Die erste Frage

Susanne Bellotto | 16. November 2023

Haben Sie sich schon einmal gefragt, was der Käseverkäufer mit dem Weltfrieden zu tun hat?

Kaese Wochenmarkt

Meine Lebensmittel kaufe ich am liebsten auf dem Wochenmarkt, weil ich keine unnötigen, die Umwelt belastende Plastikverpackungen nach Hause tragen will und vor allem, weil ich den direkten Kontakt zu den Menschen schätze. Auf dem Wochenmarkt meiner Wahl gibt es auch einen Käsehändler. Der Verkäufer am Stand ist großflächig tätowiert und trägt Ohrring, außerdem hört er in seinem Verkaufswagen gerne laut Musik. Nachdem er in breitem Berndeutsch einen guten Morgen gewünscht hat, stellt er jeweils die Frage: „Wie kann ich dienen?“

Er könnte auch fragen „Was darf es denn bitte sein?“ oder „Was hätten Sie gerne?“ und das wären auch höfliche und freundliche Sätze, um ein Verkaufsgespräch zu beginnen. Und natürlich könnte man einwenden, die Frage meines Käseverkäufers sei einfach nur eine nette Floskel. Nun, vielleicht ist sie das, doch dann ist es eine Floskel, die einen Unterschied macht.

Denn wie wäre es, wenn dies bei jeder unserer Begegnungen mit einem unserer Mitmenschen unser erster Gedanke, unsere erste Frage wäre: Wie kann ich diesem Menschen dienen? Was kann ich ihm oder ihr Gutes tun? Wie kann ich ein wenig Licht in sein oder ihr Leben tragen?

In der Essenz entspricht unsere Frage dann dem sogenannten „Friedensgebet“, das dem Heiligen Franz von Assisi zugeschrieben wird:

Herr, mache mich zu einem Werkzeug Deines Friedens.
Dass ich Liebe übe, wo man sich hasst.
Dass ich verzeihe, wo man beleidigt.
Dass ich verbinde, wo Streit ist.
Dass ich die Wahrheit sage, wo es Irrtum gibt.
Dass ich Glauben bringe, wo Zweifel herrscht.
Dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält.
Dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert.
Dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.

Herr, lass mich trachten:
Nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste.
Nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe.
Nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer da hingibt, der empfängt.
Wer sich selbst vergisst, der findet.
Wer verzeiht, dem wird verziehen.
Und im Sterben werden wir geboren zum Ewigen Leben.

Zweifellos sähe die Welt ein wenig anders aus, wenn dies unsere erste Frage wäre: „Wie kann ich dienen?“

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