Indigo-Kinder: Von neuen Hirnen und blauen Auren

Zweifellos verfügen die sogenannten Indigo-Kinder über auffallend starke geistige Fähigkeiten. Sie zu verklären, ist jedoch fragwürdig. Was ist dran am Mythos um diese spirituellen Kinder des neuen Zeitalters?

Tippi Degré – das Mädchen, das mit den Tieren spricht – macht in Europa Furore. Ein Kind, das furchtlos auf wilde und gefährliche Tiere zugeht und mit ihnen spielt – eines der neuen Kinder?

Tippi Degré – das Mädchen, das mit den Tieren spricht – macht in Europa Furore. Ein Kind, das furchtlos auf wilde und gefährliche Tiere zugeht und mit ihnen spielt – eines der neuen Kinder?

Bisweilen muten die Vorgaben des sogenannten ‘New Age’ doch recht seltsam an und es scheint immer häufiger angebracht, die aus dieser Bewegung resultierenden Aussagen einmal in einem kritischeren Licht und vor allem von einem mehr geerdeten Standpunkt aus zu betrachten. Beobachtungen und Ereignisse der letzten Jahre, aber vor allem in den letzten Monaten haben mich dazu angehalten, die ‘Verherrlichung’ der ‘Indigo-Kinder’ doch einmal in Frage zu stellen und zu schauen, mit wem haben wir es da bei unserer ‘neuen Jugend’ zu tun? Schließlich sind unsere Kinder die Zukunft dieses Planeten.

Um es mit den Worten Khalil Gibrans zu sagen: „Unsere Kinder sind nicht ‘unsere’ Kinder. Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst. Sie kommen durch uns, aber nicht von uns. Und wir dürfen ihnen unsere Liebe geben.“ Das aber gilt für alle Kinder.

Turbo-Hirne

In der Tat, eine deutliche Veränderung des Menschen-geschlechts ist in den letzten 30 Jahren nicht vom Tisch zu wischen. Die Menschen werden intelligenter und gleichzeitig auch intuitiver. Aber ist das etwas besonderes? Oder ist es vielmehr eine Entwicklung, die normal ist, also einen ganz natürlichen Ursprung hat? Oder ist es ein ‘Geschenk der Götter’, die uns einen Gefallen tun möchten, weil wir uns in den letzten 2000 Jahren so bewährt haben in unserer Bewußtseinsentwicklung und auf dem Gebiet der Kindeserziehung? Oder handelt es sich schlicht um die Wirkungen der von uns gesetzten Ursachen? Möglicherweise spielen alle Faktoren eine Rolle, was es leider nur komplizierter macht. Unseren Beobachtungen nach ist genau das der Fall.

Der Münchner Psychologe Henner Ertl drückt es populärer aus: „Wenn der Entwicklungsprozeß in dem Tempo weiter geht, leben bereits in 50 Jahren völlig andere Menschen. Sie empfinden anders. Sie denken anders. Sie reagieren anders.“ Wie kommt er zu dieser Behauptung?

Die Mitarbeiter der Gesellschaft für Rationelle Psychologie (GRP) vermessen seit über zwei Dekaden alle fünf Jahre rund viertausend Deutsche nach allen Regeln der Kunst: Auf standardisierten ‘Testparties’ werden EEG und EKG, Hautwiderstand und Atemfrequenz, Pupillengröße, Blutdruck, Muskelspannung und andere psycho-physiologische Parameter ermittelt, gespeichert und miteinander verglichen. Daraus wird nach einem komplizierten Modus der sogenannte Erregungs- Indexerrechnet, die Grundlage für die Langzeit-Studien der GRP.

Den Versuchsleitern fiel bereits in den Siebzigern auf, daß es „im Sinnesbereich des Riechens und des Schmeckens plötzlich einen extremen Einbruch gab. Das Gehirn hat sich sozusagen ein neues Limit gesetzt und sich geweigert, Reize zu verarbeiten, die unter diesen Limits lagen.“ Minimale Veränderungen, doch Anfang der Achtziger geriet das Gehirn auf breiter Front ins Grübeln: „Plötzlich waren alle Sinne beeinträchtigt. Das Gehirn weigerte sich bei einem Großteil der Reize, in Aktion zu treten. Es wurde immer schwieriger, die entsprechenden Zentren innerhalb der Gehirnrinde zu stimulieren.“ Und diese Entwicklung beschleunigt sich.

Das Gehirn organisiert sich neu

Professor Heinz Wässle vom Frankfurter Max-Planck- Institut bestätigt diesen Trend: „Das Gehirn organisiert sich neu. Es verarbeitet bestimmte Informationen an anderen Stellen, hat seine rhythmischen Muster, das Zusammenspiel der Nervenzellen, geändert und speichert Inhalte anders ab als früher.“ Über Turbo-Hirne verfügen (laut GRP) Personen, die nach 1949 geboren sind, und verschärft die Kinder ab dem Jahrgang 1965. Ihre Hirne schalten schneller, sie können Informationen parallel verarbeiten, das neue Gehirn ist „gleich-gültiger“ gegenüber Emotionen und verfügt über eine erhöhte Dissonanzbereitschaft. Henner Ertl: „Früher hätte man diese Fähigkeit als Schizophrenie bezeichnet. Heute ist es normal.“

Ebenso, daß die zerebrale Sensibilität jährlich um etwa ein Prozent abnimmt, während gleichzeitig und weltweit die Kinder immer klüger werden. Ob die dramatischen Veränderungen nur auf Umwelteinflüsse zurückzuführen sind (Modifikationen), der Preis für mehr Wissen und die tägliche Informations-Überflutung ist, oder sogar mit den großangelegten Schutzimpfungen seit den 60er Jahren in einen Bezug zu bringen sind, ist an dieser Stelle noch unklar. Es wird sich auch hier zeigen, daß das eine nicht vom anderen zu trennen ist und es zu einer Verflechtung dieser Einflüsse kommt.

Die rechtshirnige Welt der Bilder dominiert, Mythos und Magie feiern ein Comeback, Kult-Prozesse dominieren, Interaktionen, Simulation und Stimulation sind gefragte Güter. Und während sich unsere Kultur immer weiter in diese polyphrenen Dimensionen katapultiert, unterstützt das Marketing kräftig eine Generation, die die Wirklichkeit an den Medien mißt und diese Medienwirklichkeit nur als „Mischform fiktiver Fakten und faktengestützter Fiktion“ kennt, während in den Schulen das genaue Gegenteil praktiziert wird: Nämlich linkshirnige Le(e)hrmethoden für stark rechtshirnig orientierte Kinder.

Weitgehend optische Reize werden in einem bestimmten Areal, der sogenannten Gehirnrinde verarbeitet. Dabei wurden die Reize bisher mit entsprechenden Gefühlen gekoppelt, das Gesehene quasi moralisch bewertet.

Diese ‘neuronalen Brücken’ fehlen inzwischen(!). Um überhaupt noch Gefühle hervorzurufen, brauchen Jugendliche immer größere Kicks in immer kürzeren Abständen: Technomusik, Video-Clips, Computerspiele und Risiko- Sportarten kommen diesem Bedürfnis entgegen – dem normalen Leben fehlt der Thrill.

Dazu die Biophysiologin Sherry Dingmann vom Marist College: „Der linke cerebrale Cortex ist spezialisiert auf die Verarbeitung von Sprache und abstrakten Funktionen, wie die Umsetzung eines Textes in ein geistiges Bild. Der rechte cerebrale Cortex ist spezialisiert auf die Prozeßverarbeitung von visuellen Bildern, beispielsweise von Videos. Und je schneller und intensiver die visuellen Informationen sind, um so mehr verarbeitet die rechte Gehirnhälfte.“

Soweit einmal die Beobachtung aus wissenschaftlicher Sicht. Die Frage ist nun: Was hat eine Veränderung der Gehirne in die oben erwähnte Richtung verursacht? Welche Einflüsse sind dafür konkret verantwortlich, ein Gehirn dazu zu bringen, Sinnesorganfunktionen zu verändern, ja in der Zukunft möglicherweise zugunsten sich komplett neu entwickelnder Sinne ganz wegzumutieren? Ist eine Entwicklung in die nun bereits vorgegebene Richtung tatsächlich wünschenswert? Und heißt das Ergebnis dann: ‘Indigomenschen’ oder gar modifizierte Menschen?

Alles Indigo, oder was?

Was ist ein Indigokind? Ein Indigokind ist ein Kind, dem man eine Reihe neuer und ungewöhnlicher psychologischer Merkmale zuweist, und welches Verhaltensmuster an den Tag legt, die im allgemeinen von früheren Forschungen her nicht belegt sind. Die Muster kennzeichnen Faktoren, die so einzigartig zu sein scheinen, daß sie Eltern und Lehrern einen absoluten Kurswechsel beim Umgang mit diesen Kindern und deren Erziehung abverlangen, wenn man ihnen helfen will, ihr inneres Gleichgewicht zu finden und Frustration zu vermeiden. Man gibt an, daß sich die Indigos aus den Reihen der Hyperaktiven und Hypoaktiven rekrutieren oder zu solchen werden können. Indigos haben, so heißt es, direkteren Zugang zu den in uns wohnenden intuitiven Kräften. Sprich, sie können sich ohne Mühen telepathisch verständigen, besitzen geradezu hellsichtige Fähigkeiten und sind insgesamt sehr kreativ veranlagt. Sie zeichnen sich durch ein starkes Selbstwertgefühl aus, haben nicht nur eine schnelle Auffassungsgabe und sind spirituell interessiert, sondern zeigen auch ein gewisses rebellisches bis manchmal fast anti-soziales Verhalten.

Weshalb nennt man sie Indigokinder? Indigo ist die Farbe im aurischen Feld, besser bioenergetischen Informationsfeld des Menschen, die bei diesen Kindern wahrgenommen wird.

Betrachtet man nun die Ergebnisse des GRP und die Beschreibung für Indigokinder, stellt man Deckungsgleichheit fest. Die Eigenschaften entsprechen sich, und besonders die Feststellung, daß die neuen Gehirne ‘gleich-gültiger’ funktionieren ist eine sehr interessante Aussage, da sie sich in der Tat nach den Kriterien des Wassermannzeitalters sehr gut zuordnen läßt. Wir finden diese Beschreibung in der Astrologie in der Charakteristik für typische uranische, also durch das Sternzeichen Wassermann geprägte Eigenschaften wieder. Man könnte sogar sagen, daß seit den Fünfziger Jahren betont wassermännische Kinder geboren wurden, die immer mehr diese Eigenschaften aufweisen. Aber das ist eine Zeiterscheinung und gilt für alle Kinder. Wo also sind die Indigos? Sind sie noch spezieller als die ohnehin schon seit 50 Jahren veränderte Jugend?