"Denk ich an Deutschland in der Nacht...

...bin ich um den Schlaf gebracht." Deutschland bereitete in den letzten zweihundert Jahren nicht nur Heinrich Heine schlaflose Nächte. Nachdem es selbst seine tiefste Nacht im Naziregime durchschritten hat, stellt sich heute die bange Frage: Findet es zurück zur Morgenröte wahrer Geistigkeit wie zur Goethe-Zeit, oder schleicht auf leisen Sohlen schon wieder der Ungeist durchs Land? Wie kommt es, daß ein Volk zugleich einen Goethe, Schiller und Beethoven hervorbrachte – und einen Hitler, Göring und Goebbels? Eine deutsche Charakterstudie.

Das Gespräch im Café, an einem Freitagmorgen um halb elf, hatte ganz harmlos mit einem Zeitschriftenhoroskop begonnen, und war dann über die niedere Astralwelt, den Unterschied zwischen weißer und schwarzer Magie beim Thema Nationalsozialismus gelandet. „Interessant", räusperte sich Herr Löw zu mir am Nebentisch – „denn darüber denke ich seit geraumer Zeit nach. Wie konnte es geschehen, daß solch ein Wahn über Deutschland hereinbrach? Und dann frage ich mich auch, wie ich mich selbst verhalten hätte, hätte ich damals gelebt."

Großaufmärsche gehören zur Selbstdarstellung Hitler-Deutschlands. Hier die pompöse Siegesparade der siegreichen, aus Frankreich heimkehren Truppen im Juli 1940.

Obwohl man meinen könnte, die Schatten des Dritten Reiches würden sich allmählich im Nebel der Geschichte verlieren – schließlich liegen fünfzig bis siebzig Jahre zwischen dem Schrecken von damals und heute – sind sie in den Köpfen der Menschen lebendiger als lange zuvor. Bedrohlicher. Drängender. Nicht stillzukriegen, die Fragen des Warum? Woher? Und Wie bloß...?

Wie konnte das Deutschland eines Goethe, eines Schiller, eines Lessing, Humboldt, Beethoven nur hundert Jahre nach Goethes Tod zum Spielball eines Hitler, Goebbels, Göring, Himmler und Konsorten verkommen? Hätte es aufgehalten werden können? Und falls nein – wie war dann das Volk beschaffen, das sich von einem außer Rand und Band geratenen österreichischen Gefreiten sosehr in Bann schlagen ließ, daß es ihm folgte wie die ahnungslosen Kinder dem Rattenfänger von Hameln?

Beginnen wir mit dem Übel, um danach im guten deutschen Geist der Goethezeit jene Wurzeln zu suchen, die dereinst in Deutschland wieder Blüten und Früchte tragen sollen.

Dämonen kontra Christus

Der Zweite Weltkrieg unterschied sich von jedem zuvor stattgefundenen Krieg darin, daß es sich buchstäblich um den Angriff der vereinten dämonischen Mächte der Erde gegen die Christuskraft handelte. Der Grund dafür liegt darin, daß sich die Lichtmächte in den Jahrzehnten vor dem Krieg der Menschheit genähert hatten wie seit Äonen nicht mehr. Dies gehört zum ‚großen Plan‘ und ist Bedingung für die unabwendbare Transformation der Erde im neuen Zeitalter. Immer, wenn die Mächte des Lichtes die Menschheit höherziehen wollen, schlagen die Kräfte der Dunkelheit erbarmungslos und mit aller Wucht zu. Den Menschen war der Vorgang des ‚Näher mein Gott, zu Dir‘ in den feinstofflicheren Ebenen der Erde nicht bewußt, der sich Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts vollzog – und sich seither weiter vollzieht. Auf der physischen Lebensebene nehmen nur die Feinfühligeren solche Vorgänge wahr, nicht aber die breite Masse. Die dämonischen Wesenheiten (die von den Menschen durch ihre negativen Gefühle, Gedanken und Taten über Jahrmillionen im Äther erschaffen wurden) jedoch erkannten auf ihrer astralen Ebene die Bedrängnis ihres Daseins viel deutlicher. Sie erkannten, daß ihre Tage gezählt waren – und so entfesselten sie mit Schlauheit, Ränke, Intrigea und der ihnen zur Verfügung stehenden schwarzmagischen Kraft ein Szenario, das für die Menschheit zu einer Art physischem und seelischem Armageddon werden sollte.

Die dämonische Hierarchie (so, wie es sieben Erzengel gibt, gibt es in der Welt der Schatten sieben Erzdämonen) bediente sich dabei der Schwächen und egoistischen Interessen der Menschen. Denn genauso, wie das Gute die im Menschen ruhenden guten Eigenschaften wecken und zum Ausdruck bringen kann, so kann auch das Böse bei innerlich schwachen, nicht-denkenden und gefühlsbetonten Menschen noch mehr Bosheit und Schlechtigkeit wachrufen und aktivieren. Lügen, falsche Lehren, üble Propaganda, Nervenkrieg und ständige Angstmache und das Organisieren von Gruppen und Einzelmenschen mit dem Zweck, Rechtschaffenheit auszuhöhlen und die Wahrheit zu entstellen – all diese Dinge wurden bald zu Tatsachen. Große und fundamentale Wahrheiten wurden verdreht, um die Absichten und Ziele der Übeltäter zu fördern.

Im Buch ‚Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung‘ zitiert Alice Bailey den tibetischen Meister Djwhal Khul, ein Mitglied der mystischen ‚Großen Weißen Bruderschaft‘ und ein Verbündeter der im letzten Heft erwähnten ‚Mahatmas‘ El Morya und Kuthumi: „Die Kräfte des Bösen suchten nach jenen Führern und Gruppen, die – im Gegensatz zu den geistigen Führern der Menschheit – die materialistischen Bestrebungen verkörpern sollten. Sie nahmen Besitz (dieser Ausdruck ist wohlüberlegt) von den bösen Männern, die die Achsenmächte anführten: Hitler, Tojo, Goebbels, Ribbentrop, Himmler und – in viel kleinerem Grade – Mussolini, Hess, Göring und andere. Sie überwältigten völlig das Sinnen und Trachten dieser Männer, deren Ambitionen und sadistischen Neigungen ohnedies schon anomal waren. Ihr fragt vielleicht, wer denn‚ sie‘ (die Kräfte des Bösen) eigentlich sind. Ich meine damit jene intelligenten, üblen, lieblosen und gehässigen Individualitäten, die für die gewissenlosen Egoisten und Materialisten in der Welt das sind, was die unter der Führung Christi wirkenden Meister für die ringenden und strebenden Menschen sind. Die Macht dieser üblen Kräfte ist ungeheuer, denn sie haben keine Hemmungen, sie kennen keinen Anstand und kümmern sich nicht um menschliche Grenzen; sie wirken durch Gewalttätigkeit, Zwang, Grausamkeit, Haß, Schrecken und Lügen; sie sind bestrebt, das menschliche Bewußtsein zu unterjochen durch völlige Beherrschung des menschlichen Denkens, durch Verhinderung des Guten und Rechten und durch das Verbreiten von Übel und Elend. Sie stimulieren die Gehirne der Menschen mit Hilfe ihres unheilvollen magischen Wissens; ich meine das wörtlich und physisch." In dem Text, der vom April 1944 datiert, erklärt Djwhal Khul weiter, daß die ‚Große Weiße Loge‘, welche unter der Inspiration Christi und Shamballas wirke, nicht so schnell und wirkungsvoll agieren könne wie die Kräfte der Finsternis, da sie immer den freien Willen jedes Menschen und auch seine Gedankenfreiheit respektiere und nicht wie die dämonische Seite mit Manipulation, Zwang und Lüge ihren Feldzug begleitet. Einzig die menschlichen Seelen dürfen hin zum Guten stimuliert werden – ob der Stimulans dann aber in zugleich liebevolle und mutige Taten mündet, bleibt dem freien Willen und der Verantwortung jedes Einzelnen überlassen.

Djwhal Khul erklärt weiter: „Diese geistigen Einschränkungen verzögern beträchtlich den Fortschritt der Lichtkräfte; so ist z.B. die lange Dauer des Krieges zum Teil auch darauf zurückzuführen, daß die Armeen des Herrn (die Alliierten, die Red.) nicht fähig oder bereit waren, solche Verbrechen zu begehen, wie sie von den Achsenmächten veranlaßt und verübt wurden. Die physischen Aktionen der Lichtkräfte respektieren gewisse Grenzen, und davon profitieren die Kräfte des Bösen ständig."

Spielball des ‚Herrn der Falschheit‘

Daß Hitler von dämonischen Kräften in Besitz genommen wurde, war und ist für viele geistig geschulte Menschen kein Geheimnis. ‚Mutter‘ Mirra Alfassa, eine französische Eingeweihte, die mit Sri Aurobindo in Indien lebte, konnte aufgrund ihrer okkulten Fähigkeiten Hitlers Wesen „bis an die Wurzel durchschauen". Sie sah, daß er Kontaktmit einer dämonischen Wesenheit hatte, die sie den ‚Herrn der Falschheit‘ nannte. Er ist ein mächtiges Wesen, das Kriege verursacht und mit aller Kraft Welteinheit zu verhindern sucht. „Hitler... stand in Verbindung mit einem Wesen, das er für den Höchsten Herrn hielt: dieses Wesen kam und beriet ihn, sagte ihm alles, was er zu tun hatte. Hitler pflegte sich in die Einsamkeit zurückzuziehen und dort solange zu bleiben, wie es notwendig war, um mit seinem ‚Ratgeber‘ in Kontakt zu kommen und von ihm Inspirationen zu empfangen, die er später sehr getreulich ausführte. Dieses Wesen, das Hitler für den Höchsten Herrn hielt, war ganz einfach ein Asura, der im Okkultismus ‚Herr der Falschheit‘ genannt wird, sich jedoch als ‚Herr der Nationen‘ proklamierte... Im allgemeinen pflegte er Hitler mit Silberpanzer und Helm zu erscheinen; eine Art Flamme trat aus seinem Kopf hervor und eine Atmosphäre grellen Lichts war um ihn herum, so grell, daß Hitler ihn kaum anblicken konnte. Er sagte Hitler alles, was zu tun war – er spielte mit ihm wie mit einem Affen oder einer Maus. Er hatte eindeutig beschlossen, Hitler alle möglichen Extravaganzen begehen zu lassen bis zu dem Tag, wo er ihm das Genick brechen würde." Ob diese Schauung der Wahrheit entspricht, können wir natürlich nicht beurteilen. Allerdings stimmt es, daß sich die dämonischen Kräfte sehr gern als Lichtwesen maskieren, sich mit Attributen wahrer Erzengel oder Heiliger umgeben und ein ‚falsches‘ Licht um sich leuchten lassen, um den so ‚bezirzten‘ Menschen ‚hinters Licht‘ zu führen. Die wahren Meister haben schon vor längerem von allen Erscheinungen und jedem ‚Zauber‘ – und Wunderwerk Abstand genommen. Wem immer also heute ein solches Wesen bildhaft erscheint, sollte höchste Vorsicht walten lassen.