Bedrohte Familie: "Big Brother" als Vater

Den meisten Familien geht es bestens. Den „verborgenen Drahtziehern“ sind funktionierende Familien jedoch ein Dorn im Auge, denn sie könnten ihre Kinder zu freien, selber denkenden Menschen erziehen.

Der Mechanismus ist immer derselbe, ob es sich nun um Terroristen, beißwütige Hunde oder verwahrloste Familien handelt: Man lenke ein riesiges Medienecho auf ein paar wirklich entsetzliche Vorgänge – und schon hat man das moralische Recht, ja, die Verpflichtung, die Bürger von Amerika, die Hundebesitzer oder eben die Familien einer stärkeren staatlichen Überwachung zu unterstellen. 

Fehlende Grenzen: Erziehungsvorbilder sollen radikal ausgeschaltet werden.

Vermutlich wissen jene, die an den Hebeln dieser erprobten Mechanik sitzen nicht einmal, wessen Handlanger sie sind. Hunde, die Kinder totbeissen, schreien doch erstens nach Maulkorbpflicht und zweitens nach einem Gesetz, daß alle Hunde mit einem Chip versehen werden müssen. Einstürzende Wolkenkratzer verlangen doch einfach, daß der Staat von jedem Einreisenden die Fingerabdrücke nimmt und sich das Recht verschafft, in nie gekanntem Ausmaß seine Bürger zu beschnüffeln – schließlich muß Schlimmeres verhindert werden! Und das ein Prozent verwahrloster Haushalte, bzw. so tragische Fälle wie die verhungerte siebenjährige Jessica, oder Kevin, Dennis und wie all die gequälten und in der eigenen Familie zu Tode gekommenen Kinder heißen, die schreien doch geradezu danach, daß besorgte Politiker dafür sorgen, daß solches künftig vermieden wird, indem der Staat den Fuß in die Haustür hält. Sich dazu ermächtigt, die Familien über erzwungene, regelmäßige Arzt-Untersuchungen zu überwachen: Deutet irgend etwas am Körper des Kindes auf Mißhandlungen hin?

Die Zeiten, wo ein Konrad Adenauer schwärmte, „keine Einrichtung, keine Sorge des Staates kann die Familie ersetzen“, und Franz-Josef Strauss in der Familie die „heiligste und wichtigste“ Form der menschlichen Bindung sah, sind vorbei. Wie sich der Zeitgeist gewandelt hat, sehen wir am bayerischen Noch-Ministerpräsidenten und CSU-Chef Stoiber: Äußerte er im Jahre 2001 noch die Ansicht, „wie die einzelnen Familien ihr Leben organisieren, ist nicht Sache des Staates“, so meinte er fünf Jahre später, die Kinder brauchten einen „starken Staat, der auch konsequent im Interesse der Kinder durchgreift“. Sprich, das Elternrecht stößt dort an seine Grenzen, wo das Kindesrecht verletzt wird. So sagt es die SPD. Und konkretisiert: „Wir wollen die gesellschaftliche Verantwortung für Kinder stärken. Das heißt: Intensive fachliche Begleitung für alle Eltern und einen Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung ab dem zweiten Lebensjahr.“

Merke: Der Staat krallt sich die Kinder; nicht mehr die Eltern sind oberste Instanz für ihren Nachwuchs – nein, „Big Brother“ schaut ihnen über die Schultern. Und wehe, das „Frühwarnsystem“, das die allzu beflissene deutsche Familienministerin Ursula von der Leyen einsetzen möchte, bemerkt etwas Auffälliges! Hebammen, Gesundheitsdienst, Jugendamt und Schule sollen zu diesem Zweck „noch enger“ zusammenarbeiten – sprich, letztendlich Spitzeldienste leisten und genau hinsehen, was sich hinter deutschen Gardinen abspielt.

Wo liegt der Hase im Pfeffer?

Wozu die Hysterie, muß man sich fragen, wenn doch zugegebenermaßen 99 Prozent aller Familien funktionieren (mit allen Unvollkommenheiten, die einfach zum Leben unvollkommener Menschen gehören)? Weshalb zeichnet die Presse regelmäßig das Bild der „kranken Urzelle des Staates“, wie die konservative Neue Zürcher Zeitung schon vor dreißig Jahren, am 4. Juni 1977 (!) titelte? Weshalb führt uns das Fernsehen nur zerbrochene oder Patchwork-Familien vor, und warum müssen die einzigen Hausfrauen, die eine Serie wert sind, (die Desperate Housewives, die nicht wie Hausfrauen aussehen, sondern wie ausgezehrte Puppen mit stets perfektem Styling) in ihren großzügigen Vorstadthäusern derart „verzweifelt“ sein? Wenn gleichzeitig 73 Prozent der Befragten bei einer repräsentativen Umfrage der Zeitschrift Eltern auf die Frage „Was gefällt Ihnen am Leben mit Ihren Kindern besonders gut“ antworteten: Liebe, Glück, Freude und Zufriedenheit! Und wenn über die Hälfte, nämlich 56 Prozent, gar in der Familie ihren ganzen Lebenssinn finden, ihre Erfüllung und Bereicherung.

Auch die These, daß früher alles besser war, ist grundfalsch. Durch die hohe Sterblichkeit hielten Ehen im 19. Jahrhundert höchstens zwanzig Jahre, dann starb einer der Partner. Der Soziologe Hans Bertram äußerte im Stern, daß es in Deutschland noch nie so viele Ehen gab, die vierzig Jahre und länger hielten. Auch den „Mythos Großfamilie“ entzaubert Bertram, denn in Europa und Nordamerika seien Großfamilien niemals vorherrschend gewesen, allein schon wegen der geringen Lebenserwartung. Da gab’s also nicht jede Menge Verwandte und Großeltern, die zu den Kleinen geschaut hätten. „Und noch nie, belegen Untersuchungen, verbrachten die Eltern so viel Zeit mit ihren Kindern, nämlich fast sieben Stunden täglich“, hebt der Stern (52/2005) hervor.

Was könnte also Grund und Ziel sein, die Familie stets in einem so schiefen Licht zu zeigen? Als ein Schlachtfeld von Heimtücke und List, eine Wüste der Untugend und Unmoral, kurz, einen Ort, an dem man keine Kinder aussetzen sollte?

Von langer Hand geplant

Ganz einfach: Die Entmündigung der Eltern gehört zu den geheimen Plänen der verborgenen Drahtzieher. Ja, es mag schaurig-bigott klingen, wenn man postuliert, daß die „Weltverschwörer“ ein Interesse an der Entmachtung der Familie haben. Dennoch ist es so – auch wenn, wie schon erwähnt, deren unwissende Ausführer à la von der Leyen keine Ahnung davon haben und glauben, im Sinne des gesunden Menschenverstands und zum Wohle der Gesellschaft zu handeln.

Wirft man jedoch einen Blick auf „deren“ langfristig formulierten Pläne, verstummen alle Zweifel. So liegen die Ziele jener „Anderen“ unter anderem darin, die Bedeutung der Familie und deren erzieherischen Einfluß zu vernichten. Dazu werden bewußt falsche Erziehungstheorien propagiert, von welchen „jene“ wissen, daß sie zu einer Verrohung der Jugend führen und deren schlechte Seiten fördern. Man erinnere sich an die von den 68ern propagierte „antiautoritäre Erziehung“, oder, Anfang der 70er Jahre, die pseudodemokratische „Familienkonferenz“ des amerikanischen Psychologen Thomas Gordon, wo Achtjährige über Erziehungsmaßnahmen abstimmten, und die Eltern nur stumm zuschauen konnten.

Jene „Anderen“ erkannten sehr wohl, daß das Erziehungswesen eine der Säulen der Freiheit ist – sprich, zu ihrem Besten erzogene Kinder und Jugendliche garantieren später eine ethische, hochentwickelte Gesellschaft, die nicht vieler Gesetze bedarf, da sie sich moralisch einwandfrei verhält. Eine verluderte Gesellschaft jedoch muß mit immer stärkeren gesetzlichen Schranken, besser noch mit Überwachungsmaßnahmen im Zaum gehalten werden, was die Freiheit jedes Einzelnen – auch des sogenannten ‚Guten’ – massiv einschränkt. Freiheit ist jedoch eines der fundamentalsten und kostbarsten Güter des menschlichen Lebens – was viele erst erkennen, wenn sie ihrer verlustig gingen.

Die „Anderen“ sind jedoch nicht an der Freiheit der Menschen interessiert, sondern an deren Versklavung. Die Jugend durch das Propagieren von Ausschweifungen zu verdummen, gehört daher zu ihren Methoden. Man vergleiche die Musik, die Mode, die Filme und Musikvideos, welche heute zur sogenannten „Jugendkultur“ gehören mit jenen der fünfziger Jahre – und es ist nicht zu verleugnen, daß heute normal ist, was damals noch als total verkommen gegolten hätte – ja, schlicht undenkbar war.

Die geheimen Pläne sehen ebenfalls vor, die Menschen durch stete Berieselung mit seichten Dingen – Shows, Spiele, Sport und dergleichen – daran zu hindern, selber zu denken oder gar tiefgründig über Sein oder Nichtsein zu reflektieren. Die stete Berieselung soll sie von den wirklich wichtigen Dingen im Leben fernhalten und zu freudig manipulationsbereiten Konsum-Junkies machen. Dies mit dem Ziel, sie zu gehorsamen Sklaven der Obrigkeit zu erziehen. Sprich, wer sosehr seinen Trieben und Süchten verfallen ist, daß ihn nichts mehr als deren stete Befriedigung interessiert, frißt jedem Diktator aus der Hand – Hauptsache, es droht ihm kein Entzug.

Zum Ziel, den Menschen vom selbständigen Denken abzubringen, gehört auch die Methode, daß Bilder Texte er set zen. Wer heutige Schulbücher anschaut, hat oft das Gefühl, sich in einen Comic verirrt zu haben – anscheinend verfügt der Durchschnittsschüler nicht mehr über genügend intellektuelle Fähigkeiten und Vorstellungskraft, um aus reinen Texten in seinem Kopf Bilder entstehen zu lassen. Überflüssig zu sagen, daß auch die vielbeklagte „kurze Aufmerksamkeitsspanne“ mitschuldig ist, welche durch die extrem schnellen Schnitte von Musikvideos und mittlerweile auch Kinofilmen das Hirn nach immer neuen visuellen Eindrücken gieren läßt – unfähig, länger bei etwas zu verweilen, oder gar eigene Gedanken darüber anzustellen.