Kirche ohne Zukunft, heißt das Zukunft ohne Kirche?

Ist das Konzept 'Kirche' gescheitert? Oder stützt sich das kommende 'Zeitalter des Glaubens' wieder auf eine Institution namens Kirche? Und falls ja – wie würde diese Kirche der Zukunft aussehen?

Ist das Konzept 'Kirche' gescheitert? Oder stützt sich das kommende 'Zeitalter des Glaubens' wieder auf eine Institution namens Kirche? Und falls ja – wie würde diese Kirche der Zukunft aussehen?

Kann es sein, daß Sie beim Gedanken, daß uns im neuen Zeitalter eine neue Religion, ja, womöglich eine neue Kirche erwartet, nicht gerade einen Luftsprung machen, sondern eher die Faust in der Tasche? Hatten wir denn nicht genug davon in den letzten zweitausend Jahren, und sind nicht gerade heute gewisse Religionen der Zündstoff für weltbedrohende Konflikte? Und nun noch einmal alles von vorn? 'Danke, kein Bedarf', mögen Sie knurren, und ich verstehe Sie nur zu gut.

Die Kirche - und nun sprechen wir von der christlichen – hat ihre Macht mißbraucht, sie hat die Lehren Jesu' teilweise bis zur Unkenntlichkeit verzerrt, sie hat willkürlich die weibliche Hälfte der Menschheit vom Dienste ausgeschlossen, und sie hat zu gewissen Zeiten eine Gewaltherrschaft geführt, schlimmer als alle kommunistischen Regimes zusammen. Inquisition und Hexenverfolgung sind nur zwei 'Leichen' aus ihrem Keller - von vielem wissen wir heute gar nichts mehr. Beispielsweise, daß auf den privaten Besitz einer Bibel im Mittelalter die Todesstrafe stand, und daß ganze Städte niedergemetzelt wurden, wenn sie sich nicht genau an die päpstliche Doktrin hielten.

Und da reden wir von einem neuen Zeitalter und wollen den alten, sauer gewordenen Wein in neue Schläuche füllen? Wenn das mal keine Bauchschmerzen gibt!

Die Sache hat nur einen Haken: Der Mensch ist von Natur aus und Geburt auf ein religiöses Wesen. Re-ligio heißt Rückbindung, und jeder Mensch ist eine Zelle im Körper Gottes. Wie könnte er dann nicht seinen Ursprung – Gott – suchen wollen? Jede Herzflamme – die Dreifaltigkeit im Menschen – wurde aus der Flamme im Herzen Gottes hervorgezogen. Sie ist also ein Teil von Gott – wenn auch gegenwärtig auf Geschäftsreise oder so ähnlich! Religion, Glaube, Gottverbundenheit ist also eine ebenso natürliche 'Zutat' im Menschen, wie der Herzschlag selbst, oder der Lungenatem, oder sein Identitätsgefühl.

Daher kann jemand, der diesen Rückbezug abgeschnitten hat, niemals wirklich, von tiefstem Herzen glücklich werden. Seine Herzflamme droht zu ersticken in seiner inneren Leere. Entziehen Sie einer Flamme die Luft, und sie geht aus!

Heute leben wir in einer Übergangszeit. Die bestehenden Kirchen verdorren. Es ist, als ob alles ‚Wasser', das sie ausschenken, nicht erneuert würde. Die Menschen kommen mit genauso durstiger Seele aus dem Sonntagmorgengottesdienst, wie sie hineingegangen sind. Und statt sich auf die mystischen Inhalte der allegorischen Lehren zu besinnen, biedert sich die Kirche in ihrem Todeskampf an, läßt Rockmusik von der Empore hämmern und läßt von der Kanzel weichgespülte Predigten über die Gemeinde plätschern, ohne die Ecken und Kanten der Wahrheit, die manchmal weh tut. Millionen von Menschen bezeichnen sich als 'Christen', ohne irgend etwas für ihren Glauben zu tun. Und Millionen von Menschen suchen nach geistiger Nahrung in Buchhandlungen und auf esoterischen Messen, in Seminaren und Vorträgen, in Ashrams und am Fuß der großen Bäume – nur weit, weit weg von einer Kirche. Denn, so sagt sich der Sucher nicht zu Unrecht – Erkenntnis und Kirche, oder gar Erleuchtung und Kirche schließen sich heutzutage aus.

Und dennoch leben wir in einer sehr bedeutungsvollen Zeit, was Religion und Kirche angeht. Gegenwärtig wird nämlich von wenigen, treuen Seelen der Boden bereitet für das, was die Religion der kommenden zweitausend Jahre sein wird. Sie wird mit dem, was uns die letzten zweitausend Jahre boten, nicht viel gemein haben. Sie mag sich auf christlichem Fundament befinden, und wird dennoch dereinst alle Menschen dieses Planeten umfassen. Schon oft haben wir erwähnt, daß Konkurrenz im Himmel nicht existiert. Die großen Religionsgründer wie Krishna, Buddha Gautama, Jesus Christus, die großen Weisen wie Lao Tse und Konfuzius, Pythagoras und Platon nährten sich alle an derselben ewigen Quelle der Wahrheit, und der Bewußtseins- und Entwicklungsstand des Volkes, das sie lehrten, bestimmte, welche Aspekte davon sie betonten. Jede Zeit hat ihre Avatare, und Jesus – oder Mohammed – waren nicht die letzten, die sich auf Erden verkörperten, um die Menschen aus ihrem dunklen 'Jammertal' hinaufzuführen auf den Berg der Erkenntnis und Freiheit.

"Wahrheit macht frei" sagt ein geflügeltes Wort. Unwissenheit und Ignoranz – also das Nicht-wissen-wollen – sind die Hauptursache für die Qualen und Leiden der Menschheit.

Also haben sich immer und immer wieder – mindestens alle fünfhundert Jahre – große Seelen freiwillig auf den Weg gemacht, eine unwillige Menschheit zu lehren. Auch heute gibt es – wie schon mehrfach erwähnt – mehr als ein großes Wesen, das sich verkörpert hat und in verschiedenen Teilen der Welt an der Erhebung der Menschheit arbeitet. Und auch unsere Zeit hat ihren Avatar. Wenn diese Großen nicht ganz im Verborgenen wirken, so sind sie auch heute dem Spott und der Verfolgung, der Undankbarkeit und der Ablehnung ausgesetzt – nicht anders, als es den vielen großen Geistern vor ihnen auch erging.

Die Menschheit wurde also niemals von der Quelle abgetrennt – außer, sie wählt es so.