Edward Bach: Ein Leben für die Heilung der Menschheit

Unter den Entdeckern natürlicher Heilverfahren ragt eine Persönlichkeit besonders hervor: Dr. Edward Bach. In seinem Werdegang, welcher ihn zur Entdeckung der berühmten Bachblütentherapie führte, erkennen wir das leuchtende Beispiel eines Menschen, der Eigenschaften wie Intuition, Freiheit, ein tiefes Mitgefühl und Liebe zu allem Leben in meisterhafter Weise verkörperte. Lassen Sie sich von seinem Genie inspirieren!

Edward Bach

Dr. Edward Bach (1886-1936), der Begründer der Bach-Blütentherapie.

Er war das älteste von drei Kindern, geboren am 24. September 1886 im kleinen Dorf Moseley in Warwickshire, England. Als ein äußerst zartes, empfindliches Kind wurde Edward Bach von seinen Eltern mit besonderer Liebe und Zuneigung umsorgt. Als er heranwuchs, wurde er kräftiger und seine Konstitution allmählich stabiler. Der junge Edward steckte voll Vitalität und Abenteuerlust und war jederzeit zu Streichen aufgelegt. Als sehr sensibler Junge neigte er aber auch zu mystischer Selbst- und Naturerfahrung; vermutlich ein Erbe des walisischen Ursprungs seiner Familie. Wales, jenes geheimnisvolle Land seiner Väter, interessierte ihn besonders, und die Liebe zu Wales ließ Edward Bach sein ganzes Leben lang nicht mehr los. Bereits als Schuljunge wanderte er in den Ferien regelmäßig durch die walisischen Berge. Die Nächte verbrachte er inmitten seiner Freunde – der Vögel, der Bäume und der Wildblumen – unter freiem Himmel, und fühlte sich dabei von tiefem Frieden erfüllt; so groß war seine Liebe zur Natur bereits zu diesem frühen Zeitpunkt. Es bereitete ihm das größte Vergnügen, allein durch die Landschaft zu streifen und stundenlang voll Staunen eine grasbewachsene Flußböschung oder die Borke eines riesigen Baumes zu betrachten. Später sollte er unweit eines der ihm von Jugend an vertrauten Gebirgsbaches das erste seiner pflanzlichen Heilmittel entdecken, die ihn schließlich so berühmt machten.

Eine seiner hervorstechendsten Eigenschaften war schon damals ein überwältigendes Mitgefühl für jedes leidende und unglückliche Geschöpf ob Mensch oder Tier. Schon als Schuljunge wollte er deshalb später Arzt werden. Oft saß er im Klassenzimmer und träumte davon, daß er ein einfaches Prinzip der Heilung entdecken würde, das es ihm gestatten würde, alle Krankheitsbilder erfolgreich zu behandeln. Auch stellte er sich vor, daß Heilkräfte von seinen Händen ausströmten und daß alle, die er so berührte, wieder gesund würden. Jahre später stellte er fest, daß er tatsächlich Heilkräfte besaß. Viele kranke Menschen wurden allein durch die Berührung seiner Hände gesund.

Doch war der junge Edward Bach alles andere als ein bloßer Träumer. Er strahlte innere Sicherheit aus, war äußerst zielstrebig und interessierte sich für alle Lebenserscheinungen, auch wenn diese noch so unbedeutend wirken mochten.

Kirche oder Medizin?

Nach Abschluß der Schule im Alter von sechzehn Jahren arbeitete Edward Bach zunächst einmal in der Erzgießerei seines Vaters. Er dachte nämlich, er könne seinen Eltern die Finanzierung des langwierigen Medizinstudiums nicht zumuten. Eine Zeitlang versuchte er sich auch als Handelsreisender des väterlichen Betriebs. Allerdings mit mäßigem Erfolg: Sein großzügiger Charakter und der ihm völlig fehlende Geschäftssinn verboten es ihm nämlich, um Preise zu feilschen, und so kehrte er von seinen Reisen regelmäßig mit einem prall gefüllten Auftragsbuch zurück. Da die Firma die Produkte zu den von ihm vereinbarten Konditionen jedoch unmöglich herstellen konnte, mußten seine Aufträge fast immer widerrufen werden.

Nach drei Jahren der Beschäftigung in der väterlichen Fabrik wurde sein Drang, endlich mit seiner eigentlichen Arbeit zu beginnen, übermächtig. In seinem Entschluß wurde er noch durch die Erkenntnis bestärkt, daß das Leben seiner Arbeitskollegen ständig von der Angst vor Krankheit überschattet war. Denn Krankheit bedeutete für sie nicht nur den Verlust der Arbeit, sondern außerdem fast unerschwinglich teure ärztliche Behandlungskosten. Auch sah er, daß sich die Mehrzahl der Ärzte damit begnügte, den einfachen Leuten ein wenig Linderung zu verschaffen und ihre Symptome zu unterdrücken. Edward Bach jedoch fühlte in sich das Bedürfnis, diesen Menschen seelischen Beistand zu leisten und ihre Beschwerden tatsächlich zu heilen. Denn er war noch immer fest davon überzeugt, daß es eine einfache Heilmethode geben müsse, die geeignet wäre, alle Krankheiten erfolgreich zu behandeln, sogar die sogenannten chronischen oder unheilbaren Leiden.

Doch war die von ihm gesuchte Form der Heilung nicht eher eine Domäne der Kirche als der Berufsmedizin? Denn schließlich hatte ja auch Christus, der große Heiler, die Menschen an Körper, Geist und Seele gesund gemacht. Und so wog Edward Bach innerlich ab, welchen der beiden Berufswege er einschlagen solle. Da keines der beiden Berufsbilder völlig seinen Idealen entsprach, erkannte er, daß ihm nichts anderes übrigbleiben würde, als selbst ein neues Verständnis von Krankheit und Heilung zu entwickeln oder vielleicht auch nur ein lange in Vergessenheit geratenes Wissen wiederzufinden. Deshalb beschloß er, zunächst alle bereits bekannten Heilmethoden zu studieren und mit einem schulmedizinischen Studium zu beginnen.

Vom erfolgreichen Arzt....

Edward Bach begann sein Studium im Alter von zwanzig Jahren an der Universität Birmingham, machte 1912 sein Examen und erhielt – nach einer Reihe von Zusatzprüfungen – im Jahr 1914 schließlich die Approbation. Einige Monate nach seiner Ernennung zum Leiter der Unfallstation der Londoner Universitätsklinik erhielt er in der Unfallabteilung des National Temperance Hospital die Stellung eines Chirurgen. Diesen Posten mußte er jedoch schon kurze Zeit später wieder aufgeben, da er einen gesundheitlichen Zusammenbruch erlitten hatte. Nach seiner Genesung eröffnete er in London in der Nähe der Harley Street eine Allgemeinpraxis, die sehr rasch großen Zulauf hatte. Während seine Praxis nun immer mehr expandierte, wuchs Bachs Unzufriedenheit mit den Ergebnissen der schulmedizinischen Behandlungsformen. Zwar besserte sich der Gesundheitszustand vieler seiner Patienten, und eine Reihe von ihnen fand sogar Heilung, jedoch stellte sich heraus, daß diese Genesung in vielen Fällen nicht von Dauer war. So hielt Edward Bach Ausschau nach anderen Heilmethoden und begann sich für die Immunologie zu interessieren. Er trat eine Assistentenstelle am Bakteriologischen Institut der Universitätsklinik an und hoffte, die Bakteriologie werde ihm Antworten auf seine drängenden Fragen geben. Und tatsächlich kam er einer Behandlungsmethode auf die Spur, die geeignet war, selbst jene chronischen Fälle erfolgreich zu behandeln, die bis dahin als schlechthin unheilbar gegolten hatten. Er hatte nämlich entdeckt, daß bestimmte Darmbakterien, denen man bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Bedeutung beigemessen hatte, sehr großen Einfluß auf die Entstehung und Heilung chronischer Krankheiten ausüben. Nach wochen- und monatelangen Untersuchungen fand er eine Methode, um den Organismus des betreffenden Patienten von jenem Gift zu reinigen, das die Ursache der chronischen Erkrankung war, und zwar mittels Injektion eines aus diesen Bakterien gewonnenen Impfstoffes. Seine Entdeckungen und die damit erzielten Erfolge publizierte er in Fachzeitungen und erlangte dadurch einen hohen Bekanntheitsgrad. Die Begeisterung, mit der er seiner Arbeit nachging, und sein brennender Wunsch, die wahre Heilmethode zu entdecken, füllten sein Leben so sehr aus, daß kein Raum mehr blieb für irgend etwas anderes. So arbeitete er unaufhörlich und gönnte sich keine Ruhe, bis er so krank war, daß er während seiner Arbeit im Laboratorium verschiedentlich ohnmächtig wurde.

…zu schwerer Krankheit

Seine eiserne Entschlossenheit, gegenüber der eigenen konstitutionellen Schwäche nicht nachzugeben, solange er noch so viel zu tun habe und so zahlreiche Menschen auf seine Hilfe angewiesen seien, gab ihm noch eine Zeitlang die Kraft durchzuhalten. Im Juli 1917 – also mit nur knapp 31 Jahren – erlitt er jedoch einen schweren Blutsturz und fiel in ein tiefes Koma. Die nachfolgende Operation überlebte er zwar, doch nachdem er wieder ansprechbar war, eröffneten ihm seine Kollegen, daß er maximal noch drei Monate zu leben habe. Eine Nachricht, die ihm nicht nur körperliche, sondern auch geistige Qualen bereitete. Nur noch drei Monate blieben ihm, um das Werk zu vollenden, das, wie er wußte, kaum erst begonnen hatte! Allmählich versöhnte er sich mit dem Gedanken, aber er war fest entschlossen – wenn es schon sein Geschick sei, sein Werk unvollendet zurückzulassen –, die wenigen Lebenswochen, die ihm noch verbleiben sollten, so gut wie möglich zu nutzen.

Obwohl noch sehr schwach, kehrte er sobald wie möglich in sein Laboratorium zurück und vertiefte sich auf der Stelle so sehr in seine Experimente, daß er jeglichen Zeitbegriff verlor und Tag und Nacht arbeitete. Dabei vergaß er vollkommen seinen labilen Gesundheitszustand. Nach drei Monaten stellte er plötzlich fest, daß es um seine Gesundheit besser stand als seit vielen Jahren. Beim Nachdenken über die Ursachen seiner wunderbaren Genesung wurde ihm klar, daß die Hingabe an seine Arbeit ihn durch all seine Schwierigkeiten hindurchgetragen und ihm geholfen hatte, wieder gesund zu werden. Er gelangte zum Schluß, daß ein alldurchdringendes Interesse, eine große Liebe und ein unumstößlicher Lebensentschluß für das Glück des Menschen auf dieser Erde der entscheidende Faktor sei. In seinem späteren Lebenswerk sollte sich diese Wahrheit noch deutlicher offenbaren. Denn die pflanzlichen Heilmittel, die er entdeckte, haben die Kraft, in uns den unwiderstehlichen Wunsch zu erwecken, zu leben und unsere Lebensaufgabe zu erfüllen.

Die Impfstoffe, die er aus Darmbakterien gewann, fanden immer weitere Verbreitung bei der Behandlung chronischer Erkrankungen und wurden mit so außergewöhnlichem Erfolg eingesetzt, daß die Methode von der Schulmedizin aufgegriffen wurde. Sein nunmehr unbestrittener Ruf als Bakteriologe zog eine immer größere Zahl von Patienten in seine Praxis in der Harley Street, und die Ergebnisse seiner Arbeit gaben ihm großen Auftrieb. Persönlich litt Edward Bach zu dieser Zeit unter erheblichem Geldmangel, denn er hatte seine gesamten Ersparnisse in ein eigenes Labor investiert. Seine Privatsphäre beschränkte sich auf einen winzigen Raum zum Wohnen, Essen und Schlafen. Aber er war glücklich, konnte er doch nun seine Forschungen nach eigenem Gutdünken fortsetzen.

Allerdings gab es noch einige Krankheiten, die nach wie vor auf keine Therapie reagierten und denen selbst durch die Impfstoffe nicht beizukommen war. Außerdem fand er das allgemein übliche diagnostische Verfahren zu zeitraubend. So begann im März 1919 eine neue Phase im Schaffen von Edward Bach, als er eine neue Stellung als Pathologe und Bakteriologe am homöopathischen Krankenhaus antrat.

Begegnung mit der Homöopathie

Kurze Zeit nach Antritt dieser Stelle vertiefte er sich in das Organon, das Hauptwerk Samuel Hahnemanns, des Begründers der Homöopathie. Je mehr er darin las, desto mehr faszinierte es ihn, da er feststellte, daß es zwischen Hahnemanns und seinen eigenen Entdeckungen wesentliche Übereinstimmungen gab. Besonders beeindruckte ihn, daß Hahnemann nicht mit den von der Krankheit verursachten Keimen gearbeitet hatte, sondern mit Heilmitteln, die hauptsächlich der Natur entnommen waren – Pflanzen, Kräuter und Moose. Zwar hatte er auch Gifte und Metalle verwendet, aber in so winzigen Mengen und so aufbereitet, daß deren gefährliche Nebenwirkungen neutralisiert wurden. Außerdem hatte Hahnemann erkannt – wovon auch Edward Bach bereits seit langer Zeit überzeugt war –, daß es der Grundsatz echter Heilung ist, den Patienten und nicht die Krankheit zu behandeln. Nachdem er das Organon gelesen hatte, glaubte Bach, daß er, sofern es ihm gelänge, Hahnemanns und seine eigenen Entdeckungen miteinander zu kombinieren, beide Methoden fortentwickeln und verbessern könnte.

Zwar hatte er nicht die Absicht, Hahnemanns Leistung zu schmälern, beziehungsweise dessen Grunderkenntnisse in Frage zu stellen, doch er wußte, daß sich im Laufe der Zeit – Hahnemann hatte hundert Jahre vor Edward Bach gelebt und gewirkt – das Umfeld der Patienten wie auch die Krankheitsbilder verändert hatten. Einerseits hatte man in der Zwischenzeit eine Reihe neuer Krankheiten entdeckt, andererseits hatte sich noch kaum jemand mit der Gruppe jener Krankheiten befaßt, die allgemein als „unheilbar“ galten.

Nach den Regeln der homöopathischen Lehre entwickelte Bach nun in langer Forschungsarbeit, was heute noch bekannt ist als die sieben Bach-Nosoden. Parallel zu diesen Experimenten befaßte er sich mit der genauen Beschreibung der „Gemütssymptome“, das heißt der sieben Persönlichkeitstypen seiner Patienten, und ordnete sie den entsprechenden Bakteriengruppen (oder Nosoden) zu. Dabei stellte er fest, daß jede dieser Bakteriengruppen auf einen klar umrissenen Persönlichkeitstyp wirkt. Wenn er nun seine Patienten gemäß ihren Gemütssymptomen mit einer dieser sieben Nosoden behandelte, so erzielte er Resultate, die selbst seine kühnsten Erwartungen übertrafen.

In ärztlichen Kreisen wurden diese sieben oral einzunehmenden Vakzine mit großer Zustimmung aufgenommen. Sie fanden nicht nur in England, sondern in sogar noch größerem Umfang in Amerika, Deutschland und zahlreichen anderen Ländern Eingang in die allopathische wie die homöopathische Praxis.

Edward Bachs wachsender Ruhm führte so viele kranke Menschen in seine Praxis, daß er die Grenzen seiner physischen Belastbarkeit erreichte. Denn neben der eigenen Praxis und seiner andauernden Forschungstätigkeit arbeitete er ja auch noch im homöopathischen Krankenhaus, hielt Vorträge, schrieb Artikel für medizinische Fachzeitschriften, veröffentlichte 1926 ein Buch (Chronic Disease: A Working Hypothesis) und behandelte Arme kostenlos in den beengten Räumlichkeiten am Nottingham Place. Jeden Penny seines bedeutenden Einkommens gab Bach für die Anschaffung neuer Instrumente und medizinischer Apparate und für die Besoldung seiner Assistenten aus. Er behielt so wenig Geld für seinen Privatgebrauch, daß er, als er 1930 London verließ, um sein neues Forschungsvorhaben zu beginnen, kaum mehr als ein paar Pfund in der Tasche hatte. Denn trotz des Erfolges seiner Nosoden erkannte Bach, daß diese Heilmittel nur für die Behandlung eines bestimmten Krankheitstypus geeignet waren und nicht alle chronischen Erkrankungen heilen konnten. Zudem war es schon immer sein Wunsch gewesen, die von der Krankheit selbst erzeugten Substanzen (also die als Vakzine verwendeten Darmbakterien) durch reinere Arzneien zu ersetzen. Und so nahm er sich vor, die Pflanzen und Kräuter der Natur im Hinblick auf ihre Heilwirkung zu untersuchen.