Notre-Dame: „Es war definitiv kein Unfall!“

Das Entsetzen ist groß, als im April 2019 das Dach der Kathedrale Notre-Dame de Paris in Flammen steht. Innerhalb von Stunden heißt es von offizieller Stelle, es habe sich um einen Unfall gehandelt. Bloß: Die Bauarbeiten hatten noch gar nicht begonnen, und Experten sagen, es könne unmöglich ein Unfall gewesen sein. Was also sind die Motive, wer die Täter – und wer profitiert?

Während der faulige Pilz der sexuellen Misshandlungen, der die katholische Kirche lange zerfressen hat, nun an die Oberfläche kommt, werden ihre Kirchen durch Vandalenakte und Brandanschläge geschändet. In Frankreich gab es laut der französischen Regierung allein 2018 nicht weniger als 1'063 solcher Entweihungen und Anschläge, ohne dass es in den Medien Widerhall finden würde – bis zum April, als weltweit die schlimmen Bilder des lichterloh brennenden Dachs der Pariser Kathedrale Notre-Dame die Gemüter erregten. Was geht da vor? Was steckt dahinter? Wir begeben uns hier auf eine Spurensuche.

Der Rauch wird vom Wind gegen die Kirchtürme geweht, während sich das Feuer gefräßig in die Gegenrichtung ausbreitet – laut Brandexperten ein Indiz für den Einsatz von Brandbeschleunigern.

Der Rauch wird vom Wind gegen die Kirchtürme geweht, während sich das Feuer gefräßig in die Gegenrichtung ausbreitet – laut Brandexperten ein Indiz für den Einsatz von Brandbeschleunigern.

Beginnen wir am Tag des großen Brandes, dem Montag, 15. April 2019. Es ist der Beginn der Karwoche, der kirchlich wichtigsten Woche des Jahres. Am 17. April, also einen Tag vor Gründonnerstag, wird der Rektor der Kathedrale, Erzpriester Patrick Chauvet, 900 Priester zu einer Messe empfangen. Doch dazu wird es nicht kommen, denn an ebendiesem Montag um 18.45 Uhr verbreitet sich wie ein Lauffeuer die Hiobsbotschaft: „Notre-Dame brennt! Notre-Dame brennt!“ Zur gleichen Zeit hat der in Bedrängnis geratene Präsident Emmanuel Macron im Elysée-Palast gerade seine Rede an die Nation aufgenommen, die um 20 Uhr ausgestrahlt werden soll. Nach Monaten der politischen Erschütterung durch die Gelbwesten-Proteste möchte er Zugeständnisse machen und die Nation einen. Als er vom Brand hört, sagt er alles ab, auch die Ausstrahlung der Rede, und fährt mit Ehefrau Brigitte um 19.40 Uhr „zum Epizentrum unseres Lebens“, wie er es pathetisch nennt. „Es ist so traurig, dass heute ein Teil von unserer Geschichte, ein Teil von uns selber verbrennt.“

Gleichzeitig präsentiert Jack Lang, ehemaliger Kulturminister, auf dem Dach des Arabischen Instituts, dessen Präsident er ist, religiösen Würdenträgern aus aller Welt das schöne Paris, als er plötzlich den Rauch und die Flammen sieht. Erschütterung und Unglaube bei ihm und seinen Besuchern. „Wir haben alle geweint“, sagt er später.

Je länger der Abend, je wütender die Flammen, desto mehr Menschen versammeln sich in sicherem Abstand um die Kathedrale, sind gebannt und entsetzt von dem Geschehen, manche verzweifelt, schluchzend. Notre-Dame ist ein nationales Symbol erster Güte, läuteten doch hier die Glocken das Ende des Zweiten Weltkriegs ein, sprach auf dem Vorplatz General de Gaulle bei Kriegsende zur Bevölkerung, wurden hier Napoleon I. und viele Könige und Königinnen gekrönt. Jeden Tag standen vor den Kirchenportalen bis zu 30'000 Menschen für einen Besuch an; an Wochenenden gar 80'000 – jedes Jahr bestaunten vierzehn Millionen Menschen das Innere von Notre-Dame!“ Der über 850 Jahre alte Sakralbau war trotzdem kein Museumsgotteshaus; vielmehr wurden dort täglich zwei bis drei Messen gelesen.

Es ist in der Tat ein unheimliches Bild, wie ein so majestätisches Bauwerk, das allen Kriegen und Unbill stoisch getrotzt hat, auf einmal von Flammen ausgeweidet wird. Heute, da nur noch die steinernen Mauern und Türme stehen, würde die mitgenommene Kathedrale wahrscheinlich keinen 90-Stundenkilometer-Sturm mehr überstehen, so die Meinung von Experten. Noch am Abend des Brandes verspricht Kulturminister Franck Riester im Fernsehen, man werde Notre-Dame wieder aufbauen, und schon gehen von reichen Mäzenen die ersten Spenden in Höhe einiger hundert Millionen Euros ein; zwei Tage nach dem Brand sind es bereits eine Milliarde Euro.

„Absolut unmöglich“

Was überrascht, ist die noch am Brandabend abgegebene Äußerung der Polizei, ein Verbrechen sei auszuschließen. Also muss es ein Unfall sein: Vielleicht ein noch heißer Lötkolben von den Renovierungsarbeiten oder gar eine weggeworfene Zigarette am Fuß des Spitzturmes? Den ersten elektronischen Brandalarm gab es um 18.20 Uhr; er ruft automatisch die Feuerwehr herbei. Sie rast mit Blaulicht zur Kathedrale, findet jedoch nichts Besorgniserregendes vor – und schon gar kein sichtbares Feuer. Vorsorglich evakuiert man trotzdem die Kathedrale. Eine halbe Stunde später dann Rauch, gemäß offiziellen Berichten wird ein zweiter Brandalarm ausgelöst. Jetzt gerät das Feuer sehr schnell außer Kontrolle.

Benjamin Mouton, bis 2013 Chefarchitekt und -inspektor der historischen Baudenkmäler Frankreichs, bestätigt die Aussagen anderer Dombaumeister und Experten alter Gebäude: Über 800 Jahre altes Eichenholz ist nur äußerst schwer entflammbar, da es mit der Zeit zu versteinern beginnt. Der Dachstuhl habe nur durch den Einsatz von Brandbeschleunigern derart lichterloh brennen und das Feuer sich so rasend schnell ausbreiten können, sind Mouton und andere Spezialisten überzeugt. Ein weiterer Hinweis dafür, dass im Dachstuhl tatsächlich Brandbeschleuniger zum Einsatz kamen, ist die schnelle Ausbreitung des Feuers überall auf dem Dach, sogar entgegen der Windrichtung. Das sei absolut unmöglich, erst recht mit 800 Jahre altem, nahezu versteinertem Eichenholz, so Mouton weiter.

Der Chefinspektor betont auch, dass das Feuer entgegen der Meldungen in den Mainstream-Medien nicht dort ausgebrochen sei, wo die Renovierungsarbeiten beginnen sollten. Überhaupt hatten diese zum Zeitpunkt der Feuersbrunst gar noch nicht begonnen! Lediglich das Gerüst hatte man aufgebaut. Dies bestätigt der aktuelle Chefarchitekt von Notre-Dame und Architekt der Historischen Monumente Frankreichs, François Chatillon: Deswegen haben auch keine Schweißarbeiten oder andere Tätigkeiten stattgefunden, die ein Feuer hätten auslösen können. Zudem hätten alle in der Kathedrale arbeitenden Handwerker lange vor Ausbruch des Feuers das Gebäude verlassen.

Die Karte zeigt, wo überall 2018 in Frankreich Kirchen durch Vandalenakte entweiht wurden oder brannten.

Die Karte zeigt, wo überall 2018 in Frankreich Kirchen durch Vandalenakte entweiht wurden oder brannten.

Auch in punkto Sicherheit müsse man sich nichts vorwerfen lassen, sagen Kenner der Situation. Laut Patrick Chauvet, dem Rektor von Notre-Dame, überprüften Aufseher dreimal täglich den Dachstuhl und der ganze Bau sei mit Feuermeldern ausgerüstet. Und Benjamin Mouton betont, die Feuer- bzw. Rauchmelder in der Kathedrale seien „auf allerhöchstem Niveau“ gewesen und würden „den neusten Standards entsprechen“. Ohnehin sei der Gebrauch von elektrischen Geräten im ganzen Dachstuhl untersagt. Die Sicherheitsvorschriften beim Umgang mit Feuer und Chemikalien habe man vor den geplanten Bauarbeiten nochmals extrem verschärft. Der Brand konnte also ganz sicher nicht von einem elektrischen Kurzschluss ausgehen. Das Dach sei ununterbrochen überwacht worden, so Mouton, und in der Kathedrale seien rund um die Uhr zwei Feuerwehrleute anwesend gewesen. Für ihn ist daher vollkommen ausgeschlossen, dass diese Brandkatastrophe durch einen Unfall verursacht wurde.

Doch die Leitmedien lassen keinerlei ungemütliche Fragen zu. Womöglich aus der Befürchtung heraus, dass dies sonst Terroristen zu ähnlichen Attacken inspirieren könnte. Ist es aber klug, einfach die weiße Flagge zu hissen und so zu tun, als wäre dieser Brand lediglich ein bedauerliches Malheur, und stattdessen alle Anstrengungen auf den Wiederaufbau und damit eine nationale Einigung zu richten? Das Ganze bloß als „Unfall“ hinzustellen, sagte ein kritischer Kommentator, lade doch nur zu weiteren solchen „Unfällen“ ein.

Cui bono?

Wie immer in solchen Fällen sollte man sich die Frage stellen, wer aus der Brandkatastrophe einen Nutzen ziehen könnte. Die Beliebtheitswerte von Emmanuel Macron, die tief im Keller waren, stiegen nach dem Brand wieder auf 32 Prozent, denselben Wert wie vom September 2018 vor der Krise um die ‚Gelbwesten‘-Bewegung. Den französischen Spitzenplatz in der Europawahl Ende Mai konnte sich seine Partei trotzdem nicht sichern; diese wurde um einen Sitz von Marine Le Pens Front National geschlagen. Doch quasi die „Staatskirche“ Frankreichs abzufackeln, um wieder aus dem politischen Tief aufzusteigen – das mag man nun wirklich keinem demokratischen Politiker zutrauen.

Waren es also islamistische Fanatiker? Dagegen spricht, dass diese meist sehr schnell in die Welt hinausposaunen, wenn ihnen ein Terroranschlag geglückt ist. Zwar bejubelten viele Islamisten die Brandkatastrophe in Notre-Dame, doch niemand gab sich als Täter zu erkennen. Zudem brach das Feuer im Innern der Kirche aus und auch nicht durch eine Bombenexplosion. 2016 hatte nämlich eine Frau sechs Gasflaschen in ein Auto gelegt und dann versucht, das Fahrzeug vor der Notre-Dame-Kathedrale in die Luft zu sprengen. Die Behörden konnten den Anschlag gerade noch verhindern; drei Tage vor dem Band der Notre-Dame wurde die islamistische Terroristin in Paris verurteilt.