Glaube: Tu den Tiger in das Herz!

Mit dem Slogan 'Tu den Tiger in den Tank!' versprach eine große Benzinfirma, daß unser Auto mit dem richtigen Treibstoff sogar über seine Leistungsgrenzen hinausgehen kann. Analog fehlt heute leider vielen Menschen 'der Tiger im Herzen'. Folgende Betrachtungen über den Glauben sollen diesem Mangel abhelfen – damit auch wir zu einem 'Käfer' werden, der läuft und läuft und läuft ...

Die Göttin des GlaubensWas hat ein ausgestorbener tasmanischer Tiger mit dem Glauben zu tun? Diese Frage stellte mir vor einiger Zeit ein guter Freund, als wir bei einem Glas Wein bis tief in die Nacht beisammen saßen.

"Im Inselstaat Tasmanien lebte einst ein hundeartiges Tier, das man wegen seiner schwarz-weißen Streifen den tasmanischen Tiger nannte", meinte er. "Das letzte Tier seiner Art starb vor über fünfzig Jahren in Gefangenschaft. Heute will man den tasmanischen Tiger klonen. Angeblich braucht man dazu bloß die DNA von einem erhaltenen Tierpräparat. Die geklonten Embryos sollen dann von normalen Hunden ausgetragen werden. Der Film Jurassic Parc gründete ja auf einer ähnlichen Idee, um die Dinosaurier zurückzubringen."

Nach einem weiteren genüss­lichen Schluck Bordeaux-Wein fuhr mein Freund fort: "Ob diese Vorstellung nun tatsächlich eine wissenschaftliche Möglichkeit ist oder nicht, eines steht fest: Um eine ausgestorbene Gattung erneut zum Leben zu erwecken, braucht man ein verläß­liches Bindeglied zum Original, von dem man dann Kopien machen kann. Leider ist der wahre Glaube in der heutigen Welt vom Aussterben bedroht, wie vor ihm schon die Dinosaurier."

Der Glaube stirbt nicht zuletzt wegen den verdrehten kirchlichen Lehren aus. Logik und wissenschaftliche Erkenntnisse haben manch ein Wunder entmystifiziert und die Menschen zur Annahme verleitet, daß der Glaube bloß etwas Über­holtes für ewig Gestrige sei.

Doch das ist in sich selbst ein Irrglaube. Wahrer Glaube ist eine Urgewalt wie Regen und Sonnenschein, die der Mensch für seine Höherentwicklung braucht, will er sich nicht in den Spinnweben eines sinnlosen Lebens verfangen. Ziel­lose Sinnlosigkeit führt fast immer
in beißenden Zynismus oder erdrückende Depression.

Deshalb ist es so wichtig, der Frage nachzugehen, wie man der Menschheit das 'verloren gegangene Gen' des Glaubens wieder einpflanzen kann, damit sie den 'Tiger' in ihrer Brust wieder zum Leben erweckt.

Glaube ist mehr als Ja-Sagen

'Woran glaubst du?' ist eine häufig gestellte Frage. Und man will damit eigentlich nur eines wissen: 'Welcher Religion gehörst du an? Bist du ein Katholik oder ein Protestant? Bist du Mitglied in einer Freikirche oder – Gott bewahre! – gar in den Fängen einer Sekte?' – Mit anderen Worten: 'Welches Etikett muß ich dir anheften, damit ich dich problemlos in die entsprechende Schublade ablegen kann?'

Ein solcher bloß auf die Konfession bezogener 'Glaube' hat mit wahrem Glauben etwa soviel gemein wie eine Currywurst mit einer Schwarzwäldertorte.

Die römische Kirche kennt sogar eine weitere Form des 'Glaubens'. So spricht sie von den 'Glaubens-Mysterien'; und deren gibt es viele: das Mysterium des Rosenkranzes, das Mysterium der gesegneten Dreifaltigkeit, das Mysterium der Verkörperung Jesu, das Myste­rium seiner eigenen Göttlichkeit, das Mysterium des Jüngsten Gerichts, das Mysterium der Heiligen Eucharistie, das Mysterium der Auferstehung von den Toten...

In diesem Fall ist der Begriff 'Mysterium' einfach eine beschönigende Umschreibung, damit man nicht zugeben muß: 'Das kapier' ich nicht!'. Deshalb lehrt die Kirche, ein My­sterium übersteige das menschliche Verstehen und könne nur durch göttliche Offenbarung enthüllt werden. – Vielleicht kann ein Mysterium aber auch bloß nicht erklärt werden, weil sonst gewisse unlogische Dogmen der Kirche einstürzen würden.

Wir wollen häufig die Glaubenszugehörigkeit unseres Gegenübers wissen, um festzustellen, wo wir die gleichen theologischen Ansichten teilen, und wo unsere Ansichten auseinandergehen. Wer kennt nicht solches Vergleichen und Beurteilen?!

"Die meisten von uns denken, der Glaube bedeute, man stimme über­ein, daß etwas Bestimmtes der Wahrheit entspreche", philosophiert mein Freund. "Wir denken, zu glauben heiße Tatsachen beizupflichten. Folg­lich ist für viele von uns der Glaube nicht mehr als die verstandesbetonte Zustimmung, daß etwas wahr ist. Aber ist das wirklich Glaube?"

Ein solcher aus dem Intellekt geborener 'Glaube' kommt von außen, nicht vom Herzen. Dieser 'Glaube' ist vollkommen subjektiv, weil er an unseren (häufig allzu beschränkten) Verstand gebunden ist. Wir glauben, was wir zu verstehen meinen, oder in was wir uns hineingesteigert haben. Diese Form von intellektuellem oder emotionalem 'Glauben' gebiert religiösen Eifer und Fanatismus. Nicht grundlos sagt der Volksmund: Der positive Glaube ist die Blume, woraus die Biene ihren Honig, die Wespe ihr Gift holt.

Petersdom in Rom

Wer es glaubt, dem ist das Heilige nah (Friedrich Schiller). - Wie schön, wenn man die Schlüssel des Glaubens im Petersdom zu Rom in Empfang nehmen könnte.

Trotzdem: Ein jeder von uns hat seinen eigenen Glauben. Muß da der Glaube nicht doch subjektiv sein? "Wäre der Glaube subjektiv, dann würde etwas zur Wahrheit, bloß weil ich daran glaube", widerspricht mir mein Freund. "Aber wenn der Glaube objektiv ist – und das ist er –, dann macht mein Glaube an eine bestimmte Sache diese kein bißchen wahrer. Unser Glaube erschafft nie die Realität. Statt dessen sollten unsere Worte an der Realität ausgerichtet sein. Unser Glaube ist nur echt, wenn wir damit die Realität umfangen, die schon lange existierte, bevor wir sie entdeckt haben."

Glauben wir an falsche Konzepte, dann ist unser 'Glaube' aus den Fäden des menschlichen Verstandes gewoben und in die Farben der menschlichen Emotionalität getaucht. Deshalb haben so viele Menschen Probleme mit dem Beten – weil es angeblich nichts nutzt. Dabei versprach Jesus doch: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, das wird er euch geben." – Wow! Cool! Also, lieber Gott, ich hätte gerne – in Christi Namen -, daß mein Arbeitgeber mir endlich die Beförderung gibt, die ich schon lange verdiene...

Nun, wahrscheinlich bin ich nicht der einzige, der mit Gebeten dieser Art nicht sonderlich erfolgreich war. Denn darin liegt der Unterschied zwischen subjektivem und objektivem Glauben. Mein Freund erklärt das so: "Der Apostel Johannes stellt das Versprechen von Jesus richtig, als er in einem seiner Briefe schreibt: 'Und dies ist die Zuversicht, die wir haben, daß er uns hört, wenn wir etwas nach Seinem Willen bitten.' Uns wird also jede Bitte gewährt, wenn sie dem göttlichen Willen entspricht. Gott verspricht nie, unseren Willen zu erfüllen. Er verspricht, Seinen Willen zu erfüllen."

Wir erhalten von Gott immer, was wir brauchen. Oft ist es jedoch nicht unbedingt das, was wir wollen. Was wir brauchen, ist ein objektives Bedürfnis. Was wir wollen, meist nur ein subjektives Begehren.

Lieber Gott, schenke mir Geduld – jetzt gleich!

Manchmal kann Gott uns jedoch nicht geben, was wir wirklich brauchen, weil wir es nicht zulassen. Wir erwarten nämlich, daß Gott uns genauso hilft, wie wir uns das vorstellen. Diese Erwartungen blockieren häufig das Wirken Gottes. Und falls sie es nicht blockieren, so sorgen sie häufig dafür, daß wir die Hilfe gar nicht erkennen, wenn sie in unser Leben tritt. In einem solchen Moment stellt uns der vom menschlichen Verstand geprägte 'Glaube' wieder einmal das Bein. Deshalb lautet eines der größten Worte der Weisheit schlicht: Laß los und laß Gott zu.

Zum Loslassen ge­hört aber die Geduld. Manchmal müssen wir eben länger auf göttliche Lösungen warten, als uns lieb ist. Die Gründe hierfür sind unseren Augen meist verborgen. Doch für alles kommt der richtige Zeitpunkt. Gott kennt diesen Zeitpunkt, im Gegensatz zu uns. Dieser Tatsache zu vertrauen, ist ein wichtiger Aspekt wahren Glaubens.

Mönch

Der Erdenmensch erinnert sich seit Äonen an das unsterbliche Licht in seinem Herzen.

Loslassen heißt aber auch Entspannen. Wie oft setzen wir uns selbst unter Druck, weil wir Gott mit der Kraft unseres 'Glaubens' zu einer bestimmten Handlung zwingen wollen. "Nein! Wir dürfen nie darum kämpfen, Glauben hervorzubringen", betont mein Freund und klopft mit der Hand auf den Tisch. "Der Kampf liegt darin, durch Glauben für die Wahrheit einzustehen."

Wir können wahren Glauben nicht aus uns selbst erschaffen oder ihn durch reine Willensanstrengung annehmen. Das führt nur zu inneren Spannungen. Spannungen, die auch auftreten, wenn wir etwas sein wollen, das wir nicht sind, oder wenn wir jemandem gefallen möchten. Glauben können wir nur annehmen, wie wir die Wärme der physischen Sonne aufnehmen oder die erfrischenden Brisen, welche die Vitalität nach der erdrückenden Hitze eines Sommertages wiederbringen.

Hierbei haben wir unsichtbare Unterstützung. Denn in Gottes himmlischer Firma arbeiten viele hilfreiche Hände, vom 'Azubi' bis zum 'Vorstandsmitglied'. Letztere sind die Mitglieder der Geistigen Hierarchie für diesen Planeten, angeführt von einem kosmischen Wesen, das im Osten seit Jahrtausenden als 'Herr der Welt' bekannt ist, dessen Sitz einst die heilige Stadt Shamballa war (vgl. ZS 24, Seite 30).

Die alten Griechen kannten manche dieser großen kosmischen Wächter als Götter und Göttinnen, oft sogar bei ihrem richtigen Namen.

Wir Christen beten zwar (leider) nicht mehr zu 'heidnischen' Göttern, doch andere Mit­glieder dieser Geistigen Hierarchie Gottes sind uns wohlbekannt: beispielsweise die Erzengel, von denen es neben Michael, Gabriel und Raphael noch vier weitere gibt. Und so, wie alles im Universum aus Yin und Yang besteht, wie jede Seele ihre andersgeschlechtliche Zwillingsflamme besitzt, so ge­hören zu den sieben Erz­engeln auch sieben Archai – sieben weibliche Erz­engel. Eine von ihnen wird die Göttin des Glaubens genannt.

Der Verteidiger des Glaubens

Sie ist das Dual oder die göttliche Ergänzung von Erzengel Michael – wie könnte es auch anders sein? –, jenem Erzengel, den die Christenheit nicht ohne Grund mit dem Titel 'Verteidiger des Glaubens' ehrt. Es sind die Legionen von Michael, welche mit ihren blauen Flammenschwertern die Menschheit vor sich selbst schützen, so gut es eben geht. Engel aus seinem ätherischen Tempel sind es auch, die uns Menschen Tag und Nacht als Schutzengel begleiten, von der Wiege bis zur Bahre.

Seit dem 'Fall des Menschen' (vgl. ZS 16, Seite 35) ist Erzengel Michael der Beschützer des Seelenlichts in den Herzen der Menschheit. Er hält unseren Geist aufwärtsstrebend, trotz aller Erscheinungen, die dies zu verhindern suchen. Mit all seiner Kraft schwört er auf das Gute, das jedem Mann und jeder Frau innewohnt und webt die Energien seines Lebens in die entfachten Feuer der Entschlossenheit, des Vertrauens, der Standhaftigkeit und der Hoffnung in die Brust der Menschen.

Jahrhundertelang haben wir uns an die mißklingenden Schwingungen negativer Ge­fühle gewöhnt, von denen wir umgeben sind. Jetzt müssen wir wieder lernen, uns auf die höheren Schwingungen der Gottheit einzustimmen. Dabei helfen uns die Engel, weil sie die Ener­gien eines bestimmten Gefühls auf uns Menschen einstrahlen lassen. Erzengel Michael ist genau­-so in der Lage, sein Gefühl des Glaubens in die Allmacht Gottes zu übertragen, wie die Menschen fähig sind, ihre Emotionen des Ärgers und der Unzufriedenheit anderen zu vermitteln.

Mit dem Herzen hören

Wahrer Glaube baut auf das Innere Fühlen auf, das in der Herzensflamme erzeugt wird, wenn sich der Mensch nach der Wahrheit – nach Gott – sehnt. Im Gegensatz dazu ist blinder Glaube bloß eine Meinung, entstanden im äußeren Verstand.

Ein weiser Mann sagte einmal: "Du kannst nur wahrhaftig annehmen, was du fühlst. Die Entwicklung deiner Gefühle steht im Einklang mit deinen Erfahrungen, und entsprechend deiner Erfahrungen ist auch deine Erkenntnis. Entsprechend deiner Erkenntnis ist die Offenheit deines Annehmens, und entsprechend deinem Annehmen ist das Fundament deines Glaubens.

Deshalb mußt du dich fragen: Kommt nicht dein Glaube mit dem Herzen aus deiner eigenen Erfahrung? Woher kommt dann der Glaube mit dem Verstand? Kommt das nicht von außerhalb? Und solltest du nicht allem mißtrauen, was von außerhalb kommt... es sei denn, natürlich, du kennst es bereits!? Warum also irgend etwas trauen, was nicht aus dem Inneren kommt?"

Ja, der Glaube wird im Herzen geboren, und nicht im Gehirn. Menschen, die das "Wort Gottes" ablehnen, verschließen deshalb laut der Bibel nicht etwa ihre Ohren (was ja logisch wäre), sondern sie "verhärten ihr Herz".

Auf daß dies uns niemals geschehe, dienen die Göttin des Glaubens und ihre Engel hier auf Erden. Denn der Glaube ist der Schlüssel, mit dem wir die Tür aufschließen können, die nach Hause zur inneren Gegenwart führt.

Und weil uns dabei der menschliche Intellekt nur allzu oft im Wege steht, ist es sinnlos, mit den Massen zu rufen: 'Beweise mir und ich glaube!' – Wie soll der Verstand etwas begreifen, was nur erfühlt werden kann?