Leben im Meer der Fülle

Sie blicken auf das Leben aus einer höheren Warte: Die hawaiianischen Kahunas lehren uns seit alters grundlegende Gesetzmäßigkeiten, die – wenn wir danach leben – Fülle auf allen Ebenen in unser Leben bringen. Kommen Sie mit auf eine Reise auf dem großen und reichhaltigen Fluss des Lebens!

Sprechen Sie Hawaiianisch? Nein? Nun, zumindest das Wort Aloha werden Sie schon gehört haben oder kennen sogar seine Bedeutung. In diesem Artikel lernen Sie ein paar Worte der alten Sprache der Hawaiianer – erfahren, wie die Kahunas, die alten hawaiianischen Lehrmeister des Huna,1 die Welt betrachten. Es sind die Lehren jener Heilerinnen und Heiler, die Berichten zufolge früher so mächtig waren, dass sie das Wetter verändern konnten und Knochenbrüche innerhalb weniger Stunden zu heilen vermochten.

Doch nach der Ankunft der Weißen hatten sich diese Eingeweihten weitgehend zurückgezogen, denn die Besatzer setzten die Ausübung der kraftvollen Rituale und sogar den Gebrauch der Sprache unter Strafe. So ging immer mehr von dieser reichen Kultur verloren.

Für die Kahunas ist das Leben Fülle, das heißt konkret Gesundheit, eine wunderschöne, blühende und duftende Natur, Früchte, reiche Meere, mächtige Vulkane, tiefe Wälder, gute Freundinnen und Freunde, lachende Kinder – kurzum: spiritueller und materieller Reichtum, wohin man blickt. Nun denken Sie vielleicht: Ja, die Hawaiianer können das sagen – ist Hawaii nicht der Inbegriff eines Paradieses auf Erden? Auf dieser Insel herrscht Fülle, und das ist ein geradezu magisches Wort. Es ist dem Namen Fulla entlehnt. Fulla ist eine der anmutigen Dienerinnen der wunderschönen Göttermutter Frigga oder Freya, die uns Freiheit gewährt und der wir den Freitag gewidmet haben. Freya ist die Herrin über die Ländereien, über jeglichen Besitz, über den Herd und das Feuer, das uns wärmt und nährt. Unter den vielen Dienerinnen der Freya, zum Beispiel den Musen der Dichtkunst und der Musik, ist Fulla diejenige, die ihre reich gefüllten Schatztruhen verwaltet. In diesen befinden sich all die prachtvollen Diademe, die herrlichen Ohrringe, die Armreifen und die Juwelen der Freya.

Von Fulla leiten sich die Wörter „voll“, „füllen“, „fühlen“ und „Gefühl“ ab. Gefühle und Fülle hängen eng miteinander zusammen, wie wir noch sehen werden. Denn was wären wir ohne Gefühle? Leere Hüllen, Schatztruhen, deren Inhalt geraubt wurde. Wer sich seine Schätze der Gesundheit, des Wohlergehens und der Er-füll-ung hat rauben lassen, wendet sich am besten an Fulla und an die Besitzerin der Schätze: an Freya beziehungsweise an Hina, Papa und Haumea, wie die Hawaiianer sie nennen.

Haumea ist eine wunderschöne Dame und gehört zu den ältesten Gottheiten. Manchmal wird sie mit der heiligen Erde, Papa, gleichgesetzt. Haumea erscheint in zahlreichen Gestalten und besitzt den Zauberstab Makalei, der die Fische ruft und alle Nahrung erzeugt. Als Göttin des Lebens und der Fruchtbarkeit hat sie die Fähigkeit, sich immer wieder zu erneuern, und in den alten Gesängen verwandelt sie sich regelmäßig von einer alten Frau in ein schönes junges Mädchen, um immer wieder zu heiraten.

In einigen Erzählungen ist sie mit Kanaloa verheiratet, einem mächtigen Heiler, der wegen seiner vorzüglichen Tugenden zum Begleiter der Götter ernannt wurde. Mit ihm hat Haumea zahlreiche Kinder, zum Beispiel die Göttinnen Pele und ihre Schwester Hi’iaka. Pele ist auch im zeitgenössischen Hawaii sehr bekannt. Als Vulkangöttin gilt sie als Schöpferin und Zerstörerin.

Die Fülle ist also weiblich – sie ist die Erde, die Mutter und das ursprüngliche Prinzip, das alles hervorbringt. Sie entspricht der Fruchtbarkeit, also der Fähigkeit zu gebären, Früchte wachsen zu lassen und so das Leben sich entfalten zu lassen und es zu erhalten.

Das Gesetz der Fülle

Beginnen wir also mit Lektion eins auf Hawaiianisch: Piha Pono Wai Wai. Das ist der hawaiianische Begriff für das Gesetz der Fülle – ein ganz besonderes geistiges Gesetz, ein universelles Prinzip, mit dem in den Kahuna-Wissenschaften gearbeitet wird. Die Kahunas nennen das Leben Wai Wai, „großes fließendes Wasser“, und meinen damit den ewigen Strom von spirituellem und materiellem Reichtum. In jeder Banane, in jeder Tomate, in jeder Blume stecken unzählige kleinste Samen für unzählig viele neue Pflanzen, und all diese Vielfalt ist ein Zeichen dafür, dass uns das Leben liebt. Wai Wai, alles fließt, und so verteilt sich das Leben selbst großzügig in alle Richtungen. Wenn wir einatmen, gelangt der Sauerstoff in jede Zelle unseres Körpers, und wenn wir etwas Schönes anschauen, entstehen in unserem Gehirn Nervenimpulse, woraufhin bestimmte Botenstoffe ausgeschüttet werden, die jede Zelle unseres Körpers dazu auffordern, sich jetzt wohlzufühlen. Eine angenehme Stimmung und Entspannung entstehen, wodurch noch mehr Energie fließen kann. Das ist Holopono: sich zu lockern, zu entspannen und das Leben gewähren zu lassen – zu erlauben, dass es in uns erblüht.

Unser ganzes Leben hindurch besteht grundsätzlich die Möglichkeit, alles zu bekommen, was wir zum Leben benötigen. Die Natur gibt es uns. Für alles und jedes ist zunächst gesorgt, denn wie liebevolle Eltern behüten Mutter Erde und Vater Natur all ihre Geschöpfe. Kein Lebewesen muss irgendetwas erzeugen, auch der Mensch wandelt entsprechend seinen Bedürfnissen nur das um, was er vorfindet. „Diese Erde ist ein einziges Paradies – eine Fülle, die wir bewahren wollen“, schreibt Ulrich Emil Duprée in seinem inspirierenden Buch über Das Geheimnis der Fülle. Grundsätzlich haben wir heute die Möglichkeit, alles zu lernen und alles zu erreichen, was wir möchten. Das Internet ermöglicht es uns, Informationen zu erhalten, die uns noch vor wenigen Jahren vollkommen verborgen geblieben wären. Millionen von Menschen haben uns all ihre Erfahrungen, ihre Erkenntnisse und ihr Wissen hinterlassen, sodass wir auf ein reiches Erbe blicken. Der Grund dafür, dass wir das Paradies und den Reichtum in uns und um uns herum so selten wahrnehmen und wertschätzen, nennt Duprée das „Goldfisch-Phänomen“: Der Goldfisch lebt im Wasser, er trinkt es, er atmet es, er schwimmt darin, und weil er völlig von diesem Element umgeben ist, nimmt er es gar nicht wahr. Erst wenn der Goldfisch durch ein Unglück auf dem Trockenen landet, wird er der Fülle, die ihn umgab, gewahr. Der Goldfisch lehrt uns also, das zu schätzen, was ist. Tja, wäre da nur nicht die zeitweilige Tendenz, dass man mit seinen Möglichkeiten gar nichts anzufangen weiß, wären da nicht die Gier, die Ausbeutung, die Gewalt – all das geistige Erbe der Barbarei und der tiefen Unwissenheit –, so lebte die Menschheit mit sich selbst, den Tieren, den Pflanzen und der gesamten Natur in Frieden und Harmonie: in spiritueller und materieller Fülle.

Wai Wai, der Strom der Gesundheit und des Reichtums, kann versiegen. Die Ursache sind immer wir Menschen: Wenn wir Dinge falsch verstehen oder uns falsch verhalten gegenüber dem heiligen Leben, gegenüber der Natur und ihren Wesen sowie den Naturgottheiten, gegenüber den Älteren und den Lehrern. Er kann auch versiegen durch Ängste, Sorgen, Zweifel, Traumata und destruktive Glaubenssätze. Letztlich durch alles, was Stress erzeugt. Denn Stress hat Verspannungen und energetische Blockaden zur Folge und dadurch reißt der Strom der Fülle ab.

Was also ist zu tun, um Piha Pono Wai Wai, das geistige Prinzip der Fülle, zu aktivieren? Grundsätzlich durch Holopono: Indem wir den Reichtum des Lebens einerseits für uns annehmen und ihn andererseits anderen gönnen. Holo heißt „locker“, „leicht“, „entspannt“, „lebensfroh“, und Pono bedeutet „richtig“, „flexibel“ und auch „barmherzig“. Holopono bezeichnet das Programmieren auf Erfolg nach dem einfachen Prinzip, dass die Fülle, das Leben, die Energie, das Glück, das Geld und die Gesundheit immer dort fließen, wo es keine Verspannungen gibt, wo der Weg offen ist und günstig für Entfaltung.

Im Huna gibt es eine Formel des Manifestierens, die da lautet: „Segne, was du haben willst.“ Um etwas segnen zu können, müssen wir uns innerlich in Liebe damit verbinden.

Quellenangaben

  • 1 Huna (Hawaiianisch huna = verborgen, geheim) ist die traditionelle Religion der hawaiianischen Ureinwohner und wurde stets mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. Als schamanische Weisheitslehre zeigt Huna einen Weg zu seelischer Harmonie, Selbstverwirklichung und einer ganzheitlichen Lebenseinstellung.