Pan, der Gott der Wälder

„ICH BIN der Diener des Allmächtigen Gottes, und Ich und Meine Untertanen sind bereit, der Menschheit zu Hilfe zu kommen, trotz der Art, wie sie uns behandelt und die Natur missbraucht hat, wenn sie den Glauben an uns bekräftigt und uns um Hilfe bittet.“ Das sagte Pan auf der schottischen Insel Iona im Mai 1966. Seither hat die Menschheit den Frevel an der Natur bis in den genetischen Code hinein weitergeführt. Ein Grund, noch einmal in leicht veränderter Form die Geschichte zu erzählen, wie ein Wissenschaftler dem Gott des Waldes begegnete, der alles andere als eine bloße Märchengestalt ist.

Der Waldgott Pan zeigt sich seinen tierischen Untertanen gern in einer Form, die ihnen vertraut ist: Mit Hörnern, Pelz, Pferdefuß und seiner Panflöte.

Edinburgh, Schottland, Ende April 1966. R. Ogilvie Crombie, kurz Roc genannt, ein Mann von gut 67 Jahren, geht spätabends die Princes Street hinunter, die wichtigste Durchgangsstraße von Edinburgh. Als er um die Ecke biegt, die auf die Straße führt, welche von der National Gallery gesäumt wird, tritt er in eine außergewöhnliche ‚Atmosphäre‘. „Nie zuvor war mir irgendetwas vergleichbares begegnet. Man könnte sagen, es war, wie wenn ich keine Kleider getragen hätte und durch eine Umgebung gegangen wäre, die dichter als Luft ist, doch nicht so dicht wie Wasser. Ich konnte es an meinem Körper fühlen. Es erzeugte eine Wärmeempfindung und ein Kribbeln wie aus einer Mischung von eingeschlafenen Gliedern und elektrischem Schock. Zugleich fühlte ich ein erhöhtes Bewusstsein und ein starkes Gefühl der Erwartung.“

Roc erkannte plötzlich, dass er nicht allein war. Eine Gestalt, kleiner als er selbst, ging neben ihm. „Es war ein Faun, der eine gewaltige Kraft ausstrahlte. Er wendete sich mir zu und schaute mich an. ‚Nun, hast du keine Angst vor Mir?‘ – ‚Nein.‘ – ‚Warum nicht? Alle Menschen haben Angst vor Mir.‘ – ‚Ich fühle nichts Böses in deiner Gegenwart. Ich sehe keinen Grund, weshalb du mir Schaden zufügen wolltest. Ich fühle keine Angst.‘ – ‚Weißt du nicht, wer ICH BIN?‘ In jenem Augenblick wusste ich es. ‚Du bist der große Gott Pan!‘ – ‚Dann solltest du Angst haben. Euer Wort ‚Panik‘ stammt von der Furcht, die Meine Gegenwart auslöst.‘ – ‚Nicht immer. Ich fürchte mich nicht.‘ – ‚Kannst du Mir einen Grund nennen?‘ – ‚Vielleicht wegen meines Gefühls der Zuneigung gegenüber deinen Untertanen; den Erdgeistern und den Geschöpfen der Waldungen.‘ – ‚Du glaubst an meine Untertanen?‘ – ‚Ja.‘ – ‚In diesem Falle, liebst du Mich?‘ – ‚Warum nicht?‘ – ‚LIEBST DU MICH?!‘ – ‚Ja.‘

Er schaute mich mit einem seltsamen Lächeln und einem Glanz in seinen Augen an. Er hatte tiefe, geheimnisvolle braune Augen. ‚Du weißt natürlich, dass ich der Teufel bin? Du hast gerade gesagt, dass du den Teufel liebst.‘ – ‚Nein, du bist nicht der Teufel. Du bist der Gott der Waldungen und der Landschaft. Es gibt nichts Böses in Dir. Du bist Pan.‘ – ‚Nahm die frühe christliche Kirche Mich nicht zum Vorbild für den Teufel? Schau Meine Pferdefüße an, meine zottigen Beine und die Hörner auf Meiner Stirne.‘ – ‚Die Kirche machte alle heidnischen Götter und Geister zu Teufeln, Dämonen und Kobolden.‘ – ‚Hatte die Kirche denn unrecht?‘ –‚ Die Kirche tat es mit den besten Absichten, von ihrem Gesichtspunkt aus. Doch es war falsch. Die alten Götter sind nicht unbedingt Teufel.‘“

Die beiden überquerten die Princes Street und bogen an einer Ecke ab. Pan wendete sich zu Roc: „Wie rieche Ich?“ Seit er bei ihm war, hatte Ogilvie Crombie einen wundervollen Duft von Pinienwäldern, feuchten Blättern, neu gewendeter Erde und Waldblumen wahrgenommen. Er sagt es ihm. „Rieche ich nicht widerlich, wie eine Ziege?“ – „Nein, das tust du nicht. Da ist ein schwacher moschusähnlicher Geruch, wie das Fell einer gesunden Katze. Er ist angenehm, fast wie Weihrauch. Behauptest du immer noch, der Teufel zu sein?“ – „Ich muss herausfinden, wie du über Mich denkst. Es ist wichtig.“ – „Warum?“ – „Aus einem Grund.“ – „Willst du mir nicht sagen, was es ist?“ – „Nicht jetzt. Es wird zur rechten Zeit ersichtlich sein.“ Sie gingen weiter. Pan ging sehr dicht neben Roc. „Macht es dir nichts aus, wenn Ich neben dir gehe?“ – „Nicht im geringsten.“ Pan legte seinen Arm um Rocs Schulter. „Ich spürte den eigentlichen physischen Kontakt.“ – „Macht es dir nichts aus, wenn Ich dich berühre?“ – „Nein.“ – „Du fühlst wirklich keine Ablehnung oder Furcht?“ – „Nichts“ – „Ausgezeichnet.“

Der schottische Wissenschaftler Robert Ogilvie Crombie (1899–1975) war einer der ersten Menschen in der Neuzeit, denen sich der Waldgott Pan zeigte.

Roc konnte sich keinen Reim darauf machen, weshalb Pan so fest entschlossen schien, bei ihm ein Zeichen von Angst hervorzurufen. „Ich behaupte nicht, ein mutiger Mensch zu sein; es gibt viele Dinge, die mich zu Tode ängstigen würden. Doch aus irgendeinem Grund fühlte ich keine Angst vor diesem Wesen; Ehrfurcht vielleicht, wegen Seiner Kraft, doch keine Angst – nur Liebe. Ich fragte Ihn, wo Seine Panflöte wäre. Er lächelte über die Frage. ‚Ich habe sie dabei, weißt du.‘ Und da war er und hielt sie in Seinen Händen. Er begann, eine seltsame Melodie zu spielen. Ich hatte sie zuvor schon in Wäldern gehört, und seither oft, doch ist sie so schwer erfassbar, dass ich mich danach nicht an sie erinnern konnte.“ Als Roc dann den Eingang seines Hauses betrat, verschwand Pan aus seiner inneren Sicht, obwohl er immer noch das starke Gefühl verspürte, dass er in der Nähe war.

R. Ogilvie Crombies Begegnungen mit Pan und anderen Naturgeistern sind mittlerweile Geschichte – in mehrerer Hinsicht. Wie es scheint, hat das Königreich der Naturgeistwesen dabei seit langer, langer Zeit erstmals versucht, seine Hände den Menschen entgegenzustrecken – den Menschen, die einst, vor Äonen von Zeiten, Hand in Hand mit ihnen gegangen waren und sie nun vergessen haben und verbannt, zu Fabelwesen oder gar zum Teufel pervertiert. Und in Findhorn war es dann, dass zum ersten Mal die Reiche der Naturengel (Devas) und der Naturgeister bewusst mit der zuvor maulwurfsblinden Menschheit zusammenzuarbeiten begannen.

Ohne Rückbesinnung auf die beseelten, wundervollen Wesen, die das Muster und den Bauplan für die Natur aufrechterhalten, sind wir dem Untergang geweiht. Denn kein Grashalm, kein Apfel und kein Baum keimt, sprießt oder steht ohne die gedankliche Präzipitation und tatkräftige Hilfe von winzigen bis erhaben großen Naturwesen, die dem Blickfeld unserer Augen leider vor sehr langer Zeit entschwunden sind. Weshalb wir sie nun sträflicherweise ins Reich der Mythen und Märchen verbannt haben.

Im Gegensatz zu den Genklempnern, die glauben, die Schöpfung nach ihren Vorstellungen optimieren zu müssen und dafür am genetischen Code herumschnipseln, um danach patentierbare (und meist unfruchtbare) Natur für teures Geld verkaufen zu können, arbeiten die Wesen der Natur genauso wie die Bienen unentgeltlich, dafür vollkommen im Einklang mit dem göttlichen Grundton der Schöpfung. Während die Menschen aus einer Symphonie eine Kakofonie machen, die nicht mehr im Einklang mit der Harmonie der Sphären ist und deren Erzeugnisse Krebs und andere Krankheiten beim Menschen auslösen, hat dieses immens große Naturreich mit Trillionen von Wesen bereits alles auf vollkommenste Weise für uns bereitgestellt. Doch ein weiteres Mal scheinen es gewisse Zweibeiner vorzuziehen, sich selbst aus diesem vollkommenen Paradies zu vertreiben.

Was bleibt uns, wenn der göttliche Gen-Code für alle Bäume, Büsche, Blumen, Früchte, Gemüse, Gewürze und Gräser eines Tages verschwunden wäre? Und nur noch die krank machende Künstlichkeit existiert? Müssen wir vielleicht auch deshalb uns selbst zu halben Klonen verändern lassen, Maschinenmenschen, um diese Art von Kost zu überleben? Nur wer keine Vorstellung und keinerlei Glauben an eine höhere Macht hat, kann darin eine verheißungsvolle Zukunft sehen!