die Welt mit seinen fünf Sinnen. Diese praktischen Erfahrungen bilden die Basis für alles Lernen. Ab dem Alter von etwa 18 Monaten entwickelt ein Kind das Bedürfnis, das Gelernte auf seine Art und Weise darzustellen. Das heißt, es will seine eigene Vorstellung der Dinge jetzt in der zweiten Lernphase, der Symbolstufe, seiner Umwelt mitteilen. Es imitiert seine Umwelt und „tut so, als ob....“. Im Sandkasten, in der Badewanne und mit seiner Spielküche „kocht“ sich das Kind nun die feinsten Kuchen. Es spricht dazu so, wie die Eltern jeweils sprechen. Beim Spiel werden die Puppen zu Eltern und Geschwistern, Steine werden zu Autos, Zweige zu Gewehren. Alles, was das Kind beschäftigt, kann es im Spiel ausdrücken und verarbeiten. In der zweiten Lernphase hat das Kind das Wissen aus der ersten Lernphase verinnerlicht und setzt es nun über seine eigenen Vorstellungen um. Diese zweite Lernphase wird in der Schule oft außer acht gelassen. Es wird zwar in der ersten Klasse im Rechnen oft mit Material gearbeitet, aber das Kind wird nicht aufgefordert, sich die Aufgabenstellung innerlich vorzustellen, sie zu visualisieren – um ihm beim Automatisieren der Rechnungen zu helfen.

Und die dritte Lernphase?

In der dritten Lernphase, der Zeichenstufe, gilt es, festgelegte Zeichen wie Buchstaben, Ziffern und Musiknoten für die Beschreibung der Basiserfahrungen kennenzulernen. Auf diese Zeichen haben sich unsere Vorfahren geeinigt und die Menschen derselben Kultur müssen sie übernehmen, wenn sie miteinander kommunizieren wollen.

Schulische Lernschwierigkeiten deuten oft darauf hin, daß dem Kind Basisprozesse fehlen und so in der Zeichenstufe nicht verstanden werden können. Mit dem Wissen über die drei Lernphasen kann ich bei Problemen des Kindes auf der Zeichenstufe auf die vorhergehenden Lernphasen zurückgreifen. Damit hole ich das Kind dort ab, wo es sich sicher fühlt und kann schrittweise darauf aufbauen.

Können Sie uns ein Beispiel dafür geben?

Wenn ein Kind mit Rechenschwierigkeiten zu mir ins Coaching kommt, stelle ich meistens fest, daß es entweder eine kinästhetische (es rechnet mit den Fingern) oder eine auditive Rechenstrategie (es zählt innerlich die Rechnung ab) hat. Es gilt nun, die grundlegenden Rechnungen, das sind alle Zusammensetzungen bis 10 ( 4+2=6, 3+3=6, 5+1=6 usw.) visuell zu automatisieren. Weil es ja Probleme auf der Zeichenstufe hat, gehen wir nun zurück in die Symbolstufe. Ich fordere das Kind auf: Stell dir vor, du hast zwei Steine und jetzt nimmst du drei Steine dazu, wie viele sind das? Vielleicht findet das Kind die Lösung immer noch nicht. Nun weiß ich aber, daß dieses Kind zum Beispiel gerne Fußball spielt. Wenn ich nun sage: „Stell dir vor, zwei Fußballer stehen auf dem Spielfeld und es kommen noch drei dazu.“ Dann wird das Kind die Antwort plötzlich wissen. Denn es hat eine konkrete Vorstellung von Fußballern und es verbindet damit ein positives Gefühl.

Falls das Kind auf diese Weise die Aufgabe immer noch nicht lösen kann, gehen wir zurück in die Basisprozesse. Wir nehmen Steine, Spielfiguren oder anderes Material und lösen die Aufgabe mit abzählen. Nachher fordere ich das Kind auf, sich die Steine bildlich vorzustellen. Jetzt bewegt sich das Kind in der Symbolstufe. Nach einigem Üben wird es von sich aus die Steine durch Zahlen ersetzen und auf der Zeichenstufe rechnen. Bei allen Lernprozessen ist es von größter Wichtigkeit, daß sich das Kind sicher fühlt, denn wir alle lernen viel besser, wenn wir uns gut fühlen. Wenn wir uns unter Druck fühlen oder Angst haben, wird das Lernen fast verunmöglicht. Im schlimmsten Fall führt dies zu einem Blackout.

Was können Eltern tun, um ihre Kinder schon früh zu fördern und auf die Schule vorzubereiten?

Sie können spielerisch die fünf Sinne fördern und den Kindern viele Basisprozesse ermöglichen.

Um die visuellen Fähigkeiten und die Vorstellungskraft zu fördern, kann ich den Kindern zum Beispiel Bilderbücher zeigen und vorlesen. Im Anschluß frage ich sie: „Erinnerst du dich, wie der Löwe ausgesehen hat? Was hatte das Reh an seinem Bein?“ Das Kind ist so gefordert, sich an die Bilder zu erinnern. Im Spiel „Tiere raten“ stelle ich mir ein Tier vor und beschreibe seine visu­ellen Merkmale den Kindern: Aussehen, Farbe, Größe usw. Die Kinder versuchen zu erraten, von welchem Tier ich spreche, indem sie sich das Tier vorstellen. Mit dem Legen von Mustern mit Holzstäbchen kann die genaue Beobachtung der Kinder wunderbar gefördert werden. Die Kinder dürfen sich dann 5 bis 10 Sekunden die Vorlage an­­schauen, dann wird sie zugedeckt. Wer kann das Muster genau nachlegen?

Den auditiven Sinn kann man gut mit Liedern, mit Versen und Reimen trainieren. Auch das Hören von Märchen eignet sich sehr gut, denn die Kinder sind zusätzlich gefordert, sich eigene Bilder vom Geschehen zu machen. Indem die Kinder die Lieder singen, Verse nachsprechen oder selber Märchen vorspielen, erkennt man schnell, was sie alles aufgenommen haben.

Beim Turnen, Basteln und Zeichnen kann der kinästhetische Sinn mit Spaß trainiert werden. Das Kind erlebt in diesem Tun verschiedenste Basisprozesse, welche die Grund­­­lage für das spätere Lernen auf der Zeichenstufe bilden.

Das Riechen (olfaktorisch) und Schmec­ken (gustatorisch) kann auf vielerlei Arten beim Kochen und Essen und in der Natur trainiert werden. Eltern können die Kinder immer wieder auffordern, ihre Umgebung bewußt wahrzunehmen. In Gesprächen können die Eltern den Kindern helfen, ihre Eindrücke immer genauer sprachlich wiederzugeben und damit einen reichen Wortschatz aufzubauen.

Um logisches Denken zu entwickeln, benötigt ein Kind viele erfolgreiche Basisprozesse, in denen es die Auswirkungen seines Handelns erleben konnte. Als Mutter oder Vater kann ich diesen Vorgang mit Gesprächen unterstützen, in denen Geschehnisse noch einmal wiederholt und die Zusammenhänge sichtbar gemacht werden.

Bei allen diesen Spielen und alltäglichen Unternehmungen soll sich das Kind wohl fühlen und für seine Erfolge immer wieder gelobt werden. So können wir sicherstellen, daß das Kind positive Überzeugungen be­züglich seiner Lernfähigkeit entwickelt. Ziel ist es nicht, Schule zu machen mit den Kindern, sondern die Neugierde und das Interesse wach zu halten.

Welche Ratschläge würden Sie Eltern sonst noch mit auf den Weg geben?

Als meine Kinder auf die Welt kamen und ich sie in den Armen halten und ihnen in die Augen schauen durfte, hatte ich das Gefühl, ich hätte ein Stück Himmel in den Armen. Für mich steckt eine solch große Weisheit und solch großes Wissen in diesen Kindern, etwas, das mich immer wieder sehr berührt, auch bei anderen, mir fremden Kindern. Wenn es uns ge­­lingt, diese Vollkommenheit für die Kinder ein Leben lang aufrechtzuerhalten und an diese Voll­­­kommenheit zu glauben, dann können die Kinder wachsen und sich mit großem Selbstvertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten entwickeln. Für mich ist dies eine der schönsten Aufgaben für uns Eltern. Dabei können wir ihnen vieles einfach dadurch mitgeben, daß wir Eltern uns unserer Vorbildfunktion bewußt sind und diese auch jeden Tag wahrnehmen.

Frau Hartmann, wir danken Ihnen herzlich für dieses interessante Gespräch!

 

Katharina Hartmann-KriechKatharina Hartmann arbeitet gemeinsam mit ihrem Mann als Lerntherapeutin, hält Vorträge und gibt Kurse für Eltern von Grundschulkindern.

Auf Anfrage hält sie in der Region Zentral­schweiz gerne Vorträge und gibt Kurse. Wer also Interesse hat an Coachings, Vorträgen oder Kursen von ihr, kann sich melden bei:

Meta4-Coaching NLP
Katharina und Benno Hartmann
Im Bergli 8
CH-6102 Malters
0041/ (0)41 497 50 70
katharina@meta4-coach.ch