Wo bitte, geht’s hier zur Erleuchtung?

Ein paar Gedanken zur Erleuchtung – und warum man sie manchmal schneller zwischen Pfannen und Töpfen findet, als auf dem Meditationskissen. Merke: Der Weg zum ‚Erkenne dich Selbst‘, das wahre Erleuchtung mit sich bringt, geht mitten durch die Menschen und nicht durch die Wolken!

Warum, lieber Leser, liest du diesen Artikel? (Du erlaubst, daß ich dich duze, denn ich möchte dein Herz ansprechen und nicht den Status deiner äußeren Persönlichkeit.) Ich gehe einmal davon aus, daß du weiterkommen möchtest – geistig. Du hast irgendwann im Leben das innere Sehnen nach‚ mehr‘ verspürt. Dein Herz hat dir gesagt, daß es doch mehr geben muß. Daß die Schalheit unserer dingliebenden Welt nicht das Wirkliche sein kann. Vielleicht hast du auch sosehr am Leben gelitten, daß es dein Rettungsanker wurde, nach dem Sinn zu suchen. Weil du es sonst nicht länger ausgehalten hättest, in all deiner Pein.

Du hast angefangen, Fragen zu stellen. Und siehe, es kamen tatsächlich Antworten. Du wolltest erst einmal wissen, wer du selber bist. Vielleicht bist du zu einer Wahrsagerin gegangen. Vielleicht hast du dir ein Horoskop stellen lassen. Vielleicht hast du dich in eine Psychotherapie begeben. Es gibt so viele Methoden, die dir helfen, zu erkennen, wer du bist. Dieser Wunsch, erst einmal zu wissen, mit wem man es zu tun hat, wenn man in den Spiegel schaut, ist nicht verwerflich. Er ist so alt wie das Universum.

Du hast Antworten bekommen. Vermutlich hast du sie geglaubt. Und da liegt schon die erste Falle: Ein Mensch, der psychisch geschwächt ist, glaubt sozusagen alles, was ihm ein ‚Therapeut‘ über sich selber sagt. Es ist also sehr wichtig, wie gut der Therapeut ist, dem du dich anvertraust. Welche Ziele hat er? Wie wichtig ist ihm Geld? Und vor allem: Hält seine Methode dich im Menschlichen gefangen – oder versteht er es, dich auf deine wahre, göttliche Natur hinzuführen?

Ich hatte eine Freundin, die war eine außerordentlich starke, lebenstüchtige Frau. Sie zog allein ein Mädchen auf und hatte seit etwa einem Jahr einen Freund – was sage ich – die ganz große Liebe gefunden. Wie so viele beschäftigte sie sich ein wenig mit Astrologie, weil auch sie unbedingt wissen wollte, ‚Wer bin ich eigentlich?‘

Eines Tages beschloß sie, ihren Sekretärinnenjob zu reduzieren, und eine Ausbildung zur Astrologie-Beraterin zu beginnen. Die Veränderungen, die nun mit ihr geschahen, waren beängstigend. Sie begann keinen Tag, ohne in den Ephemeriden-Tabellen die genauen Standorte der Planeten nachzuschauen. Schließlich würden diese bestimmen, wie ihr Tag heute aussähe! Eine merkwürdige Schwere belastete ihr früher so unbekümmertes Wesen, das einem immer den Eindruck vermittelt hatte, daß es nichts gäbe, womit sie nicht fertig werden würde. Unser Kontakt wurde loser, da es schien, daß sie sich immer mehr in Probleme verstrickte. Sie wurde krank. Erst Unterleibsoperationen, dann das Auge. "Weißt du", pflegte sie zu sagen, "das muß sein. Ich habe es astrologisch gesehen." Irgendein Saturn-Transit über ihren Mond oder weiß Gott was sonst. "Ich muß diese Trauerphase nun durchleben. Das ist einfach so bei der Saturn-Pluto-Konstellation, die gegenwärtig besteht." Kurze Zeit später ging ihre große Liebe in die Brüche, die wirklich etwas Magisches gehabt hatte. Noch nie hatte ich ein Paar gesehen, das sich so offensichtlich tief liebte. Und nun–aus. Auch dies sei, erklärte sie mir, das Diktat der Sterne. Schicksal. Unentrinnbar. Ein Leidensprozeß, dem sie sich stellen müsse.

Mittlerweile haben wir uns aus den Augen verloren. Das Eigenartige ist nur, daß diese Frau früher lebenssprühend, fröhlich, durch und durch lebensbejahend gewesen war – dabei hatten doch auch damals schon Saturn und Uranus und Pluto am Himmel ihre Quadrate und Oppositionen geworfen! Sie hatte sich zur Sklavin ihrer astrologischen Interpretationen gemacht – die sich übrigens durch die Jahrhunderte immer wieder in ihrer Aussage gewandelt haben und keineswegs als ‚ewig gültig‘ betrachtet werden dürfen. Statt daß sie sich aus ihren menschlichen Problemen befreit hätte und näher zu ihrem wirklichen, göttlichen Kern gekommen wäre, verstrickte sie sich tiefer und tiefer in menschlichem Problemkram, Unglück und Schmerzen.

Ein Weg der Freiheit...

Sicher, der Weg zur wahren Selbst-Erkenntnis ist gespickt mit Prüfungen. Aber es ist ein Weg der Freiheit. Jede bestandene Prüfung bringt dich eine Stufe näher zu deiner inneren Freiheit, die bedeutet, daß du dich aus den Fangstricken des Menschlichen löst.

Das ist die Gefahr, die heute lauert auf dem Weg zur Verwirklichung des ICH BIN: Daß du dich verirrst im Garten der Täuschungen. Daß du geblendet wirst und schließlich süchtig nach den Verheißungen von Tarotkarten, Astrologie und Wahrsagerei. Daß du dich nicht mehr auf dein inneres Gefühl verläßt, sondern die Wahrsagerin anrufst vor einer wichtigen Entscheidung. Die Firma an einem Tag gründest, den dir der Astrologe berechnet hat. Die Tarotkarten legst, weil du dich zwischen zwei Männern nicht entscheiden kannst.

Es mag dir erscheinen, daß die Karten, die Sterne und die Wahrsagerin dir nur äußerlich einen Spiegel dessen vorhalten, was auch dein Inneres sagen würde – würdest du dir denn die Mühe machen, seiner Stimme zu lauschen. Aber wer garantiert dir das? Übergibst du nicht die Kontrolle dir völlig unbekannten Kräften? Nicht, daß dein Astrologe oder deine Wahrsagerin dir Böses wollten. Bestimmt möchten sie dem Guten dienen und dir aufrichtig helfen. Doch wissen sie, daß eben diese Domänen nur allzu gern von nicht körperlichen Wesenheiten benutzt werden, um zu manipulieren – und zwar gerade nicht zum Guten?

"Aber mein Geschäft, das ich am berechneten Tag gegründet habe, läuft doch prima", wirfst du jetzt ein. Mag sein! Doch welches Karma holst du dir damit, wenn du mit deinem Geschäft der Schöpfung entgegenwirkst? "Ich bin doch so glücklich mit meinem neuen Lebenspartner, nachdem die Wahrsagerin mir gesagt hat, ich solle mich von meinem Mann trennen!" Mag sein! Doch was, wenn dein geschiedener Mann dein göttlich ausersehener Partner gewesen war? Wenn du nun deine Lebensaufgabe nicht so erfüllst, wie du sie hättest sollen gemäß dem Versprechen, das du vor deiner Geburt gabst? Wenn du deshalb wiederkommen mußt und ihn von neuem heiraten, nun noch stärker mit Karma belastet? Eine Ehe ist schließlich eine Lebensschule und kein Vergnügungsinstitut! Ja, zugegeben, es könnte auch sein, daß dein neuer Lebenspartner derjenige ist, den der Himmel für dich vorgesehen hat. Das kannst du aber erfahren, indem du nach innen hörst, was das Herz dir sagt.

Leserstimmen zum Artikel

Seit Jahren gehöre ich zu Ihrem interessierten Leserkreis. Als ich das erste Mal Ihr Heft in Händen hielt, war ich skeptisch. Denn was wird heute nicht alles publiziert, mit dem Anspruch, ‘wahr’ zu sein. Meine anfängliche Skepsis rührte wohl aus meiner Erfahrung mit einschlägigen "Esoterikheften", wozu ich das Ihrige aber ganz bestimmt nicht zählen kann, denn durch Ihre Artikel wird man wirklich zur Erleuchtung "geführt".

K. D., DE-Schermbeck

„Ganz besonders gut finde ich Ihren Artikel über die sogenannte Erleuchtung. Da bin ich uneingeschränkt der gleichen Auffassung. Meinen speziellen Dank dafür!“

L. W. CH-Effretikon