Religionen: Im Himmel ist alles Eins

Nachdem wir nun die geopolitischen Hintergründe hinter der gegenwärtigen Fanatisierung des Islams betrachtet haben, wollen wir noch versuchen, eine spirituellere Sicht der Dinge einzunehmen. Wenn wir auf derselben Ebene bleiben, auf der die Schlacht geschlagen wird, dann vermögen wir im Rauch der Bomben das Licht der Erkenntnis nicht mehr wahrzunehmen.

Eine spirituelle Betrachtung des Islams.

Im Himmel gibt es keine Konkurrenz

Was wir hier tun möchten, ist, uns auf eine erhöhte Position zu begeben – näher zur „Quelle“, und die Situation anhand grundlegender kosmischer Gesetze und Realitäten zu betrachten. Was uns als verschiedene Religionen erscheint, stammt alles aus derselben Quelle. Es sind nur die Menschen, die Trennung schaffen, da wo in Wirklichkeit Einheit herrscht. Man stelle sich die Strahlen einer Sonne vor: An ihrem Ende erscheinen sie abgesondert und völlig allein. Klettern wir auf diesen Strahlen jedoch zum Himmelskörper hoch, erkennen wir, dass sie schließlich am Ende alle zusammenkommen und aus derselben Quelle fließen. Je weiter unten wir uns befinden (je tiefer unser Bewusstsein ist), desto größer erscheint uns die Trennung zwischen den Strahlen.

Zu verschiedenen Zeiten schickten die höheren Sphären göttliche Boten – auch Avatare genannt – zum jeweils vielversprechendsten Volk. Diese lehrten die kosmischen Gesetze auf eine Weise, die der Zeit entsprach und vom Bewusstsein des betreffenden Volkes erfasst werden konnte. So konnte Jesus nur in Gleichnissen sprechen, während heute die Zeit gekommen ist, jahrtausendelang verborgen gehaltene „himmlische Wahrheiten“ den Menschen wieder eins zu eins zu offenbaren.

Die Einheit der Religionen erkennen wir, wenn wir uns mit dem Inhalt ihrer Lehren näher beschäftigen (vgl. Seite 28). So finden wir gerade zum Thema Einheit folgende Zitate in den drei großen Weltreligionen: „Gott hat alle Nationen der Menschen aus einem Blut geschaffen“, besagt das Christentum. Der Judaismus drückt es so aus: Siehe, wie gut und angenehm ist es, wenn Brüder in Einheit miteinander leben!“ Und der Islam hält fest: „Alle Geschöpfe gehören zur Familie Gottes; und er, der Seiner Familie am meisten Gutes tut, ist der von Gott am meisten Geliebte.“

Jedes Zeitalter hat und hatte seine Avatare. Dies zeigt uns auch, dass sich die Religion an die Gegebenheiten der Menschheitsentwicklung anpasst. Religion ist daher nicht in Stein gemeißelt, sondern verändert sich – wenn auch nicht wirklich inhaltlich, so doch in der Form, in der sie ausgeübt wird. Manche Gebote wurden aus gesundem Menschenverstand erlassen – beispielsweise um Menschen vor Krankheiten zu schützen zu einer Zeit, da es kaum Hygiene gab und sie in einem heißen Klima lebten, oder um gesellschaftlich Ausgestoßenen eine Zukunft zu geben – wie die Erlaubnis, dass ein Muslim mehrere Frauen haben darf, die aus der Zeit stammt, da die Stämme viele Kriege gegeneinander führten, worauf Witwen übrig blieben, um die sich niemand mehr kümmerte – in der Stammeskultur der Wüste kam dies einem Todesurteil gleich.

Glaube ohne Werke ist tot

In den ersten vierhundert Jahren leben die Menschen jeweils dem Beispiel eines Avatars nach. Danach verblasst die starke Schwingung, die er hinterlassen hat, so sehr, dass sie seine Lehren nicht mehr wirklich leben, sondern zu einer Art Götzendienst übergehen, indem sie den Avatar zu verehren beginnen, Legenden um sein Leben ranken oder in seinem Namen Eroberungskriege führen – statt seinem Beispiel nachzuleben. Kein Avatar wünscht sich, dass in seinem Namen Blut vergossen wird; denn da Liebe Gott ist, ist auch die Botschaft jeden wahren Avatars getragen von Liebe, und diese verbietet das Abschlachten Ungläubiger zum Zweck der Konversion. Menschen, die wahrhaft die Lehren eines Avatars leben, sind so erfüllt davon und haben ein so „gutes Gewissen“ (weil sie das Richtige tun), dass es ihnen gar nicht in den Sinn käme, das fanatische Handwerk eines Kreuzzugs oder Glaubenskriegs zu erwählen.

Wiederverkörperung ist eine Tatsache

Was der Hinduismus und der Buddhismus wissen, wurde aus den drei monotheistischen Religionen verbannt: Nämlich die Tatsache, dass der Mensch sich so lange immer wieder auf der Erde verkörpert, bis er all seine Lektionen in diesem Schulraum gelernt hat und sein Abschlussexamen siegreich besteht. Dann wird er zum Meister der Energie und damit befähigt, seine ewige Reise auf einer höheren Ebene oder Welt fortzusetzen. Dieser Verlust ist in seinen Folgen ungeahnt dramatisch. Es ist kein Zufall, dass jene Religionen, die das Gesetz der Reinkarnation kennen, praktisch keine Neigung zu Glaubenskriegen zeigen – nämlich der Buddhismus und der Hinduismus. Sie wissen, dass man sich das nächste Leben mit dem wählt, was man in diesem Leben tut und unterlässt.

Jedes Land ist ein Schulzimmer

Jedes Volk hat seinen eigenen Charakter und damit seine eigenen Lern-Lektionen. Es ist kein Zufall, in welchem Volk man sich verkörpert, und es hat immer damit zu tun, wie und wer man ist, und was zu lernen man sich vorgenommen hat. Daher ist es wichtig, dass die Länder ihre Eigenart beibehalten – auch wenn natürlicherweise die Völker näher zusammenrücken. Ganz bestimmt ist es nicht richtig, wenn man einem afrikanischen Staat den römisch-katholischen Glauben aufzwingen will – genauso wenig, wie wenn man die USA jüdisch und England islamisch machen möchte. Die Religion eines Landes entspricht dem Bewusstseinszustand seiner Bewohner. Auch wenn Toleranz eine Tugend ist, und man jeden nach seiner Fasson selig werden lassen soll, ist da die Grenze zu setzen, wo fremde „Invasoren“ das Ziel haben, einem anderen Volk eine fremde Religion aufzuzwingen.