Winterliche Gewürze: Kleine Zugabe, grosse Wirkung

Wer richtig würzt, verändert nicht nur den Geschmack und den Duft einer Speise, sondern macht aus ihr eine aufbauende Medizin für den Körper. Das ist aus der Sicht der Naturgeistwesen, welche die Gewürzpflanzen beseelen, auch der eigentliche Zweck des Würzens: Würzen ist eine Urform der Homöopathie, weil hier mit wenig ganz viel erreicht werden kann. Denn nicht die physische Menge des Gewürzes bestimmt seine Wirkung, sondern die Kräfte des chemischen Äthers.

Der Zimt weckt das Kind im Menschen

Es gibt zwei verschiedene Zimtarten: den Chinesischen Zimt (Cinnamomum cassia) und den Ceylon-Zimt (Cinnamomum verum). Beides sind immergrüne Bäume aus der Familie der Lorbeergewächse. Zimtbäume werden etwa zehn Meter hoch, die Blätter sind bis zu zwanzig Zentimeter lang, ledrig, breit und oval.

Die „Goldene Milch“ mit Kurkuma, Safran und Kardamom ist nur eines der vielen würzigwärmenden Wintergetränke.

Die „Goldene Milch“ mit Kurkuma, Safran und Kardamom ist nur eines der vielen würzigwärmenden Wintergetränke.

Der Zimt ist insofern besonders, als das Gewürz nicht etwa aus den Samen oder Blättern stammt, sondern aus den dünnen inneren Schichten der Baumrinde. Für den Stangenzimt nimmt man vom Ceylon-Zimtbaum die dünnen Innenschichten zwischen Borke und Mittelrinde, die man röhrenartig zur uns bekannten Zimtstange zusammenrollt. Für eine gute Zimtqualität kann man nur die etwa fingerdicken Zweige verwenden, von denen man mit einem gebogenen Messer die Rinde abschält und sie ziemlich aufwändig zerlegt. Sind die Zweige geschält, rollen sich die Innenrinden von beiden Seiten selbst auf. Man legt dann etwa sechs bis zehn Zimtrollen ineinander und hängt sie zum Trocknen auf. So entstehen die leuchtend braunen Zimtstangen.

Vor einigen Hundert Jahren wurde Zimt gewissermaßen als Duft aus dem Paradies bezeichnet und auch wie Gold oder heute das Erdöl gehandelt. Das sei auch der Grund, weshalb Zimt ein Weihnachtsgewürz ist, denn Weihnachten gelte als die Zeit des Paradieses, meint der Große Zimt. Und er freut sich, dass, wenn wir Menschen heute an Zimt denken würden, uns der Geruch förmlich in die Nase steige. Wir würden dann vielleicht an eine Speise der Eltern oder Großeltern denken, zum Beispiel Milchreis mit Zimt, die wir als Kind aßen. Und häufig würden wir dabei an Weihnachten denken. „Weihnachten und Kindheit hängen allerdings oft zusammen. Weihnachten inniglich erleben kann das Kind intensiver als der Erwachsene. Der Erwachsene heutzutage muss sich sehr anstrengen, um an Weihnachten wieder in eine gewisse Innigkeit zu kommen. Was ich als Zimt-Über-Ich faszinierend finde, ist, dass die Erwachsenen, die oft so intellektuell und keineswegs kindlich sind, es doch schaffen, Weihnachten für ihre Kinder wieder inniglich zu gestalten. Das tröstet mich immer. Und ich finde es schön, wenn man bei dem Geruch meines Gewürzes an innigliche Momente im Leben des individuellen Menschen denkt“, erzählt der Große Zimt. „Durch den Zimt werden die Menschen wieder ein bisschen mehr zu Kindern, zum Beispiel wenn man in seinen Kaffee ein wenig Zimt hineingibt, weil man damit aus der heutzutage meist notwendigen Verkopfung wieder ein wenig herauskommt. Dann kommt man etwas in die Entspannung und fühlt sich, zumindest unbewusst, wieder ein wenig wie ein Kind. Man kann dann wieder mit kindlichen Augen ganz kurz etwas anschauen“, erzählt der Zimtbaumgeist.

In den über 7'000 Jahren, in denen der Zimt den Menschen als Gewürz diene, habe er sich zur Aufgabe gesetzt, Grenzen wieder auf eine klare Art zu zeigen. „Zimt setzt dem Menschen ohnehin verschiedenste Grenzen, und zwar so, dass er begreift, dass der Körper am besten so wäre, wie er im Paradies oder in einem paradiesähnlichen Zustand am Anfang der Erdentwicklung gewesen ist. Zimt verweist also auf einen Idealkörper ohne Krankheiten … Zimt schult den Körper zukunftsgerichtet darin, dass der Organismus diesen Zustand wieder von alleine hinbekommt. Wir Zimtbäume sind Lorbeergewächse, die euren Körper wieder in ein richtiges Maß führen. Ihr habt ja ganz viel Maß verloren!“, gibt uns der Große Zimt zu bedenken.

Man hat verschiedene Studien mit Zimt durchgeführt, um etwa die Wirkung auf den Blutzuckerspiegel und das Cholesterin zu testen. Dabei wurde festgestellt, dass Zimt eine stark blutzuckerregulierende Wirkung hat, die weitgehend dosisunabhängig ist und schon bei einer Tagesdosis von etwa einem Gramm Zimt pro Tag nach einigen Wochen einsetzt und auch anhält. Ferner werden durch Zimt die LDL-Blutcholesterin-Werte sowie die Triglycerid-Werte erheblich gesenkt, wobei die Werte des sogenannten guten HDL-Cholesterins nicht zurückgehen. Zudem hilft Zimt beim Abnehmen und beim Metabolischen Syndrom – der Große Zimt weiß, weshalb: „Beim Metabolischen Syndrom haben die Menschen starke Fettleibigkeit und hohen Blutdruck und verschiedenste Fettstoffwechselstörungen. Es bedeutet auch, dass die Bauchspeicheldrüse permanent ihre Grenzen überschreitet, weil sie zu viel Insulin produzieren muss. Damit ist sie aber auf Dauer vollkommen überfordert und kann nicht mehr ausreichend Insulin produzieren.“

„Wenn Zimt hinzukommt, hat er die Wirkung, dass er hier Grenzen setzt und signalisiert, dass der Blutzucker und das Insulin weit oberhalb ihrer Norm liegen … Zimt signalisiert der Bauchspeicheldrüse, nicht so viel Insulin zu produzieren und die Grenzen einzuhalten. Dadurch können beide Spiegel – der des Blutzuckers und der des Insulins – wieder in den normalen Bereich sinken. Natürlich muss dies durch eine bessere Ernährung und verschiedenste andere Maßnahmen flankiert werden.“

Man muss den Zimt nicht einmal essen, um seine Wirkung zu spüren, es reicht vielfach schon sein Duft. Denn dieser Duft kann dem Gehirn beziehungsweise dem Geist des Menschen auf neue Sprünge helfen und die kognitiven Leistungen verbessern, wie eine Studie in West Virginia feststellen konnte. Man kann diese verbesserten Leistungen auch durch Zimtkaugummi bewirken beziehungsweise durch das Einatmen von ätherischen Ölen mit Zimtanteil.

Der Große Zimt kennt auch hier den tieferen geistigen Grund für diese Wirkung: „Kinder können ganz anders mit ihrem Gedächtnis umgehen, was man zum Beispiel daran sieht, dass Kinder das sogenannte Memory-Spiel sehr viel besser bewältigen als ältere Menschen. Daran sieht man, dass das Gedächtnis bei Kindern noch sehr frisch ist. Wenn man (mit Hilfe von Zimt) wieder zum Kind wird, wird auch die Gedächtnisleistung erhöht, und das ist die schon beschriebene Wirkung des Zimts.

Wenn man zum Kind wird, wird alles wieder neu und interessant und ist auch viel besser zu merken, zu erinnern. Kinder können sich zwar meist nur über sehr kurze Zeiträume extrem gut konzentrieren, aber sie können es, und sie können intensiv und konzentriert bei etwas zuschauen, was sie interessiert.“ Wenn man als Erwachsener durch Zimt wieder etwas kindlicher werde, so würden diese Fähigkeiten wieder ein bisschen neu entstehen, vor allem im Gedächtnisbereich, und man schaffe viele Gewohnheiten, die sich auf die Gedächtnisfähigkeiten gelegt haben, wieder fort. Solche Ablagerungen würden vom Zimt beziehungsweise vom Paradies weggewischt; zumindest ein wenig. Und deshalb könne das Gewürz auch bei Alzheimer helfen, sagt der Große Zimt. Allerdings warnt der Zimtbaumgeist, dass man auch zu viel Zimt zu sich nehmen könne. Insofern sei es günstiger, Zimt in kleineren Dosen regelmäßig einzunehmen und nicht zu übertreiben – eben auch hier das Maß einzuhalten!

Außerdem empfiehlt der Große Zimt, dem Chinesischen Kassia-Zimt den Ceylon- Zimt vorzuziehen. Denn der Chinesische Zimt enthält größere Mengen des lebertoxischen Cumarins. Das war auch der Grund, weshalb im Jahr 2006 Zimtprodukte für Diabetiker die Bevölkerung verunsicherten. „Der Ceylon-Zimt ist – grob gesprochen – der lebendigere Zimt, während der Chinesische Zimt eher der – ganz vorsichtig formuliert – Todes-Zimt ist. Deswegen wirkt der Chinesische Zimt in größeren Mengen toxisch, bei Kleinstkindern selbstverständlich schon in kleineren Mengen. China-Zimt ist zu sehr dunkel geworden“, führt das Zimtwesen aus und sagt, dass sich diese Wirkung noch verstärke, wenn man Cumarin chemisch herstelle. Denn: „Chemisch hergestelltes Cumarin kommt nicht aus der lebendigen Welt“, betont das Zimtgewürzwesen.