Gibt es ein Leben nach dem Tod? Oder endet mit dem Sterben des Körpers unsere individuelle Existenz? Erfahrungen Wiederbelebter erzählen uns von der Wirklichkeit des Lebens nach dem Tod und machen deutlich, daß es eine andere, schönere Welt ist, die uns erwartet, wenn wir auf dieser Erde im Laufe vieler Inkarnationen genügend Erfahrung gesammelt haben. Eine Welt des Lichts und der Liebe.
Da finde ich keine Leser, das ist nicht populär genug", mußte sich Dr. Rosina Sonnenschmidt anhören, als sie 1994 ihr Buch ‚Sterbe-Energetik' einem Verleger präsentierte. Eigentlich ist es eigenartig, daß ein Thema, das jeden Menschen auf dieser Erde betrifft, in der westlichen Welt so wenig Beachtung findet. Wenig scheint sich in den letzten Jahren daran geändert zu haben - trotz der Bemühungen von Sterbeforschern wie Raymond A. Moody, Elisabeth Kübler-Ross oder eben Sonnenschmidt, die das Tibetische Totenbuch für westliches Verständnis erläutert hat. Sonnenschmidt bezeichnet den Tod gar als "das älteste und stärkste Tabu unserer abendländischen Kultur". "Nichts wird so verdrängt, wie die Geburt in die körperlose Existenz", fügt sie hinzu.
Der Tod wird ausgegrenzt, man soll sich auf ein Leben, das dem Konsum und der kurzfristigen Bedürfnisbefriedigung dient, konzentrieren. Dies fällt umso leichter, als die Realität von Wiedergeburt und Karma weitgehend ignoriert oder als Gedanken ‚esoterischer Spinner' abgetan wird.
Zudem erscheinen alte kirchliche Glaubenssätze von Himmel und Hölle in der heutigen Zeit leer, neue Vorstellungen von "dem, was danach ist", fehlen größtenteils. Viele Menschen wiederum wenden sich auf der Suche nach Antworten östlichen Weisheitslehren zu, die sehr wohl etwas zum Thema Sterben zu sagen haben: "Wenn schließlich alles abgefallen ist, was den erleuchteten Geist im Leben verdunkelt hat, bleibt nichts mehr, was unsere wahre Natur noch verdecken könnte. Was dann letztlich offenbar wird, ist der ursprüngliche Grund unserer absoluten Natur: einem reinen und wolkenlosen Himmel vergleichbar."
Hier wird die Erhabenheit des Sterbevorgangs spürbar. Auch für Sonnenschmidt hat das Sterben nichts mit Schwäche, Versagen und Energielosigkeit zu tun - im Gegenteil: Es würden - wie bei der Geburt - große energetische Kräfte freigesetzt. Rosina Sonnenschmidt kommt der Verdienst zu, der westlichen Welt das Tibetische Totenbuch, das ‚Bardo Thödol', näher gebracht zu haben. Ihre Beschreibung der sechs Wandlungsphasen des Sterbeprozesses ist eine vertiefte, aus der Erfahrung gewonnene Sicht der Vorgänge während der Exkarnation. Nicht nur das Tibetische Totenbuch weiß allerdings vom Sterben zu berichten. Es gibt durchaus auch westliche Zeugnisse, die sich mit dem Thema eingehend und tiefschürfend befassen. Der Psychologe Dr. rer. nat. Dietmar Czycholl hat etwa in seinem Buch ‚Als ich am gestrigen Tag entschlief...' Erfahrungen Wiederbelebter in der Weltliteratur versammelt - eine Sammlung, die drei Jahrtausende umfaßt ... Zeugnisse, die von einem Weiterleben nach dem Tod und der Existenz einer jenseitigen, anderen Welt sprechen.
"Wirklich ist die Wandlung", ist Czycholl überzeugt und veranschaulicht dies anhand der Geschichte von Dschuang Dschou: "Einst träumte Dschuang Dschou, daß er ein Schmetterling sei, ein flatternder Schmetterling, der sich wohl und glücklich fühlte und nichts wußte von Dschuang Dschou. Plötzlich wachte er auf: Da war er wieder wirklich und wahrhaftig Dschuang Dschou. Nun weiß ich nicht, ob Dschuang Dschou geträumt hat, daß er ein Schmetterling sei, oder ob der Schmetterling geträumt hat, daß er Dschuang Dschou sei, obwohl doch zwischen Dschuang Dschou und dem Schmetterling sicher ein Unterschied ist. So ist es mit der Wandlung der Dinge." (Dschuang Dse)
Ist Dschuang Dschou wirklich, oder ist es der Schmetterling? Ist einer von beiden wirklicher als der andere? "Wirklich ist die Wandlung", antwortet Dschuang Dse, von dem diese Geschichte überliefert ist. Die Wandlungen also, die wir im Traum, im Wechsel einer Identität, in der Verwandlung einer Umgebung erleben, sind wirklich. Auch der Tod ist eine Wandlung. Er ist so wirklich wie das Leben. Aber er beendet nicht unsere Existenz. Denn es gibt das "wirkliche Ich, das den Tod überdauert", wie schon der deutsche Komponist Johannes Brahms wußte (vgl. ZeitenSchrift-Druckausgabe Nr. 43).
Sammlungen und Erlebnisberichte Reanimierter, wie sie Czycholl in seinem Buch versammelt, haben auch in der jüngsten Vergangenheit viel Aufsehen erregt, man denke an die populären Bücher des Mediziners Dr. Raymond A. Moody. Czycholl meint dazu: "Aufsehenerregend war die Feststellung, daß visionäre Erlebnisse in Todesnähe keineswegs selten sind; aufsehenerregend war die Erkenntnis, daß die Erlebnisinhalte in manchen Aspekten altehrwürdigen religiösen Lehren und vereinzelt von alters her tradierten Berichten entsprechen; aufsehenerregend war die Tatsache, daß es bemerkenswerte Übereinstimmungen von einzelnen inhaltlichen Motiven zwischen vielen der Berichte gibt. Da ist etwa die Rede von der Erfahrung, seinen eigenen Körper zurückzulassen und von außen betrachten zu können, von der Begegnung mit einer strahlenden Lichtgestalt, mit bereits zuvor Verstorbenen, von einer eigentümlichen Konfrontation mit dem bis dahin gelebten Leben"
Die wesentliche Übereinstimmung jedoch dürfte darin zu sehen sein, daß berichtet wird von der Erfahrung der Wirklichkeit: Der Betroffene erinnert sich (...) einer unmittelbar realen Begegnung mit einer Welt, die sich in vielen Fällen von der uns vertrauten, sinnfälligen Welt unterscheidet."
Ein Erfahrungsbericht der höheren Art ist übrigens auch Dantes ‚Göttliche Komödie'. Der gefeierte Dichterfürst des Mittelalters verdankt den Stoff für seine Dichtung im Wesentlichen den Visionen eines neunjährigen Knaben, die dieser in todesähnlicher Erstarrung empfangen hatte. Bei den nun folgenden Texten von Erfahrungen Wiederbelebter erscheint es nebensächlich, ob sie tatsächlich in der ‚realen' Welt stattgefunden haben, wie der Bericht von C. G. Jung nahe legt, oder ‚nur' Geschichten sind, wie es bei Karl May deutlich wird, auch wenn bei Karl May nicht gesagt ist, daß der Erzählung nicht seine eigenen oder Erfahrungen anderer zugrunde liegen können. Denn auch die ‚Göttliche Komödie' ist in erster Linie eine Dichtung - und doch verdankt sie ihre Existenz den realen geistigen Erfahrungen eines jungen Menschen. Zu leicht (und falsch) ist es, solche Erfahrungen als reine Hirngespinste abzutun. Dante hat die Eingebungen eines Kindes ernst genommen - und einen Klassiker der Weltliteratur geschrieben.
Ich beginne mit der beeindruckenden Schilderung des Wissenschaftlers und bekannten Delfinforschers John C. Lilly in ‚Vergiftung', die in weiten Teilen an Moodys Idealtypus des Sterbevorganges erinnert:
"Ich kann mich sehr gut an die inneren Erlebnisse erinnern, während ich mich im sogenannten Koma befand. Der donnernde Kopfschmerz, die Übelkeit und das Erbrechen zwangen mich, meinen Körper zu verlassen. Ich wurde zu einem konzentrierten Zentrum von Bewußtsein und reiste in andere Räume und traf andere Wesen oder Wesenheiten oder Bewußtheiten. Ich stieß auf zwei, die sich mir durch einen weiten, leeren Raum näherten und die sahen und fühlten und mir Führung und Belehrung vermittelten. Es ist schwer, diese Erfahrung in Worte zu kleiden, denn es wurden keine Worte ausgetauscht. Reines Denken und Fühlen wurde vermittelt und von mir und diesen beiden Wesenheiten empfangen. Ich will versuchen, das was sich da ereignet hat, in Worte zu übertragen.
Ich befinde mich an einem weiten, leeren Ort mit nichts weit und breit darin als Licht. Es ist ein goldenes Licht, das den ganzen Raum nach jeder Richtung hin durchdringt, bis hinaus in die Unendlichkeit. Ich bin ein einzelner Punkt, der aus Bewußtsein, aus Fühlen, aus Wissen besteht. Ich weiß, daß ich bin. Das ist alles. Es ist ein sehr friedlicher und ehrfurchtgebietender Raum, in dem ich mich befinde. Ich habe keinen Körper, ich habe kein Bedürfnis nach einem Körper. Ich bin einfach ich. Erfüllt von Liebe und Wärme und Strahlung.
Plötzlich erscheinen in der Ferne zwei ähnliche Bewußtseins-Punkte. Quellen von Strahlung, von Liebe, von Wärme. Ich fühle ihre Anwesenheit. Ich sehe ihre Anwesenheit, ohne Augen, ohne Körper. Ich weiß, sie sind da, also sind sie da. Als sie sich zu mir her bewegen, fühle ich mehr und mehr von beiden, und sie durchdringen mein ganzes Wesen. Sie vermitteln ermutigende, ehrfurchtgebietende Gedanken. Ich erkenne, daß sie Wesen sind, die hoch über mir stehen. Sie beginnen mich zu belehren. Sie sagen mir, daß ich an diesem Ort bleiben kann, daß ich meinen Körper verlassen habe, aber daß ich zu ihm zurückkehren kann, wenn ich möchte. Dann zeigen sie mir, was geschähe, wenn ich meinen Körper dort zurücklassen würde - ich kann mich entscheiden, welchen Weg ich gehen möchte. Sie zeigen mir auch, wohin ich gehen kann, wenn ich an diesem Ort bleibe. Sie sagen mir, daß es noch nicht Zeit für mich ist, den Körper für immer zu verlassen, daß ich noch ein Recht darauf habe, zu ihm zurückzukehren. Sie geben mir völliges und unbedingtes Vertrauen, völlige Gewißheit über die Wirklichkeit meines Seins in diesem Zustand. Ich weiß mit absoluter Sicherheit, daß sie existieren. Ich habe keine Zweifel. Es besteht keinerlei Notwendigkeit mehr für einen Akt des Glaubens; es ist eben so, und ich akzeptiere es. Ihre erhabene, tiefe, machtvolle Liebe überwältigt mich fast, aber schließlich lasse ich sie zu. Als sie näher herankommen, finde ich weniger und weniger von mir und immer mehr und mehr von ihnen in meinem Wesen. (...) In diesem Zustand gibt es keine Zeit. Es gibt dann nur ein augenblickliches Gewahrsein der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft im Jetzt."
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