Die Liebe trägt Pelz und Federn

Sind Tiere die besseren Menschen? Wenn's um die Liebe geht, bestimmt! Der Mensch täte gut daran, den Tieren endlich soviel Mitgefühl entgegenzubringen, wie sie dem Menschen schon lange schenken.

Ob sie schwer verliebt sind, diese beiden Macaroni-Pinguine? Das hübsche Paar ruht sich ein wenig vom Nestbau aus.

Ob sie schwer verliebt sind, diese beiden Macaroni-Pinguine? Das hübsche Paar ruht sich ein wenig vom Nestbau aus.

Zum Gedenken an die treue Ergebenheit von Tip, der Schäferhündin“, steht in das Denkmal im englischen Derwent Dam gemeißelt, „die fünfzehn Wochen lang, vom 12. Dezember 1953 bis zum 27. März 1954 auf dem Howden Moor am Leichnam ihres Herrn Mr. Joseph Tagg verharrte.“

Tips Herrchen war der pensionierte Wildhüter der Gegend, der im Alter von 81 Jahren auf dem Hochmoor tot aufgefunden wurde – fünfzehn Wochen, nachdem er mit Tip von seinem Haus zu einer Wanderung durch die Berge aufgebrochen war. Suchtrupps fanden die Vermißten nicht; der Schnee legte sich auf die Berge, und jedermann nahm an, Herr und Hund seien verstorben. Welche Überraschung, als man Ende März den toten Mister Tagg fand – und an seiner Seite Tip, in erbarmungswürdigem Zustand, aber immer noch am Leben. Der Hund wurde in ganz Großbritannien berühmt, und Scharen von Bewunderern pilgerten zu ihrem nachhaltigen Heim, wo Tip ihre letzten Lebensjahre bestens versorgt verbrachte.

Tip ist nicht der einzige Hund, der zu einer Verkörperung von Ergebenheit und Treue wurde. Auch der Terrier von einem jungen Mann namens Charles Gough, der 1805 in einem abgelegenen Gebiet im englischen Lake District gestorben war, verharrte viele Monate bei seinem Herrn, bis er, völlig ausgemergelt, von einem Schäfer gefunden wurde.

Die beiden Geschichten erzählt der Biochemiker und Zellbiologe Prof. Rupert Sheldrake in seinem Buch ‘Der siebte Sinn der Tiere’. Er gibt auch die Geschichte von Chrissie weiter, einer deutschen Schäferhündin in Nordirland, die ihrem Besitzer Walter Berry das Leben rettete. Dieser war beim Reparieren eines Autos von Benzin benetzt worden und hatte sich dann unglücklicherweise mit dem Schweißbrenner selbst in Brand gesetzt. Der Hund befand sich 200 Meter weit von seinem Herrchen entfernt bei seinem Frauchen Joan und war von ihm durch zwei Doppelgaragen und einen Hof getrennt. „Chrissie fing an zu toben und gab Laute von sich, die ich noch nie bei ihr gehört hatte“, erzählt Joan. Sie merkte, daß etwas nicht stimmte und ließ Chrissie von der Leine. Die Hündin lief schnurstracks zu Walter. Joan folgte ihr und kam zum Glück rechtzeitig an, um das Feuer zu löschen. Chrissie hatte Walter das Leben gerettet.

Noch unwahrscheinlicher klingt der Fall eines Hundes namens Lupé aus San Francisco, der das Leben seines Frauchens rettete, als diese über 60 Kilometer entfernt war. Leone Katafisz berichtet in Sheldrakes Buch: „Als Lupé etwa zwei Jahre alt war, hatte ich and em Tag, als sich das Tier bei Freunden in San José aufhielt, eine Überdosis Medikamente genommen. Später wurde mir berichtet, Lupé sei plötzlich ans Ende des Grundstücks gelaufen und habe angefangen, ‘unheimlich’ zu heulen, und sich nicht beruhigen zu lassen. Nach einiger Zeit meinten meine Freunde: ‘Irgendwas stimmt da nicht mit Leone’, und dann sind sie nach San Francisco gerast und haben mich gefunden.“

Viele Hunde spüren, wenn ihr Halter stirbt. Sie brechen in Heulen, Jaulen oder Winseln aus, ermittelte Sheldrake. Iris Hall aus Cowley bei Oxford erzählt dazu: „Mein Sohn stand unserem West-Highland-Terrier sehr nahe. 1978 ging er zur Royal Navy. (...) Im April 1982 wurde sein Schiff, die HMS Coventry, zu den Falklandinseln geschickt. Am25.Mai sprang mir der Hund am frühen Abend zitternd und winselnd auf den Schoß. Als mein Mann heimkam, sagte ich: ‘Ich weiß nicht, was mit ihr los ist–so ist sie nun schon seit über einer halben Stunde. Sie will, nicht mehr von meinem Schoß runter.’ In den Neun-Uhr-Nachrichten hörten wir, ein Schiff vom ‘Typ42’ sei versenkt worden, und da wußten wir, daß es die HMS Coventry war, obwohl der Name erst am nächsten Tag bekanntgegeben wurde. Unser Sohn befand sich unter den Vermißten. Unser kleiner Hund verzehrte sich vor Kummer und starb nach ein paar Monaten.“

Das kleine Tier hatte den Tod seines menschlichen Freundes im Augenblick des Geschehens gefühlt – und dies über eine Distanz von 10’000 Kilometern hinweg! Auch er ist nicht das einzige Beispiel, das Sheldrake aufzählt. Yssa, eine zweijährige Beance-Schäferhündin, die im Alter von drei Monaten von der Mutter weg kam, spürte, als diese starb: „Am 13. Februar schlief Yssa im Zimmer meines Sohnes. Gegen drei Uhrmorgens kratzte sie an meiner Tür und winselte und jaulte aufgeregt. Sie wollte aber nicht nach draußen gehen. Um 9 Uhr rief mein Schwager aus La Réunion an. Unser Hausmeister hatte Zoubida (die Mutter der Schäferhündin) tot aufgefunden. Sie war vergiftet worden“, berichtet Dr. Max Rallon aus Châteauneuf- le-Rouge in Frankreich. La Réunion ist eine Nachbarinsel von Mauritius und liegt damit ebenfalls etwa 10’000 Kilometer von Frankreich, dem Aufenthaltsort von Yssa, entfernt!

Hunde als Sündenböcke

Gegenwärtig haben es Hunde schwer. Seit der Kampfhundhysterie vom Sommer 2000 gilt ihr Leben nicht mehr besonders viel. In manchen deutschen Bundesländern stehen seither bis zu 42 Rassen auf der Abschußliste. Jeder Beamte kann nun, schon auf bloße Vermutung und Denunzierung hin bei jedem anständigen Bürger eine Kontrolle durchführen und ohne Durchsuchungsbefehl dessen Hund beschlagnahmen. In Hamburg wurde für zwei Millionen Mark ein Schlachthaus zur Gefangenhaltung und Tötung von Zehntausenden von Hunden eingerichtet, denen man zuvor den Buchstaben ‘G’ auf Ohr und Schenkel tätowiert hatte. ‘G’ für ‘Gefährlich’. Dasselbe ‘G’ prangt in grellem Rot auf den Mauern oder Türen von Privathäusern, in denen die unglücklichen Tiere auf ihre Hinrichtung warten müssen. Jeder Beliebige kann jeden mit dem ominösen ‘G’ markierten Hund, selbst in Begleitung seiner Besitzer auf jede beliebige Weise töten. Eine alte Dame muß mit ansehen, wie gemeiner Pöbel ihre geliebte, sanftmütige Dogge lebendigen Leibes verbrennt, und Eltern erleben machtlos und entsetzt, wie ihre Tochter auf der Straße gesteinigt und bewußtlos auf dem Trottoir zurückgelassen wird, nur weil ihr Hund ein Bullterrier war.

Welche Geister treiben uns um, daß wir dem Hund, dem treuen Freund und Begleiter des Menschen, auf einmal den Krieg erklären? Hat die Hysterie Methode? Dient sie vielleicht auch dazu, den Weg zur totalen Überwachung der Menschen zu ebnen? Denn wenn man aus Hunden monströse Mordmaschinen macht, klatscht die öffentliche Meinung Beifall, sie allesamt per Mikrochip zu markieren – was nun, in diesem Jahr, geschehen wird. Per Knopfdruck auf den Computer läßt sich damit jedes Tier jederzeit orten – und damit auch sein Herrchen, denn Hunde sind ja, anders als die freiheitsliebenden Katzen, keine Herumstreuner.

Doch nicht nur dem Hund geht’s dreckig. Das arme Vieh ist noch viel übler dran. Nach Jahren der Ächtung sind jetzt auch wieder Pelzmäntel wohlgelitten, und Robben und Wale werden abgeschlachtet, als hätte es nie Verbote gegeben.

Dabei ist das Tier des Menschen kleiner Bruder, ihm zur Obhut gegeben, damit er es liebe und leite und höherentwickle. Ja, des Menschen Pflicht ist es, das Tierreich zu lieben und ihm zu helfen. „Während wir die Tiere alles lehren, was in unserer Macht steht, um ihre Intelligenz zur Entfaltung zu bringen, müssen wir bedacht sein, nur gute und keine bösen Eigenschaften in sie hineinzuprägen“, schreibt der Theosoph Charles W. Leadbeater (auch Rupert Sheldrake ist übrigens Theosoph) in seinem Buch Das innere Leben (Bd.1). „Weshalb wohl? Unsere Zucht soll sie aus dem Zustande der Wildheit erheben und sie auf eine höhere und intelligentere Lebensstufe versetzen –, indem wir Hingabe, Liebe und Verständnis in ihnen zu erwecken suchen“, fährt er fort. Dabei habe der Mensch darauf zu achten, in den ihm anvertrauten Geschöpfen „nicht die wilden Eigenschaften, die bei ihm auszurotten im Plane der Entwicklung liegt, noch etwa wachsen zu lassen. So stärkt z.B. ein Mensch, der einen Hund zum Jagen oder Töten trainiert, gerade diejenigen Instinkte in ihm, die ausgestoßen werden müssen, wenn das Tier sich entwickeln soll; und auf diese Weise drückt er das Geschöpf, für das er zu sorgen hat, herab, anstatt ihm zu helfen“.