Wir Menschen fühlen uns in den Strahlenarmen der Sonne geborgen und wohl. Kein Wunder: Sind wir doch Kinder der Sonne! Doch genau das scheinen wir vergessen zu haben. Es ist daher höchste Zeit, dass wir uns wieder daran erinnern und uns mit unserer Quelle verbinden.
Womit haben Sie sich heute befasst? Mit welchen Energien waren Sie konfrontiert? Auf welche Wellenlängen, welche „Sender“ waren Sie eingestellt? Haben Ihnen diese gutgetan oder nicht? Wenn nein, waren Sie möglicherweise auf die „Sender“ des Mainstreams eingestimmt, die fast ausschließlich Streitereien, Aufruhr und Disharmonie übermitteln? Haben Sie sich deswegen wieder mal Sorgen gemacht und Ihren inneren Frieden verloren? Und falls Sie nun feststellen, dass Sie aktuell immer noch unter dem Einfluss dieser „Sender der Hölle“ stehen, dann stellen Sie diese jetzt sofort ab und wechseln stattdessen auf die äußerst harmonischen „Sender“ der Sonne! Drehen Sie diese auf, denn sie strahlen sehr feine Wellen aus, die wir Menschen aufnehmen können und aus denen wir alles Notwendige für unser Wohlbefinden, unser Glück und unsere Zuversicht, unsere Gesundheit und sogar zum klaren Verständnis der Dinge schöpfen können. Sie wissen nicht, wie Ihnen die Sonne in diesen verrückten Zeiten genau helfen soll? Tatsächlich haben heute die wenigsten Menschen eine wahre innere Verbindung mit der Sonne – wäre dem so, stünde es definitiv besser um unseren Planeten! Um innerlich dauerhaft mit der Sonnenenergie verbunden zu sein und ein „sonnenhaftes Bewusstsein“ zu entwickeln, müssen wir die Sonne als das betrachten, was sie wirklich ist. Lassen Sie uns also auf die Suche nach einigen Antworten gehen.
Um Seelenfrieden zu finden, begeben sich viele Menschen in kalte Kirchen oder Tempel, knien vor Ikonen oder Heiligen-Statuen nieder. Die Kontemplation und Anbetung der Sonne aber finden sie anormal. Kann denn in von Menschen geschaffenen Werken tatsächlich mehr Trost und Lichtsegen gefunden werden als in der Sonne, diesem warmen Lichtquell, dessen zärtliche Strahlenumarmung das Herz jedes Menschen berührt, der es zulässt? Viele Leute scheinen nicht zu bedenken, dass ohne die Sonne kein Mensch mehr am Leben wäre. Ja, wir Menschen benötigen nicht nur physische, sondern auch geistige Nahrung – und diese Letztere ist es, die uns mit Glauben und Hoffnung füllt, uns Zuversicht und inneren Frieden bringt. Doch die Quelle für diese geistige Nahrung ist – mehr als alles andere – die Wärme und das Licht der Sonne! Diese Lichtnahrung benötigen unsere spirituellen Körper (unser Mental-, Emotional- und unser ätherischer Körper), um gesund und lebendig zu sein. Wir haben alle diese Erfahrung gemacht: Stehen wir im Sonnenlicht, fühlen wir uns automatisch motivierter, beschwingter und leistungsfähiger. Der Grund ist, dass durch die Sonneneinstrahlung in unserem Körper ein regelrechter Cocktail aus den Glückshormonen Serotonin, Dopamin und Noradrenalin ausgeschüttet wird. Warum also nicht ganz bewusst mit der Sonne zusammenarbeiten, auf täglicher Basis, egal, ob sie scheint oder nicht, und Sonnen-Yoga praktizieren? Nein, es geht hier nicht darum, irgendwelche Stellungen einzunehmen und Körperübungen durchzuführen. Sonnen-Yoga heißt ursprünglich Surya-Yoga („Surya“ ist Sanskrit und bedeutet Sonne) und ist die Praxis der morgendlichen Sonnenmeditation. Es geht dabei um das innere Betrachten der Sonne, die äußere Anschauung ist hierfür nur ein Hilfsmittel. Die Sonne, das Zentrum unseres Sonnensystems, erinnert uns dabei an unser eigenes Zentrum, das mehr oder weniger verborgen in jedem Menschen liegt. Sonnen-Yoga macht uns dieses Zentrum nicht nur neu bewusst, sondern unterstützt uns auch enorm dabei, mit diesem inneren Zentrum – das in Wahrheit unsere eigene innere Sonne ist – in Verbindung zu treten.
Es war der Weise und geistige Lehrer Omraam Mikhaël Aïvanhov, der das Wissen und die Bedeutung von Sonnen-Yoga in den 1960er bis 1980er Jahren hier bei uns im Westen bekannt gemacht hat. Dementsprechend ist die Sonne im irdischen Bereich das Sinnbild der Gottheit, deren fassliche, sichtbare Erscheinung. Während die Menschen zu Zeiten der griechischen Hochkultur den Sonnengott Helios verehrten und im alten Ägypten die Sonne in Form von Re oder Ra lange Zeit als die oberste Gottheit priesen, war im alten Indien Surya eine der Hauptgottheiten. Interessant ist, dass der indische Name sowohl in der männlichen als auch in der weiblichen Form existiert. Denn alles Leben wird von der Sonne in ihrem männlichen Aspekt gezeugt oder ausgeatmet und in ihrem weiblichen Aspekt am Leben erhalten. Surya ist die Quelle von Leben, Licht und aller Energie im Kosmos. Die Silbe „Su“ bedeutet „das Gute“, Surya bedeutet „das Gute, das strahlt“. Es ist also kein Wunder, dass Menschen zu allen Zeiten und in allen Kulturen die Sonne verehrten. Obwohl im modernen Hinduismus die Anbetung der Sonne an Bedeutung verloren hat, wird dort immer noch täglich das Gayatri-Mantra zu ihrer Ehre gesungen: „Lasst uns die Macht dieser Göttlichen Sonne anbeten, die Gottheit, die alle erleuchtet, alles neu erschafft, aus der alles hervorgeht, zu der alle zurückkehren und die wir anrufen, um unser Verstehen bei unserem Vorwärtsschreiten zu Seinem Heiligen Sitz auf den rechten Weg zu führen.“ Doch wer in unserer heutigen westlichen Welt denkt am frühen Morgen noch daran, seine Aufmerksamkeit in Liebe und Dankbarkeit auf die Sonne zu richten, ihre Sonnenstrahlen, ihr Licht bewusst in sich aufzunehmen, um daraus Kraft und Energie für den ganzen Tag zu schöpfen? Wie weit wir uns von der Göttlichen Quelle doch entfernt haben! Wir haben schlicht vergessen, dass in der materiellen, irdischen Welt die Sonne das Tor, die Verbindung zum Göttlichen, der Mittler ist, der uns Gott finden lässt.
In seinen Vorträgen sprach Omraam Mikhaël Aïvanhov über die verschiedenen Formen des Yoga, die letztlich alle ein Weg sind, um Gott zu finden und eins mit Ihm zu werden.1 „Jede Religion hat ihre Yogalehre, selbst das Christentum. Die Christen haben seit jeher Gebet, Kontemplation, Selbsthingabe und Gottesliebe geübt. Das ist der vorherrschende Aspekt der christlichen Religion. In Indien nennt man dies Bhakti-Yoga, Yoga der Hingabe an das Göttliche, die Praxis der Anbetung, der geistigen Liebe“, sagte Aïvanhov seinen Schülern. Während sich die Christen auf diesen einen Pfad beschränkt haben, gibt es in der fernöstlichen Kultur zahlreiche weitere Wege – denn nicht allen menschlichen Naturen entspricht der Weg der Christen.
Jnani-Yoga, der Yoga der Erkenntnis, eignet sich für den, der für Geistes- und Denkarbeit geschaffen ist. Menschen wiederum, die einen starken Willen haben, sich aufopfern möchten, ihre Kräfte einsetzen, arbeiten und dienen möchten, gehen den Pfad des Karma-Yoga – es ist der Yoga des Wirkens und Handelns, der Erfüllung von Aufgaben, ohne auf Entgelt oder Belohnung zu warten. Für jene, die sich selbst meistern, ihre niederen Triebe und Neigungen zügeln wollen, gibt es den Raja-Yoga: Durch Konzentration und Selbstbeherrschung gelangen auch sie zu Gott und werden zu „Königen“ ihres eigenen Reiches (denn „Raja“ bedeutet König). Der Yoga des Lichts heißt Kriya-Yoga: Seine Anhänger richten ihr Denken auf das Licht, befassen sich mit dessen Geheimnissen, hüllen ihr Wesen in Farben ein, um sie in sich aufzunehmen und auf die Umwelt auszustrahlen. Die bei uns im Westen bekannteste Yogaform ist schließlich der Hatha-Yoga, für jene, die sich zu Körper-Übungen hingezogen fühlen und alle möglichen Stellungen einnehmen mögen (Indisch: Asanas). Laut Aïvanhov gründen diese Übungen auf der genauen Kenntnis der Zentren (Chakren), welche durch die entsprechenden Körperhaltungen angeregt werden. Eine sehr gute Körperbeherrschung und große innere Ruhe und Stille sind die Voraussetzung, um diesen Pfad erfolgreich gehen zu können – ausgerechnet Eigenschaften, über die wir hier im Westen nicht unbedingt verfügen, weshalb Aïvanhov diesen Weg für uns Westler auch nicht empfiehlt. Denn würden die Übungen nicht absolut korrekt ausgeführt, könne dies sogar körperlichen und seelischen Schaden zur Folge haben. Es gibt noch weitere Yogaformen: Agni-Yoga, der Yoga des Feuers, wo man sich auf das innere Feuer – den Gottesfunken im eigenen Herzen – konzentriert, diesen inwendig zum Aufflammen bringt und mit ihm arbeitet, oder Shabda-Yoga, der Yoga des Wortes, der auf dem Sprechen von Mantras zu bestimmten Zeiten und in unterschiedlicher Lautstärke beruht. Er stützt sich auf die Macht des Wortes.
Über all diesen ehrenswerten Yoga-Praktiken jedoch steht gemäß Aïvanhov der Surya-Yoga – denn er vereine sämtliche Yogas in einem einzigen. Wer Surya-Yoga praktiziere, entwickle sich zu einem allseitig entwickelten Menschen und lebe in Fülle, so der Eingeweihte. Und wenn Sie nun daran denken, wie schön es ist, im warmen Sonnenlicht zu baden, dann sollte es auch nicht so schwierig sein, der Sonne dafür Ihre Liebe und Wertschätzung zu schenken. Es ist der erste Schritt, wie Sie sich Ihrem eigenen Zentrum nähern können, Ihrem Höheren Ich und damit Ihrer eigenen inneren Sonne.
Tatsächlich weilt unser höheres, lichtverklärtes, Göttliches Ich schon jetzt in der Sonne, obgleich wir uns dessen nicht bewusst sind, da sich unser Verstehen auf die grobstoffliche Sinnesebene beschränkt. Die Gebets- und Meditationsarbeit, die vorzugsweise beim Sonnenaufgang durchgeführt wird, hat somit zum Ziel, den Kontakt zwischen dem niederen und dem Höheren Ich wiederherzustellen und eine Verbindungsbrücke zwischen ihnen zu errichten. Denn solange der Mensch auf der niedrigsten Stufe seines Ichs lebt, irrt er sich, unterliegt er den Illusionen – der sogenannten Welt der Maya – und erlebt sich als ein von Gott getrenntes Wesen. Er verstrickt sich in Streitereien, Zwietracht, Hass, Neid und Eifersucht und all den anderen missliebigen menschlichen Eigenschaften. So lange, bis er sich eines Tages entschließt, den Weg zurück zur Quelle zu gehen (was die eigentliche Bedeutung von Re-ligio ist). „Solange ihr euch von der mechanistischen Philosophie beeinflussen lasst, solange ihr denkt, dass die Sonne weder zu euch sprechen noch euch helfen kann, verschließt ihr euch den Weg der Entwicklung. Ihr müsst verstehen, dass alles lebendig ist, dass sich durch alles, was wir sehen, eine Intelligenz manifestiert, dass die Sonne Intelligenz, Leben, lebendiges Licht ist … Dann spricht sie plötzlich zu euch. Sie hat mir schon viele Dinge enthüllt, weil ich sie genau als das betrachte, was sie ist, das heißt als einen außergewöhnlich hohen Geist, schön, groß, mächtig, intelligent … sodass alles neben ihr verblasst! Versucht, ihr Fragen zu stellen und ihr werdet sehen, dass sie euch antwortet“, erzählt der Weise.
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