Mensch, erkenne den Freund in dir!

Der Körper hat es selten so schwer gehabt wie heute. Vergangen sind die Zeiten, in denen er Gefahr lief, an Skorbut, der Pest oder einem Speerstich zu sterben. Heute ist es der Mensch selbst, der seinen Körper malträtiert, im Bestreben, vermeintlich „schöner“ zu werden. Dabei ist unser Körperwesen unser treuester Freund, der uns durch all unsere Leben begleitet hat.

Wir sind niemals allein! Nicht nur ein Schutzengel begleitet uns auf allen Wegen, auch das elfenhafte Geschöpf, das unseren Körper gebaut hat, ist jederzeit mit uns. Es freut sich, wenn wir guter Dinge sind, statt unseren Körper mit traurigen Emotionen zu belasten.

Wir sind niemals allein! Nicht nur ein Schutzengel begleitet uns auf allen Wegen, auch das elfenhafte Geschöpf, das unseren Körper gebaut hat, ist jederzeit mit uns. Es freut sich, wenn wir guter Dinge sind, statt unseren Körper mit traurigen Emotionen zu belasten.

Erinnern wir uns zurück: Bevor das Smartphone in aller Hände war, fanden es Jugendliche mehr als schrecklich, fotografiert zu werden. Ja, gar peinlich waren Bilder von einem selbst. Heute sehen viele junge Menschen ihr Gesicht öfter im eigenen Handybildschirm als in einem Spiegel. Wenn jemand sein Angesicht nur noch durch Fotofilter anschauen kann und das echte Spiegelbild nicht mehr erträgt, spätestens dann verschwimmen Wunschbild und Realität. War der Spiegel einst ein Symbol für Selbsterkenntnis und Wahrheit, so lässt sich heute das, was einem im Smartphone-Display entgegenblickt, beliebig optimieren und verändern. Bittet man Teenagerinnen, Selbstporträts für soziale Medien präsentabel aufzubereiten, so passiert vor allem eines: die Lippen werden voller, die Augen größer, die Wangenknochen höher, die Nase filigraner, die Haut straffer und das Gesicht schmaler. Das sogenannte „Instagram Face“ ist das, was derzeit dem Schönheitsideal der Gesellschaft entspricht. Ein Gesicht, das keine Makel mehr kennt. Und das Gute dabei ist: Man muss kein Geld für teure Beauty-Behandlungen ausgeben; alles, was es dazu braucht, ist ein modernes Smartphone.

Wie sehr das digitale Leben die analoge Welt prägt, zeigt sich auch darin, dass der Begriff „instagrammable“ seit wenigen Jahren in die Wörterbücher von Oxford, Cambridge oder Merian-Webster aufgenommen wurde. „Instagrammable“ beschreibt etwas, das interessant oder attraktiv genug ist, um fotografiert und auf Instagram veröffentlicht zu werden. Etwas, womit mittlerweile auch die Tourismusbranche aktiv wirbt, ergab doch eine Umfrage, dass satte 40 Prozent der unter 33-Jährigen ihr Ferienziel aufgrund der „Instagram-Attraktivität“ auswählen würden. Ein Großteil der Gesellschaft lebt buchstäblich in einer digitalen Filter-Blase1 , aus der es kein Entrinnen gibt. Mit fatalen Auswirkungen auf die analoge Realität: Wenn Menschen sich als hässlich empfinden, obwohl sie keine auffälligen Schönheitsmakel haben, so sprechen Psychologen von „Dysmorphophobie“ – wird diese verzerrte Körperwahrnehmung durch soziale Medien wie Snapchat verursacht, sprechen Experten auch von „Snapchat Dysmorphophobie“. Wissenschaftler der Boston University School of Medicine untersuchten ebenjenes Phänomen und stellten dabei Erschreckendes fest. Bereits 2017 gaben 55 Prozent der befragten Schönheitschirurgen Amerikas an, dass ihre Patientinnen und Patienten nach der Operation wie auf ihren bearbeiteten Snapchat-Fotos aussehen wollten.

Ein deutscher Schönheitschirurg stellt ebenfalls fest, dass sich die Wünsche in den letzten zwanzig Jahren stark verändert hätten wegen des Internets. Einmal kam sogar ein zwölfjähriges Mädchen mit einem stark bearbeiteten Foto zu ihm in die Sprechstunde und wollte sein Gesicht operativ an das Foto angepasst haben. Leider kein Einzelfall: Etwa zehn Prozent aller Anfragenden schickt er wieder nach Hause, weil sie entweder zu jung oder die Erwartungen zu hoch sind. Deutschland stand übrigens 2020 weltweit an dritter Stelle, was Schönheitsoperationen betraf. In jenem Jahr wurden weltweit 25 Millionen Schönheitseingriffe durchgeführt. Darunter fielen auch das Lippenaufspritzen und etwa sechs Millionen Botox-Behandlungen. Letzteres entspricht einer Zunahme von 26 Prozent innerhalb von nur vier Jahren! In Deutschland sind 84 Prozent der Operierten weiblich und die Altersgruppe der 18- bis 30-Jährigen legt sich am häufigsten unters Messer. Erkundigt man sich nach ihrer Motivation, so gibt immerhin ein Viertel der Befragten an, ihr Aussehen einem ästhetischen „Vorbild“ annähern zu wollen, und 14 Prozent möchten gar ihren bearbeiteten Selfies entsprechen. Eine weitere kuriose neue Krankheitsbezeichnung ist übrigens „Selfitis“. Betroffene spüren rund um die Uhr ein unstillbares Verlangen, Selbstportraits zu schießen – und diese ins Internet zu stellen.

Die Flut an „perfekten“ Bildern und der sich daraus ergebende Leistungsdruck sind mittlerweile so groß, dass immer mehr junge Menschen Depressionen bis hin zu Selbstmordneigungen entwickeln, was durch die Isolierung in den Corona-Jahren noch verstärkt worden ist. Mädchen werden zuhauf magersüchtig; vor allem in der Pubertät, doch auch später, und auch Jungen werden davon nicht verschont. Allein 2020 ist in Deutschland die Zahl der Jugendlichen mit starkem Untergewicht um ein Drittel gestiegen; in Krankenhäusern wurden zehn Prozent mehr Essstörungen stationär behandelt.

Schönheitsideale: Zu kurz gedacht

In weiten Teilen der westlichen Gesellschaft hält sich nach wie vor das Ideal, dass ein schöner Körper groß, schlank und muskulös sein sollte. Alles, was davon abweicht, gilt nicht mehr als normal, wird als Schwäche betrachtet und ist daher auch nicht begehrenswert. Dabei ist ein langer, dünner Körper gar nicht für jeden erreichbar. Denn was man heute nicht mehr weiß: Es gibt drei verschiedene Körperbau-Typen. Fast alle Menschen sind Mischtypen; haben also unterschiedlich starke Anteile von zwei oder gar allen drei Typen in sich. Die Art des Körpers wird von unserer seelischen Prägung bestimmt. Und diese haben wir selbst in unseren früheren Verkörperungen geschaffen.

Immer mehr junge Menschen sind von der „Selfitis“ befallen, dem Zwang, sich zigmal pro Tag selbst abzulichten, mit Filtern zu optimieren und ihr geschöntes Selbst auf Social Media zu posten.

Immer mehr junge Menschen sind von der „Selfitis“ befallen, dem Zwang, sich zigmal pro Tag selbst abzulichten, mit Filtern zu optimieren und ihr geschöntes Selbst auf Social Media zu posten.

Bewegungstypen sind meist keine tiefen Denker oder großen Gourmets; sie sind eher unkompliziert, praktisch, anpackend, lieben jede Form von körperlicher Aktivität und sind nicht zuletzt daher meist schlank bis ins Alter. Heute stehen sie aufgrund ihrer modelähnlichen Körper in hohem Ansehen; fast jede/r möchte gern groß und schmal und schlank sein. Ihr Gefühlsleben ist weniger tief als bei den anderen Typen; manchmal verfügen sie auch über weniger Empathie.

Unter den Ernährungstypen findet man sowohl Köche wie auch Gourmets, gesellige Menschen mit fröhlichem Naturell und solche mit philosophischen Neigungen. Sie eignen sich daher für Berufe, die viel Empathie erfordern oder viel vertieftes Nachdenken und damit „Sitzleder“. Menschen dieses Typus haben oft starke und tiefe Gefühle; zu deren Speicherung benötigen sie mehr Wasser. Sie neigen daher dazu, schneller zuzunehmen, was für ihren Körpertyp aber normal ist; extreme Adipositas natürlich ausgenommen. Diese ist immer gesundheitsschädlich und sollte reduziert werden.

Empfindungstypen sind oft Künstler, Schauspieler, Ballett- oder andere Tänzer, Maler, Sänger etc. Sie sind sehr feinnervig, feinfühlig, beeinfluss- und beeindruckbar durch das, was um sie herum und in der Welt geschieht, daher neigen sie auch zu seelischen Überreaktionen und Schwächen. Ihr Körperbau ist meist zartgliedrig, nicht sehr groß, und der reine Empfindungstyp hat oft sehr reine, manchmal fast kindliche Züge und eher größere Augen. Sie bewahren sich oft ein etwas kindliches Naturell das ganze Leben lang.2

Heute wird jedoch fast nur der große, muskulöse und schlanke Bewegungstyp verherrlicht. Wie fatal ist es also, sich selbst nicht zu lieben aufgrund der ureigenen Körperkonstitution, ja sogar Selbsthass zu entwickeln. Denn was man seinem Körper damit zu verstehen gibt, ist nichts anderes als: „Du bist nicht gut genug, du machst einen schlechten Job.“ Dabei sind eigentlich wir es, die einen schlechten Job machen. Denn unser Aussehen ist Ausdruck unserer Gedanken- und Gefühlswelt. Dazu gleich mehr. Aber viel wichtiger: Wie muss sich wohl ein Körper fühlen, wenn sich seine Herrin oder sein Herr unters Messer legt, damit der Busen voller, das Kinn markanter, die Augenpartie glatter, die Nase kleiner oder der Bauch straffer wird?

Wie jetzt, der Mensch ist der Herr und der Körper sein Diener? Und der Körper soll auch noch zu Gedanken und Gefühlen fähig sein? Ja, Sie haben richtig gelesen. Der Mensch ist nicht sein Körper, er bewohnt diesen nur, ist quasi der Hausherr. Das Körperelementarwesen ist dabei die Hausverwaltung, die schaut, dass alles richtig funktioniert und in Schuss bleibt. Oder denken Sie 900-mal pro Stunde bewusst ans Ein- und Ausatmen? Lassen Sie Ihre Fingernägel bewusst etwa einen Millimeter wöchentlich wachsen? Sagen Sie Ihrem Herz, dass es etwa 75-mal in der Minute schlagen soll? Und steuern Sie die 100 Billiarden Prozesse, die in einer Sekunde im Gehirn ablaufen? Und wie genau produzieren Sie die benötigten 1,5 Liter Speichelflüssigkeit pro Tag?

Quellenangaben