Carter war ein Präsident, der seinem Land Prosperität und Frieden bescherte. Dennoch stellten ihn die Medien als den größten Versager in der amerikanischen Geschichte dar.
Kurz nachdem Carter gewählt worden war, präsentierte die Presse ihn auf Bildern als Reinkarnation eines Messias, als jemand, so Lloyd deMause, „der Amerika zu einer tausendjährigen Neugeburt führen würde – einfach durch seine Gegenwart, ohne viel Dazutun unsererseits“. Natürlich, er befand sich ja noch in der Phase des ‚Honeymoons‘!
Im September seines ersten Präsidentschaftsjahres begann seine Beliebtheit in den Umfragen zu sinken – die Medienbilder hatten mittlerweile zur Phase des ‚Zerbröckelns‘ gewechselt. Als Anlaß wurden Bert Lances Schwierigkeiten mit den Banken genommen. Diese hatten absolut nichts mit Carters Regierungsgeschäften zu tun, doch, so deMause, „nachdem die Presse die Bedeutung der Affäre genügend übertrieben hatte, war Carter für die Kolumnisten ein ‚politischer Stümper, dessen in Scherben gegangenes‘ Image das Präsidentenamt selbst in ‚gefährlich geschwächtem Zustand‘ erscheinen ließ.“
Zwar ist bekannt, daß jeder US-Präsident im Laufe der ersten beiden Amtsjahre an Popularität einbüßt – doch Carters Beliebtheit sank weit schneller als üblich und die Sprache und Bilder der Medien waren zunehmend beherrscht von Furcht vor seiner wachsenden Schwäche.
In den Medien wurde immer allgegenwärtiger das Bild des ‚impotenten‘ Präsidenten portiert – während in Tat und Wahrheit seine Amtsführung innenpolitisch höchst erfolgreich war. deMause: „Je mehr die ökonomischen Daten sich nach oben bewegten – 1977 gab es einen Rekord, 4 Millionen neue Arbeitsplätze – desto unfähiger erschien Carter in der öffentlichen Meinung.“
Je friedlicher Carter in der Außenpolitik agierte, und je mehr er die im Wahlkampf gegebenen Versprechen einlöste – z.B. das Aushandeln des Panamavertrages, Entspannungspolitik gegenüber Rußland, Verminderung der US Truppen in Südkorea, Camp David-Abkommen im Nahen Osten – desto mehr wurde er beschuldigt, ein „im Ausland wirkungsloser Führer zu sein“. Das Magazin The New Republic bemerkte dazu: „Im Zweifelsfall immer auf Carter.“ Es fällt schwer, eine Zeitung zu finden, einheimisch oder ausländisch, ohne den Refrain aufzuschnappen Europäer sehen Carter als schwachen, ahnungslosen Führer... ‚Unser ineffektivster Nachkriegspräsident‘... Momentan braucht man nicht darüber nachzudenken, was zu tun sei. Man sagt einfach „Carter kann nix und alle nicken.“
Wie immens die Macht der Medien ist, unsere Gefühlslage mitzubestimmen (welch andere meinungsmanipulierenden Maßnahmen sonst noch angewendet werden mögen, wollen wir im Augenblick beiseitelassen) zeigt die Tatsache, daß im Augenblick, da es Amerika objektiv wunderbar ging – die Arbeitslosigkeit befand sich auf niedrigstem Stand seit fünf Jahren, die Inflation hielt sich in Grenzen, und die Produktion expandierte äußerst stark – das Time Magazine in einem Überblick zur Lage der Nation herausfand, daß eine Mehrheit der Amerikaner das Gefühl hatte, „Amerika stecke in ernsthaften Schwierigkeiten“ (‚The Trouble Is Serious‘). Vom April 1978 zum April 1979 stieg laut Time die Zahl jener, die glaubten, Amerika ‚stecke in großen und ernsthaften Schwierigkeiten‘ von 41 auf 64 Prozent an. – Nichts davon war real!
Einigen wenigen Reportern fiel dieses Paradoxon immerhin auf. Bernard Gwertzman schrieb zum ‚Paradox in der Außenpolitik‚ in der New York Times: „Carter klagt, er bekomme weniger Unterstützung statt mehr, wenn die Beziehungen zur Sowjetunion problemloser werden.“
Psychohistoriker deMause erklärt dieses Phänomen mit der Schuld, die oft bei Menschen auftaucht, denen es ‚zu gut‘ geht. Manche erwarten dann geradezu eine Finte des Schicksals, die sie wieder ins Unglück stürzt. Sicherlich spielen massenpsychologische Gefühle eine Rolle. Doch wie würde ein Mensch empfinden, der sein ruhiges Leben auf einer Farm in Montana lebt, ein gutes Auskommen hat und keine Medien konsumiert? Würde er wirklich den Präsidenten als schwach und das Land als in einer Krise empfinden? Würde er überhaupt so weiträumig empfinden und denken? Werden solche Erwartungen also nicht erst durch die Meinungsmache, sprich Manipulation größter und seriös wirken der Massenmedien verursacht? Magazine wie Time und Newsweek werden ebenso wie die Nachrichten der großen TV-Senderketten von den meisten Leuten als Verkünder der Wahrheit wahrgenommen. (Mit Boulevardblättern mag dies anders sein, aber nicht mit den sogenannt seriösen Medien.)
Was soll das Volk von seinem Präsidenten halten, wenn ein Blatt wie Newsweek verkündet, Carter befinde sich jetzt, „da sich Amerikas Fall beschleunigt, auf dem Weg nach unten“. Oder wenn die New York Times am selben Tag zwei Artikel veröffentlicht, die beide den Rücktritt des Präsidenten fordern, da er „der schwächste und unfähigste Präsident seit Martin van Buren“ sei, während im anderen Artikel ein Psychiater schreibt, Carter brauche psychiatrische Behandlung. DeMause: „Spekulationen über Carters Geisteszustand sprossen wie die Pilze. Als Carter eines Tages einfach eine Rede verschob, die er der Presse angekündigt hatte, führte die nicht weiter begründete Absage zu der weltweiten Spekulation, Carter sei verrückt geworden. Seine für Termine zuständige Sekretärin mußte Journalisten versichern, ,Carter sei gesund, Herr der Lage und wisse, was er tue.‘(...)Man phantasierte, sowohl Carter als auch die Nation seien auf dem Weg ‚verrückt‘ zu werden, so gespalten waren wir zwischen unserer friedlichen äußeren Situation und unserem ‚zusammengebrochenen‘ inneren Zustand.“
Im Sommer 1979 hatten einige Zeitschriften die Schlagzeile „Der Sommerwahnsinn“ und James Reston begehrte in einem so überschriebenen Artikel (‚The Summer Madness‘) zu wissen, warum genau in diesem Moment „Washington einen Nervenzusammenbruch habe.“ Wohlverstanden: Es gab absolut nichts Reales, das eine solche Verfassung weder für den Präsidenten, noch die Hauptstadt, noch sein Land oder Volk nahegelegt hätte. NICHTS! Das Ganze war ein Medien-Phantasiegebilde. Zu welchem Zweck?
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