Heute schon eine Schnecke geküsst?

Igitt, sagen Sie nun. Sie müssen sie ja nicht gleich küssen, die Schnecke. Doch wie wär’s mit ein wenig liebhaben? Eike Braunroth ist ein Mensch, der gelernt hat, das zum Freund zu nehmen, was wir schnöde ‚Ungeziefer‘ nennen. Es hat aus seinem Garten ein Paradies gemacht!

Würden Sie von sich sagen, Sie seien ein friedlicher Mensch? Würden Sie doch gewiss, nicht wahr! Sie schlagen weder Ehefrau/-mann noch Kinder (letztere nur, wenn’s gar nicht mehr anders geht); sie ertragen das Gebell von Nachbars Hund stoisch und weigern sich, beim Mobbing am Arbeitsplatz Auge mit Auge und Zahn mit Zahn zu vergelten.

Krieg führen Sie ausschließlich im friedlichsten Teil ihres Heims: Im Garten. Wie bitte? Oh, Verzeihung! Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Selbstverständlich rücken Sie Schnecken und Ameisen, Kartoffelkäfern und Kohlweißlingen, Rosenkäfern und Ratten, weißen Fliegen und Maiszünslern, Wildschweinen und Wühlmäusen nie, nie, niemals auf den Leib – weder mit chemischen, noch mit biologischen Vernichtungswaffen, und schon gar nicht mit solchen, die knallen.

Der Krieg beginnt aber schon viel früher: Im Kopf. „Werde ich dieses Jahr genug ernten? Oder werden sich (meine Feinde), die Schädlinge, gütlich halten an meinem Gemüse? Meinen Rosen? Meinen Beeren? Was kehre ich am besten vor, damit sie keine Chance haben, meine Pflanzen zu verwüsten, belagern, vernichten? Wird (der feindliche) Regen mein Land ersäufen, oder (feindliche) Dürre es zu Stein werden lassen? Werden die (feindlichen) Elemente siegen, oder werde ich diesmal stärker sein? Alles richtig machen? Mein Erfolgserlebnis erhalten, indem sich die Zweige biegen unter Früchten und der Salat prall und voll auf dem Boden sitzt?“

Seien wir ehrlich: Haben wir nicht alle schon solche Gedanken gehegt, solche Ängste gepflegt und uns und den Garten in Frage gestellt? Wir benehmen uns, wenn wir ehrlich sind, wie Feldherren in minenverseuchtem Gebiet. Überall lauert der Feind, bis zum Tag der Ernte ist ungewiss, ob wir die Früchte unserer Arbeit in gerechtem Ausmaß erhalten – oder ob wir besiegt werden durch Schnecken, Frost oder Schädlinge.

Wir spalten uns und den Garten in zwei (feindliche) Lager. Wir versuchen, der Natur unseren Willen aufzuzwingen und empfinden es als Ungehorsam oder gar Kampfansage, wenn die Natur nicht will, wie wir wollen. Wir schaffen Trennung zwischen uns und dem Garten. Wir begegnen ihr mit der Haltung dessen, der sich die Natur untertan macht.

Das wäre im Grunde gar nicht so falsch. In der Tat setzt der Mensch in seinem Garten die Ursache, worauf die Naturgesetze unpersönlich zu wirken beginnen und eine Wirkung erzeugen, die der gesetzten Ursache entspricht.

Nanu? Das würde ja bedeuten, dass der Mensch die Verantwortung trägt für die Zustände im Garten! Dass er schuld ist an der Schneckenplage, den Wühlmäusen, den Kartoffelkäfern? Gar noch, dass er schuld ist am Wetter, das nicht tut, wie es sollte? Geht das nicht ein bisschen gar zu weit? Ich soll schuld sein an allem?

Frieden schließen mit der Natur

Vergessen wir die Schuld. Wir handeln entsprechend unserem Wissen und unseren Erfahrungen. Wenn wir etwas dazulernen, können wir besser handeln und allmählich zu einer wahren ‚Kooperation mit der Natur®‘ finden, die des Menschen Bestimmung und Aufgabe ist.

Es gibt einen Mann, der diesen Weg gegangen ist. Er heißt Eike Braunroth und hat ein ebenso einfaches wie wunderbares, ebenso beglückendes wie erfolgreiches ‚Konzept‘ (wobei dies das falsche Wort ist, eher müsste man ‚Verhalten‘ sagen) entwickelt, bei welchem Schnecken- oder Ameisenplage, Ratten oder Silberfische, Blattläuse und Borkenkäfer ‚von selber‘ verschwinden. Das Konzept bedeutet, wahren Frieden mit der Natur zu schließen. Sich selber nicht von ihr zu trennen, sondern sich als Teil des Ganzen zu begreifen – als prägender und leitender Teil vielleicht, aber eben als Teil und nicht als Feudalherrscher oder Feldherr.

Eike Braunroth wurde in eine Familie geboren, die der Natur sehr zugetan war. „Schon als Kind verband mich ein inniges Verhältnis zur Natur“, erzählt er. „Ich nahm Blumenelfen und Tierdevas wahr und kommunizierte mit ihnen. Ich fühlte mich allem, was ich da sah und hörte, eins.“ Sein erstes Gartenbeet erhielt er zur Einschulung geschenkt, im Jahre 1946. Er säte Ringelblumen, Bohnen, Erbsen, Radieschen und viele Wildkräuter wie Hirtentäschel und Löwenzahn. „Hier gab es keine ‚Schädlinge‘. Alle Tiere waren willkommen.“

Als er erwachsen wurde, verlor er die ‚innere Sicht‘ erst einmal. „Ich befand mich in einem Bewusstseinszustand der Abtrennung von der Natur. Ab der Pubertät machten sich mehr und mehr Schnecken, später auch Kartoffelkäfer, Amseln und Blattläuse durch Vielfraß bemerkbar.“ Wie wir alle begann er, diese ‚Schädlinge‘ zu bekämpfen und ‚seinen‘ Garten zu verteidigen. Erfolglos. Die Wende kam erst, als er von Findhorn hörte. „Aus meinem und jenem Wissen schöpfte ich eine neue Beziehung zur Natur. Nicht Kämpfen, auch nicht Gewährenlassen, sondern einen liebevollen Umgang pflegen.“ So entstand seine Methode der ‚Kooperation mit der Natur®‘, die heute jeder erlernen kann.

Wie erwähnt, beginnt unser Fehlverhalten bereits im Kopf. Mit unseren Erwartungen der Angst, des Zweifels: Werde ich genügend ernten? Werden die weißen Fliegen diesen Sommer fernbleiben, oder mir wieder die Freude an den Pflanzen vermiesen?

Wenn wir solches denken, sagt Eike Braunroth, erschaffen wir ein ätherisches Feld, das destruktiv geladen ist. „Auf feinstofflicher Ebene wird im morphogenetischen Feld (nach Rupert Sheldrake, siehe ZeitenSchrift Nr. 8) die Angst auch in der Pflanze manifestiert. Die Kulturpflanzen sind auf diese Weise direkt vom ‚zugehörigen‘ Menschen abhängig. Sie können selbst nicht entscheiden. Sie reagieren einfach auf seine Angst. Sie werden geschwächt. Sie werden krank. Nach einem kosmischen Gesetz müssen in der Folge andere Organismen – die wir ‚Schädlinge‘ nennen – die Pflanzen ‚vernichten‘, d.h. in einen anderen, höheren Seinszustand transformieren.“

Dasselbe, sagt Braunroth, geschieht mit Kindern, um die sich die Eltern dauernd ängstigen. Diese Angst zieht das Verderben geradezu an. Die Angst vor dem Zeckenbiss zieht die Zecken an. „Menschen, die Stechmücken, Zecken, Läuse, Flöhe, Motten, Kakerlaken, Ameisen, Silberfischchen bekämpfen, ziehen damit solche Tierchen in ihre Wohnung, in ihre Kleidung, an ihre Haustiere, an ihre Kinder und an sich selbst.“

Wie arrogant ist es jedoch, gewisse Wesen der Schöpfung einfach zu ‚Schädlingen‘ zu erklären! Was wissen wir schon von den Aufgaben, die diese Tierchen zu erledigen haben? Eike Braunroths Erfahrung ist, dass ‚Schädlinge‘ erstens die direkte Folge unserer eigenen negativen Gedankenmuster sind. Und dass sie, zweitens, mit Krieg antworten, wenn wir ihnen den Krieg erklären. Schaffen wir es aber – was zugegeben nicht einfach sein mag – sie als Partner in unserem Garten zu sehen, die ihre volle Daseinsberechtigung haben, die irgendeine, uns vielleicht nicht erkennbare Aufgabe zu erfüllen haben – und schaffen wir es sogar, sie mit demselben Respekt und derselben Liebe zu behandeln, wie wir das mit unserem Hund oder unserer Katze tun, dann verändert sich ihr Verhalten vollkommen.