Die flimmernde Zersetzung der Kinderseele

Der Fernseher als Babysitter: komfortabel, billig und erfolgreich. Doch leider auch gefährlich. Nicht nur, weil er die Welt der Kleinen oft mit unvollkommenen Bildern verschmutzt, sondern vor allem, weil er die Entwicklung der Sinne massiv behindert.

Ich nehme an, Sie haben einen? - Und die Kinder?

Eben, immer die ewige Streiterei - also hurtig einen für Papa (Black Flat-Square, Dolby Surround), einen für Mama (tragbar, 34 cm-Bildschirm, im Schlafzimmer), einen für den Ältesten (mit Kopfhörer) und einen für den Jüngsten (sonst gibt's schon morgens früh Zank). Ein Drittel der Neun- bis Zehnjährigen in den alten Bundesländern haben einen eigenen Fernseher.

Fernsehen zerstört das harmonische Zusammenspiel allerSinne.BeiKindernführtdasschnellzuKonzentrationsschwierigkeiten, Unruhe,AggressionundDepression. Zudem werden die enormen Fähigkeiten der Sinne nicht geschärft, sondern abgestumpft.Wohin mit dem Kind, wenn Mama telefonieren und Papa sowieso seine Ruhe haben will? „Vor dem Fernseher sind sie ja so schön ruhig."

Da kommt eine Mutter zu mir, ihr Kind wäre hypermotorisch. Nach zwei Wochen stellt sich heraus, daß der Knabe jeden Morgen eine Stunde vor dem Fernseher verbringt, bevor er zur Schule geht. In der Schule ist er dann unkonzentriert und unruhig. Das staatliche (oder private) Sedierungsprogramm (die Schule) greift noch nicht ganz, der Angriff auf die gesunde Integration der Sinnestätigkeit dafür umso mehr.

Im Folgenden werde ich mich daher vor allem auf die ersten sieben Lebensjahre beziehen. Und ich spreche nicht nur von Ihren und meinen Kindern als ‚unseren Kindern‘, sondern von den Kindern dieser Welt. Alles was wir jetzt tun, beeinflußt die zukünftigen Generationen und wenn wir wollen, daß dieser Planet gerettet, entgiftet und erhalten wird, um so zu strahlen wie er eigentlich sollte, dann kommt es auf jeden einzelnen von uns an. Kinder sind immer einen Schritt weiter wie die Eltern, also müssen wir unser Bestes geben, damit ihr geistiges Wachstum geschützt wird.

In diesen ersten Jahren werden die Grundlagen gelegt für die Ausbildung der vier niederen Körper (vgl. ZS 9, Seite 10). Wie bei allem, ist auch hier die Qualität der Ausbildungsmöglichkeiten entscheidend für das Ergebnis, das erreicht werden kann. Wir erwarten nicht, daß ein physischer Körper, der viele Jahre lang mit Süßigkeiten, Pommes Frites, Pizza und Cola ernährt wurde, gesund bleibt. Genauso wenig wie wir erwarten würden, daß ein Kind, das täglich fünf Stunden gefesselt in einem dunklen Raum verbringt, dies ohne Schaden übersteht.

Nun müssen wir uns von der Vorstellung befreien, daß der physische Körper allein durch die materielle Nahrung gebildet würde. Der physische Körper wird aufgebaut mit Hilfe der gesamten Energie, die er aus seiner Umgebung bekommt:

  • durch die Qualität der Energie, die in der Nahrung steckt;
  • durch die Qualität der Energie, die durch die Sinne aufgenommen wird;
  • durch die Qualität der Energie, die durch die Worte, Gesten, Gefühle, Gedanken der Eltern, Erzieher hervorgebracht wird.

Die Sinne sind unter diesem Gesichtspunkt regelrechte Energiesammler und leiten daher die Qualität dessen, was sie aus der Umgebung aufnehmen, nach innen weiter und zwar ohne Wenn und Aber. Daß sie aber etwas aufnehmen ist ein aktiver Vorgang, geleitet durch die Göttliche Gegenwart in ihrem Innern.

Der physische Teil der Sinne braucht zu seiner Reifung und zur vollständigen Integration in allen Bereichen des Gehirns eine gewisse Zeit: im Normalfall sieben Jahre.

Wie Kinder ihr ‚Haus‘ bauen

Sie können diese Entwicklung des Kindes mit dem Bau eines Hauses vergleichen: Das Fundament wird gebildet durch

  • den Gleichgewichtssinn: Wo bin ich?
  • den kinästhetischen Sinn (Stellung und Spannung): Wie bin ich?
  • den Tastsinn (Schmerz, Temperatur, Druck): Wer bin ich?
  • den Geruchs- und Geschmackssinn: Wer ist der andere?
  • den Hör- und Sehsinn: Wo ist der andere?

Allmählich werden die Grundmauern hochgezogen:

  • Auge und Hand fangen an besser zusammenzuarbeiten; die Kinder schaffen es locker, den Daumen in den Mund zu stecken
  • der Beginn des Drehens, Krabbelns, Kriechens.

Die erste Decke wird eingezogen:

  • Aufrichtung, die ersten Gehversuche;
  • der Sprachsinn wird aktiver;
  • erste Erfahrungen können verallgemeinert werden;
  • die Vorstellung der Lage ihres Körpers wird immer besser.

Es folgt der erste Stock:

  • die räumliche Beziehung von Gegenständen wird erkannt (was für's Guck-Guck-Spiel nicht unerheblich ist);
  • die verbesserte Augen-Handkoordination führt zu ersten erfolgreichen Brotstreichversuchen;
  • es gibt offensichtlich Unterschiede zwischen ihnen und den anderen;
  • sie erproben neue Mittel und Wege, um an den Honigtopf zu kommen - vielleicht hilft Papas Hammer ja dabei;
  • ihr Willenseinsatz wird gezielter (die Göttliche Gegenwart beginnt, den kleinen Körper besser zu beherrschen);
  • sie lernen eine Menge überUrsache und Wirkung (was passiert, wenn ich die HiFi-Anlage bediene);
  • sie können ihren kleinen roten Ball aus all der schönen Wäsche von Mama herausfischen, obwohl er nicht mehr sehr rot ist.

Nun bauen sie den zweiten Stock:

  • sie fangen an Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu unterscheiden;
  • eine gewisse Vorform des Denkens beginnt (inneres Handeln);
  • sie können Ereignisse antizipieren (wenn ich an die HiFi-Anlage gehe, dann ...);
  • sie haben Spaß an Rollenspielen und benutzen alles dafür.

Und das waren nur die ersten drei Jahre! Die nächsten vier Jahre sind die Kinder mit der Vervollkommnung dieser Fähigkeiten beschäftigt, rund um die Uhr. Ein Fulltime-Job. Tausende von Versuchen müssen in absolut wissenschaftlicher Weise unternommen werden, ihr Gehirn muß ungeheuer viele neue Nervenverbindungen schalten, sie müssen ihre Seitigkeit ausbilden, Roller und Fahrrad fahren und mit ihren Geschwistern leben lernen. Viele Schrammen muß ihr Körper auf sich nehmen, bis sie eines Tages stolzer Schulanfänger sind und all das nehmen, was sie bisher für Erfahrungen gemacht haben, um das Dach zu bauen:

Um Schreiben, Lesen und Rechnen zu lernen. Dann fangen sie an, einige Blumen in die Fenster zu stellen, lernen Flöte und ein Lied, das Gottes Schöpfung preist.

Dafür ist die Sesamstraße und der Computer, den sie mit 4 Jahren bekommen haben, eher hinderlich gewesen. Förderlich waren das große Kinderzimmer und Mama in der Küche zu helfen, und daß keiner ‚Iiiiiih!‘ geschrien hat, als sie den großen Regenwurm mit nach Hause brachten. Absolut toll war der Bach und der krumme Baumstamm darüber, auch wenn Oma meinte, die Schuhe könne man jetzt wegwerfen.

Gefahren für die Kinderseele

Alles was die Kinder gerade jetzt wahrnehmen, haben sie der Vollkommenheit ihrer Sinne zu verdanken. Wie fein das Unterscheidungsvermögen dabei entwickelt wurde, hat mit den Möglichkeiten zu tun, die sie hatten, um sich darin zu schulen, und ob sie diese Gelegenheiten nutzten. Wie oft mußte ein Klötzchen herunterfallen, wie oft ein Breilöffel zum Mund geführt werden, wie oft hingefallen werden: hunderte und aberhundertemal.

Übung macht den Meister - ja tatsächlich! - und Meister über seinen Körper soll das Kind ja werden, damit durch dieses Instrument eine Musik erklingen kann, die den Himmel auf Erden sein läßt. Die Kinder, die jetzt in diese Welt kommen, brauchen mehr denn je, um ihre ‚sieben Sinne zusammenzuhalten‘. Sie sind von Anfang an in der gesunden Integration ihrer Sinne bedroht. Sie sind es durch den mangelnden Mutterschutz für Schwangere, durch die immer schlechtere Nahrungsqualität, durch die Ultraschalluntersuchungen und die Ängste der Ärzte, durch die Impfungen und die sinnlosen, überflüssigen Geschenke, die eine mechanistische Input-Ideologie fördern, produziert von einer gierigen Spielzeugindustrie. Und wir haben einen Frontalangriff auf unsere Kinder durch die Medien, durch Nintendo & Co, durch (Märchen) Kassetten, durch die Comics. Manchmal wundere ich mich, daß es noch Kinder gibt, die ganz normal geradeaus gehen können, lebendig wirken, wach und aufmerksam sind.