Permakultur: Ein Pionier der Landwirtschaft

Wie ein Bergbauer erfolgreicher Unternehmer wurde, indem er bewußt im Einklang mit der Natur zu arbeiten begann und einen ‘verwilderten Garten Eden’ schuf, worin alles Leben sein Daseinsrecht hat; und wie er den Menschen ohne großes Zutun eine reichhaltige Ernte beschert.

Sepp und Veronika Holzer erschufen einen Garten Eden. Dazu gehören unter anderem auch Fischteiche und Erholungsgebiete auf der Alm.

Sepp und Veronika Holzer erschufen einen Garten Eden. Dazu gehören unter anderem auch Fischteiche und Erholungsgebiete auf der Alm.

Ein österreichischer Bergbauer las schon als kleiner Junge in der Natur und lernte von ihr, wie man einen Garten Eden erschafft, wo alles Leben nebeneinander existieren und sich dadurch gegenseitig unterstützen kann. Dieser Bergbauer lernte auch das Prinzip der Natur, mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Ertrag zu erhalten, denn er arbeitet nicht gegen sie, sondern mit ihr. Und so praktiziert Josef Holzer seit Jahrzehnten eine einzigartige und beispielhafte Form von Permakultur, lange bevor dieser Begriff überhaupt geprägt wurde. Er, der lange unverstandene und oft bekämpfte Einzelgänger vom Krameterhof, der zum erfolgreichen Unternehmer wurde, während die anderen Bergbauern noch immer um ihr Überleben kämpfen.

Der Krameterhof liegt in der Gemeinde Ramingstein am Südhang des Schwarzenbergs im salzburgischen Lungau, Österreich. Das Gebiet umfaßt eine zusammenhängende Fläche von 40 ha, erstreckt sich von 1100 bis 1500mSeehöhe und gehört zur Bergbauernzone 3. Der Lungau wird der Kältepol Österreichs genannt, und seine Böden sind so karg, daß sie in der Regel nur für Grünlandwirtschaft genutzt werden.

Vor der Übernahme durch Sepp Holzer war der Betrieb ein traditioneller Bergbauernhof mit einer Fläche von 20 ha, etwa drei Dutzend Vieh, einem halben Dutzend Schweinen, einem Pferd und einigen Hühnern. Der Hof war nicht an das Straßennetz angebunden und die ganze Arbeit wurde von Hand oder mit Hilfe von Tieren durchgeführt.

Von der Natur lernen

Bereits im Volksschulalter begann Sepp Holzer die Natur zu beobachten und mit ihr zu experimentieren, „auf Fensterbänken oder in Holztrögen, wo Mutter die Pflanzen für den Garten vorgezogen hat. Da habe ich auch einmal einen Kastanienkern gesetzt und war fasziniert, wie er gekeimt und dann gewachsen ist. "Mit Staunen verfolgte er das Wunder der Natur, bis er das Kastanienpflänzchen in den Garten setzen durfte und sein eigenes, kleines Gärtchen anlegen konnte. Sepp gestaltete es auf seine eigene, kindliche Weise, und rundherum eingefaßt mit Steinen. Erstaunt stellte er fest, daß die größten und süßesten Beerenfrüchte dort heranwuchsen, wo sie sich an Steine anlehnen konnten. Sehr bald begriff er, daß sich die Steine mit der Sonnenwärme aufluden, diese speicherten und dann langsam an die Beeren abgaben. So lernte Sepp, in der Natur zu lesen. „Durch dieses Arbeiten mit und Lesen in der Natur kann man fast alles lernen. Die Natur zeigt einem immer das Richtige."

Nach Abschluß der Volksschule besuchte er mit 15 Jahren gegen den Willen seiner Eltern einen Baumschulkurs. Mit 19 Jahren übernahm er 1962 den elterlichen Hof. Als erste große Veränderung legte er Fischteiche an. Im Jahre 1967 besuchte er einen Fischereikurs und lernte als einziger Bauer unter Akademikern die Empfindlichkeit der Wasserorganismen gegenüber Düngemitteln und Pestiziden kennen. Für Holzer war es der wichtigste Kurs, weil es ihm vor Augen führte, wie schnell Dünger wie Kali und Stickstoff alles Leben im Wasser abtöten und welche Folgen das für den Boden hat.

Dies veranlaßte Holzer, Mineraldüngung und chemische Schädlingsbekämpfung einzustellen. Als nächsten Schritt erweiterte er den Grundbesitz und erschloß ihn mit Wegen. Hauptziel einer 1962 übernommenen Jagdpacht von 596 ha. ( jetzt ca. 300 ha.) war die Reduktion der hohen Wildschäden durch das Anlegen von Wildäckern, das Pflanzen von Verbißgehölzen und ähnlichen Maßnahmen.

Sepp Holzer richtet den Blick auf den gegenüberliegenden Hang und erklärt: „Dort sieht man hektarweise durch Schneebruch und Windwurf zusammengebrochenen Fichtenwald. Das geschieht jedes Jahr, weil der Boden und der Baum aufgrund der Monokultur nicht mehr so vital sind. Diese Fichten sind daher auch nicht als Schutzwald geeignet. Bei mir sieht man hingegen diese Renaturierung mit den verschiedenen Laubholzbäumen in der Pflanzgemeinschaft."

Wo früher nur der monotone Fichtenwald stand, wurde eine ausgedehnte Wasserlandschaft mit Obst- und Gemüsekulturen angelegt. Während andere Bergbauern sich abrackern und um ihre Zukunft bangen, ist Sepp Holzer seit Jahrzehnten dabei, seinen Garten Eden zu erschaffen. Doch bevor dieser Garten Eden zum Leben erwachen konnte, mußten Riesenkräfte walten. Für das Paradies gestaltete sein Schöpfer großflächig und während Jahrzehnten die Erde um:

Äste und Kronen geschlagenen Fichtenwaldes übernehmen eine wichtige Funktion. Sie bilden den Kern mächtiger Wälle, die mit Walderde bedeckt zu Speichern von Feuchtigkeit und Wärme werden. Dies ist weder künstlerische Landschaftsgestaltung noch eine steinzeitliche Kultstätte, sondern innovativer Landbau, bei dem nach dem menschlichen Kraftakt dann die Natur von allein am Werk ist. Steine und Holz bleiben wo sie sind. Sie werden die Sonnenwärme und das Regenwasser speichern.