Sie hat erlebt, daß Blinde wieder sehend wurden, Lahme wieder gehen konnten und Tumore oder Hautkrankheiten einfach so verschwunden sind. Aus der ganzen Welt kommen Menschen zu Pamela Sommer-Dickson, um von ihr geheilt zu werden. „Ich spiele nicht Schicksal oder Lieber Gott“, sagt die grazile Holländerin, die seit langem in der Nähe von Bern lebt. „Wenn es sein darf, geschieht es – so Gott will.“
Sie hat etwas Ätherisches, Hingehauchtes, Sanftes an und um sich. Trotz ihrer 58 Jahre wirkt Pamela Sommer mädchenhaft jung und frisch. Es gibt nicht viele Menschen, die ihren Nächsten mehr Gutes getan haben als sie, die seit über dreißig Jahren auch schwerst Kranke heilt. Dennoch ist sie äußerst unprätentiös und bescheiden, wenn es um sie selbst geht. Ein ganz normaler Mensch sein, auch wenn sie eine ungewöhnliche Gabe hat, das möchte Pamela Sommer-Dickson. Selbst wenn man heilen kann, sagt sie, ist man nicht einfach ein Heiliger, sondern wird oft ganz schön hart angefaßt vom Leben, das von der ersten bis zur letzten Sekunde Lernen bedeutet, für sie wie für alle anderen. „Manche Menschen behandeln das Leben wie einen Feind, wenn es sie Lektionen lehren will. Das sollte man nicht“, lächelt sie sanft.
Daß sie doch irgendwie anders ist, ahnte sie schon als Kind, wenn die Verwandten aggressiv auf sie reagierten, weil sie sich ertappt und entblößt fühlten. Das Kind sah nämlich Auras und auch, wenn jemand lügte. Heute kann sie das „Sehen“ einfach dichtmachen, was sie auch aus zweierlei Gründen tut: „Erstens, um meine Nerven zu schonen – denn wer wollte schon ständig alle Gedanken und Gefühle seiner Mitmenschen mitbekommen! Und zweitens, weil es indiskret wäre. Gerade so, als ob ich in das Haus eines Fremden einbrechen und seine Schubladen durchwühlen würde.“
Das jüngste Kind einer holländisch-indonesischen Arztfamilie wächst in Den Haag, Wassenaar und Scheveningen auf und braucht nur ein paar Purzelbäume zu schlagen, um naß zu werden. So nah ist das Meer, an dem das Mädchen gerne sitzt und „den beweglichen Wesen“ zuschaut, „die das Wasser reinigen und die auch die Fische und Tiere des Meeres behandeln.“
Ihre Kindheit, sagt Pamela Sommer-Dickson, „hatte beides, Schwieriges und Schönes. Ich bin die Jüngste von Vieren, und da war immer etwas los. Meine Mutter sagte immer, ich sei schwierig. Ich war einfach sehr anders als die anderen drei. Sehr schüchtern, habe alles sehr schnell gespürt, mich zurückgezogen, versteckt, weil ich ja ‚Dinge sah und spürte‘, was niemand verstand.“
Außer den Auras sah sie manchmal Menschen, die verstorben waren. Nicht deren zurückgebliebene astrale Hüllen (siehe [issueLink issue_id=63 /]), sondern leuchtende Wesen, die kurz aus ihrer neuen Daseinswelt zu ihr kamen. Da gab es nichts Häßliches oder Erschreckendes: „Ich wurde sehr geschützt von der geistigen Welt. Es ist nie etwas zu mir gekommen, was mir Angst gemacht hätte. Aber natürlich bin ich später schon damit konfrontiert worden. Es gab auch unter den Menschen, die zu mir kamen, solche, die düstere Wesenheiten um sich hatten. Aber das hat mir auch nie Angst gemacht.“
Die kleine Pamela, die wie ihr ältester Bruder nordisch blond geraten ist und nach der Mutter kommt, während das mittlere Geschwisterpaar mehr indonesisch aussieht, ist fast zu sensibel für diese Welt. Reizüberflutung verträgt sie schlecht; Feuerwerk oder Jahrmärkte ängstigen sie. Zu viele Eindrücke, zu viel Lärm! Wenn die Eltern sie ins Bett schicken, geht sie schnurstracks und ohne Widerrede. Denn im Zimmer, das ganz zappenduster sein muß, wartet die andere Welt: „Ich sah dann ganz viele Dinge und machte Reisen. Ich kann mich noch heute gut an das Gefühl und Geräusch erinnern, wie ich durch das Universum reiste. Es gab sehr viel Geschwindigkeit, Lebendigkeit und Licht dort. Oft kam mich auch ein kleines Männlein besuchen und plauderte mit mir. Das war toll, da war ich in meiner vertrauten Welt.“
Wenn ein Tier krank war, sah sie das sofort. Also brachten andere Kinder kranke Tiere zu ihr. Sie machte nicht wirklich viel, doch den Tieren ging es danach immer besser. Daß sie heilende Kräfte hat, glaubte Pamela jedoch nicht. „Als Kind bin ich oft am Strand gesessen und habe in den Horizont geschaut und dabei gebetet: ‚Lehre mich in diesem Leben Liebe und Demut! Und wenn ich – vielleicht in einem späteren Leben, in tausend Jahren oder so – heilend tätig sein dürfte… bitte erlaube mir das!‘ Ich wußte, es gibt Heiler, doch mich selber habe ich nicht so gesehen.“
Irgendwann wurde ihr das Anderssein lästig. „Also habe ich mit zwölf, dreizehn Jahren gesagt: So jetzt, weg mit euch, ich will nichts mehr von euch wissen!“ Sie lächelt. „Stattdessen hatte ich Boyfriends und Parties und machte Sport“ – wie die normalen Jugendlichen auch. Und die geistige Welt zeigte sich gehorsam. „Sie haben meinen Willen immer sehr respektiert. Ich habe auch alles verdrängt und mich voll aufs Studium und auf ein möglichst verrücktes Teenagerleben konzentriert, soweit das mit einem sehr autoritären Vater möglich war.“
Kranken Menschen helfen möchte sie, die Arzttochter, zwar immer noch, doch auf die normale Weise. Also beginnt sie nach dem Abitur ein Medizinstudium, geht zum Sprachelernen ein Jahr in die Schweiz und begegnet dort ihrem Zukünftigen, einem englischen Journalisten. „Und wie es so geht: Wir haben geheiratet und ich war weg von der Universität.“
Als ihr zweites Kind ungefähr ein halbes Jahr alt ist, siedelt das Ehepaar von England wieder in die Schweiz über. Und dann geschieht etwas Unerklärliches: „Plötzlich war ich drei Tage lang bewußtlos. Niemand wußte, was mit mir los ist. Nach drei Tagen war ich plötzlich ganz gut wieder da. Ich hatte allerdings keine Ahnung, daß ich drei Tage lang weg gewesen war!“
ZeitenSchrift: "Waren Sie auf einer Reise, was ist passiert?"
Pamela Sommer-Dickson: "In diesen drei Tagen habe ich alles wieder ganz intensiv gesehen. Und als ich danach aufwachte, habe ich die Auras wieder ganz klar wahrgenommen. Ich wußte, daß diese Erfahrung etwas von mir wollte. Und ich fühlte eine unbeschreibliche Kraft in mir, von der ich nicht wußte, wohin damit. Das war vor 35 Jahren… Da gab’s nicht wie heutzutage Kurse und Bücher über Spiritualität. Man redete nicht mal darüber. Ich fühlte mich allein damit. Und dann habe ich gefragt: Was soll ich tun? Gib mir ein Zeichen! Und nach einigen Wochen klingelte diese Frau an der Tür. Damit hat es dann angefangen."
ZS: "Was wollte sie?"
PSD: "Sie hatte ein sechswöchiges Baby, das seit der Geburt die Milch nicht behalten konnte. Die Ärzte hatten sie schon gewarnt, daß es wohl sterben werde. Diese Frau also hatte eines Nachts von mir geträumt. Der Traum hatte ihr auch meinen Namen und meinen Wohnort gezeigt. Der Traum muß so eindrücklich gewesen sein, daß sie beschloß, im Telefonbuch nachzuschauen. Und Dickson ist ja ein eher ungewöhnlicher Name in der Schweiz. So fand sie mich auch ganz schnell."
"Eines Tages tauchte sie einfach vor meiner Tür auf. Sagte: ‚Ich habe von Ihnen geträumt, Sie können mir helfen!‘ – Und ich: ‚Was?!‘ (lacht). Ich war völlig überrumpelt. Ich machte der Frau einen Tee und hatte dabei keine Ahnung, was ich jetzt tun sollte. Also habe ich einfach ein wenig mit ihr geplaudert und das Baby gehalten, während sie mir alles über dessen Krankheit erzählte. Da sagt sie plötzlich zu mir: ‚Da ist so viel Licht um Sie herum. Was haben Sie jetzt mit Ihren Händen gemacht?‘ – ‚Ich habe gar nichts gemacht!‘ – ‚Doch, doch‘, sagte sie, ‚Sie haben solche Gesten gemacht.‘ – Das war mir aber nicht bewußt. Bis auf den heutigen Tag weiß ich nicht, was ich damals gemacht habe. Jedenfalls haben wir noch eine halbe Stunde miteinander geredet, und dann ist sie gegangen. Drei Tage später rief sie an: Das Baby hatte seither die Milch behalten können. Die Ärzte untersuchten es eine Woche später und waren erstaunt, wie gut es dem Kind ging. Heute ist es eine erwachsene Frau."
ZS: "Und da wußten Sie, das ist meine Bestimmung?"
PSD: "Ich dachte, nun, vielleicht ist das ja ein Zeichen. Allerdings, ich war sehr vorsichtig und hatte sehr viel Ehrfurcht. Doch wie es so geht: Diese Frau hat es einigen Leuten weitererzählt..."
… und schließlich schickte ihr ein Arzt eine Krebspatientin im Endstadium. Die Patientin sagte am Telefon: „Sie sind meine einzige Hoffnung!“ Und Pamela Dickson hatte eine beinahe schlaflose Nacht unter diesem Erwartungsdruck. Da wurde sie vor ein Lichtwesen zitiert. Es sei eher männlich als weiblich gewesen, doch sei das in der geistigen Welt manchmal schwer zu unterscheiden, da die Wesen mit höherer Schwingung immer androgyner würden. Dieses Lichtwesen gab ihr eine Lehre fürs Leben. „Nimm dich nicht so wichtig“, lautete sie. „Sei einfach da und tu das Beste, was du tun kannst – und überlaß uns den Rest.“ – „Von da an habe ich nie jemanden ermuntert, zu mir zu kommen. Wenn es sein soll, dann werden die Menschen zu mir geführt.“
Dennoch, sagt sie, sei es nie einfach, wenn jemand keine Heilung erleben dürfe – denn am liebsten würde man jeden von seinem Leiden befreien. „Doch ich weiß, daß jeder Mensch einen Weg zu begehen hat, und daß die Krankheit zur Möglichkeit führt, gewisse Dinge zu lernen. Ich versuche auch, den Menschen zu vermitteln, daß es mehr gibt, als sich nur an alles Irdische hier unten zu klammern.“
In ihren Seminaren vermittelt sie manchmal, was die Haltung jener, die Heilung empfangen möchten, prägen sollte:
„Drei Geschenke, die an jeden Menschen gegeben werden, nicht nur jenen, die als Heil-Kanäle dienen: Zum ersten die bedingungslose Liebe. Zweitens die Kraft der Gedanken. Und drittes der freie Wille.“
Zur bedingungslosen Liebe gehört, daß der Heilungssuchende zuerst sich selbst liebevoll bejaht. Heute mithin das Hauptproblem der Menschen, die zu ihr kommen: „Die Leute meinen, man müsse etwas Bestimmtes leisten, entsprechend aussehen, etwas darstellen. Und dieses äußere Bild, dem man entsprechen sollte, ist sehr verzerrt. Es sind viele Selbstzweifel da, die wohl schon in der Kindheit gesät wurden. Die Menschen haben das Gefühl, allen anderen gefallen zu müssen und verlieren sich dabei, statt daß sie ihr Selbst im Innern finden und dann etwas damit tun.“
Dabei, betont Sommer, „ist ja die Kraft jetzt in uns! Wir verzetteln uns oft zwischen der Vergangenheit mit den Erfahrungen von Versagen und Schuld (zum Teil real, zum Teil vermeintlich) und der Zukunft, die uns Angst macht. Dabei gilt es, im Hier und Jetzt mit allem, was ist, im Einklang zu sein. Diese innere Einstellung beinhaltet die wirkliche Liebe, die bedingungslos und nicht besitzergreifend ist.“
Der freie Wille ermöglicht es einer Person zu entscheiden, wie sie mit einer Situation im Denken und Verhalten umgehen will. Will sie festhalten oder loslassen? Unversöhnlich bleiben oder verzeihen? Sommer-Dickson: „Es gilt, aus der Opferrolle herauszukommen, und sich die Frage zu stellen: Wie kann ich mit dieser Situation umgehen? Die größte Schwierigkeit liegt in uns selbst, in den Schuldgefühlen und Ängsten, die wir zwar bekämpfen, denen wir aber gerade dadurch Nahrung geben. Denn wenn wir gegen etwas ankämpfen, geben wir diesem Energie. Wenn wir es hingegen als Schulung annehmen, wird es uns helfen, einen Weg zu finden.“
Wesentlich sei, „ganz im Moment zu sein, dann kann die Kraft fließen. Alles ist in Bewegung, alles kann sich ändern – auch der Mensch!“
Das zweite Thema, mit dem die Heilungssuchenden heute kämpften, sei das Thema Loslassen.
ZS: "Was müssen die Menschen loslassen?"
PSD: "Die Materie. Den Schmerz. Den Groll. Verzeihen ist eine große Thematik. Sich selbst zu verzeihen hat auch mit Liebe zu tun. Wenn man sich selber verzeiht, kann man auch anderen verzeihen, kann man sich befreiter fühlen und auch jemand anders damit befreien. Das wirkt auch auf jemanden, der vielleicht nichts Gutes im Sinn hat. Es kann sein negatives Potential schwächen, auch wenn das völlig unbewußt abläuft."
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