Bitcoin: Ausweg aus der Finanztyrannei?

Zu lange unterschätzt, brennt heute ein Feuer der Hoffnung, das sich nicht mehr austreten lässt. Es kann die Völker der Erde vor der absoluten Kontrolle durch die Hochfinanz bewahren. Denn die größte Kryptowährung der Welt ist viel mehr als nur Geld. Deshalb fürchten die Mächtigen den Bitcoin auch so.

Die Technologie der Bitcoin-Blockchain garantiert Transparenz, Unabhängigkeit und finanzielle Freiheit. Die staatlichen digitalen Zentralbankwährungen werden genau das Gegenteil sein.

Erinnern Sie sich noch an den 3. Januar 2009? Wohl kaum. Die vordergründig wichtigste Newsmeldung an jenem Samstag war, dass der UN-Sicherheitsrat einmal mehr an einer gemeinsamen Resolution zum Palästinenserkonflikt scheiterte und israelische Bodentruppen in den Gazastreifen eindrangen. Krieg im unheiligen Land. Also nichts Neues unter der Sonne.

Nicht ganz, denn an jenem Tag geschah auch etwas, das in naher Zukunft durchaus den Lauf der Geschichte verändern könnte, obwohl die Welt davon kaum Notiz nahm: Es kann uns womöglich vor der absoluten und unentrinnbaren Kontrolle der Hochfinanz bewahren, wie sie die globalen Eliten für uns vorgesehen haben.

Kaum jemand war sich bewusst gewesen, welche Auswirkungen es auf die Christenheit haben würde, als Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg nagelte. Dabei wollte der Reformator vor allem die Geldgier der katholischen Kirche anprangern, die sich mit den Ablassbriefen für das künftige Seelenheil ihrer sündigen Schäflein reich bezahlen ließ – eine Art Schutzgelderpressung, wie sie auch die Mafia ein halbes Jahrtausend später gewinnbringend anwendet. Geld ist schon immer das Druckmittel der Mächtigen gewesen. Und wer zahlt, der befiehlt. Gerade heute, im digitalen Zeitalter der vernetzten Information, bedeutet das aber auch: Wer nicht zahlen darf, der steht auf der Verliererseite und könnte dereinst vom Wirtschaftsleben ebenso ausgeschlossen werden wie vom gesellschaftlichen. Dann nämlich, wenn andere Leute und künstliche Intelligenz darüber bestimmen, ob wir die dazu nötigen Voraussetzungen überhaupt erfüllen. Das ist dann die „Cancel-Kultur 2.0“, von den Social Media aufs echte Leben übertragen.

Damit es nicht so weit kommt, haben sich Computergenies schon vor Jahrzehnten Gedanken gemacht, wie elektronisches Geld beschaffen sein sollte, damit es den Menschen als Zahlungsmittel dient, ohne sie an die herrschende Klasse zu versklaven. Genauso hatte sich einst Martin Luther überlegt, welche Auswüchse der katholischen Theologie ans Kirchentor genagelt werden sollten, um die Seele des Christentums zu retten. Geld und Religion, Mammon und Gott scheinen sich auf den ersten Blick zwar gegenseitig auszuschließen, denn bekanntlich kann niemand zwei Herren dienen. Wenn hingegen das Geld dem Menschen dient und der Mensch dient Gott (also dem Guten oder dem Leben), dann sind wir bereits auf den Weg zum Paradies eingebogen.

Die Reinheit der Absicht

Ein wichtiger Blinker auf dieser Reise wurde gesetzt, als Satoshi Nakamoto an besagtem 3. Januar 2009 den ersten Bitcoin schürfte. Genauer gesagt, Nakamoto hatte den ersten Block der Bitcoin-Blockchain erzeugt. Als historische Referenz und Kampfansage ans Finanzestablishment enthält dieser Genesis-Block die Schlagzeile der englischen Times von jenem Tag: „Chancellor on brink for second baillout for banks“ – der Schatzkanzler (der britische Finanzminister) sei kurz davor, das zweite Rettungspaket für die Banken zu schnüren. Wir erinnern uns: Zwei Jahre zuvor hatten die faulen Hypothekenkredite in den USA erst die Subprimekrise und dann den schwersten globalen Finanzcrash seit dem Schwarzen Freitag von 1929 ausgelöst. Weil angeblich „too big to fail“, wurden viele „systemrelevanten“ Großbanken mit Steuergeldern gerettet. Deren Manager hatten sich maßlos verspekuliert und wollten die Verantwortung dafür nicht übernehmen. Also wurden die Verluste dank der Politik einmal mehr sozialisiert, während man die Gewinne zuvor privatisiert hatte. Ersteres hat übrigens nichts mit freier Marktwirtschaft zu tun, nach deren Regeln man das unternehmerische Risiko voll zu tragen hat. Bankenrettungen sind im Grunde Sozialismus für Superreiche – oder staatlich sanktioniertes Raubrittertum. Volkswirtschaften werden durch Finanzkrisen deshalb so verheerend gebeutelt, weil der freie Markt eben gerade nicht mehr spielt. Stattdessen wuchert das sogenannte moralische Risiko: (Finanzielle) Anreize sind so gesetzt, dass sich leichtsinniges Verhalten lohnt. Die Zeche zahlen schließlich immer die anderen.

Es ist daher kein Zufall, dass der erste Bitcoin auf dem Höhepunkt der Finanzkrise geschürft wurde und diese digitale Währung just in dem Moment das Licht der Welt erblickte, in dem sich die Zerrüttung des alten Geldsystems vor aller Augen offenbarte. Eine systemkritische Haltung zeichnet denn auch viele aus, welche die „orange Pille“ schluckten. So nennen es Bitcoiner in Anlehnung an die Matrix-Filme, wenn jemand das Kartenhaus des heutigen Geldsystems durchschaut und die Idee hinter dem Bitcoin verstanden hat. Es mögen Hausfrauen sein oder Handwerker, Hochschulprofessoren oder Nerds, die noch mitten im Abitur stecken – die wenigsten wollen mit Bitcoin stinkreich werden, sondern sie haben vielmehr erkannt, dass etwas im globalen Finanzsystem mächtig zum Himmel stinkt. Sie wollen in erster Linie ihr Erspartes sichern, manche gar beim Ausmisten mithelfen.

Das White Paper (Grundsatzpapier) zum Bitcoin enthält die Vision, wie ein Peer-to-Peer-Zahlungssystem zwischen zwei Gleichberechtigten ohne eine dritte Kontrollinstanz beschaffen sein muss, damit es von niemandem manipuliert werden kann. Satoshi Nakamoto hatte es am 31. Oktober 2008 veröffentlicht – auf den Tag 491 Jahre, nachdem Luther seine Thesen ins Kirchenholz gehämmert hatte. Wohl kaum ein Zufall.

Nakamoto selbst soll nach eigenen Angaben am 5. April 1976 geboren sein. Der 5. April 1933 ist just der Tag, an dem US-Präsident Roosevelt ein Dekret zum Goldverbot unterzeichnet hatte – ein historischer Meilenstein für das Gelddrucken aus dem Nichts.

Aus dem Nichts scheint auch Satoshi Nakamoto zu kommen. Ist er ein Japaner, ein Amerikaner? Womöglich gar kein Mann, sondern eine Frau, vielleicht das Pseudonym einer ganzen Gruppe? Niemand weiß es. Sicher ist nur, dass dieser Geheimnisvolle in den ersten zwei Jahren knapp eine Million Bitcoins geschürft und mit Gleichgesinnten im Bitcoin-Forum über die Stärken, Schwächen und Verbesserungsmöglichkeiten seiner Software diskutiert hat. Damals kaum etwas wert, würde dieses Bitcoin-Vermögen Nakamoto heute zu einem der reichsten Menschen der Welt machen. Tut es aber nicht. Denn weil Bitcoin ein offenes Netzwerk ist, bei dem alle Transaktionen jederzeit von jedem, der das möchte, überprüft und nachverfolgt werden können, wissen wir auch, dass Satoshi Nakamoto keinen seiner Coins je angerührt und verkauft hat.

Bis auf den heutigen Tag ruhen sie für alle sichtbar in der Blockchain wie ein unvergängliches Mahnmal, dass Visionen kostbarer sind als Profit. Und im Gegensatz zum Grabschmuck von Königen des Altertums können diese Bitcoins auch von keinem Grabräuber gestohlen werden, weil nur Satoshi über den kryptografischen Schlüssel zu diesem Schatz verfügt.

Zwei Jahre nach der Geburt von Bitcoin zog sich Satoshi Nakamoto mit einer letzten Ankündigung zurück, das Netzwerk sei nun den Kinderschuhen entwachsen und brauche ihn nicht länger. Seiner Philosophie der Dezentralität und Hierarchielosigkeit entsprechend ist der Bitcoin-Gründer seither verstummt.

Krypto ist nicht gleich Bitcoin

Inzwischen existieren über 15'000 neuer Kryptowährungen, die alle auf Nakamotos Blockchain-Technologie basieren. Doch eine „unbefleckte Empfängnis“ wie beim Bitcoin (so sehen es eingefleischte Bitcoiner) gibt es nur einmal. Alle alternativen „Altcoins“, die danach kamen, sind mit der finanzkritischen Erbsünde behaftet, dass nämlich ihre Gründer auch jene sind, die am meisten daran verdienen und zudem die Geldpolitik bzw. Emission dieser Altcoins kontrollieren. Das gilt auch für die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum, die zentralistisch über die Ethereum-Stiftung und deren Gründer, dem knapp 30-jährigen Vitalik Buterin, gesteuert wird – was der Grund ist, weshalb Ethereum inzwischen auch zum Werkzeug der Strippenzieher hinter dem „Great Reset“ auserkoren wurde: Zentralismus ist immer gleichbedeutend mit Kontrolle und Macht.