Der entspannte Zoobesuch

David Seiler | 13. Dezember 2023

Solange Kinder noch nicht sprechen können, gestaltet sich die Verständigung zwischen Eltern und Kind manchmal etwas schwierig. Frustrierende Situationen für beide Parteien sind vorprogrammiert. Doch das muss nicht sein, wie unser Beispiel zeigt.

Schildkröte

Es ist schon faszinierend, wie schnell Kinder lernen und alles Neue aufsaugen wie ein Schwamm. Seit unsere Tochter sprechen kann, überrascht sie mich fast täglich mit neuen Wörtern, Gedanken, Sätzen und kindlichen Erkenntnissen. Bei solch einem Redeschwall musste ich mich kürzlich zurückerinnern, wie es war, als sie noch nicht mit Worten sprechen konnte ... aber wir uns trotzdem verständigen konnten. Eine solche Begebenheit möchte ich heute gerne mit Ihnen teilen.

Immer wieder gibt es bei uns einen Papi-Tag. Dann unternehmen Papa und Tochter etwas ohne Mama, damit diese ein bisschen Zeit für sich hat. Und Papa genießt die Zeit mit seiner Tochter nach einer intensiven Bürowoche umso mehr. Da wir beide Tiere lieben, sind wir oft auch in Tierparks oder Zoos unterwegs.

Das (momentane) Lieblingstier unserer Tochter im Zürich Zoo sind die Galapagos-Riesenschildkröten. Das ist fast immer die erste Station, die wir aufsuchen nachdem wir den Zoo betreten haben. So auch an einem verregneten Samstag, vor einigen Monaten. Nach dem wir gefühlt eine halbe Stunde die Schildkröten beim Fressen beobachteten, schlug ich der Kleinen vor, dass wir doch nun weiter ins Affenhaus könnten. Gesagt, getan. Doch die Affen interessierten meine Tochter nicht. Schon nach wenigen Minuten äußerte sie ihren Unmut nonverbal und wollte wieder gehen. Also schnell die Regenjacke wieder angezogen und raus aus dem Affenhaus. Doch wohin als nächstes? Vielleicht nach Australien zu den Emus und Wallabys oder doch lieber direkt nach Afrika zu den Elefanten? Ich war noch etwas unschlüssig und studierte daher die Zookarte.

Da zog plötzlich jemand an meiner Jacke. Es war meine Tochter, die mir etwas mitteilen wollte. Als sie meine ungeteilte Aufmerksamkeit hatte, legte sie ihre beiden Hände flach aufeinander, mit den Fingern nach vorne und bewegte dabei die Daumen auf und ab. Sie gebärdete gerade das Zeichen für "Schildkröte". Um sie in ihrem Tun zu bestärken, fragte ich aber trotzdem noch einmal nach: "Willst du zu den Schildkröten zurück?" – Kopfnicken – "Oder wollen wir zu den Wallabys?" – heftiges Kopfschütteln – "Also zurück zu den Schildkröten?" – Das energische Kopfnicken war Antwort genug. Also war es entschieden: Vater und Tochter machten sich auf zu den gepanzerten Reptilien.

Ich bezweifle, dass ich ohne den Hinweis meiner Tochter wieder zu den Schildkröten gegangen wäre. Ich wollte nämlich lieber in Richtung Afrika und Elefantenhaus spazieren. Ergo hätte es sehr wahrscheinlich eine Knatscherei gegeben. Die ich wahrscheinlich auf den Regen, Hunger oder Kälte geschoben hätte. Aber sicher nicht auf die Schildkröten. So aber konnten wir noch eine schöne Zeit bei den Riesenschildkröten verbringen, bevor wir dann doch noch zu den Elefanten sind. Und jedes Mal, wenn wir die Masoala Halle betraten, gebärdete die Kleine – Sie ahnen es – das Zeichen für Schildkröte. Denn auch in der Regenwaldhalle sind die Reptilien zu beobachten.

In der Zeit, als unsere Tochter noch nicht sprechen konnte, hatten wir viele solche Erlebnisse, in denen sie uns aktiv ihre Bedürfnisse mitteilen konnte – und wir diese auch verstehen konnten. Weil wir uns über die Babyzeichensprache verständigen konnten. Diese kann ganz leicht und spielerisch in den Familienalltag integriert werden und sorgt für weniger Frust bei Eltern und Nachwuchs. Vielmehr stärkt sie die Bindung zwischen Eltern und Kind und fördert ganz nebenbei auch noch die kindliche Entwicklung. Weitere inspirierende Beispiele aus unserem Familienalltag finden Sie im Artikel Babysprache: Komm, ich zeig dir meine Welt.

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