Eingehüllt in den Klang der Sphären

Die Schwingungen der Planeten erzeugen bis in unsere Zellen hinein wunderbare Musik. Dank einem Schweizer Forscher können wir diese Harmonie der Sphären sowohl hörbar als auch für unser Wohlergehen nutzbar machen.

„Die ganze Schöpfung bildet in der Anordnung der Gedanken und des Geistes ebenso wie der stofflichen Wesen eine wunderbare Symphonie. Alles wird durch gegenseitige, unauflösliche Beziehungen gehalten und verbunden, alles bildet ein zusammenklingendes Ganzes. Alles, was besteht, ist belebt und beseelt, weil alles miteinander verknüpft und verbunden ist. Es gibt kein Gestirn, das nicht ein lebendiges Wesen wäre, das nicht eine Seele hätte. Die Seele der Gestirne ist die Ursache ihrer Bewegungen und der Zuneigung, welche die Gestirne untereinander vereinigt. Sie erklärt die Regelmäßigkeit der Naturerscheinungen. Gott treibt immer Geometrie.“

Johannes Kepler (1571–1630)

„Alles ist Zahl.“ So sprach Pythagoras von Samos. Er lebte vor gut zweieinhalb Jahrtausenden und gilt als einer der größten Mystiker und Philosophen der griechischen Antike. Man nennt ihn auch den „Vater der Wissenschaft“.1 Pythagoras lehrte, dass durch die Bewegungen der Himmelskörper im Weltenäther Töne in einem harmonischen Zusammenspiel erklingen – einen kosmischen Akkord bilden. Diese fürs menschliche Ohr nicht hörbare „Sphärenmusik“ durchdringt und beeinflusst uns dennoch: Der Makrokosmos, das Universum, erklingt im Mikrokosmos, dem Menschen. Jeder Planet, so Pythagoras, erzeuge seinen eigenen Ton. Viel später errechnete der im antiken Alexandria lebende Astronom und Mathematiker Claudius Ptolemäus (ca. 90–160 n. Chr.) sogar die Tonintervalle zwischen den Planeten, die den Abständen der Himmelskörper und ihren verschiedenen Umlaufgeschwindigkeiten entsprechen:

  • Erde-Mond = Ganzton,
  • Mond-Merkur-Venus = je ein Halbton,
  • Venus-Sonne = drei Halbtöne,
  • Sonne-Mars = ein Ganzton,
  • Mars-Jupiter-Saturn = je ein Halbton,
  • Saturn-Fixsterne = drei Ganztöne.
Die Schwingungen der Planeten erzeugen bis in unsere Zellen hinein wunderbare Musik.

Die Schwingungen der Planeten erzeugen bis in unsere Zellen hinein wunderbare Musik.

Plotin (203–270 n. Chr.), ein weiterer Philosoph aus Alexandria und der Gründer des Neuplatonismus, lehrte seine Schüler ebenfalls: „Alle Musik, wie sie auf Melodie und Rhythmus beruht, ist der irdische Stellvertreter der himmlischen Musik.“ Davon waren auch arabische mystische Strömungen wie der Sufismus in Zeiten überzeugt, als in unseren Breitengraden noch das „dunkle“ Mittelalter mit Inquisition und Kreuzzügen herrschte. Der deutsche Astronom Johannes Kepler nahm diesen Gedanken auf und legte in seinem berühmten Werk Harmonice mundi („Harmonik der Welt“) von 1619 dar, dass die Gesetze der Astronomie im Prinzip dieselben seien wie diejenigen der Musik, weil beide vom gleichen göttlichen Urheber erschaffen wurden. Keplers Modell geht ebenfalls von einem harmonisch geordneten Kosmos aus, dessen Himmelsbewegungen sich durch Zahlenverhältnisse darstellen lassen. Der Astronom schrieb: „Gib dem Himmel Luft, und es wird wirklich und wahrhaftig Musik erklingen. Es gibt eine ‚geistige Harmonie‘, an der reine Geistwesen und in gewisser Weise auch Gott selbst nicht weniger Genuss und Ergötzen empfinden als der Mensch mit seinem Ohr an musikalischen Akkorden.“

Die Vorstellung von einer Sphärenmusik fasziniert gleichermaßen Künstler. So schrieb Gustav Mahler über die Achte Sinfonie, welche er für sein wichtigstes Werk hielt: „Denken Sie sich, dass das Universum zu tönen und zu klingen beginnt. Es sind nicht mehr menschliche Stimmen, sondern Planeten und Sonnen, welche kreisen.“ Mahlers monumentale Komposition trägt ihren Beinamen „Sinfonie der Tausend“ also nicht allein deshalb, weil sie so viele Musiker beansprucht. Und auch Goethe dichtete in seinem Prolog zu Faust: „Die Sonne tönt nach alter Weise in Brudersphären Wettgesang.“

Gemäß der biblischen Schöpfungsgeschichte war am Anfang das Wort – also Klang. Gibt es tatsächlich einen Schöpfungston? Viele metaphysischen Forscher sind davon überzeugt. Auch Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie. In seinen Berliner Vorträgen von 1908 sagte er: „Sie wissen, die Planeten bewegen sich mit ganz bestimmten Geschwindigkeiten um die Sonne. Aber auch diese bewegt sich, und es ist diese Bewegung, wie auch die der Planeten, welche von den okkulten Astronomen genau erforscht worden war. Die Forschung hat ergeben, dass die Sonne sich um einen geistigen Mittelpunkt bewegt und dass die Bahnen der Planeten Spiralen sind, deren Richtlinie die Sonnenbahn ist. Die Geschwindigkeit, womit die einzelnen Planeten ihre Bahnen vollziehen, stehen zueinander in ganz bestimmten, harmonischen Verhältnissen, und es stellen sich diese Verhältnisse als Töne für den Hörenden zu einer Symphonie zusammen, welche durch die Pythagoreer als Sphärenmusik bezeichnet wurde. In der pythagoreischen Schule wird also mit Recht von einer Sphärenmusik gesprochen, man kann sie mit geistigen Ohren hören.“

Steiner erklärte an einfachen Beispielen die ordnende Kraft des Klangs: „Wir können bei diesen Betrachtungen noch auf ein anderes Phänomen hindeuten. Wenn Sie eine dünne Messingplatte nehmen, sie möglichst gleichmäßig mit feinem Staube bestreuen und mit einem Fiedelbogen diese Platte streichen, dann wird nicht nur ein Ton hörbar, sondern es ordnen sich die Staubpartikelchen in ganz bestimmten Linien an. Da bilden sich allerlei Figuren, dem Tone entsprechend. Der Ton bewirkt eine Verteilung der Materie, des Stoffes. Das sind die bekannten Chladnischen Klangfiguren. Als der geistige Ton durch das Weltall erklang, ordnete er die Planeten in ihren Verhältnissen zueinander zu einer Sphärenharmonie. Was Sie im Weltenraume ausgebreitet sehen, das hat dieser schaffende Ton der Gottheit angeordnet. Dadurch, dass dieser Ton in den Weltenraum hineintönte, gestaltete sich die Materie zu einem System, dem Sonnen- und Planetensystem. So ist auch der Ausdruck ‚Sphärenharmonie‘ nicht ein geistreicher Vergleich; er ist Wirklichkeit.“

Geist gebiert Materie

Folglich müssen die Schwingungen der Himmelskörper auch unser persönliches Wesen beeinflussen; schließlich ist alles mit allem verbunden und „alles im Fluss“ – Pantha Rei, wie es der Vorsokratiker Heraklit aus Ephesos schon vor zweieinhalb Tausend Jahren so treffend ausdrückte.

So haben Visionäre durch alle Zeiten hindurch in der kosmischen Ordnung auch den Auftrag an uns Menschen erkannt, nach derselben Harmonie in uns selbst und untereinander zu streben: Wie im Großen, also auch im Kleinen – wie oben so unten. Der berühmte Dirigent Bruno Walter etwa sagte mit ausdrücklicher Berufung auf Pythagoras, die spirituell verstandene Sphärenharmonie sei eine für „reicher veranlagte Naturen“ durchaus erreichbare Realität.

Die Rhythmen der Planeten – ihre Klänge – können uns in diesem geistigen Streben helfen. „Alles Leben ist Rhythmus“, schrieb einst Rudolf Steiner, und Nikola Tesla2 , Finder der freien Energie, erklärte nüchtern: „Wenn ihr die Geheimnisse des Universums verstehen wollt, denkt in Begriffen wie Energie, Frequenz und Vibrationen.“ Quantenphysiker sagen schlicht: Alles im Weltall schwingt.

Der Arzt und Ayurveda-Experte Deepak Chopra beschreibt in seinem Buch Die Heilende Kraft, wie sich Materie manifestiert: „Alle Quanten bestehen aus unsichtbaren Schwingungen – einer Art schemenhafter Energie, die darauf wartet, eine physische Form anzunehmen. Laut Ayurveda trifft dies auch auf den menschlichen Körper zu. Dieser entsteht zunächst in Gestalt intensiver Quantenfluktuationen, bevor er sich zu Energieimpulsen und Materieteilchen verdichtet.“

Grobstofflichkeit ist demnach nichts weiter als unvorstellbar verdichtete Feinstofflichkeit: nämlich Energie. 1984 erhielt der Atomphysiker Carlo Rubbia den Nobelpreis, weil er mit einer mathematisch berechenbaren Naturkonstanten belegen konnte, dass eine Milliarde Energieteilchen nötig sind, um daraus ein einziges Materieteilchen zu bilden! Mit anderen Worten: Wir sind tatsächlich Lichtwesen (egal, wie dicht und schwerfällig wir uns auch fühlen mögen). Rubbias Entdeckung bestätigt denn auch die jahrtausendealte asiatische Medizin, wonach Krankheiten im physischen Körper erst auftreten, wenn lange zuvor bereits Disharmonien und Blockaden im Energiesystem des Menschen vorliegen. Diese Lebensenergie wird von feinstofflichen Energiezentren über das Meridiansystem im ganzen Körper verteilt. Man nennt sie Chakras (das Sanskritwort für „Rad“). Ist der Körper gesund, drehen sich alle Chakras gleichmäßig. Ist ein Körperteil/ Organ verstimmt oder krank, dreht sich das Chakra-Rad nicht mehr richtig und als Folge dieser Energieblockade die anderen auch nicht mehr. Die Harmonie des Körpers ist gestört, der Energiefluss unterbrochen.

Bestimmte kosmische Urschwingungen können nun im Körper Resonanzen erzeugen, die den Energiefluss wieder öffnen. Solche Urtöne sind die Schwingungen der Planeten. Werden sie als Klänge hörbar gemacht, entfaltet sich ihre Heilkraft verstärkt. Nicht nur Deepak Chopra ist überzeugt, dass „Musik die Harmonie wiederherstellen, die Elemente und Kräfte ausgleichen kann, die Basis der Struktur von Information und Energie“.

Quellenangaben