Lincoln, JFK und der Fluch des Tecumseh

Geht der Mord an zwei US-Präsidenten auf eine indianische Prophezeiung zurück oder standen sie vielmehr einer internationalen Finanzoligarchie im Weg?

Im Jahr 1809 dehnten sich die noch jungen Vereinigten Staaten von Amerika unaufhaltsam nach Westen aus und die als primitiv betrachteten „Rothäute“ hatten dem weißen Mann zu weichen. Damals war William Henry Harrison Gouverneur des Indiana-Territoriums. Er stachelte die Indianerstämme gegeneinander auf und sorgte dafür, dass sie ihr Land für einen Spottpreis an die Regierung in Washington verscherbelten. Der Shawnee-Häuptling Tecumseh durchschaute das ruchlose Spiel und verfolgte zeitlebens den Traum, eine große indianische Allianz zu bilden, die stark genug wäre, den weißen Siedlern die Stirn zu bieten und sie so zu einem Frieden zwingen könnte. Obwohl er großes Ansehen genoss, scheiterte Tecumseh. Sein heute wenig bekannter Bruder Tenskwatawa war Schamane und galt unter den Shawnee als „Prophet“. Aus Zorn über den begangenen Landraub soll er eine Prophezeiung gemacht haben, die seither als „Fluch des Tecumseh“ bekannt ist: Jeder in einem Nullerjahr gewählte Präsident der Vereinigten Staaten werde in seinem Amt versterben.

Zwei US-Präsidenten gegen das Zinsgeld der Notenbank: Abraham Lincoln und John F. Kennedy.

Zwei US-Präsidenten gegen das Zinsgeld der Notenbank: Abraham Lincoln und John F. Kennedy.

Der Erste, den es traf, war Gouverneur Harrison. 1840 zum neunten US-Präsidenten gewählt, erlag er nur einen Monat nach seiner Amtseinführung einer Lungenentzündung. Seither kann der „Fluch des Tecumseh“ alle zwanzig Jahre zuschlagen, bei der nächsten US-Präsidentenwahl im Jahr 2020 wird es wieder so weit sein. Alles nur abergläubischer Humbug? Womöglich. Allerdings traf die Prophezeiung immer ein, bis auf Präsident Ronald Reagan (gewählt 1980), der schwerverletzt einen Lungenschuss überlebte, und Präsident George H. Bush (gewählt 2000), auf den in Tiflis mit einer Handgranate ein Attentat verübt wurde, das jedoch glimpflich verlief.

Die Jahrhundertklammer

Die zwei berühmtesten Präsidenten hingegen, die vordergründig Tecumsehs Fluch zum Opfer fielen, sind Abraham Lincoln und John F. Kennedy. Ganze Bücher wurden über die zum Teil verblüffenden Gemeinsamkeiten geschrieben, welche diese zwei Ikonen der amerikanischen Geschichte miteinander verbinden. Tatsächlich ist ihr politischer Werdegang in mancherlei Hinsicht identisch und zeitlich genau um hundert Jahre verschoben: So wählte man Lincoln 1846 in den Kongress und JFK 1946. Beide unterlagen 1856, bzw. 1956 ihren Parteikollegen im Kampf um die US-Vizepräsidentschaft und wurden vier Jahre später – also 1860 und 1960 – ins höchste Amt der Vereinigten Staaten berufen.

Sowohl Lincoln als auch Kennedy machten sich für die Bürgerrechte der Schwarzen stark. Am 1. Januar 1863 setzte Abraham Lincoln die Emanzipations-Proklamation in Kraft, worin steht: „Alle als Sklaven gehaltenen Personen […] sollen […] fortan und für immer frei sein.“ Etwas mehr als hundert Jahre später, am 11. Juni 1963, hielt Kennedy eine berühmte Fernsehansprache, worin „der Präsident den Kongress dazu aufforderte, ein Bürgerrechtsgesetz zu verabschieden, das allen Amerikanern ihr Wahlrecht, ihren gesetzlichen Status, gleiche Ausbildungsmöglichkeiten und den Zugang zu öffentlichen Einrichtungen garantiert“, formuliert es die John F. Kennedy Presidential Library and Museum.

Man kolportiert noch weitere Übereinstimmungen zwischen Lincoln und Kennedy, die jedoch entweder falsch oder bedeutungslos sind. Sie verstellen bloß den Blick auf das Wesentliche. Und diese wesentlichste Übereinstimmung wird meistens totgeschwiegen oder übersehen: Dabei geht es um nichts weniger als die Macht der Hochfinanz über die Politik.

„I killed the Bank“

„Die dreisten Bemühungen der gegenwärtigen Zentralbank, die Regierung unter ihre Kontrolle zu bringen […] sind bloß Warnungen vor dem Schicksal, welches das amerikanische Volk erwartet, sollte es dazu verführt werden, diese Institution beizubehalten oder die Gründung einer vergleichbaren zuzulassen.“ Diese Aussage stammt weder von Lincoln noch von Kennedy, sondern von deren Vorgänger Andrew Jackson, dem siebten Präsidenten der Vereinigten Staaten (1829–1837). Der ehemalige General kämpfte schon damals vehement (und erfolgreich) gegen den Einfluss der Finanzoligarchie. Berühmt auch sein Ausspruch „Die Bank will mich töten, aber ich werde sie töten“. Und das tat Präsident Jackson dann auch, indem er einer Vorläuferin der Federal Reserve die Legitimation entzog. Beinahe jedoch wäre es ihm selbst ans Leder gegangen, als im Januar 1835 ein Mann zwei Pistolen auf ihn abfeuern wollte, die aber wegen des feuchten Wetters nicht zündeten.

Es war auch Andrew Jackson, der die Amerikaner in seiner präsidialen Abschiedsrede vom 4. März 1837 warnte: „Meine Mitbürger, ihr müsst euch immer daran erinnern, dass die ewige Wachsamkeit durch das Volk der Preis der Freiheit ist – und dass ihr diesen Preis bezahlen müsst, wenn ihr euch der Freiheit Segen sichern wollt.“