Der inszenierte Rassissmus

Will man den Medien glauben, dann sind Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus und Rassismus Untugenden, welche gefährlich im Untergrund des Volkes gären. Doch entspricht das auch tatsächlich der Wahrheit? Einige Beispiele, wie die Medien aus ‘normalen’ Gewaltakten rassistisch motivierte Übergriffe machen und so den Eindruck viel größerer Fremdenfeindlichkeit erwecken, als der Realität entspricht.

Das Schüren von Rassenhaß ist nicht allein Rupert Murdochs Spezialität. „Machen die Medien den Extremismus erst salonfähig?" lautete die Überschrift eines Artikels, den Medienforscher Rainer Erb am 11. Dezember 1992 in Das Parlament ,der Zeitung des Deutschen Bundestages publizierte. Darin kam er zum Schluß, daß sensationelles Aufmachen von Aktivitäten „ausländerfeindlicher Gruppen" aufputschend wirke: „Es gibt eine Gruppe von Medienkonsumenten, die derartige Berichte regelmäßig, aufmerksam und mit Genugtuung verfolgen. Es sind die Täter und ihr Anhang... Medien verschaffen diesen Gruppen größere öffentliche Aufmerksamkeit und Bedeutung, als ihnen tatsächlich zukommt." Außerdem regten die Berichte zur Nachahmung an.

So sei es in der Branche bereits üblich geworden, daß Journalisten nachweisbar Jugendlichen Geld zahlen würden – damit sie mit dem‚ Hitler-Gruß‘ posieren. In der ‚Szene‘ sei bereits ein ‚fester Tarif‘ für die Gruselbilder entstanden. „War 1989/90 die Genehmigung noch für ein paar Dosen Bier zu haben, so liegen heute die geforderten und gezahlten Beträge bei mehreren hundert Mark."

Der sogenannte Rechtsextremismus, stellt Erbweiter fest, sei für die Medien ein „leichtes Thema". „Auf eine Reportage über Wirtschaftskriminalität hin können rechtliche Sanktionen und kostspielige juristische Auseinandersetzungen drohen. Aber bis heute ist kein Fall vorgekommen, daß sich Neonazis oder Skinheads gegen einen schlecht recherchierten Bericht juristisch zur Wehr gesetzt hätten."

Selbst Deutschlands große Fernseh-Illustrierte Hörzu meldete Mißtrauen an. „Setzt das Fernsehen Krawalle in Szene?" fragte das Blatt 1993 und berichtete: „Auch um spektakuläre Nachrichtenbilder wird der Konkurrenzkampf unter den Sendern immer härter. Die schlimmsten Auswüchse: es häufen sich Vorwürfe, daß Reporter und Kameraleute Gewaltszenen selbst noch anheizen." Dazu zitiert 

Ingold Deubel, den Solinger Oberstadtdirektor, mit den Worten: „Einzelne Medien haben Geld dafür bezahlt, daß Haßparolen gegrölt werden." Hörzu fährt weiter: „Gewalt und Haß gegen Geld. Reporter und Kameraleute als Anstifter. Solingen war kein Sonderfall. Schon bei den Unruhen in Rostock war von der Polizei ermittelt worden, daß TV-Reporter jungen Leuten 500Mark gezahlt hatten, damit sie in die aufgebauten Kameras ‚Heil Hitler‘ riefen. Bei Unruhen in Dresden hatte ein hoher Polizeioffizier mit angehört, wie ein Fernsehmann seinen Chef im Sender informierte: ‚Wenn wir an die Jugendlichen kein Geld zahlen, wie das andere Teams bereits gemacht haben, läuft hier nichts.‘" Sven Eggert hat in seinem Buch ‚So lügt das Fernsehen‘ über hundert TV-Manipulationen zusammengetragen. Besonders dreist wird im rechts-ideologischen Bereich gefälscht und gelogen.

Gutes Geld für Nazi-Mimen

Im April 1979 beispielsweise greift die Polizei (Staatsschutz) in einem Lokal in Berlin-Spandau drei junge Leute auf, die in verbotenen NS-Phantasiekostümen in Fernsehkameras lärmten. Bei der späteren Vernehmung erklärten die‚ Neonazis‘ dann, sie seien für ein Honorar von 250 DM zu diesem Aufzug veranlaßt worden. „Journalisten vom WDR (Westdeutschen Rundfunk) hätten diese Kleidung ausdrücklich verlangt und seien sogar selbst mit NS- Symbolen und -Zeitungen erschienen, um diese dann wirksam ins Bild zu setzen. Hintergrund: Die WDR-Mannschaft bereitete einen Bericht über ‚Neonazis‘ für die Sendung ‚Monitor‘ vor", schreibt Eggert.

Das Magazin Trans-Media berichtet in seiner Ausgabe Nr. 7/89, wieso ein Bestechungsfall zehn Jahre zuvor, also 1979, sogar einmal live über den Sender ging: „Eine Expertenrunde im WDR. Das Thema: ‚Rechtsradikale‘. Bevor Moderator Ivo Frenzel die Live-Diskussion eröffnet, wird ein Dokumentarfilmeingespielt. So heißt er wenigstens. Sein Titel ‚Neonazis in Berlin‘. Einem der Experten, dem Schweizer Wissenschaftler und Publizisten Dr. Armin Mohler, kommen die darin agierenden beiden Halbstarken ein wenig zu martialisch vor. Auf gut Glück pflaumt er, Bildschirme flimmert, den neben ihm sitzenden Autor des Films an: ‚Wieviel habt ihr denn diesen beiden Deppen fürs Nazi-Spielen gezahlt?‘ Der Angesprochene grinst und antwortet Mohler, den er offensichtlich für einen ‚vom Haus‘hält: ‚165Mark‘. Der Film ist zu Ende, der Live-Teil der Sendung beginnt. Und Mohler packt sofort aus, was er gerade gehört hat: Daß ein öffentlich-rechtlicher Sender zwei jungen Berlinern für das Mimen von Rechtsradikalen 165D-Mark gezahlt hat. Der Autor ist baff, wird rot, kann sich nicht einmal zu einem schwachen Dementi durchringen, sondern stöhnt lediglich hervor: ‚Ja, aber 165 für beide zusammen...‘".

 Februar 1983: Schock während der NDR Sendung‚ III nach Neun‘. Diskussionsrunde zum Thema Neonazismus. Plötzlich springt ein ‚NS Fanatiker‘ auf, stößt wüste Drohungen gegen ‚Rote‘ aus und geht dem Fernsehmoderator an den Kragen. Der ‚Nazi-Attentäter‘ live! Die Fernsehnation hält den Atem an. Schließlich müssen die Verantwortlichen zugeben, daß der Vorfall gestellt war. Ein Fernsehmitarbeiter hatte den ‚Rechtsradikalen‘ gespielt.

Mai 1983: Das Fernsehen zeigt das Theaterstück ‚Die Eichmann-Protokolle‘ des Umerziehungsjournalisten Jochen von Lang (richtiger Name: Piechocki. Bis zu Hitlers Ende 1945 war er im Reichspropagandaministerium als SS Durchhaltetrommler tätig). Mitten in der TV Ausstrahlung kommt es plötzlich zu ‚Nazi-Provokationen‘ aus dem Zuschauerraum. Es hagelt ‚antisemitische Parolen‘ und ‚NS‘-Sprüche. Die Schauspieler sind sichtlich geschockt. Millionen an den Fernsehschirmen sehen, wie Eichmann- Darsteller Werner Kreindl entnervt aufspringt und ‚aus Protest‘ die Bühne verläßt. Er stammelt in die Fernsehkameras: „Tut mir leid, ich kann nicht mehr." Der TV-Skandal, hervorgerufen durch ‚Neonazis‘, war perfekt.

Hunderte von Anrufen gingen daraufhin beim NDR ein. Radio Bremen vermeldete den ‚antisemitischen Eklat‘ gar in den Abendnachrichten. Wenig später entpuppte sich das ganze als Schwindel: Die Fernsehmacher gaben zu, zwölf Schauspieler im Auftrag des Senders unter das nichtsahnende Publikum gemischt zu haben, deren‚ spontane Zwischenrufe‘ geplant und genauestens einstudiert waren. Auch Darsteller Kreindl hatte zuvor vom Regisseur die genaue Anweisung bekommen, wann er ‚empört und entnervt‘ abzutreten habe.

September 1990: Die Frankfurter Allgemeine Zeitung überrascht mit folgender Meldung: „Bei Feiern zur deutschen Einheit liegen den Sicherheitsbehörden Hinweise vor, daß Fernsehteams aus aller Welt gegen Bezahlung Tips aus der Chaotenszene erhielten, um extremistische Aktionen filmen zu können. Der ‚Preis‘ für einen ‚fernsehgerechten Auftritt‘ rechter Extremisten mit Singen des Horst-Wessel-Liedes und Hitlergruß beispielsweise betrage 2‘000 D-Mark."

1992 zeigte der Kölner Sender RTL in seiner Sendung Explosiv Skinheads mit erhobenem rechtem Arm vor einem Kriegerdenkmal in Dresden. Dem Zuschauer sollte einmalmehr die sogenannte ‚rechte Gefahr‘ vor Augen geführt werden. Auch diese Filmszenen waren gestellt, wie sich später zeigte. Der 22jährige Skinhead Dirk Hanske, der teilgenommen hatte, packte später aus: „Der Reporter Tobias Becker hat uns für den Hitlergruß Bier ausgegeben und uns 1000 Mark versprochen." Dazu muß angefügt werden, daß Explosiv die gestellten Bilder bereits Monate zuvor gedreht hatte und sie dann wahllos im Zusammenhang mit den Ereignissen von Rostock zeigte.