Jeder Mensch sollte wissen, was es mit schwarzer und weisser Magie auf sich hat. Lesen Sie hier die Erkenntnisse des großen Okkultisten und Philosophen Manly P. Hall über die göttlichen und die satanischen Formen der Magie. Unsere Anmerkungen zu seinem Text sind in kursiver Schrift gehalten.
Seit Tausenden von Jahren hat der Mensch die Verdrehung der okkulten Kraft ‚schwarze Magie' genannt. Das Wort ‚Schwarz' bedeutet jedoch nicht schlecht. Schwarz ist die grundlegende Nichtfarbe aller Dinge; es ist die Quelle allen Seins, und es stellt den Körper der Absoluten Intelligenz dar. Bewußtsein und Licht werden aus der chaotischen Schwärze geboren, und die Kosmische Nacht ist Vater und Mutter der Schöpfung. Wir alle sind aus diesem dunklen Abgrund geboren und haben kein Recht, es ‚böse' zu nennen.
Es gibt falsche Dunkelheit und wahre Dunkelheit. Die wahre Dunkelheit ist der Schoß des Lichts; die falsche Dunkelheit jedoch die Verdrehung des Lichts, welches aus der wahren Dunkelheit hervorströmt. Natürliche Dunkelheit ist das Grundprinzip der Dinge, während die falsche Dunkelheit die Folge der Verfälschung der Macht der Engel Satans ist.
Der Teufel, der Archetyp des Mißbrauchs, ist nicht ein Sohn von Saturn/Satan, sondern ein Sohn des Menschen und der falschen Dunkelheit der Erde. Der Mensch ist die Inkarnation des Keims der mentalen Intelligenz, und schwarze Magie kann nur von intelligenten Wesen betrieben werden.
Absoluter Geist ist die wahre Dunkelheit - die dimensionslose Grundlage von allem, was existiert, was gewesen ist und jemals sein wird, und der letzte Schleier hinter welchen alle Schöpfung sich zurückziehen muß.
Absolute Kristallisation ist die falsche Dunkelheit, und die farblose Schwingung am tieferen Ende des Spektrums, gegenüber der farblosen Schwingung am oberen Ende des Spektrums. Beide hören zu guter Letzt auf und werden von der Dunkelheit verschluckt: Eine in der Dunkelheit des Geistes, die andere in der Dunkelheit der Materie.
Natürliche Dunkelheit ist unerweckte Möglichkeit, falsche Dunkelheit ist verdrehte Gelegenheit.
Wäre es nicht für die Gelegenheit in ihren verschiedenen Formen, es gäbe keine Perversion der Macht - gemäß dem alten Sprichwort: "Gelegenheit macht Diebe." Gelegenheit ist ewige Versuchung; ohne Versuchung könnte es keine Sünder geben. Als demnach die höheren Kräfte dem Menschen die Gelegenheit brachten, brachten sie ihm auch die Sünde und den Tod. Jene, die ihm Licht brachten, brachten ihm auch die falsche Dunkelheit. Licht und Schatten sind untrennbar, der Schatten, der dem Licht folgt, ist die falsche Dunkelheit, denn die Erschaffung des Ersteren bringt automatisch Letzteren mit sich.
Versuchung ist der Preis, den die menschliche Rasse für die Intelligenz bezahlt - daher ist die Schlange der Weisheit zugleich auch der ewige Versucher.
■ Wir erhalten hier eine Erklärung für den Paradies- Mythos: Im Augenblick, wo der Mensch vom Baum der Erkenntnis zu essen begann - verführt von der Schlange (der Weisheit), wurde er aus dem nur guten Paradies in die Welt von Licht und Schatten vertrieben. Ausgestattet mit individueller Intelligenz, die Erkenntnis möglich macht, gerät er von nun an in ewige Versuchung.
Wenn der Mensch mit steigender Intelligenz die Naturkräfte kennenlernt und vor allem, wenn er die Macht kennenlernt, die ihm selbst innewohnt, dann wird ihm immer größere Verantwortung auferlegt. Wenn der Mensch von heute die Gotteskräfte kennen würde, die in ihm schlummern, er wäre die gefährlichste Kreatur im ganzen Universum - für sich selbst und für den Plan der Dinge. Die Seele muß wachsen mit dem Wissen, das sie gewinnt; ansonsten die Organismen einander letztendlich zerstören werden.
Aktion und Reaktion müssen den Charakter stärken, so daß der Wille immer stark genug ist, die Triebe in Schranken zu halten. Ist dies nicht der Fall, und die Triebhaftigkeit kann frei wildern, dann wird-egal, wo der Lebensstrom auf seinem Pfad sich befindet - ein Schwarzmagier aus ihm.
Gegenwärtig hat der Mensch keinen freien Willen, sondern lediglich die freie Wahl über einen gewissen Bereich von Vorfällen, die analog seines wachsenden Bewußtseins in den Gesichtskreis seines Verständnisses gebracht werden. Je weiter entwickelt ein Lebensstrom ist, desto größer der Bereich der Wahl und desto größer seine Unabhängigkeit.
Warum (englisch ‚Why') ist die ewige Frage in der Natur gewesen. Der Buchstabe Y (englisch „why“ ausgesprochen) valent dieser Frage. Das Y hat die Form der Steinschleuder, mit der David den weißen Stein auf Goliaths Stirne schoß. Goliath stellt die falsche Dunkelheit dar, während der Stein die wahre Erleuchtung bedeutet.
Der geistige Kandidat steht immer an jenem Punkt, wo die drei Striche des Y zusammen kommen; die Maßstäbe der Unterscheidung in seiner Hand haltend. Solange er mit verbundenen Augen abwägt, sind die Waagschalen stets ausgeglichen, denn die beiden Augen gebären selbst das Gute und das Böse.
■ Justitia wird gemeinhin mit verbundenen Augen und ausgeglichenen Waagschalen dargestellt. Nimmt sie die Binde ab, urteilt und wertet sie das, was sie sieht. Sie ist nicht mehr unparteiisch gerecht.
Der Mensch hat drei Pfade zur Auswahl. Ob er sich dessen bewußt ist oder nicht, er befindet sich auf einem der drei.
Jene, die diesen Weg nehmen, haben entschieden, daß ihr unsterblicher Geist der Diener ihrer niederen Körper sein soll. Auf diese Weise verstrickt er sich in immer dichtere Stofflichkeit und umgarnt sein Bewußtsein mehr und mehr mit Materie. Wird dieses Verhalten lange genug aufrechterhalten, wird der Geist unfähig, sich aus den Substanzen der tieferen Welten noch zu lösen und bleibt verstrickt darin bis zur Auflösung des Universums.
Wenn das Ego diesen Pfad wählt, erringt es Dunkelheit, doch es ist die Dunkelheit des Grabes und der Unbewußtheit, erreicht durch den Pfad der Verdrehung und Verneinung. Sein Lohn ist der ‚schwarze Tod' und der Verlust der Seele. Solch ein Ego irrt im großen Unbekannten umher ohne Hoffnung, Vernunft oder Verstehen, während die endlosen Räder des Chaos jene Körper auflösen, von denen es versäumte, den richtigen Gebrauch zu machen.
Wer diesen Pfad wählt, identifiziert sich mit jenen, welche die göttliche Essenz von ihren körperlichen Erscheinungsformen erlösen wollen und sie (die vier niederen Körper) als Diener und nicht als Meister betrachten (wie dies der Schwarzmagier tut). Das Bewußtsein entwindet sich der Materie in einer Spiralbewegung, und wirkt in immer feinerer Substanz, bis es sich völlig aus der Formenwelt löst und bewußt die Auferstehung erringt. Dadurch gewinnt es die Macht, Materie in jede Form zu gießen, die für seine Arbeit notwendig ist. Es geht in die Welt des Geistes über.
Zwischen dem linken und dem Rechten Pfad liegt sozusagen der spirituelle Äquator, der die beiden Pole trennt. Der Mensch, der sich auf diesem Weg befindet, ignoriert die Gelegenheiten, weist die Ursachen zurück und gerät so unter das Gesetz und Geheimnis des Mechanismus der Gelegenheit. Jede Aktion ruft das Gesetz der Reaktion hervor, welches die Alten das Gesetz des Karma nannten. Das Zurückweisen oder Ignorieren einer Gelegenheit fällt unter das Gesetz der Gleichgültigkeit und Trägheit (inertia) und versäumt es so, zu einer Reaktion zu führen. Dies läßt die Seele verkümmern. Jene, welche Erfahrungen ignoriert haben, werden die ‚seelenlose Schöpfung' genannt, und befinden sich in der gleichen Position wie jene Reiche, welche, wie beispielsweise die Engel, keine individuelle Intelligenz erhalten haben.
Das Gesetz oder die Reaktion führt dem Organismus immer unverzüglich die Früchte seiner Handlungen zu, und verändert auf diese Weise langsam seine vier niederen Körper in intelligente Symbole oder Bildnisse des gewählten Pfades.
■ Hier mögen wir uns an das Sprichwort erinnert fühlen: "Es ist der Geist, der sich den Körper baut."
Da der eine oder andere Pol langsam im Wesen wächst, werden die Atome der opponierenden Substanzen langsam verdrängt oder abgeworfen mangels Kohäsion( Zusammenhalt).Die Schlacht dieser ‚feindlichen' Qualitäten in den verschiedenen Lebenserscheinungen wird in der indischen Tradition‚ die Schlacht von Kurukshetra' genannt, in der christlichen Theologie ‚die Schlacht von Armageddon'. Durch diesen feinen Prozeß hungert der Schüler, der den Weißen Pfad beschreitet, die schwarzen Kräfte in ihm langsam aus, oder er transmutiert sie, - falls er den Konflikt aushält, der sich zuerst in seinen Körpern abspielt. Der Schüler, der den schwarzen Weg wählt, eliminiert oder zerstört langsam alle feineren Prinzipien in sich, bis er zu einem verkörperten Dämon wird. Hat er einmal jede Bewußtheit zerstört, tut er Böses um der Freude willen.
Magie ist die Kunst, die unsichtbaren Naturkräfte zu beeinflussen.
Ein Magier ist jemand, der fähig ist, mit den vier Elementen der Formenwelt zu jonglieren.
Ein weißer Magier arbeitet daran, das Vertrauen der existierenden Kräfte zu gewinnen, und beweist durch die Reinheit seines Lebensstils und die Aufrichtigkeit seiner Motivation, daß ihm die große Arkana (der Zauberstab des Magus) anvertraut werden kann.
Ein Schwarzmagier trachtet danach, Autorität über geistige Kräfte zu gewinnen, und zwar eher durch Gewalt als durch Verdienst. Das Motto des Schwarzmagiers ist: ‚Macht ist Recht' - ‚Might is Right' (Das Überleben des Stärksten).
Das Motto des Weißmagiers ist: ‚Recht ist Macht' - ‚Right isMight' (Das Überleben aller).
Jeder lebende Mensch befindet sich in einer dieser Kategorien. Jeder Mensch sollte sich analysieren und herausfinden, zu welcher Kategorie er gehört. Es gibt im Universum nichts Subtileres als die Kräfte der falschen Dunkelheit. Wir müssen jeden Tag unser Leben anschauen, denn wir werden uns niemals an einem sicheren Platz befinden. Je mehr Macht wir haben, je mehr Licht wir haben, desto größer ist die Versuchung, es zur eigenen Befriedigung zu mißbrauchen. Wir müssen erkennen: Je größer das Wissen, desto größer die Strafe, wenn wir dieses Wissen mißbrauchen.
Das Motiv ist der Schlüssel zum Problem der Magie. Selbst der größte Weißmagier kann zu einem Degenerierten werden, wenn sein Motiv unwert ist. Der weiße Magier dient der Menschheit, der schwarze Magier will nur sich selbst dienen.
Die schwarze Magie der Vergangenheit, die Dunkelheit, die sich auf Atlantis herniedersenkte, als der Mensch aus den Elementargeistern Sklaven machte und sie an seine Gebote kettete, überlebt bis auf den heutigen Tag. Die schwarze Magie des Mittelalters mit ihren Hexenkulten und Orgien ist nicht tot, sie hat nur ihre Formverändert. Sie hat sich in unserem Zeitalter wiederverkörpert mit all ihrer Macht und Raserei. Sie nagt wie in den alten Tagen am Herz unserer Zivilisation, und würde sie nicht erlöst werden, dann würde sie die ganze menschliche Rasse niederreißen und zerstören. Der Schwarzmagier wandert über die Erde wie ein Werwolf, indem er die Menschheit vampirisiert, um die Lebenskraft aufzusaugen, die er für seine Machenschaften braucht.
All jene, die nicht fest auf dem rechten Pfad (weiße Magie) verankert sind, sind potentielle Opfer dieser Monster der Schlechtigkeit; all jene, welche nicht bewußt den weißen Pfad gehen und sich fest dem Weg der Aufrichtigkeit und Wahrheit verschrieben haben, sind in ewiger Gefahr vor diesen Furien, welche wie seelenlose Gespenster auf der Flut der Evolution treiben. Sie haben die Kraft, Dämonen anzurufen, die ihnen dienen, während sie das unteilbare Naturgesetz stündlich mißbrauchen. Die Macht des Lichts wird in ihren Händen zum Zepter des Todes, denn manche Hände gebieten übergeistige Kräfte, deren Herzen tot sind, deren Verstand eine verrottete Grube der Schlechtigkeit ist, und deren Seelen ihnen schon lange Adieu gesagt haben. Sie sind unwiderruflich verloren für diese Lebenswelle, denn sie haben selbst den letzten Keim des Guten in sich abgetötet. Sie kämpfen weiter, um jeden Preis am Leben hängend, da sie nur zu gut wissen, daß die Ewigkeit nichts für sie bereit hält.
Möge Gottes Barmherzigkeit sich ihrer annehmen
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