Weizengras: Die Kraft im Saft

Weizengras-Saft ist kein Hirngespinst militanter Veganer, sondern erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Als Saft in die Ernährung integriert, alkalisiert Weizengras den Organismus auf zellulärer Ebene, stärkt das Immunsystem gegen Krankheitserreger und verzichtet zugleich auf das säurebildende, verschleimende Gluten von Weizenkörnern.

Wogende Getreidefelder, sattgrüne Wiesen und das stillere Dunkelgrün der Wälder – wer fühlt sich in einer solchen Umgebung nicht wohl? Es scheint ein Urtrieb und eine tiefe, innere Sehnsucht der Menschen zu sein, sich überall mit grünen Pflanzen zu umgeben.
Kein Wunder, daß die Wiederentdeckung des grünen Weizengrassaftes derzeit so rasant verläuft und immer mehr begeisterte Anhänger findet. In den USA wird der Saft als ‚the green magic', als grüne Kraftquelle, ja als Elixier und Überlebensmedizin für ein neues Zeitalter gepriesen und ist in vielen Naturkostläden und vegetarischen Restaurants frisch gepreßt erhältlich. Als Pioniere gelten dort Dr. Ann Wigmore und Viktoras Kulvinskas vom ‚Hippocrates Health Institute' in Boston. Seit mehr als dreißig Jahren haben sie das Wissen um die Heilkraft lebendiger Nahrung wie Keime, Sprossen, Weizengras, frische rohe Gemüse und Früchte in Vorträgen, Seminaren und über Bücher weitergegeben.

Älteste Berichte über die Verwendung von Weizengras stammen aus dem antiken China, dem Orient und von den vorchristlichen spirituellen Essener-Gemeinschaften vom Toten Meer. Weizengras enthält bis zu 70 Prozent Chlorophyll, den grünen Pflanzenfarbstoff (vgl. Seite 35), 21 Prozent vollwertiges Protein mit den lebenswichtigen Aminosäuren, alle bekannten Mineralstoffe, reichlich Vitamine und Enzyme. Diese wirken als Katalysatoren im gesamten Stoffwechsel, sind quasi die Zündfunken des Lebens.

Weizengras-Saft

Es heißt, daß 100 Gramm Weizengras dem Nährwert von etwa zwei Kilogramm Gemüse entsprechen. Chlorophyll, das grüne Blut der Pflanzen, entsteht durch den Prozeß der Photosynthese in den Pflanzenzellen. Dabei baut die Pflanze mit Hilfe des Sonnenlichtes aus Kohlendioxid und Wasser energiereiche Nahrung auf. Dr. Bircher (der Müslidoktor) nannte daher das Chlorophyll auch konzentrierten Sonnenschein.

Vom menschlichen Blut unterscheidet sich das Chlorophyll nur durch seinen Magnesium-Atomkern, während der rote Blutfarbstoff Hämoglobin, der den Sauerstoff bindet und in den ganzen Körper trägt, an derselben Stelle ein Eisenatom hat. Schon 1930 hat der Nobelpreisträger Hans Fischer nachgewiesen, daß Chlorophyll die Basis für die Blutbildung darstellt.

Neben seiner Eigenschaft als Blutreinigungsmittel wirkt Weizengras entgiftend, blutdrucksenkend, entzündungshemmend und alkalisierend, reduziert also die Übersäuerung des Blutes. Weizengras unterstützt zudem die Verdauung, hilft bei Verschleimung und fördert die Ausscheidung giftiger Schwermetalle. Der grüne Saft ist auch ein hervorragendes Stärkungsmittel für das Immunsystem. Dies hat Professor Doktor Kazuhiko Kubota in Japan entdeckt. Er isolierte im Weizengrassaft das Enzym P4D1 und setzte es erfolgreich bei Menschen ein, deren DNS (Erbsubstanz) durch Röntgenstrahlen geschädigt war. Ein weiteres Enzym SOD soll den Alterungsprozeß bremsen, das Immunsystem stabilisieren und wird von Professor Kubota vor allem in der Krebstherapie und gegen Entzündungen eingesetzt.

Ende Oktober 1994 warnte die Deutsche Gesellschaft für Umwelt- und Humantoxikologie auf einer Tagung in Würzburg vor einem drohenden ‚Ökokollaps' beim Menschen durch die wachsende Menge von Giftstoffen in Umwelt und Nahrung. Die Angaben, daß bereits jeder Vierte ein angegriffenes Immunsystem hat und unter Allergien leidet, läßt die abwehrkräftigende Wirkung von Weizengrassaft in einem neuen Licht erscheinen und deutet möglicherweise auf einen wichtigen, zukünftigen Anwendungsbereich des grünen Saftes.

Äußerlich verwendet ist Weizengrassaft sehr hilfreich bei Verletzungen, Quetschungen, Ausschlägen, Verbrennungen, Schnitten oder Insektenstichen. Als Gesichtsmaske strafft er müde Haut, kräftigt durch Einmassieren die Kopfhaut und beseitigt Schuppen und lindert Zahnfleischbeschwerden. Bei Halsentzündungen soll mindestens fünf Minuten mit Weizengrassaft gegurgelt werden. Nach Untersuchungen von Dr. Ann Wigmore ist das Fasten mit Weizengrassaft besonders empfehlenswert, da der Körper dabei mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt wird.

Weizengras kann sehr einfach in Pflanzschalen gezogen werden. Verwenden Sie dazu Keimweizen, der zwölf Stunden eingeweicht wird. Danach auf angefeuchtete Erde oder Baumwollwatte geben und mit einer Folie locker abdecken. Bei etwa 20 Grad Celsius drei Tage lang dunkel stellen, ab dem vierten Tag die Bedeckung entfernen. Wenn nötig wässern und an ein Fenster stellen. So kann das wachsende Gras die einfallende Sonnenenergie speichern.

Nach 10–14 Tagen kann bei einer Höhe von etwa 15 cm geerntet werden. Dazu werden die Grashalme abgeschnitten und am besten in einem speziellen Weizengrassafter ausgepreßt. Er trennt den Saft von den unverdaulichen Pflanzenfasern und wird von Hand betrieben. Mixer mit hoher Umdrehungszahl sind ungeeignet, da sie das Chlorophyll oxidieren lassen. Das Weizengras kann auch fein geschnitten über Salate, Suppen und Saucen gestreut werden. Der frischgepresste Saft ist leicht verderblich und muß sofort getrunken werden. Fangen Sie langsam mit 1–2 Teelöffeln an, eventuell mit Wasser oder anderen Säften vermischt. Wenn Sie anfangs voller Begeisterung zuviel auf einmal trinken, können Sie sich danach sehr schlecht fühlen. Ursache dafür sind die Giftstoffe im Körper, die durch die reinigende Wirkung des Weizengrassaftes gelöst und über den Blutkreislauf zur Ausscheidung gebracht werden. Ein Gefühl der Unbehaglichkeit kann andererseits auch ein Indiz dafür sein, daß eine innere Reinigung nötig ist.

Neben dem Weizengras können Sie auch Gersten- oder Dinkelgras anbauen. Die Anzucht gelingt aber nur mit Sprießkorngerste und Spelzdinkel. Ansonsten gehen sie gleich vor, wie oben beschrieben. Die Wirkungsweise entspricht der von Weizengras, wobei Gerstengrassaft mit seinen Bitterstoffen besonders zur Entgiftung der Leber geeignet ist und eine hochwertige Kalzium- und Magnesiumquelle darstellt.

Der basenreiche Dinkelgrassaft wird speziell für eine begleitende Krebstherapie empfohlen; daneben wirkt er stimmungsaufhellend und unterstützend in Rekonvaleszenzphasen. Dinkelgras hat einen vitalen Wachstumstrieb und ergibt mehr Saft als das Weizengras. Im Geschmack ist der Dinkelgrassaft angenehm süßlich. Mittlerweile werden die grünen Säfte auch als gefriergetrocknetes Pulver angeboten. Die Farbe bleibt zwar erhalten, doch ein Großteil der Vitalstoffe wird durch den Trocknungsprozeß zerstört.