Yin & Yang: Ohne Gegensätze kein Leben

Die Polarität des Weiblichen und Männlichen bestimmt jegliches Sein – vom Atom bis zum Menschen. Wer sie ignoriert, flirtet mit dem Desaster.

Warum sind die beiden Hälften unseres Gesichts eigentlich nicht identisch? Weshalb gibt es viel mehr Rechtshänder als Linkshänder – und praktisch keine Beidhänder? Warum bleibt Wasser flüssig, obwohl es aufgrund seiner Molekülgröße schon bei Raumtemperatur verdunsten müsste? Und warum wird das Essen in der Mikrowelle überhaupt heiß?

Die Antwort auf all diese Fragen liegt in der Polarität des Lebens. In jener Spannung, hervorgerufen von Gegensatzpaaren, deren Existenz durch den Gegenpol bedingt ist. Im Osten prägte man dafür die Begriffe Yin und Yang: die Polarität von weiblich (-) und männlich (+) – ein Naturprinzip, das indes weit über die Geschlechtlichkeit hinausgeht. Aber bleiben wir vorerst beim Begriff „Sex“, der in seiner ursprünglichen Bedeutung einfach das Geschlecht meint. Wie viele Geschlechter gibt es denn? Drei, wie man uns im politisch korrekten Neusprech der Genderisten weismachen will?1 Oder etwa gar keines, weil „Geschlechterkonstrukte“ angeblich bloß anerzogen sind?

Polares Wesen Mensch

Offenkundig kommt der Mensch als Junge oder Mädchen auf die Welt. Doch dies bedeutet nicht, dass Männer nur männlich und Frauen ausschließlich weiblich wären. Im Gegenteil. Wir alle sind die Krönung aus einem hochkomplexen Zusammenspiel von Yin (-) und Yang (+). Betrachten wir unseren physischen Körper, so weist dieser in der Regel entweder männliche oder weibliche Geschlechtsmerkmale auf. Trotzdem sind die Füße von allen Menschen positiv polarisiert, also „männlich“. Das muss so sein, denn die Erde ist ein gigantischer Negativ-Pol (auch deshalb gilt sie in vielen Kulturen als ein Symbol der Weiblichkeit). Und wie in einer Batterie, wo zwischen dem Plus- und Minuspol ein Elektronenstrom fließt, kann die lebenswichtige „elektrische“ Energie des Planeten über unsere Fußsohlen vom Körper aufgenommen werden. Barfußgehen oder „Earthing“ ist aus diesem Grund sehr gesund.2

Feuer und Wasser sind nicht bloß symbolisch Gegensätze. Auch die vier Elemente sind ein Ausdruck von Yin und Yang.

Unser Kopf hingegen ist minusgepolt wie die Erde, damit wir – ebenso wie der Planet – für die „protonische“ Sonnenstrahlung mit ihrer positiv gepolten Energiequalität besonders empfänglich sind. In das Kronenchakra auf unserem Scheitel ergießt sich also der himmlische Segen, das Licht des Kosmos. Auch dies ist ein Ausdruck von Yin und Yang: Der Mensch als Bindeglied zwischen Himmel und Erde, der wie ein Baum im dunklen Erdboden wurzeln und sich der hellen Sonne entgegenstrecken soll.

Die zwei Polaritäten verbinden jedoch nicht nur Oben und Unten. Yin und Yang verbergen sich nämlich ebenso in den beiden Hälften unseres Körpers. Die linke Seite ist bei Mann und Frau immer minusgepolt und die rechte plusgepolt. Aus diesem Grund sehen unsere Gesichtshälften nicht identisch aus, obwohl uns das in der Regel nicht auffällt – außer wir setzen am Computer zwei linke oder zwei rechte Hälften zusammen. Dann entstehen Gesichter, die auf seltsame Weise unnatürlich wirken.

Dieses Wissen wird auch in der Heilkunde genutzt. Hat man beispielsweise Beschwerden auf der linken Körperseite, suchen manche Therapeuten die psychische Ursache dafür in einer „Mutter- oder Weiblichkeits-Problematik“, während Leiden in der rechten Seite auf „Konflikte mit dem Männlichen/Väterlichen“ hinweisen können.

Genauso ist die linke Hand energetisch betrachtet die empfangende (Yin), während wir mit unserer rechten Energien stärker abstrahlen (Yang). Darauf sollte man beim Handauflegen achten. Geben und Empfangen sind das wohl fundamentalste „Yin/Yang“-Paar des Lebens – wobei das kosmische Gesetz lautet: Das Ausfließen bestimmt das Einfließen; das Geben bestimmt das Empfangen. Mit anderen Worten: Wir sollen erst geben, damit wir empfangen können. Dann haben wir es nämlich gar nicht mehr nötig, einfach zu nehmen.

Spannung/Entspannung, aktives Ausgeben und passives Aufnehmen sind Ausdrücke dieses einen Prinzips. Wenn wir es nicht im Gleichgewicht halten, entstehen Stress, Degeneration und Krankheit. Sowohl auf der körperlichen wie auf der seelischen Ebene. Denn auch die feineren Körper des Menschen unterliegen – natürlich – der Polarität von Yin und Yang.

Die christliche Tradition lehrt die Dreiheit von Körper, Seele und Geist. Das ist eine Vereinfachung, weil wir in Wahrheit siebenfältige Wesen sind und sich unser Bewusstsein durch sieben Vehikel ausdrückt, von denen nur eines materiell sichtbar ist.3 Grundsätzlich ist die verallgemeinernde Dreiheit jedoch nicht falsch – und für unsere weiteren Betrachtungen sogar hilfreich.

Auch die ewige Individualität eines Menschen, sein Geist, ist polar: Wir als geistige Wesen sind also entweder männlich oder weiblich (selbst wenn wir auf dieser Seinsebene keine Geschlechtsorgane besitzen!). Wie oben, so unten – wenn es auf Erden Frauen und Männer gibt, dann müssen sie auch im Himmel existieren …

Damit die Balance der Polaritäten auch in unserem ganzen Wesen erhalten bleibt, verkörpert sich nun ein männliches Geistwesen in der Regel als Mann und ein weibliches Wesen als Frau. Geist und Körper weisen also dieselbe Polarität auf. Zum Ausgleich aber ist die Gefühlswelt (der prägendste Seelenaspekt) des Mannes mehr weiblich polarisiert, also eher empfangend-passiv. Bei den Frauen ist es genau umgekehrt. Deshalb ist das körperlich „schwächere“ Geschlecht in Dingen des Herzens tatsächlich dem Mann überlegen. Die Gefühle der Frau sind vom männlich-aktiven Prinzip geprägt, was die Frau auf der seelischen Ebene dominanter macht als den Mann. Und so sind es in der Regel die Frauen, die stärker an einer Beziehung arbeiten und um sie ringen. Wie bei allen allgemeingültigen Regeln gibt es natürlich Ausnahmen. Selbstverständlich weisen manche Männer einen sehr hohen emotionalen Quotienten auf oder manche Frauen sind seelisch verkümmert.

Quellenangaben