Stärken Sie Ihre Sehkraft!

Wir können ein Auge voll Schlaf nehmen, jemandem schöne Augen machen, unser Auge an etwas weiden, Augen im Kopf haben oder eben auch nicht. Augen können Blitze schleudern, strahlen, funkeln, sich trüben, lachen, tränen oder brechen. Kaum einem anderen Organ sprechen wir so viele Fähigkeiten zu, kaum eines wurde so oft von Dichtern besungen. Erfahren Sie in diesem Artikel mehr über das, was Shakespeare „das Fenster der Seele“ nannte und was Sie tun können, wenn die Sicht nicht mehr ganz so klar ist.

„Flirten Sie gerne?“, frage ich gerne in meinen Seminaren, um deutlich zu machen, was den Augen Sehfreude macht. Sie lieben es, sich auszudrücken, sind neugierig, welche Botschaft vom Gegenüber kommt, ständig erpicht darauf, etwas Neues, Interessantes zu entdecken. Beim Flirten kommen sie auf spielerische Art und Weise voll auf ihre Kosten. Sie beginnen zu glänzen und die ihnen innewohnende Lebendigkeit strahlt mit vitaler Sehkraft um die Wette.

In unseren Augen liegt mehr Kraft, als wir denken.

In unseren Augen liegt mehr Kraft, als wir denken.

Natürliches Sehen ist ein ständiger Blickwechsel von der Nähe in die Ferne, von hell und dunkel, angeregt durch Sonnenlicht und Farben, erfüllt von Neugier und Freude. Zusätzlich ist unser Körper in Bewegung. Doch wie sieht der Alltag im Büro, am PC aus? Die Augen blicken ständig in eine „triste Kiste“. Wir schauen nur auf etwa gleichweit entfernte Objekte auf dem Bildschirm und der Schreibunterlage, der helle Hintergrund des Blattes wird von der Leuchtkraft des Monitors noch übertroffen, um Buchstaben genau zu erkennen, wird nur die Stelle des schärfsten Sehens (Makula) gefordert, während die periphere Netzhaut brachliegt. Und dabei sitzen wir zumeist, die Durchblutung von Augen und Gehirn bleibt dabei auf der Strecke. „Digitaler Sehstress“ ist ein neuer Begriff, der diese Einseitigkeit des Sehens treffend benennt. Die Augen sind durch die Monotonie überlastet. Beschwerden wie drückende Augen, Trockenheitsgefühl, brennende oder rote Augen bis hin zu verschwimmenden Buchstaben zeigen dies an. Nacken- und Schulterverspannungen oder Kopfschmerzen sowie rasche Ermüdung sind Folgen davon. Die Entlastung des Sehens durch physische Übungen ist bei hohen Sehansprüchen (Arbeit am PC, Schule, Studium etc.) unabdingbar. Schon kurze „Sehpausen“ bewirken Erstaunliches.

Fehlannahmen der Augenheilkunde

Die häufigsten Sehschwächen sind Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Hornhautverkrümmung sowie Alterssichtigkeit oder Altersweitsicht. Wie zahllose Bücher über Au- gentraining verdeutlichen, gelingt es vielen Menschen, ihre Sehkraft durch Training wiederherzustellen. Dennoch ist Augentraining oder Sehtraining vonseiten der Augenärzte, Optiker oder Optometristen (bis auf wenige Ausnahmen) noch keineswegs anerkannt. Es gehört somit zum Bereich der Selbsterfahrung. Den Erfolg, die Brille endgültig abzulegen, kann derjenige verbuchen, der zum Glauben die ausreichende Disziplin und Ausdauer aufwendet. Die Augenheilkunde postuliert

☼ erstens, dass es unmöglich ist, dass die Augen jemals zu natürlichem, spontanem Sehen zurückfinden. Fehlsichtigkeit wird als ein ganz natürlicher, schicksalhaft ablaufender Vorgang beschrieben. So gewinnt der Patient das Gefühl, dass jegliche Form von Therapie sinnlos sei.

☼ zweitens, dass wir alle auf die gleiche Weise sehen, dass alle Augen mit der von Optometristen festgesetzten Norm übereinstimmen. Diese lediglich statische Norm ist zur Bestimmung von Korrekturgläsern sinnvoll; die Annahme, die Sehschärfe sei eine statisch unveränderliche Größe, ist jedoch nicht richtig. Neue wissenschaftliche Untersuchungen zeigen auf, dass die Augen während der Anwendung von Elektroschocks mit Kurzsichtigkeit reagieren.

☼ drittens, dass wir unsere Augen ruinieren, wenn wir die Brille nicht ständig tragen. Dies bewirkt einen verhängnisvollen Brillenzwang. Je häufiger wir eine Brille tragen, desto geringer ist die Chance, dass wir wieder zu einem natürlichen Sehen zurückfinden können.

☼ viertens, dass wir den Augen durch zu viel Naharbeit schaden. Wenn wir uns zwingen müssen, über Stunden hinweg einen schwierigen Text zu lesen, entwickeln sich Spannungen. Lesen wir im gleichen Zeitraum einen packenden Roman, werden sich kaum Verspannungen zeigen. Warum: Der Sehvorgang sollte eine spontane, anstrengungslose Erfahrung sein. Chronische Ängste und Überarbeitung führen zur Überanstrengung der Augen, indem zunächst der ganze Körper mit Verspannung reagiert, die schließlich auf das Sehen übergreift.

☼ fünftens, dass es keinen Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und verschiedenen Formen von Fehlsichtigkeit gibt. Psychologische Ansätze zeigen, dass Sehprobleme zum Beispiel mit ganz bestimmten persönlichkeitsbedingten Körperhaltungen einhergehen. Andererseits zeigen Erfahrungen, dass persönliche Weiterentwicklung und persönliches Wachstum auch eine Verbesserung unseres Sehens bewirken können.

☼ sechstens, dass die Nahanpassungsfähigkeit des Auges mit zunehmendem Alter aufgrund einer fortschreitenden Verhärtung des Linsenkerns rapide nachlässt. Vom ganzheitlichen Standpunkt aus lassen sich Argumente finden wie: motorisch reaktionsfähig zu bleiben, offen seiner Umwelt gegenüber zu sein. Dies sind alles wichtige Voraussetzungen, um sich auch im Alter seine Sehfähigkeit zu erhalten.

Atmen und Sehen

Es ist nie zu spät, damit zu beginnen, die eigene Gesundheit und das Sehvermögen zu verbessern. Der britische Naturheilpraktiker Harry Benjamin und der Schriftsteller Aldous Huxley gehörten im frühen 20. Jahrhundert zu den ersten Anwendern der Methode von Dr. William Bates, die ihr schwindendes Augenlicht wiedergewinnen konnten und ihre Erfahrungen in Büchern veröffentlichten. Wie Aldous Huxley in „Die Kunst des Sehens“ ausführt, geschieht das Sehen in einem analytischen Stück-für-Stück-Vorgang. Das normal funktionierende Auge tastet das gesamte visuelle Feld systematisch in ruckartigen Blickbewegungen ab. Diese Seh-Informationen werden im Gehirn als ein ganzes Bild „gesehen“. Die Fähigkeit, das Sehfeld in diesem analytischen Vorgang zu erfassen, kann leicht durch emotionale Anspannung blockiert werden und erstarren. Das Auge versucht, die verloren gegangene Beweglichkeit zu kompensieren, und nimmt das gesamte visuelle Feld auf einmal auf, jedoch verschlechtert das die Sehkraft. Die Erforschung des visuellen Feldes geschieht normalerweise anstrengungslos. Durch Seh- und Entspannungsübungen kann dieser Abtastprozess wieder reaktiviert werden.

Atmen und Blinzeln hat eine enorme Auswirkung auf die Sehfähigkeit. In dem Augenblick, in dem wir uns verkrampfen, ist neben unserer Fähigkeit, klar zu sehen, auch das Atmen und Blinzeln gestört. Die Verflachung der Atmung ermöglicht es, unangenehme Gefühle (Stress, Erschrecken) abzuschwächen. Auf die Augen bezogen bedeutet dies: Ist der normale Atemvorgang gestört oder chronisch blockiert, schwächt das unser Sehvermögen durch die verringerte Blut- und Sauerstoffzufuhr. Durch Blinzeln wird die Hornhautoberfläche befeuchtet und die Sehzellen erhalten dunkle Momente zum Regenerieren. Der Sehpurpur, der die visuellen Reize ins Gehirn liefert, benötigt Dunkelheit, um sich wiederaufzubauen. Normalerweise machen wir innerhalb von zehn Sekunden drei sanfte Lidschläge. Ein zu selten blinzelndes Auge ist schnell trocken, müde und verspannt. Blinzeln Sie öfter einmal leicht und locker, wie der Flügelschlag eines Schmetterlings.