Die Frage nach dem Warum

David Seiler | 6. November 2023

Das ist wohl DIE Frage, welche uns Menschen seit Jahrhunderten beschäftigt. Gerade in der schnelllebigen Gesellschaft ist es wichtig, den Sinn in der eigenen Arbeit, ja im eigenen Leben zu finden. Doch ist dasdafür wirklich die richtige Fragestellung?

Kind fragen
Kinder fragen intensiv nach dem Warum, doch was macht für uns Erwachsene Sinn?

Das Warum ist wohl so alt, wie die Menschheit selbst. Eltern von kleinen Kindern wissen, dass irgendwann der Moment kommt, in dem das Warum bei einem zu Hause einzieht. So auch bei uns. Vieles von dem, was wir Eltern unserer Tochter sagen, erzählen oder auftragen wird mit einem – durchaus sehr ernstgemeinten – „warum?“ quittiert. Und Sie kennen es, die darauffolgende Antwort zieht unweigerlich das nächste „warum?“ mit sich. Die für Eltern wie Kinder so spannende Warum-Phase beginnt so im Alter zwischen zwei und drei Jahren des Nachwuchses. Natürlich ist das von Kind zu Kind ganz unterschiedlich. Diese Entwicklungsphase ist für die Kleinen jedoch sehr wichtig, denn sie hilft ihnen, die Welt besser zu verstehen. Während dieser Zeit setzen sie sich intensiv mit ihrer Umwelt auseinander. Für uns Erwachsene ist vieles in unserem Alltag nämlich sonnenklar, aus der Sicht von Kleinkindern ist davon aber so einiges neu und schwierig zu verstehen. Und genau das signalisiert uns der süße Nachwuchs mit seinen Fragen.

Uns Erwachsenen fällt dabei die gewichtige Aufgabe zu, den Wissensdurst der Kleinen ernst zu nehmen – auch wenn die Fragen noch so banal sein mögen oder zum gefühlt hundertsten Mal gestellt werden. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass bestimmte Fragen immer und immer wieder an mich herangetragen werden. Einfach weil unsere Tochter die Antwort so gerne mag und sie sich immer vertrauter anhört – etwas, das ihr Sicherheit gibt. Oder weil meine vorhergehenden Antworten einfach nicht zufriedenstellend waren. Das schöne dabei ist, wenn sich beide Parteien auf die Fragerei einlassen: Tochter und Papa lernen immer wieder etwas dazu. Denn wenn die Frage zurückgespielt wird: „Was denkst denn Du, warum das so ist?“ kommen manchmal ganz erstaunliche Antworten zurück. Die goldene Regel, die für alle Aspekte der Kindererziehung gilt, lautet auch hier: Nie die Geduld verlieren und schon gar nicht genervt reagieren!

Macht das Warum auch für Erwachsene Sinn?

Aus Entwicklungspsychologischer Sicht macht die Frage nach dem Warum also durchaus sehr viel Sinn. Doch wie sieht es mit uns Erwachsenen aus? Fragt man Erwachsene nach dem Warum ihres Tuns, so liegt die Antwort oder der Antrieb für ihr aktuelles Handeln oft in der Vergangenheit. Nicht selten sind gar persönliche Misserfolge, Pleiten oder negative Erlebnisse der Auslöser, etwas zu tun; auf eine bestimmte Art und Weise zu reagieren oder zu denken. Fragen Sie sich gerade jetzt einmal, warum Sie tun, was Sie tun? Liegt die Antwort beziehungsweise die Ursache dafür nicht in der Vergangenheit? Je nach dem ob diese Ursache positiv oder negativ war, prägt sie unser Denken, Handeln und Fühlen entsprechend. Wir handeln, weil wir etwas bestimmtes eben nicht mehr erleben möchten. Doch so plump es klingt, die Vergangenheit ist Vergangenheit und kann nicht mehr geändert werden. Warum also sie als Antrieb nehmen?

Um die anfänglich gestellte Frage zu beantworten: Ja, das Warum ist aus meiner Sicht falsch. Viel kraftvoller ist die Frage nach dem Wofür! „Wofür gehe ich zur Arbeit?“, „Wofür tue ich, was ich tue?“, „Wofür mache ich diese Weiterbildung?“ Sie merken es vielleicht in Ihren eigenen Antworten: Das Wofür hat eine andere Qualität als das Warum. Das Wofür richtet sich nach vorne, auf ein Ziel und eine Wirkung und verbleibt nicht in der Ursache. Zudem steckt im Wofür auch immer die Frage, für was und für wen wir etwas tun. Ihm liegt eine viel gebendere und positivere Haltung zugrunde, die den Nutzen für andere miteinbezieht – für unsere Familie, für unsere Freunde, für unsere Arbeit, für unsere Umwelt und die Gesellschaft. Und ist es eigentlich nicht gerade dieser „Mehrwert“ für andere, die unseren Tätigkeiten einen Sinn verleihen?

Und falls Sie sich jetzt fragen, ob es sich dabei nicht einfach um eine Spitzfindigkeit oder Wortklauberei handelt, dann lesen Sie unbedingt unseren Artikel über die Macht der Sprache. Denn mittlerweile hat sogar die Wissenschaft erkannt, dass unsere Worte den (energetischen) Unterschied machen!

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