Diät macht dick! Und was macht schlank?

Diäten sind der sicherste Weg, dauerhaft dick zu werden. Gibt des demnach keine Möglichkeit, mit Lust zu essen und schlank zu bleiben? Doch! – Mit einer Methode, die der Franzose Michel Montignac herausgefunden hat.

 Die Franzosen sind ein Phänomen. Das zeigte am 17. November 1991 die amerikanische Fernsehsendung SixtyMinutes auf: Sie befinden sich nämlich in einem weit besseren Gesundheitszustand als die Amerikaner, obwohl sie viel Zeit mit Essen verbringen, 30 Prozent mehr Fette zu sich nehmen, sich nicht körperlich betätigen und zehnmal mehr Wein trinken! Nicht genug damit: Das durchschnittliche Körpergewicht des Franzosen ist das geringste der ganzen westlichen Welt, und die Mortalitätsrate bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist nach Japan am niedrigsten. Die Sendung von CBS berief sich dabei auf Erhebungen, die von der WHO gemacht worden waren.

Schauen wir die Amerikaner an: „Seit 45 Jahren (!) befolgen 89 Millionen (!) Amerikaner ständig eine kalorienreduzierte Ernährungsweise. Die Kalorie ist immer dabei. Durch Werbung und Medien ist sie fest im amerikanischen Bewußtsein verankert”, schreibt Michel Montignac in seinem Buch Essen, abnehmen, schlank bleiben. „Neben all dem Kalorienzählen achten sie auch peinlichst genau darauf, sich viel zu bewegen, um absolut sicher zu sein, keine Kalorie mehr als nötig zu speichern. Und haben sie Erfolg?

Statistiken zeigen ein niederschmetterndes Ergebnis.

Obwohl mehr als ein Drittel der Bevölkerung konsequent die kalorienreduzierte Diätmethode anwendet und sich intensiv jeden Tag körperlich betätigt, ist eine Gewichtzunahme zu verzeichnen. Oder in Zahlen: Zwei Drittel der heutigen Bevölkerung haben Übergewicht, und jeder fünfte Amerikaner ist fettleibig.”

Das Kalorienzählen, zeigt Montignac auf, ist der falsche Weg. Eine Sackgasse. Zu viele Details werden dabei nicht berücksichtigt. Der Fettanteil eines Stückes Fleisch kann beispielsweise beträchtlich variieren – und damit auch die Kalorienzahl. Ebenso vergißt man dabei, die Uhrzeit des Verzehrs zu berücksichtigen. Man hat nämlich festgestellt, daß die Absorption von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen je nach Tageszeit, ja sogar Jahreszeit (Chronobiologie) beträchtlich variiert.

Und das sind nur die einfacheren Argumente. Darüber hinaus haben Wissenschaftler festgestellt, daß das theoretische Berechnen der Kalorien niemals die Bedingungen berücksichtigt, unter denen Fette und Kohlenhydrate im Dünndarm absorbiert werden. Diese verändern sich, je nach dem Ballaststoffgehalt der Nahrung. Wenn die Nahrung also viele – und vor allem lösliche – Ballaststoffe enthält, dann kann die Absorption der sogenannten Kalorien entscheidend reduziert werden.

Wir sehen, das Kalorienzählen ist eine höchst fragwürdige Angelegenheit. Und eine kalorienreduzierte Kost – sprich, eine klassische Diät – ist meist der Anfang zu lebenslangem Übergewicht. Besonders dann, wenn der ersten Diät eine zweite, dritte und vierte etc. folgt.

Unsere Körper neigen zum Horten

Unsere Körper sind alte Wesen. Durch viele Verkörperungen hindurch haben sie uns immer wieder ihren Dienst geleistet. Dabei saß der Körper nicht in jedem Leben an einem üppig gedeckten Tisch, sondern lernte Mangel bis hin zur Hungersnot kennen. All dies hat er in seinem Zellgedächtnis gespeichert. Nur schon eine Mutter, die während der Schwangerschaft eine Diät machte, kann dem sich entwickelnden Babykörper einen lebenslangen Schrecken einjagen und ihn programmieren, wann immer es geht, Nahrung zu speichern – für die garantiert kommende nächste Hungersnot.

Ob man nun an die Reinkarnation (die eine Tatsache ist) glaubt, oder sich lieber darauf versteift, nur dieses eine Leben zu haben–daß selbst die Körper unserer Überflußgesellschaft mit Hungersnöten rechnen, ist ein Fakt.

Montignac geht in seinem Buch auch darauf ein: „Nehmen wir zum Beispiel jemanden, der etwa 2500 Kalorien am Tag zu sich nimmt und einige Pfunde zuviel wiegt. Wenn man nun, entsprechend der kalorienreduzierten Methode, die Zufuhr auf 2000 Kalorien reduziert, entsteht ein Defizit von 500 Kalorien, und damit müßte man abnehmen. Der Organismus, der aber an die Zufuhr von 2500 Kalorien gewöhnt war, gleicht die fehlenden 500 Kalorien aus den Fettreserven aus, was zu einem entsprechenden Gewichtsverlust führt. So weit, so gut.

Nach kurzer Zeit, die individuell durchaus verschieden sein kann, stellt man fest, daß keine Gewichtsabnahme mehr erfolgt, obwohl man die Diät nicht unterbrochen hat, sondern eisern durchhält.

Was ist geschehen? Ganz einfach: Der Organismus hat sich an die Zufuhr von 2000 Kalorien gewöhnt und reagiert mit einem Sparprogramm für seinen Stoffwechsel.”

Mit 2000 Kalorien täglich ist also kein Gewicht mehr zu verlieren. Meistens sind die Leute, nachdem sie ein paar Wochen lang so kalorienreduziert gegessen und dabei Gewicht verloren haben, begierig, mit der Diät aufzuhören und wieder normal zu essen – im Glauben, das tiefere Gewicht auf diese Weise zu halten. Weit gefehlt! Kaum essen sie wieder normal, dann mit der Diät weitermachen wie zuvor, nehmen sie sogar mit 2000 Kalorien täglich noch zu. Montignac kennt den Grund: „Der menschliche Organismus wird von einem Überlebensinstinkt angetrieben, der dann geweckt wird, wenn ein Defizit an Nahrung bzw. an Energie vorliegt. Da zuvor eine Reduzierung der Kalorienzufuhr stattgefunden hat, an die sich der Organismus durch einen geringeren Energieverbrauch angepaßt hat, wird er durch diesen Überlebensinstinkt dazu veranlaßt, seinen Energieverbrauch noch weiter zu reduzieren. So wird der tägliche Bedarf an Kalorien auf beispielsweise 1700 Kalorien gesenkt, damit wieder neue Reserven gebildet werden können.”

Selbst Montignac bemerkt: „Wir dürfen bei alledem nicht vergessen, daß der menschliche Körper sich nicht so schnell in seinen Lebensgewohnheiten umgestellt hat, wie es das menschliche Gehirn tat. Der Körper lebt immer noch in der Vergangenheit, in der Hunger und Entbehrungen wohl bekannt waren. Diese Erinnerungen sind im Unterbewußtsein vorhanden und sie werden bei einer solchen Vorgehensweise wieder lebendig.”

Der menschliche Körper agiert nicht anders als der Hund, der einen Knochen nur dann vergräbt, wenn er unter Hunger leidet.

Hungern wir unseren Körper also aus, indem wir ihm weniger Energie (= Kalorien) zuführen, wird er jede Gelegenheit zur Bildung neuer (Fett-) Reserven sofort benutzen.

Man nennt dies heute den ‘Jojo-Effekt’. Jeder, der schon mehrere Diäten gemacht hat, kann davon berichten, wie frustrierend es ist, wenn der kleinste Fehltritt an einem Wochenende sofort wieder zur Zunahme von zwei bis drei Kilo Gewicht führt, die man sich wochenlang davor runtergehungert hat. Nun wissen wir, weshalb dies geschieht.

Außerordentlich wichtig ist es daher, regelmäßig dreimal am Tag zu essen und keine Mahlzeit ausfallen zu lassen! Sonst wird der Körper bei der nächsten, die er bekommt, sofort Reserven bilden. Das ist auch der Grund für Übergewicht bei Hunden, die nur einmal täglich gefüttert werden. Es ist unnatürlich, und ihr Körper wird alles speichern, was er nur kann.

Montignac: „Laborversuche an Tieren haben im übrigen gezeigt, daß bei einer gleichen täglichen Nahrungszufuhr die Tiere, die nur eine Mahlzeit am Tag erhielten, übergewichtig wurden, während bei den Tieren, bei denen die Tagesration auf fünf oder sechs Mahlzeiten verteilt wurde, keine Gewichtszunahme zu verzeichnen war.”

Der Teufelskreis der Diäten

Statistiken zeigen ein erschreckendes Bild. Menschen, die immer wieder eine Diät machen, enden am Schluß weit dicker als sie vor Beginn der allerersten jemals waren. Wer die erste Diät machte, mit dem Ziel fünf Kilo Gewicht zu verlieren, findet sich vielleicht fünfzehn Jahre später dreißig Kilo dicker wieder. Wer in diesen Teufelskreis der Diäten gerät, hält sich fettleibig knapp über dem Verhungern mit 800 Kalorien täglich, und nimmt trotzdem kein Gramm mehr ab.

Professor Bronwell von der amerikanischen Universität Pennsylvania hat dieses Phänomen bei Laborratten untersucht, indem er ihnen abwechslungsweise kalorienreiches und kalorienarmes Futter verabreichte.

Die Tiere nahmen abwechselnd zu und ab. Insgesamt war die Bilanz aber kläglich: „Bei der ersten Diät verloren die Ratten innerhalb von drei Wochen ein bestimmtes Gewicht und nahmen es dann innerhalb von 46 Tagen wieder zu. Bei der zweiten Diät verloren die Tiere dasselbe Gewicht erst innerhalb von 56Tagen und nahmen es dann bereits innerhalb von zwei Wochen wieder zu.

Danach wurde es immer schwieriger, eine Gewichtsabnahme zu erzielen, und es kam auch viel schneller zu einer Gewichtszunahme. Dies beweist, daß sich der Stoffwechsel an die verringerte Kalorienzufuhr anpaßt.”

Fazit: Jede Rückkehr zur normalen Eßweise – selbst wenn sie nur von kurzer Dauer ist – führt unweigerlich zu einer drastischen Gewichtszunahme.                              

Leserstimmen zum Artikel

Nach jahrelangen Diäten, in welchen ich immer nur ein paar Kilo abgenommen, und dann sogleich wieder zugenommen habe, bin ich froh, in Ihrem Heft die Zusammenhänge bezüglich der Nahrung und des Körpers in einer solchen Klarheit erfahren zu können, und werde nun mein Problem von einem ganz anderen Gesichtspunkt angehen können.

Heidi F., CH-Malters