Dankbarkeit: Das Leben als Geschenk behandeln!

Wir leben in einer Welt der Schönheit, der Güte und des Überflusses. Leider erkennen viele Menschen das kaum. Es sei denn, wir verwenden einen Schlüssel, der uns das Tor zu jener wunderbaren Welt öffnet: die Dankbarkeit.

Wir halten das Licht unseres Lebens in den eigenen Händen. Aus welcher Perspektive betrachten wir es?

„Es gibt nur zwei Arten zu leben: Indem wir entweder nichts oder alles als Wunder betrachten.“

Albert Einstein

Stellen Sie sich vor: An einem schönen Frühlingstag sitzen Sie draußen auf einer gemütlichen Gartenbank, umgeben von Bäumen mit ihren zahllosen zarten, in frischem Grün sprießenden Knospen, herrlich duftenden Frühlingsblumen in unterschiedlichsten Formen und Farben, einer Vielzahl von blühenden Büschen und Sträuchern und fröhlich zwitschernden Vögeln. Die Sonne strahlt in Ihr Gesicht und spendet eine angenehme Wärme. Sie sitzen einfach da, genießen diesen Augenblick und nehmen all die Schönheit und den Frieden in sich auf. Was fühlen Sie? Erwecken Sie diese Szenerie in Ihrem Inneren mit allen fünf Sinnen zum Leben – und geben Sie sich eine Antwort auf meine Frage, bevor Sie weiterlesen.Fühlen Sie Wohlbehagen? Wertschätzung? Vielleicht sogar eine dankbare Demut? Oder sind Sie einfach nur glücklich gestimmt? Ich gehe davon aus, dass sich ein solcher Moment auf irgendeine Weise erhebend auf Ihre Gefühle auswirken wird. Doch natürlich wäre es auch möglich, dass Sie all die Naturschönheiten und den Sonnenschein für selbstverständlich nehmen. Dass Sie auf jener Sitzbank Ihren Gedanken und Sorgen nachhängen und so den Zauber des Augenblicks gar nicht wahrnehmen. Hand aufs Herz: Genau das haben wir doch alle schon gemacht. Mehr als nur einmal, wage ich zu behaupten.

Was wir in einem solchen Moment fühlen und erleben, hat mit unserer Liebesfähigkeit zu tun, mit Aufmerksamkeit und ganz grundsätzlich mit unserer Lebenseinstellung. Wie betrachten wir das Leben? Unser Leben? Glauben wir, dass das Leben uns gegenüber grundsätzlich eine Bringschuld hat, einfach nur deswegen, weil wir geboren wurden? Wir sollten uns ehrlich mit solchen Fragen befassen. Denn unser Schicksal hängt wesentlich davon ab, wie wir die Welt betrachten.

Nehmen wir einmal an, dass das Leben für Sie ein wunderbares Geschenk ist. Dann werden Sie jenes Gefühl der Dankbarkeit nicht nur während besonderen Augenblicken wie dem vorhin beschriebenen erleben, sondern morgens in der Regel bereits im Gefühl aufstehen, dass Sie dankbar sind für die Gelegenheiten eines neuen Tages, voller Verheißung. Dankbar, dass die Sonne wieder aufgeht, dankbar für die frische Luft zum Atmen, für das Wasser, das Sie unter der Dusche erfrischt. Wenn wir das Leben als Geschenk betrachten, werden wir uns bewusst sein, dass all dies nicht selbstverständlich ist. Womöglich werden wir dann auch ein wenig demütig und erfahren so einen wesentlichen Aspekt der Dankbarkeit – denn Dankbarkeit soll aus einer Mischung von Staunen, Befriedigung und Demut entstanden sein.1

Dankbar zu sein ist weit mehr als eine Eigenschaft, es ist auch eine Tugend und ein Seinszustand. Bestimmt schätzen auch Sie Menschen, die dankbar sind. Doch weshalb schaffen wir es nicht, ständig in der Dankbarkeit zu sein? Grund dazu gäbe es bei Weitem genug! Nun, wie gesagt, es hat damit zu tun, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten und wie unsere Lebenseinstellung ist. Sehen wir das Glas halb voll oder halb leer? Sind wir auf die Fülle, das Gute ausgerichtet und vertrauen wir? Glauben wir in irgendeiner Weise ans Göttliche und daran, dass wir der Schöpfer unseres Schicksals sind? In der allzu häufigen Hektik des Alltags scheint es oft nicht zu gelingen, in jener zarten Verbindung mit unserem Herzen – dem Sitz unserer Göttlichen Flamme – zu verbleiben, was nämlich zur Folge hätte, dass wir ständig gelassene Heiterkeit und andere erhebende Gefühle ausdrücken würden! Zu den „Grundqualitäten des Herzens“ gehören beispielsweise Wertschätzung, Liebe, Freude, Dankbarkeit, Mitgefühl, Toleranz, Verständnis, Vergebung und Respekt. In der Tat ist das Hauptproblem der heutigen Menschheit, dass so viele Leute ihre Aufmerksamkeit ständig außerhalb von sich haben oder nur auf ihre Oberfläche richten, ihr wahres Selbst jedoch ignorieren – jene Göttliche Gegenwart, die in unserem Herzen verankert und die Quelle allen wahren Glücks ist.

Sind wir uns dessen nicht bewusst, also eben nicht mit unserem Herzen verbunden, dann dämmern wir vor uns hin, getrieben von Ängsten und Sorgen, und schauen, hören und spüren die Wesen und Dinge – all die vielen Wunder um uns herum – nicht. Unsere Sinne sind in diesem Zustand wie betäubt. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit so im Äußeren haben, dann nehmen wir uns auch nicht mehr als ein Teil jener Großartigkeit um uns herum wahr. Wir haben unser Einssein damit aus den Augen verloren. Derart im Bewusstsein getrennt – getrennt von den Grundgefühlen des Herzens – wird unsere Aufmerksamkeit von all den materiellen Dingen um uns herum gefesselt. Also wollen wir Dinge haben und besitzen. Anstatt zu erkennen, dass uns nichts wirklich gehört, weil letztlich alles aus göttlicher Quelle stammt und uns zur Verfügung steht gemäß dem, was wir geben. Neid sollte daher keinen Platz in unserer Welt haben. Er steht der Dankbarkeit entgegen.

Zwei Stolpersteine behindern Dankbarkeit

Robert Emmons ist ein führender Experte auf dem Gebiet wissenschaftlicher Studien darüber, was Dankbarkeit im Leben von Menschen bewirken kann. Laut ihm gibt es zwei Stolpersteine, die verhindern, dass unsere Lebenseinstellung von Dankbarkeit geprägt ist: Materialismus und Anspruchshaltung. Der Umstand, dass wir mit vielen guten Dingen versorgt sind, ist so alltäglich geworden, dass wir diese Dinge einfach für selbstverständlich nehmen. So kommen wir zum falschen Schluss, ein Dasein ohne Mangel sei ein Recht, auf das wir Anspruch hätten, und das Universum schulde uns deswegen unseren Unterhalt. Doch wenn ein Mensch all das Gute, das er erhält – die alltäglichen Gefälligkeiten, Leistungen und Segnungen –, aus den Augen verliert, zeigt dies, dass ein solcher Mensch spirituell und moralisch bankrott ist, sagt Emmons. Und wer darin versagt, Dankbarkeit zu zeigen, befindet sich automatisch im Zustand der Undankbarkeit.