Auge: Das Fenster zur Seele

Ein Blick kann heilen. Ein Blick kann töten. Denn aus unseren Augen strahlt ein Lichtstrom, aufgeladen von unserer Seelenenergie. Das Auge nimmt aber auch Licht auf – sicht- und unsichtbares. Es ist vor allem das unsichtbare Licht, welches seine Informationen direkt unserem Gehirn einprägt. Was die Natur zur Steuerung allen Lebens ersann, kann uns heute wegen der Umweltverschmutzung krank machen.

Das Auge aus Geistiger Sicht

In den Augen offenbart sich unser Wesen. Das Licht fließt nicht nur in sie hinein, sondern strahlt auch aus ihnen heraus.

Das Auge ist nicht nur ein rezeptives, also aufnehmendes Organ, sondern genauso sehr der 'Sender' unserer Seelenenergie. Das Auge kann befehlen, suggerieren und beeinflussen. Es kann Angst einflößen, bannen und - im schlimmsten Falle - sogar töten. Die Angehörigen eines indischen Volksstamms in den Nilgiri-Bergen verstanden sich so gut darauf, das Böse anzuziehen und in sich zu konzentrieren, daß sie mit ihrem Blick den Feind völlig zu lähmen vermochten, was in manchen Fällen innerhalb von Stunden oder Tagen zu dessen völliger Entkräftung und schließlich zum Tode führte. Wenn Blicke töten könnten... manchmal können sie es tatsächlich.

Sollten Sie nun denken, so ein Volksstamm sei weit und wir alle viel zu zivilisiert und zu hochentwickelt, um dergleichen anzuwenden, dann halten Sie einen 'Augenblick' inne: Sind Sie sicher, daß Sie niemals mit Ihrem Blick andere Menschen entmagnetisiert, ausgesogen, ja vampirisiert haben? Der Vampirismus existiert nicht nur in Form von Zähnen, die sich in einen blütenweißen Hals graben, sondern auch in der Gestik, im Wort, im Blick. Es gibt durchaus Menschen, die durch ihren Blick die gesamte Vitalität der anderen an sich ziehen. In der Gegenwart solcher Menschen fühlt man sich sehr schnell wie gelähmt, es überfällt einen eine Art Erstarrung; man ist im eigenen Ausdruck völlig blockiert. Ein liebevoller, lebhafter Blick hingegen ist ein Geschenk an den Betrachteten und eine offene Tür für eine wirklich gute Form der Begegnung. Warum? Weil wir mit unserem Blick einen geistigen Elektronenstrahl auf das Objekt unserer Betrachtung richten, der qualifiziert ist mit unserem momentanen Befinden.

Wenn wir uns ein wenig darauf konzentrieren, wird es uns nicht schwer fallen, den Blick, der gibt, von jenem, der nimmt, zu unterscheiden. Wer nur nehmen will, den möchte man loswerden wie einen Dieb; wessen Blick hingegen schenkt, in dem sonnt man sich gerne. Wie schrecklich hingegen kann ein boshafter Blick uns treffen! Wer mit seinen Augen Feindseligkeit um sich herum verbreitet, sollte sich dessen bewußt sein, daß er allein damit eine bestimmte Energie (die einem bösen Gedanken gleicht) aussendet, die eines Tages auf ihn zurückfallen wird. Ebenso wenig ratsam ist es, längere Zeit mit niedergeschlagenen Augen dazustehen, da man auf diese Weise mit den unterirdischen Mächten in Verbindung kommt. Ein Blick zum Himmel kann hingegen helfen, sich schnell vom Alltagskram zu lösen, sich innerlich zu sammeln, um dann in einer besseren Verfassung sich wieder mit dem zu befassen, was der Alltag von uns will.

Möchte ich wissen, was jemand neben mir tut, so sollte ich ihm deutlich den Kopf zuwenden; ein schräger Blick deutet nämlich auf einen Mangel an Offenherzigkeit hin. Während eines Gesprächs sollte ich meine Augen auch nicht abdecken, da so eine Schranke zwischen der äußeren Welt und dem inneren Wesen errichtet wird. Was man in der Psychologie instinktiv richtig wertet, hat also einen durchaus realen energetischen Hintergrund.

Die drei Augen des Menschen - physisch und geistig

Des Menschen Schöpferkraft schlummert in der Macht seiner Gedanken und Gefühle. Wir erschaffen sie mit den entsprechenden 'Werkzeugen', nämlich dem mentalen Gedankenkörper und dem astralen Emotionalkörper. In den okkulten Werken von Alice Bailey steht nun, daß wir diese gebündelte Seelenenergie durch unsere Augen in die Welt hinausstrahlen, wobei unser Augenpaar zusammen mit dem Dritten Auge (Stirn-Chakra) einmal mehr die allgegenwärtige Dreifaltigkeit der Schöpfung symbolisiert:

Das rechte Auge ist - okkult gesprochen - der Repräsentant der Seele und das Werkzeug der Astralenergie, also des liebevollen Gefühls. Es steht für den dritten Aspekt der Trinität, nämlich für den Sohn, das Kind, den Christus. Verbunden ist das rechte Auge mit der Hypophyse.

Das linke Auge ist der Vertreter der Persönlichkeit und das Werkzeug der Mentalenergie, also des konkreten Denkens und der aktiven Intelligenz. Es steht für den zweiten Aspekt der Trinität, die Mutter (der 'Heilige Geist'). Verbunden ist das linke Auge mit der Carotis- Drüse.

Das dritte Auge (Stirn-Chakra) ist das Auge des Vaters, des Schöpfers. Es steht für den Willen und die Absicht, oder wie es die Hindus nennen, für 'Atma'. Es ist eine Art 'Verteilerstelle' und strahlt die verschmolzenen Astral-und Mentalenergien als Seelenenergie aus. Verbunden ist das dritte Auge mit der Zirbeldrüse.

Aus unseren Augen fließen also ohne Unterlaß verschieden qualifizierte Energieströme, geprägt von unserem Wesen und unserem Bewußtsein.

Den Blick erziehen

Blicken Sie mal um sich im Bus, in der UBahn, in den Straßen der Stadt: Die meisten Menschen gehen mit leerem, ausdruckslosem Blick durch den Alltag. Augen, welche die innere Leere, das Unbefriedigtsein ihrer Besitzer widerspiegeln. Welche Wohltat, wenn ein Mensch uns begegnet in diesem gespensterhaften Gewühl, der uns freundlich anblickt, vielleicht sogar ein Lächeln schenkt. Warum nicht dieser 'Jemand' sein? Wir können wirklich durch unsere Augen Liebe, Güte, Aufmunterung an andere ausgießen - und so ihren ganzen Tag verändern.

"Unser Benehmen sollten wir jeden Tag überprüfen und vor Augen haben, damit kein einziges Wesen von uns je einen schlechten Blick bekomme", rät Omraam Michael Aivanov, der bulgarische Weise. "Auf Erden schauen die Menschen einander ständig mit drohendem Blick an. Seid dankbar, daß die irdischen Gesetze nicht so streng sind wie die himmlischen; erlaubte sich ein Bewohner des Himmels nur einen einzigen feindlichen Blick, so würde er unmittelbar hinausgeworfen und in die niedrigen Regionen verbannt", fährt er fort und betont, das spirituelle Leben beginne mit der Erziehung des Blickes.

Denn im Blick ist alles mit einbezogen; er stellt eine Synthese des gesamten Menschen dar und gibt allem und jedem, auf das er sich richtet, sein besonderes Gepräge. Im Blick offenbaren sich Charakter und Temperament eines Menschen; seine Mängel und seine guten Eigenschaften - und all dies überträgt sich auf die anderen, auf Menschen und Gegenstände, und prägt sich diesen ein. Den eigenen Blick zu ändern ist daher nicht mit einem Blinzeln zu vollbringen; vielmehr bedeutet es, seinen gesamten Lebensstil so zu verändern, daß man zu einem wahrhaft gebenden und liebenden Wesen wird - und dann ist jeder Blick eine Streicheleinheit für alles, was das Glück hat, von ihm gestreift zu werden!