Klimawandel: "Die Erdachse hat sich verschoben!"

Seit dem neuen Millennium wandert der geographische Nordpol viel schneller als früher und die Erde scheint sich schon mehrmals aufgerichtet zu haben. Warum passiert das gerade jetzt – und was mag dies für die Menschheit bedeuten?

Der geografische Nordpol verschiebt sich laut Geophysikern der NASA „dramatisch“. Eine schlüssige Erklärung fehlt.

„Die Sonne ist falsch. Die Sterne sind falsch. Die Erdachse hat sich verschoben!“ Mit dieser Erkenntnis wandten sich die Ältesten der Inuit im Dezember 2014 in einem Brief an die US-amerikanische Raumfahrtbehörde NASA. Die Inuit (auch „östliche Eskimos“ genannt) leben im nördlichen Polargebiet Kanadas und Alaskas sowie auf Grönland. Als indigenes Volk der Arktis sind sie nicht nur bestens an das raue Klima angepasst, sondern orientieren sich bei ihrer häufig im Dunkeln geführten Jagd seit Jahrtausenden am Firmament. Weil an diesen Breitengraden im Winterhalbjahr die Finsternis vorherrscht, kennen sie die exakten Positionen des Mondes und der Sterne, und sie wissen auch praktisch auf den Tag genau, wann die Sonne wo am Himmelszelt steht – ihr Überleben hängt davon ab.

Kein Wunder also, reisten die Stammesältesten der Inuit im Winter 2014 zu einer großen Versammlung an, um über die beunruhigenden Veränderungen über ihren Köpfen zu beraten. Was dort ein Abgesandter aus Ostgrönland sagte, bestätigten alle anderen Ältesten ebenso: „Ich habe gelernt, mich anhand der Sterne zu orientieren, doch von hier aus sehen sie jetzt plötzlich anders aus. Ihre Position muss sich verändert haben.“ Früher gab es am Tag des Sonnentiefstands, an Mittwinter, dem 21. Dezember, nur eine Stunde Tageslicht, nun aber zwei. „Ich habe mein ganzes Leben lang die Sonne beobachtet. Heute steht sie höher am Horizont als früher. Ihr Verlauf hat sich nicht geändert, dafür aber der Punkt, wo sie aufgeht.“

Also müsse sich auch der jährliche Sonnenzyklus verschoben haben. Nach der langen Winterpolarnacht ging die Sonne über Ilulissat – der drittgrößten Stadt Grönlands, die auf der geographischen Breite von Schwedens Nordspitze liegt – jeweils pünktlich am 13. Januar zum ersten Mal wieder auf. Seit 2011 tue sie das aber bereits am 11. Januar! Ein zeitlicher Sprung von zwei Tagen innerhalb eines einzigen Jahres – wie konnte das sein?

Für die Inuit gibt es nur eine logische Erklärung: Die Schieflage der Erde muss sich in diesem Zeitraum verändert haben. Was auch einen Einfluss auf die Strahlungsintensität der Sonne hat. Die Inuit erleben seither, so ein Stammesältester, dass „die Sonne jetzt höher steht. Deshalb bekommen wir mehr Hitze ab. Das verändert das Klima.“

Die Konsequenzen aus dieser Schlussfolgerung sind weitreichend. Daher beschloss der Ältestenrat, sich mit den Beobachtungen, die quer über den Polarkreis von allen Inuitvölkern gemacht wurden, an die NASA zu wenden. Bis heute hat die NASA nicht darauf reagiert.

Verkürzte Zeit?

Dabei weiß man bei der US-Raumfahrtbehörde aufgrund von Messdaten ganz genau, dass sich die Erdachse in den letzten Jahrzehnten in der Tat auffallend bewegt hat. Starke Erdbeben tragen das Ihre dazu bei. So vermeldete der Nachrichtensender CNN am 20. April 2011, ein Beben der Stärke 8,9 habe die Hauptinsel von Japan um zweieinhalb Meter verlagert. Das italienische Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie schätzte, dass die Achse des Planeten durch diese Erdstöße um zehn Zentimeter verschoben worden sei.

Dasselbe war Ende Februar 2010 eingetreten, als ein Erdbeben vor der Küste Chiles die Erdachse laut NASA um acht Zentimeter verschoben und dem Planeten einen zusätzlichen Drall verpasst hatte, worauf sich die Dauer eines Tages um eine Winzigkeit verkürzte. Auch das Sumatra-Beben vom Dezember 2004 hatte die Tage nachweislich verkürzt, wenn auch nur um einige Millionstel Sekunden.

Vergangenen Sommer drehte sich die Erde schneller als je zuvor in der dokumentierten Geschichte und stellte am 29. Juni 2022 einen Geschwindigkeitsrekord auf: Dieser Tag dauerte 1,59 Millisekunden weniger als 24 Stunden. Einen Monat später, am 26. Juli, kam die Erde ihrer „Bestzeit“ mit 1,5 Millisekunden unter 24 Stunden erneut sehr nahe. Was diese plötzliche Beschleunigung ausgelöst hat, kann die Wissenschaft nicht schlüssig erklären.

Auch wenn diese winzig erscheinende Veränderung für Laien absolut irrelevant erscheinen mag, für die Wissenschaft ist sie bereits hochsignifikant. Daher warnen Experten, die Folgen könnten verheerend sein – nicht für das Leben auf dem Planeten, sondern für unsere IT-Systeme. Allerdings wurden diese beim Jahrtausendwechsel auch nicht vom „Millennium-Bug“ außer Betrieb gesetzt. Nun besteht das Problem darin, dass die Uhren womöglich zum ersten Mal eine Sekunde aussetzen müssten. Die Entwicklung der Atomuhr 1955 erlaubte erst die hypergenaue Messung, die zeigte, wie sich die Erdrotation nach 1970 verlangsamte. Um dies auszugleichen, fügte man der Atomuhr ungefähr alle zwei Jahre entweder im Juni oder Dezember eine Schaltsekunde hinzu, insgesamt bisher 27 Schaltsekunden.

Entsprechend sollte man eine schnellere Erdrotation nun mit einer negativen Schaltsekunde ausgleichen. IT-Fachleute (beispielsweise von Zuckerbergs Meta-Konzern) fürchten, unsere vernetzte Computerwelt könnte aus dem Takt geraten und schlimmstenfalls zusammenbrechen, wenn die internen Uhren plötzlich eine Sekunde überspringen.

Mehr Sonnenlicht – mehr Wärme

Eine Tausendstelsekunde oder zehn Zentimeter scheinen auf die Dimensionen unseres Planeten bezogen nicht viel, und allein mit Erdbeben lassen sich die Beobachtungen derarktischen Ureinwohner auch nicht erklären. Eines hingegen steht fest: Die Neigung der Erdachse ist nicht in Stein gemeißelt. Folglich muss auch der offiziell anerkannte Neigungswinkel von knapp 23,5° heute nicht mehr korrekt sein. Würde sich aber die Schieflage der Erde ändern (wie es die Inuit glauben), hätte dies mittel- und langfristig erhebliche Konsequenzen auf das Weltklima. Viele Regionen würden ganz andere klimatische Bedingungen haben, weil am entsprechenden Punkt der Erdoberfläche die Einfallswinkel der Sonnenstrahlen und die Dauer des Tageslichts anders wären als früher. Ein Beispiel: Bei einer entsprechenden (nicht allzu großen) Aufrichtung der Erdachse würde Mitteleuropa plötzlich eine Sonnenlichtintensität erhalten, die zuvor der geographischen Breite von Bologna im sonnigen Italien entsprach. – Womöglich eine weitere nicht in Betracht gezogene Ursache für die sich bei uns häufenden Hitzesommer?

Trotzdem strebt die Natur immer nach Ausgleich. Während in den Alpen und am Nordpol die Eiskappen schmelzen, wachsen die Gletscher am Südpol deutlich an. Zwar wird es unbestreitbar vielerorts wärmer. Doch es gibt auch Regionen, wo die Kälte Einzug hält. Das CO2 hat wenig damit zu tun. Dasselbe gilt auch für die vermehrt auftretende Trockenheit. Diese entsteht, weil der Mensch die „fliegenden Flüsse“ unterbricht (mehr darüber im Artikel Entdeckt: Die fliegenden Flüsse ...). Mit dem neuen Millennium kam die Erde ins Taumeln. Ungefähr seit dem Jahr 2000 bemerken Forscher nämlich, dass sich die Erdachse deutlich verlagert.