Geben und Nehmen

Warum wir mit Mammon dem falschen Gott huldigen.

Mission Impossible: Wenn einen die Gier zum Äußersten treibt…

Bist du ein Mensch, der zur Überschwemmung neigt? Bist du jemand, der am Zapfhahn im Selbstbedienungsrestaurant das Glas randvoll macht? Am kalten Buffet dreimal soviel auf den Teller lädt, wie er essen kann? In der Schlange drängelt? Immer versucht, einen kleinen, lieber aber einen großen Rabatt rauszuschlagen? Keine Gelegenheit zum Überholen ausläßt, wenn der Vordermann fünf Stundenkilometer langsamer fährt als erwünscht?

Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß du eine Person bist, der zur Überschwemmung neigt. Wenn du aber ein Mensch bist, der den Ast von Nachbars Baum über seinem Garten leben läßt, obwohl er dir eine Viertelstunde Sonnenschein raubt; ein Mensch, der gerne die Katze des Nachbarn füttert, wenn dieser in den Ferien ist, und der regelmäßig die Oma im Altenheim besucht, dann dämmst du die Überschwemmungsgefahr gerade im richtigen Maße ein. Denn alles im Leben ist Geben und Nehmen. Man achte auf die Reihenfolge: Erst das Geben, dann das Nehmen. Und wer denkt, das Leben sei ein Selbstbedienungsladen, bei dem es nur darum gehe, möglichst viel zu nehmen und möglichst wenig zu geben – der könnte eines Tages an seiner eigenen Überschwemmung ertrinken!

Natürlich liegt das Grundproblem für die verdrehte Weltsicht der meisten Menschen von heute darin, daß sie dem Irrtum unterliegen, nur dieses eine Leben zu haben. Wüßten sie, daß das, was sie sich in diesem Leben über Gebühr aneignen, ohne etwas dafür zurückzugeben, ihnen im nächsten Leben mangeln wird – sie benähmen sich nicht wie nächtliche Plünderer im Tankstellenshop. Denn was nützt es mir, für vierzig Jahre oder so in Saus und Braus zu leben, nach dem Motto „nach mir die Sintflut“, wenn ich dann im schlimmsten Fall später vielleicht ein paar hundert Jahre in einer Gegend dahinvegetieren muß, wo schon eine Schale Hirse kostbar ist? Natürlich ist dies ein wenig überspitzt formuliert, doch im Prinzip funktioniert das Gesetz so.

Es ist also von größter Wichtigkeit, daß mehr als die heutigen rund vierzig Prozent der westlichen Menschen erfahren und anerkennen, daß die Wiederverkörperung eine Tatsache ist, die nur aus der Bibel entfernt wurde, um besser Geschäfte mit den Gläubigen machen zu können. „Gib mir dein Geld, und ich geb’ dir einen immerwährenden Platz im Himmel. Gib es mir nicht, und du schmorst ewig in der Hölle.“ Was für ein Marketing-Instrument! Und welche Verheerung es angerichtet hat.

Menschen, die zur Überschwemmung neigen, denken immer nur an sich und daran, wie sie zu noch mehr kommen. Mehr Geld, mehr Güter, mehr Ansehen, mehr Macht, mehr Einfluß. Ihre Badewanne überläuft so sehr, daß der Stöpsel einfach im nächsten Leben rausgezogen werden muß. So machen sie die Erfahrung, wie es ist, auf dem Trockenen zu sitzen. Und wenn sie nichts lernen und wieder raffen und raffen, beginnt das traurige Spiel von neuem: Wanne voll, Stöpsel raus, Wanne voll… und so weiter. Bis sie so müde werden von den traumatischen Erfahrungen, die damit verbunden sind, daß sie lernen, daß man ab und zu etwas abgeben muß, um Platz für Neues zu schaffen. Daß es nicht wehtut, dem Durstigen, der vorbeikommt, einen Becher aus der vollen Wanne zu schenken. Daß es sogar segensreich ist. Weil dann das Wasser, das nachfließt, nicht für eine lästige Überschwemmung sorgt, sondern einfach mit frischem Wasser das ersetzt, was weggegeben wurde.

Wir leben in einer Zeit der Überschwemmungen. Die meisten westlichen Menschen sind Überschwemmungstypen, weil sie dem Irrtum unterliegen, wenn man nicht zuerst und vor allem für sich selbst schaue und raffe, was es zu raffen gibt, einen das Gespenst der Armut einholt. Sie sind die Manipuliermasse der Mächtigen. Da muß man nur ein wenig Rezessionsangst verbreiten, und schon nageln sie ihren Geldbeutel zu und setzen sich drauf. Womit sie dafür sorgen, daß die Rezessionsdrohung zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung wird, unter der sie am Ende selbst leiden. Sie haben den Fluß gestoppt, ihm einen Damm der Angst gebaut. Überall errichten Menschen gegenwärtig solche Dämme der Angst, und sie tun es, weil ihre Konten des Gottvertrauens leer sind. Allzulange haben sie sich für den Gott mit dem Namen „M“ entschieden. Und der ist willfährig und nachtragend und genauso selbstsüchtig wie diejenigen, die ihm huldigen.

„Du kannst nicht Diener zweier Herren sein. Du kannst nicht Diener Gottes und des Mammons sein“, steht in einem Buch, das zwar oft verkauft, aber selten gelesen wird. Und darauf, so altmodisch das klingen mag, läuft’s letztlich hinaus. Entweder lebst du in der Angst, die nach „Versicherungen“ jeglicher Art verlangt und die Gier gebiert, oder aber du vertraust in die unermeßliche Fülle Gottes. Wenn du dein ganzes Vertrauen auf Aktien und andere Wertanlagen setzt, dann ist dein Gebetsbuch der tägliche Börsenbericht. Dein Konto in der „Bank“ Gottes jedoch ist leer. Und wenn du davon mal einen Bezug machen möchtest – beispielsweise in Form von Hoffnung, Vertrauen, innerer Gelassenheit angesichts äußerer Bankenkrachs und dem Ruhe schenkenden Wissen, daß letztlich Gott der Geber von Allem ist – dann tut es verdammt weh, wenn zurückkommt: Ihr Kontostand beträgt zur Zeit: 0.

Natürlich erwarten wir von Gott Kredit, egal, ob wir jemals auf sein Konto eingezahlt haben. Schließlich ist Er der Vater von uns allen, und erst noch ein „lieber“, und so einer läßt einen nicht im Stich. Das mag sein. Und jedes verzweifelte, innige Gebet erhält eine Antwort. Nur: Gott wirkt nicht willkürlich. Auch hier gilt: Das Ausfließen bestimmt das Einfließen. Hast du Gott, dem Schöpfer, der Geistigen Welt, deinem Höheren Selbst (oder wie immer du Es, bzw. Ihn nennen magst) viel von deiner Aufmerksamkeit und Liebe geschenkt, so kann auch viel zu dir zurückfließen. Besinnst du dich aber nur in Augenblicken der tiefsten Verzweiflung auf deine eigentliche Quelle, ist sie nur ein mageres Rinnsal, da du sie niemals wirklich erschlossen hast.

Dieses Gesetz vom „das Ausfließen bestimmt das Einfließen“ – sprich, du erhältst in dem Maße, in dem du gegeben hast (wobei die geistige Welt äußerst großzügig ist und viel mehr zurückgibt), gilt immer und überall. Du bestimmst, was in dein Leben fließt: selbstlose oder selbstsüchtige Energien, Freude Oder Kummer, Leichtigkeit oder sorgenvolle Schwere, Fülle oder Mangel. Es hängt ganz davon ab, was du gibst. Handle immer nur selbstsüchtig, und du handelst dir eine Überschwemmung ein… wie sie auch die Natur uns vermehrt beschert, weil der Mensch nur von ihr nimmt und nimmt und nimmt… und ihr nichts Schönes, Gutes, Liebevolles, Dankbares zurückgibt, sondern allenfalls Gift, Zerstörung und Perversion. Säe Wind, und du wirst Sturm ernten. Säe Segen, und zehnfacher Segen wird auf dich herabrieseln.