Jedes Tier hat seine Aufgabe und seinen Sinn – zum einen im höchst komplexen Ökosystem Erde, zum anderen als physische Verankerung geistiger Eigenschaften, ganz ähnlich wie es Pflanzen ebenfalls sind. Wir tun also gut daran, die schönen Geschöpfe, die uns umgeben, zu hegen und zu pflegen. Das mag uns noch etwas leichter fallen, wenn wir gewissermaßen „durch den Schleier“ direkt ins Herz von Igel, Eichhörnchen, Libelle und Co. schauen.
Die Wissenschaft sieht den Frosch als eine Amphibie, die sich in einer Art stetem Kampf zwischen Wasser und Land befindet: Im Wasser lebt er, ans Land strebt er. „Falsch, ganz falsch“, sagt der Große (Moor-)Frosch Markutin. Und erklärt seine Wahrheit, obwohl die, wie er zugibt, die Naturwissenschaftler nicht von ihrem falschen Denken abbringen werde: „Der Frosch ist das physische Abbild einer geistigen Wesenheit des Wassers. Wenn Undinen [die kleinen Wasserwesen, nicht zu verwechseln mit Meerjungfrauen] physisch sichtbar wären, sähen sie wie Frösche aus. Da Undinen nicht physisch sichtbar, aber vorhanden sind, brauchen sie ihren Anker in der physischen Welt. Und das sind die Frösche.“ Im Übrigen seien alle Tiere Abbilder einer geistigen Tatsache.
Solange der Frosch Kaulquappe ist, ist er nicht wirklich individuell. Das wird er erst, wenn er als Frosch an Land steigt. An Land ist er wie alle übrigen Amphibien träge, weil er durch die Schwere behindert wird. Im Wasser wiegt er nur noch etwa ein Siebtel seines Land-Gewichts.
Am Anfang des physischen Lebens auf Erden, erzählt Markutin, sei nicht das Wasser gewesen, sondern der Schlamm. Er sei gewissermaßen die ‚Ursuppe’ des Lebens, die Mit-te zwischen den beiden Extremformen Wasser und Wüste. Und da der Frosch wie die Schlange zu den Ur-Tieren gehört, können beide gut im Schlamm oder Sumpf leben.
Für einen Frosch fühlt sich Luft extrem hart an: „Luft ist viel härter als Wasser, weil es in der Luft eckig ist“, beschreibt Markutin das Erleben der Frösche. „Die Luft ist vollgefüllt mit Ecken. Alles ragt in die Luft hinein. Auf einmal ist da ein Ast. Auf einmal ist da ein Ufer. Auf einmal ist da ein Stein. Im Wasser ist dies nicht auf einmal, sondern im Wasser sind diese Gegenstände eingewoben. (…) Die Steine im Wasser sind eher zu hören. Aber in der Luft kommen sie ganz plötzlich. Dort bilden sie Kanten und Widerstände. Deswegen ist die Luft hart und kristallin.“
Im Winter vergraben sich Moorfrösche unter dem Schlamm. Sie atmen dann kaum noch, weil die Verbrennung abgeschaltet ist – und was sie an Luft benötigen, nehmen sie über die Haut auf. Die zwei Drüsenleisten auf ihrem Rücken sondern einen Schleim ab, der ihren individuellen Duft hervorbringt, ihre Haut pflegt und ihnen hilft, sich mit Artgenossen zu verständigen. Mit ihrer Reptilienzunge, die sehr taktil und sensitiv ist, können sie wahrnehmen, was sie umgibt. Sie sagt ihnen, ob etwas fressbar ist oder nicht. Manchmal schnappen sie mit ihrer Zunge – die sie wie die Schlangen aufrollen können – ein Insekt, wenn sie ihm nicht hinterher springen können – beispielsweise weil sie gerade auf dem Wasser treiben. Die Zunge ist so feucht, dass das Insekt dran kleben bleibt.
Eine eher verblüffende Erklärung gibt Markutin für das Quaken der Frösche, die sich auf dem Wasser treiben lassen: Sie wollten damit die Nöcks, die größeren Wasserwesen, vertreiben. Das Quaken tue denen in den Ohren weh und, nein, Frösche und Nöcks würden einander nicht besonders mögen, „weil die Nöcks nicht gerne daran erinnert werden, wie sie aussähen, wenn sie in der physischen Welt existieren würden. Dann würden sie nämlich Frösche werden. Nöcks sind ein wenig eingebildet.“
Der Laubfrosch wird bis zu fünfundzwanzig Jahre alt! Dem sei so, weil er zu den Urtieren gehöre – und weil er sich gut ernähre! Zudem habe er seine Anpassungsfähigkeit so ausgebaut, dass er ziemlich ungestört leben könne, und dabei eine sehr große Erfahrung entwickelt. „Das Wichtigste aber ist, dass der Frosch zu den ursprünglichsten aller Tiere gehört und dadurch eine lange Zeit überdauern kann.“ Seine leuchtend grüne Farbe habe er, damit er nicht so auffalle. „In der Zeit, in der die meisten Vögel ihre Nahrung in den Bäumen suchen, wird er von ihnen nicht gut entdeckt.“ Seine Beziehung zum Storch „ist nicht besonders gut. Er frisst mich. Ich fresse Insekten, der Storch frisst mich – von daher ist es schon in Ordnung. Ganz persönlich gesehen ist das Gefressenwerden nicht sehr schön.“
Frösche können bis zu einem gewissen Grad ihre Farbe ändern. Markutin bemerkt dazu: „Die Stimmungslage der Tiere wirkt immer auf ihre Farbigkeit. Das ist eigentlich immer so bei jedwedem Wesen, das eine Seele hat. (…) In der Luft reagieren wir auf Glattes eher mit Grün, auf Raues eher mit Braun. Die glatte, also grüne Stimmung ist eine bessere und schönere Stimmung, weil das Glatte eher an das Wasser erinnert und wir damit mehr unserem eigentlichen ätherischen Wesen näher kommen.“ Ein bisschen pendelt der Frosch zwischen der Seligkeit des Himmels, die er im Wasser empfindet, und der seelischen Härte und dem Leiden des Erdenlebens, das auch ihn an Land umgibt. „Wir sind sozusagen die ersten Tiere, die das immer wieder ausprobieren und immer wieder ins Leiden hineinkommen, indem wir vom Wasser auf das Land bzw. in die Luft kommen. Seele ermöglicht Glück und Leid.“
Dann gibt Markutin noch eine Deutung der Sage des Froschkönigs ab: „Dass der Frosch mit der erwachenden Sexualität zu tun habe, speziell mit der erwachenden Sexualität pubertierender Mädchen, ist eine Fehlinterpretation. Es ist aber etwas Wahres daran: Es erwacht nicht die Sexualität, sondern es erwacht die Seele. Dafür ist der Frosch das Bild. In dem Moment, in dem die Seele erwacht, erlebt das Mädchen auch etwas Dunkles in der Seele und in diesem Moment möchte es die Seele an die Wand schmeißen, das Dunkle aus sich heraussetzen. Deswegen wird der Frosch in dem Märchen an die Wand geworfen. Und wenn das Mädchen es schafft, das Dunkle aus sich herauszuwerfen, dann kommt der Prinz durch. Und dieser Prinz ist es selbst.“
Beim Menschen entspricht der Frosch „der Fähigkeit, die Seele zu bemerken.“ Der Frosch repräsentiere ganz besonders den Übergang des Kindes vor dem 14. Lebensjahr zum Kind nach dem 14. Lebensjahr – „vom Wesen, das schwimmt, zum Wesen, das die Luft atmet, also zum Wesen, das bemerkt, dass es eine Seele hat. Der Seele Erwachen!“
Befragt, ob er den Menschen noch etwas sagen möchte, meint Markutin: „Du musst den Frosch gegen die Wand werfen, damit du deinen Prinzen erkennen lernst!“ Und spricht damit natürlich das niedere Selbst, die Persönlichkeit an, die eine unvollkommene Seele aufgebaut hat aus Jahrhunderten unvollkommener Gedanken und Gefühle und die, wenn sie diese Seele geläutert – ‚an die Wand geworfen’ – hat, dem Christuslicht im Innern hilft, den ganzen Menschen zu durchstrahlen und durchlichten. Ganz schön viel Sinn für so ein kleines Wesen!
Der Inhalt dieses Artikels stammt aus den Gesprächen, welche Verena Holstein von Staël seit Jahren mit Naturgeistern, Pflanzen und Tieren führt. Der Fragesteller ist jeweils Wolfgang Weirauch vom Verlag Flensburger Hefte. Die fünf Bände der „Gespräche mit Tieren“ können Sie bestellen bei:
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