Gradido: Gesundes Geld für eine neue Welt

Unser heutiges Geldsystem wird durch Schulden geschaffen. Dadurch ist nicht nur der Crash vorprogrammiert, sondern auch Armut, Hunger und Krieg. Das Finanz- und Wirtschaftsmodell Gradido will das ändern und weltweiten Wohlstand und Frieden schaffen, indem es sich am Vorbild der Natur orientiert.

Das Gradido-Modell dient dem dreifachen Wohl: dem Wohl des Einzelnen, dem Wohl der Gemeinschaft und dem Wohl des großen Ganzen (der Erde).

Das Gradido-Modell dient dem dreifachen Wohl: dem Wohl des Einzelnen, dem Wohl der Gemeinschaft und dem Wohl des großen Ganzen (der Erde).

Die Natur bringt Leben in überfließender Fülle ständig hervor, während wir mit unserem derzeitigen Geld- und Wirtschaftssystem ständig Leben zerstören und uns an den Rand der Existenz bringen. Das sagt Bernd Hückstädt. Seit seiner Jugend beschäftigen den studierten Musiker und Mathematiker die extremen Unterschiede zwischen Arm und Reich. Um bessere Geld- und Wirtschaftsmodelle zu entwickeln, gründete er mit Partnerin Margret Baier vor über zwanzig Jahren ein Institut für Wirtschaftsbionik1 und entwickelte Gradido – die „natürliche Ökonomie des Lebens“.2 Der Name Gradido leitet sich ab aus den englischen Begriffen Gratitude (Dankbarkeit), Dignity (Würde) und Donation (Gabe).

Wollen wir die Lebensqualität für alle Menschen auf unserem Planeten verbessern, dann beginnt es laut Hückstädt mit unserer inneren Haltung. Sie sollte geprägt sein von Dankbarkeit und Wertschätzung seinen Mitmenschen und dem Leben gegenüber. Die ethische Grundlage des Gradido-Geldsystems bildet ein dreifaches Wohl: das Wohl des Einzelnen, der Gemeinschaft und des großen Ganzen, also der Umwelt. Aus dem dreifachen Wohl leitet sich die dreifache Geldschöpfung ab.

Und so sieht das Modell aus: Die Gemeinschaft, repräsentiert durch den Staat, schöpft jeden Monat für jede Bürgerin und jeden Bürger dreimal tausend Gradido. Die ersten tausend Gradido sind für ein aktives Grundeinkommen gedacht (die Kaufkraft dieses Betrags wäre dann etwa viermal so hoch wie heute). Aktiv heißt, jeder Mensch hat das Recht, freiwillig zum Gemeinwohl beizutragen, indem er fünfzig Stunden im Monat, also durchschnittlich zwei Stunden pro Tag, für die Gemeinschaft arbeitet und etwas tut, das er gerne macht und das dem Wohl aller dient. Die zweite Geldschöpfung von tausend Gradido für jeden Menschen pro Monat ist für den Staats- oder Gemeinschaftshaushalt bestimmt. Und die dritten tausend Gradido füllen den Topf des Ausgleichs- und Umweltfonds. Wie der Name sagt, dient er der Sanierung und der Erhaltung der Umwelt.

Damit ein Geldsystem auf Dauer überhaupt funktioniert und Wohlstand für alle Menschen erzeugen kann, muss es sich laut Bernd Hückstädt am Vorbild der Natur orientieren: „Die Natur ist auf Kooperation aufgebaut, und zwar zu über 99 Prozent. Nur ein kleiner Teil der Natur ist das darwinsche Überleben der Stärksten. Das wird viel zu sehr überbewertet. Ein neues Geld- und Wirtschaftssystem müsste daher viel mehr auf Kooperation ausgerichtet sein und viel weniger auf Konkurrenz“, sagt Hückstädt im Gespräch mit der ZeitenSchrift.

Ein nächster Punkt: Es muss möglich sein, dass alle Menschen im Plus sein und damit Wohlstand haben können. Gerade das sei jedoch heute nicht der Fall, denn: „Jeder Euro, jeder Franken im Plus muss heute zwingend dieselbe Menge Geld im Minus haben. Das ist das Gesetz der Bilanz, auf dessen Basis Geld geschöpft wird. Die Summe aller Schulden muss also zwingend dieselbe Höhe haben wie die Summe aller Guthaben.“ Hinzu kämen noch Mechanismen, die dazu führten, dass das Geld immer mehr in die Taschen einiger weniger fließt. Tatsächlich gehören inzwischen einem Prozent der Menschheit über 50 Prozent aller Privatvermögen. Und der Rest der Welt teilt sich die Schulden dazu. „Allein in Deutschland haben wir Staatsschulden pro Kopf im Wert von über 26'000 Euro.3 Wenn wir diese Schulden tatsächlich auf unserem Konto sehen würden – stellen Sie sich eine vierköpfige Familie vor, die von Haus aus erst mal über 100'000 Euro Schulden hat –, dann würden die Menschen auf die Barrikaden gehen. Damit wir das nicht tun, haben die Staaten die Schulden für uns stellvertretend übernommen. Das wird uns so aber nicht erklärt. Stattdessen wird uns ein schlechtes Gewissen gemacht, dass wir zu viele soziale Ausgaben hätten und über unsere Verhältnisse leben würden“, bemängelt Hückstädt.

Wie die Geldschöpfung heute funktioniert, kann man sich kaum vorstellen. Lesen Sie dazu den vollständigen Artikel!

Quellenangaben

  • 1 Bionik ist ein Fachbegriff dafür, die Natur zu beobachten und die gewonnenen Erkenntnisse auf die Technik zu übertragen.
  • 2 In ZS 29 schrieb Bernd Hückstädt im Jahr 2001 einen
    Artikel über „Joytopia“, wie Gradido damals noch hieß: Joytopia: Wo Geld horten dumm ist
  • 3 Stand: 28.07.2021