Windkraftanlagen gehören zu der am stärksten geförderten „grünen“ Energieproduktion. Umweltfreundlich sind sie aber nicht.
Geht es nach Ursula von der Leyen, der erst kürzlich im Amt bestätigten Präsidentin der Europäischen Kommission, dann wird Europa die Nase ganz vorne haben und mitmischen bei den Schnellsten, Größten, Besten, Stärksten und, in diesem Fall, bei den „Grünsten“ der Welt. Als erster Kontinent dieser Erde soll Europa nämlich bis zum Jahr 2050 klimaneutral sein, dank des europäischen „Green Deal“.
Damit Europa sich als Klassenbester hervortun kann, braucht es nicht nur eine Menge Geld – allein von 2020 bis 2030 ist eine Billion Euro veranschlagt! –, sondern es macht offenbar auch nichts, wenn dafür in anderen Regionen dieser Welt ein bisschen mehr Dreck anfällt. Ein solches „Grünes Paradox“ (bei dem das eine Umweltproblem „gelöst“ wird, wobei gleichzeitig ein anderes Umweltproblem neu geschaffen wird) entsteht beispielsweise durch die massive Förderung der Windkraft. Die Ankündigung von Ursula von der Leyen im Dezember 2019 hat in der Windenergie-Branche einen riesigen Boom ausgelöst, vor allem in Europa, aber ganz besonders auch in China. Und während die durch Windkraft produzierte Energie vielleicht noch als „grün“ und „sauber“ betrachtet werden kann, sind andere Bereiche dieser Form von Energieproduktion alles andere als nachhaltig oder umweltfreundlich.
Eine Windturbine besteht in der Regel aus einem aus Stahl oder Beton konstruierten Turm, einem Maschinengehäuse, in dem vorwiegend Stahl und Kupfer verbaut sind, sowie meist drei Rotorblättern aus verschiedenen Verbundmaterialien. Dazu muss man wissen, dass Windturbinen immer größer werden. Rotorblätter sind heute bis zu fünfmal länger als noch vor wenigen Jahren, an Masse haben die Anlagen sogar um das Zwanzigfache zugelegt. Der Rotordurchmesser beträgt im Durchschnitt 130 bis 140 Meter, doch auch Rotoren von 170 Metern Durchmesser sind mittlerweile machbar. Zum Vergleich: Bei einem Durchmesser von knapp 130 Metern ist das einzelne Rotorblatt so lang wie die Flügelspannweite einer Boeing 747! Und während die meisten Komponenten einer Windturbine recycelt werden können, etwa Stahl, Zement, Kupfer oder Elektroteile, ist dies bei den Rotorblättern nicht der Fall. Der Grund liegt in ihrer Bauweise. Die Rotoren müssen sehr stabil, gleichzeitig aber auch leicht sein. Deshalb sind die Rotorblätter hohl. Gebaut werden sie aus Kunststoffen wie PET, PU oder PVC, Glas- und Carbonfasern und tropischem Balsaholz, zusammengeklebt mit Epoxidharz. Und weil diese unterschiedlichen Materialien fest verleimt sind und sich kaum noch trennen und separat recyceln lassen, werden die Rotoren quasi zu Sondermüll.
Allein in Deutschland häufen sich jährlich mindestens 10'000 Tonnen Abfall von Rotoren an. Da nun immer mehr Windturbinen, deren Lebensdauer auf zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre angelegt ist, bereits ihren Zenit erreicht haben, wird davon ausgegangen, dass sich bis 2050 weltweit 43 Millionen Tonnen „Windturbinen-Müll“ ansammeln werden. Dieser Abfall landet entweder auf Mülldeponien oder wird verbrannt. Umweltfreundlich ist weder das eine noch das andere.
Vor allem das zum Bau verwendete Basaholz stellt ein Umweltproblem dar. Der in Südamerika beheimatete Balsa-Baum liefert das leichteste Holz der Welt, es wiegt nur etwa so viel wie Kork. Die Bäume werden zum Teil über vierzig Meter hoch und sie wachsen schnell. Sie können schon drei bis vier Jahre nach der Anpflanzung „geerntet“ werden. Weil Balsaholz leicht, gleichzeitig aber flexibel und sehr stark ist, ist es als Baumaterial heiß begehrt, sei es für Brücken, Skier, Boote oder eben Turbinenpropeller. Doch der Balsa-Baum ist auch im Urwald unentbehrlich. Er ist das, was man eine Pionierbaumart nennt. Das heißt, er besiedelt sehr schnell Lichtungen und freie Flächen und spendet somit Schatten für andere Baumarten, damit diese keimen und wachsen können. Seine Wurzeln beugen der Bodenerosion vor und deshalb spielt der Balsa-Baum bei der Wiederaufforstung des Regenwaldes eine wichtige Rolle. Vögel schätzen ihn wegen seines weichen Holzes als Nistbaum, Fledermäuse und andere Tiere werden durch seine rund fünfzehn Zentimeter großen nektarreichen Blüten angelockt. Und die indigenen Völker nutzen Teile des Baumes seit jeher zu medizinischen Zwecken.
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