Euro - Lieber ein Ende mit Schrecken oder ein Schrecken ohne Ende?

Über Europa bläht sich ein immer größerer Ballon frisch gedruckten Geldes, während die Regierenden einen Rettungsschirm nach dem anderen aufspannen. Kann der Ballon das sinkende Schiff der Euro-Länder über Wasser halten, können die Rettungsschirme uns vor niederschmetterndem Niederschlag schützen oder säuft Europa demnächst ab in der Flut aus Inflation und Schulden? Und wie wappnet man sich am besten gegen den Ernstfall?

Der Euro wird kommen, aber er wird keinen Bestand haben.

Alan Greenspan, damals Chef der US-Notenbank Federal Reserve

Im August 2012 erhöhte Lord Jacob Rothschild seinen Wetteinsatz von drei auf sieben Prozent, berichtete der Londoner Daily Telegraph. Ganze 200 Millionen Pfund setzte Rothschilds Investment-Vehikel RIT auf den weiteren Niedergang des Euro. Nicht dass Lord Rothschild damit eine grundsätzlich negative Einstellung zur europäischen Einheitswährung zum Ausdruck bringen wolle, schrieb die Londoner Zeitung. Es entspreche einfach der realistischen Sicht der Dinge im Europa der sinkenden Schiffe. Lord Rothschild schlägt also kein Leck in die ohnehin angeschlagene Europaflotte, sondern er tut einfach, was er immer tut: Gewinne generieren.

Eurocrash

Hat der Patient noch Überlebenschancen? Gegenwärtig liegt er auf der Intensivstation!

George Soros behauptet, das Spekulieren gegen den Euro aufgegeben zu haben. Stattdessen verlegt sich der Großinvestor, der 1992 mehr als eine Milliarde Dollar verdiente, indem er die Bank of England bei einer gigantischen Devisenspekulation zur Aufwertung des Pfundes gezwungen hatte, aufs Ratgeben: Deutschland solle endlich eine klare Führungsrolle im Euro-Debakel übernehmen oder aber den Euro-Raum verlassen, forderte er Anfang September. Mitte Oktober plädierte er dann nur noch für eine Lösung: Deutschland müsse raus aus dem Euro-Raum. Dann „würde sich das Problem in Luft auflösen“, sagte Soros am 15. Oktober 2012 bei einem Treffen von Ökonomen in New York. In dem Falle würde nämlich der Euro an Wert verlieren und sich die Zinsen der dramatisch verschuldeten Staaten anpassen. Auch andere Wall-Street-Größen teilen Soros’ Argumentation. Statt der Peripherie müsse Deutschland die Währungsunion verlassen forderte auch Kenneth Griffin, Gründer der Investmentfirma Citadel, jüngst in einem Beitrag für die New York Times. „Ein Euro ohne Deutschland würde sofort deutlich abwerten und die Peripherie-Staaten wettbewerbsfähiger machen. Nur so kann der Euro und damit die Europäische Union überleben.“

Krise? Welche Krise?

Die Lage in Europa ist ernster, als man uns sagt. „Angela Merkel, die deutsche Bundeskanzlerin, hat die Chefs der wichtigsten deutschen Medien mehrfach dazu aufgefordert, die Bevölkerung nicht über die wahre Lage und über den bevorstehenden wirtschaftlichen Crash zu unterrichten“, schreibt Autor Udo Ulfkotte im Buch Gebt uns unsere D-Mark zurück!1 „Das ist unbestritten und wurde mittlerweile von vielen Medienvertretern bestätigt“, fügt Ulfkotte an. Begonnen habe dies schon drei Wochen nach dem Lehman-Brothers-Crash, nämlich Anfang Oktober 2008, drei Tage nachdem Frau Merkel im Fernsehen eine Staatsgarantie für Sparguthaben abgegeben hatte. In Wirklichkeit, so Ulfkotte, bereite die EU derzeit nicht nur in aller Stille die totale Finanzkontrolle in Bezug auf alle Bürger vor, sondern wappne sich auch gegen schwere innere Unruhen. So habe sie schon im Februar 2009 ein Lagezentrum in Brüssel für erwartete schwere innere Unruhen eingerichtet. „Und von Medien sowie Öffentlichkeit unbemerkt werden jetzt überall in Europa Sondereinsatzkräfte darauf vorbereitet, diese zu erwartenden sozialen Proteste mit Gewalt niederzuschlagen.“

Ulfkotte erwähnt geheime Eingreiftruppen wie die EUROGENDFOR, die die Sicherheit in europäischen Krisengebieten zu gewährleisten hat. Die 3000 Mann starke Truppe soll im Krisenfall als „paramilitärische Gendarmerie“ zum Einsatz kommen, damit nicht reguläres Militär auf die eigenen Bürger schießen muss.2 Da gibt es das EU-Sicherheitsprojekt GODIAC, das von der schwedischen Polizei durchgeführt wird und den EU-Sicherheitskräften Einsatzhilfen bei schweren grenzüberschreitenden Unruhen geben soll. Daran ist laut Ulkotte auch die paramilitärische rumänische Gendarmerie beteiligt, „die Erkenntnisse über die gezielte und schnelle Niederschlagung von Aufständen liefern soll“.

Nachdem die Äußerungen des Schweizer Armeechefs André Blattmann im Frühjahr 2010, wonach sich die Schweiz gegen mögliche große Flüchtlingsströme aus bankrotten europäischen Staaten wappnen müsse – „Auch in Europa können Situationen entstehen, die wir uns heute gar nicht vorstellen können“, sagte Blattmann damals –, von den europäischen Medien lächerlich gemacht wurde, ist es nun schon der Schweizer Verteidigungsminister Ueli Maurer, der ins gleich Horn bläst, nur noch etwas lauter. Gegen die drohende Gewaltzunahme infolge von Massenarbeitslosigkeit und Radikalisierung der Bevölkerung von beinahe-bankrotten Staaten wie Griechenland, Spanien oder Italien müsse die Schweiz nun gar aufrüsten, weil sie ein Übergreifen der Unruhen auf ihr Gebiet fürchtet. Sie benötige zusätzliche hunderttausend Soldaten, fünf Milliarden Franken im Verteidigungshaushalt und den Kampfjet Gripen zur Verteidigung. Ulfkotte: „Es geht um potentielle Unruhen, Massendemonstrationen und um Flüchtlingsströme aus den umliegenden europäischen Nachbarländern – also aus Ländern wie Frankreich oder Deutschland oder Österreich. Die Abwehr solcher Flüchtlingsströme haben die 2’000 höchsten Offiziere mit dem Manöver Stabilo Due schon einmal geprobt. Die Schweizer Armee will vier neue Militärpolizei-Bataillone, die mit insgesamt 1’600 Soldaten strategisch wichtige Punkte in allen vier Landesteilen bewachen und schützen sollen. Das Motto lautet: Vorsicht Bürgerkrieg.“

Zwar will Brüssel offiziell solche „Desaster-Szenarien“ nicht kommentieren, sagte EU-Kommissionssprecherin Pia Ahrenkilde Anfang November 2012, denn die EU sei und bleibe ein Friedensprojekt – weshalb sie ja kürzlich auch mit dem Friedensnobelpreis geehrt worden sei. Doch selbst EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso kam bereits im Juni 2010 nicht umhin, in einer Rede vor europäischen Gewerkschaftsvertretern in Zusammenhang mit dem Euro vor Bürgerkriegen, der Rückkehr von Diktaturen und dem Ende der Demokratie in mehreren EU-Staaten zu warnen. Immerhin werden jetzt schon Griechenland und Italien von nicht vom Volk gewählten Präsidenten regiert – und niemand scheint sich groß darüber aufzuhalten. Die Taktik, durch Notfallszenarien die Demokratie über Bord zu werfen und dafür auch noch Beifall zu erhalten, scheint also voll aufzugehen.

Hinzu kommt, dass die Schweiz nicht einfach paranoid handelt, denn, wie Ulfkotte im erwähnten Buch berichtet, würden in allen EU-Staaten derzeit militärische Einheiten für den Einsatz an der europäischen Heimatfront vorbereitet – allerdings unter fast völligem Ausschluss der Öffentlichkeit. Eine kleine Meldung war am 20. Januar 2012 in der Daily Gazette der britischen Stadt Colchester zu lesen: „Fallschirmjäger werden auf Bekämpfung innerer Unruhen vorbereitet.“ Die britischen Soldaten sollen, so hieß es da, aufgebrachte Bürger abwehren, die ihnen künftig mit Molotow-Cocktails gegenüberstehen könnten. Nur eine Woche später titelte der Londoner Telegraph: „Elitetruppen sollen Aufstände niederschlagen.“ Spätestens nach dem Euro-Crash werden demnach auch in Großbritannien landesweit schwere innere Unruhen erwartet. 1’500 Fallschirmjäger wurden seit Ende 2011 darin geschult, Menschenmengen auch ohne den Einsatz scharfer Munition kontrolliert zurückzudrängen. Die Taktiken zur Niederschlagung einer unruhigen Gruppe, so beschreibt es der Telegraph, haben sich seit den Zeiten der Römer nicht geändert.

Auch in Deutschland bereitet man sich im Geheimen auf den Ernstfall vor: So fand erstmals am 16. Mai 2009 auf dem Gelände der ostwestfälischen Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne nahe Augustdorf eine Vorführung mit dem Titel „Beherrschen von Menschenmassen“ statt, berichtet Udo Ulfkotte im D-Mark-Buch. „Unter Verwendung von Hubschraubern des Heeres und mittels des Einsatzes von Handwaffen wurde den Gästen vorgeführt, wie im Unruhefall die Zusammenarbeit zwischen zivilen und militärischen Behörden aussehen könnte“, schreibt Ulfkotte und fährt fort: „Die laufenden Vorbereitungen für Szenarien ‚am Rande des Vorstellbaren’ betreffen seither auch die Deutsche Bahn AG und die Massenmedien: Das Sicherheitszentrum der Deutschen Bahn AG muss sich seit 2009 auf künftige Sonderdurchsagen der Bundesregierung in Zügen und auf Bahnhöfen vorbereiten. Über das neue Satellitengestützte Warnsystem (SatWaS) der Bundesregierung sollen im Bedarfsfall amtliche Gefahrendurchsagen von Bund und Ländern an die Medien weitergegeben werden. Das System arbeitet wie einst der ‚Volksempfänger’ der Nationalsozialisten – es ist überall präsent. Die großen deutschsprachigen Presseagenturen und viele leitende Redakteure von Tageszeitungen wurden neben dem staatlichen Rundfunk seit 2009 ebenfalls in das neue System integriert und haben ihre Bereitschaft bekundet, im inneren Krisenfall bei der ‚psychologischen Steuerung von Menschenansammlungen (so der Originalwortlaut!) zu helfen‘.“

Was geschieht, wenn…?

Was würde geschehen, wenn eines Tages der Euro als Währung zusammenbräche? Udo Ulfkotte hat sich auch darüber Gedanken gemacht: „Das, was wir erleben werden, ist Folgendes: Die Bankautomaten funktionieren nicht mehr. Die Just-in-time-Lieferung stoppt. Nicht nur die Supermärkte, sondern unser ganzes Versorgungs- und Nachschubsystem wird auf einen Schlag unterbrochen. Denn jeder Lieferant will schließlich seine Ware bezahlt bekommen. Auf einen Schlag ist dann alles anders.“

Für den Fall der Fälle ist es also hilfreich, vorzusorgen: Genügend Bargeld außerhalb der Banken zu haben, die dann nämlich für ein paar Tage geschlossen sein könnten. (Alles, was auf Bankkonten liegt, droht die Abwertung – es ist also sicher nicht schlecht, darüber nachzudenken, ob man Fremdwährungen in bar oder Gold irgendwo in einem Tresor aufbewahrt.) Plus Vorräte an Nahrungsmitteln, Getränken und Hygieneartikeln, die mindestens für ein paar Tage, besser noch, für ein paar Wochen reichen. Das Letzte, was wir hier möchten, ist – vielleicht unbegründete – Ängste zu schüren. Doch was es bei einer akuten Krise braucht, sind Menschen, die ruhig Blut bewahren. Menschen, die anderen, die sich ängstigen oder nicht weiter wissen, erst mal beistehen können, sie beruhigen können. Und das gelingt besser, wenn man sich mental schon einmal vorgestellt hat, wie es denn kommen könnte – und physisch entsprechend vorsorgt. So müssen wir kein Opfer akuter Angst werden, sondern können für andere da sein, weil wir erstens von der Situation nicht völlig überrumpelt sind und zweitens genügend Vorräte haben, um einige Wochen gut durchzustehen.

Geht es nicht auch ohne Krise?

Das Paradoxe an der Sache ist, dass es immer wieder Wirtschaftsfachleute gibt, die durchaus Auswege aus der Krise sehen, die nicht in Chaos und Not enden müssen. Im Januar 2012 bot der junge britische Lord Simon Wolfson, Chef der Kleiderkette Next, 250’000 Pfund für den besten Vorschlag, wie ein Land möglichst schadensbegrenzt die Eurozone verlassen könnte. Der Gewinner hieß Roger Bootle von der Capital Economics Ltd., der einst Chefvolkswirt der Großbank HSBC war. Allerdings sieht auch Bootle keinen schmerzfreien Ausstieg aus der Eurozone: „Wir glauben nicht, dass es möglich wäre, optimal vorbereitet ins Blaue hineinzugehen“, sagte Bootle bei der Verleihung. Europa könnte eine „politische und soziale Tragödie bevorstehen“, nachdem die europäischen Staats- und Regierungschefs die Weiterentwicklung des Euro vermasselt hätten, fügte er hinzu.

Bootles Plan sieht vor, dass einige Volkswirtschaften eine kleine Währungsunion bilden (Deutschland, Österreich, die Niederlande, Finnland, Belgien und Frankreich), während die Peripheriestaaten zu ihren ursprünglichen Währungen zurückkehren. Er spielt durch, wie die politischen Entscheidungsträger die Trennung, die Währungsreform und die folgende Abwertung handhaben können. Die neue Währung solle anfänglich mit einer Euro-Parität eingeführt werden, während der Euro für eine Übergangsfrist weiter gelten würde. Das Austrittsland sollte sich anschließend ein Inflationsziel auferlegen, inflationsgeschützte Bonds ausgeben und von Dritten seine Fiskalpolitik kontrollieren lassen. Bootle geht ins Detail: Der Euro-Ausstieg solle am besten an einem Freitag verkündet werden. Am Anfang der darauf folgenden Woche sei der Plan dann in die Tat umzusetzen. Dazu sollten die Banken und Kapitalmärkte des Ausstiegslandes vorübergehend geschlossen werden, um weitere Kapitalflucht zu verhindern.

Auch Buchautor Professor Dr. Wilhelm Hankel3 antwortete Lord Wolfson. Sein erster Vorschlag war, aus der Währungsunion wieder eine Wechselkursunion zu machen wie vor der Einführung des Euro. Den neuen „Euro“ hätte man also nicht in der Geldbörse; er existierte nur mehr als abstrakte Recheneinheit für die Festlegung von Wechselkursen – wie vormals der ECU. Was automatisch eine Rückkehr zu den alten nationalstaatlichen Währungen mit sich brächte.

Sein zweiter Vorschlag stammt aus dem zerfallenen Kaiserreich Österreich, das nach dem ersten Weltkrieg unter Finanzminister Josef Schumpeter einen sehr guten Weg ging: „Das alte Geld blieb. Und das neue kam. So verfügte man im zerfallenen Habsburger-Reich über tschechische Kronen, ungarische Pengö (heute sind es Forint) und ein Dutzend neuer nationaler Währungen – während die alte Währung weiterlief. Das verursachte keine Kosten und keine Zusammenbrüche, wie sie an die Wand gemalt werden. Die Menschen hatten eine Wahl: Sie konnten das alte Geld ausgeben und das neue sparen oder umgekehrt, ganz wie sie wollten. Jeder konnte selbst entscheiden, welches Geld er für sicherer hielt. Erst viele Jahre nach dem Zusammenbruch der Reiche löste man dann in den Nationalstaaten die alte Reichswährung zu einem bestimmten Wechselkurs ab und ließ nur noch die neue Währung existieren. Es war ein System des gleitenden Übergangs, ohne Krise, ohne Chaos, ohne Bankenzusammenbrüche. Die Krise wurde ohne ungeheure Kosten gelöst. Man braucht nur das Geld für den Druck der neuen Geldscheine.“ Professor Hankel fuhr zur Abfassung eines Gutachtens in ein Land in Europa, das dieses Prinzip noch heute praktiziert: Albanien. „Dort besitzt man als nationale Währung den Lek. Und nebenher gibt es den Euro. Der Zentralbankgouverneur sagte mir: Wir leben großartig damit. Die Griechen schichten nach seinen Angaben jedes Jahr neun Millionen vom griechischen Euro in den Lek um. Der Lek wertet so auf und der Euro schwächelt.“ Denn hat man nationale Währungen „dann ist die nationale Währung nicht der Krankenschein der gesellschaftlichen Verhältnisse wie der Euro, sondern ganz im Gegenteil, es ist der Leistungsschein. Denn im Wechselkurs dieses Geldes zeigt sich die Leistung einer Nation“, so Hankel.

Quellenangaben