Depression: Wenn uns Chemie den Kopf verdreht

Unsere Seelen werden immer kränker. Mit Psychopharmaka lockt ein Milliardenumsatz – trotz heftiger Nebenwirkungen und Ineffizienz. Doch es geht auch anders!

Heilung aus uns selbst: Der Placebo-Effekt ist wissenschaftlich erwiesen und oft wirkungsvoller als pharmazeutische Medikamente.

Heilung aus uns selbst: Der Placebo-Effekt ist wissenschaftlich erwiesen und oft wirkungsvoller als pharmazeutische Medikamente.

Die Vereinigten Staaten sind das kränkste Land der Welt, nimmt man die Gesundheitskosten als Maßstab. 2016 lagen die Ausgaben bei 3,35 Billionen Dollar, in Ziffern ausgedrückt: $ 3'350'000'000'000. Das ist ungefähr das Zehnfache von dem, was Deutschland aufwendet (Zahlen aus Europa finden Sie im Kasten). Besonders vielversprechend sind die Wachstumsprognosen bei den Psychopharmaka. Vor allem in den USA. Dort ist jeder sechste Einwohner mittlerweile auf Psychopillen. Vor fünf Jahren war es noch jeder Zehnte – zu heute also fast eine Verdoppelung. Bei den Senioren ab 60 Jahren schlucken 25 Prozent mindestens eine Seelentablette täglich, viele jedoch gleich mehrere verschiedene. Bezogen auf die Geschlechter greifen Frauen fast doppelt so häufig zu Psychopharmaka wie Männer: Jede fünfte Amerikanerin rückt ihren Gemütsproblemen inzwischen mit Chemie zu Leibe.

Davon abhängig werden sie alle. Genauso wie der übermäßige Schmerzmittelkonsum vor allem in den USA zu einer wahren Epidemie an Heroinsüchtigen geführt hat,1 nehmen immer mehr Menschen Psychopharmaka über Monate oder sogar Jahre ein. Forscher warnen eindringlich: „Die Erkenntnis, dass acht von zehn Erwachsenen ihre psychiatrischen Medikamente über lange Zeit hinweg schlucken, wirft Sicherheitsbedenken auf“, schrieb Studienleiter Thomas J. Moore vom Institute for Safe Medication Practices Ende 2016. „Wir müssen davon ausgehen, dass dieser Langzeitkonsum teilweise auch auf das Konto von Abhängigkeit und Entzugserscheinungen geht.“ Der Psychiatrieprofessor Mark Olfson von der Columbia Universität kommentiert Moores Erkenntnisse mit der Bemerkung, dies zeige vor allem, dass man heute vermehrt auf verschreibungspflichtige Medikamente setze, um ganz normalen emotionalen Stresssituationen zu begegnen.

Dass dies in den meisten Fällen kein bisschen hilft, ist mittlerweile wissenschaftlich belegt. Die Menschen werden medikamentensüchtig statt seelisch stabiler. Denn obwohl man immer mehr Psychopillen schluckt, ist in den USA die Selbstmordrate so hoch wie noch nie. Gemütsleiden sind zur zweithäufigsten Ursache für Arbeitsunfähigkeit geworden. Die Erklärung von Big Pharma und den großen Psychiatrie-Berufsverbänden ist einfach: Die Bevölkerung konsumiere eben noch viel zu wenig Psychopharmaka – eine fahrlässige Behauptung! Viele psychiatrische Medikamente haben schwerwiegende Nebenwirkungen, sie verstärken beispielsweise Depressionen, Angstzustände und aggressives Verhalten. Richtig gelesen: Sie fördern häufig, was sie eigentlich kurieren sollten. Das Gehirn wird nämlich durch diese chemischen Substanzen darauf konditioniert, ebensolche Gemütszustände als dauerhafte Verhaltensmus­ter einzubrennen. Kein Wunder also, dass laut Studien 85 Prozent aller Patienten, die Stimmungsaufheller einnehmen, in der Folge erst recht chronisch depressiv werden – und sich außerdem häufiger das Leben nehmen oder anderen Menschen Gewalt antun.2 Besonders gefährdet sind laut Forschern vor allem Jugendliche und Kinder. Trotzdem hatten Ärzte schon Zweijährigen Antidepressiva verschrieben, wie die britische Gesundheitswebseite wddty.com unlängst aufdeckte.

Zuckerpille statt Antidepressiva

Die Gefährlichkeit ihrer Produkte war den Pharmakonzernen schon bekannt, bevor die Medikamente überhaupt für den Markt freigegeben wurden. Dafür zuständig ist in den USA die Food and Drug Administration FDA. Vor wenigen Jahren hatte der Psychotherapeut Irving Kirsch die FDA unter Berufung auf das Informationsfreiheit-Gesetz gezwungen, die von der Pharmaindustrie eingereichten Papiere für die Zulassung ihrer Antidepressiva offenzulegen. Es stellte sich heraus, dass fast die Hälfte der Studien niemals publiziert worden waren, weil ihre Ergebnisse so verheerend ausgefallen sind. Der von Kirsch und seinem Team durchgeführte Studienvergleich ist der umfassendste seiner Art und kam schon 2008 zum Schluss: 82 Prozent der positiven Wirkung von pharmazeutischen Stimmungsaufhellern ist durch den Placebo-Effekt bedingt! Klinisch betrachtet ist der Unterschied zwischen der Wirkung einer Zuckerpille und Antidepressiva unerheblich, gerade mal 1,8 Punkte auf der Hamilton Depressionsskala. Zum Vergleich: Ausreichend Schlaf bringt bereits eine Verbesserung von sechs Punkten.

Nüchtern betrachtet sind Antidepressiva also kaum mehr als Placebos – deren Nebenwirkungen allerdings nicht eingebildet sind! Bei schweren psychischen Störungen mag der kurzfristige Einsatz von Psychopharmaka in psychiatrischen Einrichtungen vertretbar sein, doch zur Therapie einer landläufigen „Depression“ sind pharmazeutische Stimmungsaufheller bestimmt keine Lösung. Viel besser geeignet ist hierfür die Bach-Blütentherapie. Sie macht sich die Heilkräfte bestimmter Pflanzenblüten zunutze und kennt keinerlei Nebenwirkungen. Der englische Arzt Edward Bach hatte diese sanfte Behandlungsform ab 1930 speziell dazu entwickelt, um seelisches Leiden zu lindern und emotionale Blockaden zu überwinden.3

Doch auch um die Bach-Blüten macht die etablierte Medizin noch immer einen weiten Bogen. Da befasst man sich schon lieber mit Psilocybin, jenem Wirkstoff, der an sich uninteressante Pilze zu „magic mushrooms“ („Zauberpilzen“) macht. So zeigten Studien an Krebspatienten, dass bereits eine einzige Gabe dieser halluzinogenen Pilze dazu führte, ihre Beklemmung und Todesängste deutlich zu reduzieren. Und zwar weit besser, als pharmazeutische Stimmungsaufheller dies vermochten. Die Mehrheit der Versuchsteilnehmer beschrieb die Wirkung des Pilzes als eine der bedeutendsten Erfahrungen in ihrem Leben, die ihnen das Gefühl gab, alles im Dasein habe einen tieferen Sinn, sogar ihr Krebsleiden. Manche Patienten sagten zu­­dem, sich von Liebe getragen und mit allem eins zu fühlen. – Sie hatten also ein spirituelles Erlebnis, das sie tröstete.

Quellenangaben